Seat Tarraco im Test: Wie gut ist das spanische Mittelklasse-SUV?

Der Seat Tarraco ist das größte Fahrzeug der spanischen VW-Tochter. Wie gut ist das Mittelklasse-SUV? ADAC Test plus Video, Motoren, technische Daten, Crashtest-Ergebnis und Preise
Mittelklasse-SUV mit Front- oder Allradantrieb
Mit Diesel- und Benzin-Motoren von 110 bis 180 kW
Konkurrenten: Honda CR-V, Peugeot 5008, Škoda Kodiaq und VW Tiguan Allspace
Im ADAC Test: Der 2.0 TDI in Topausstattung mit Allrad und DSG
Bei Seat ging es Schlag auf Schlag. 2016 kam der Ateca, 2017 der Arona, Anfang 2019 rollte der Seat Tarraco zu den Händlern. Das dritte SUV in der Modellpalette der Spanier ist 4,74 Meter lang, 1,84 Meter breit und 1,66 Meter hoch – und damit fast exakt so groß wie ein VW Tiguan Allspace oder ein Škoda Kodiaq. Kein Wunder: Der Tarraco basiert auf der gleichen Konzern-Plattform und läuft auch in Wolfsburg vom Band.
Das Karosseriedesign entspricht nach wie vor der aktuellen Mode, die Leuchten an Front und Heck sowie das Interieur machen den Tarraco sofort als Produkt der spanischen VW-Tochter erkennbar. Auch am Steuer stellt sich sofort das gewohnte Gefühl ein, ein Modell aus dem VW-Konzern vor der Einführung unbeleuchteter Slider und verschachtelter Menüs zu fahren: Sitze und Sitzposition, Heizung, Klimatisierung und Infotainment-Funktionen – alle Bedienelemente sind am rechten Platz.
Die meisten Funktionen sind in einem Touchscreen gebündelt, der weit oben auf der Mittelkonsole angebracht und damit sehr gut zu sehen und zu erreichen ist. Es gibt auch zwei Drehregler für Lautstärke und Scrollen – perfekt für die Bedienung.
Im ADAC Test: Der stärkere Tarraco 2.0 TDI

Drei Motoren in fünf Leistungsklassen werden für den Seat Tarraco angeboten. Die zwei Benziner haben 1,5 und 2,0 Liter Hubraum, leisten 150, 190 und 245 PS. Die beiden 2,0-Liter-Diesel sind mit 150 und seit Herbst 2020 mit 200 statt vorher 190 PS ausgestattet, das maximale Drehmoment blieb gleich. Optional zur 6-Gang-Handschaltung ist für die schwächeren Benziner- und Diesel-Versionen jeweils auch ein Doppelkupplungsgetriebe (DSG) erhältlich, bei den stärkeren Varianten ist es Standard.
Das Plug-in-Aggregat aus 1,4-Liter-Benziner und E-Motor, das es auf 245 PS brachte, ist inzwischen wieder aus dem Tarraco-Konfigurator und den Preislisten verschwunden. "Aufgrund des weiterhin anhaltenden Halbleitermangels und der sehr schwierigen Teileversorgung sind bei der Marke Seat die e-Hybrid-Modelle frühestens zum Modelljahreswechsel im Juni 2023 wieder bestellbar", so die Auskunft im Online-Chat der Spanier.
Im ADAC Test trat 2019 noch der 2.0 TDI mit 190 PS an. Diese Version wirkt aufgrund ihres Drehmoments am souveränsten, auch wenn man das Gaspedal beim Anfahren recht kräftig drücken muss, damit sich der große SUV in Bewegung setzt. Die volle Kraft von 400 Nm liegt zwischen 1750 und 3250 Umdrehungen an, also fast über das gesamte im Alltag genutzte Drehzahlband. Die Laufkultur ist ordentlich.
Das Siebengang-DSG wechselt die Gänge unauffällig und komfortabel. Dank der im Ölbad laufenden Kupplungen funktioniert auch die Kriechfunktion angenehm – Doppelkupplungsgetriebe mit trockener Kupplung arbeiten oftmals ruckartig und unharmonisch. Bei Bedarf lassen sich die Gänge auch über Lenkradwippen oder – in der manuellen Gasse – über den Wählhebel durchschalten.
Testverbrauch Tarraco TDI: 7,2 l Diesel/100 km
Im ADAC Ecotest kam der Diesel-Tarraco auf einen Durchschnittsverbrauch von 7,2 Liter Diesel pro 100 Kilometer und auf 227 Gramm CO₂ pro Kilometer. Das reicht nur für bescheidene acht von 60 möglichen Punkten in diesem Bereich. 37 von maximal 50 Punkten waren im Bereich Schadstoffe drin. Das ist ein noch gutes Ergebnis, aber heute unter modernen Dieseln keine Glanzleistung. Letztlich kommt der Tarraco damit nur auf zwei von fünf möglichen Ecotest-Sternen.





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Großzügiger Innenraum im Mittelklasse-SUV

Bei der Fahrwerksabstimmung haben die Entwickler darauf geachtet, einen ausgewogenen Kompromiss zwischen Komfort und Sportlichkeit zu finden. Die Unterschiede zwischen den Modi der adaptiven Dämpferregelung DCC (Comfort, Normal und Sport) sind spürbar, aber nicht sehr ausgeprägt. Mit der leichtgängigen, aber genügend präzisen Lenkung lässt sich der Tarraco zielsicher auch über kurvige Landstraßen dirigieren.
Die Platzverhältnisse sind vorn und hinten klassenüblich gut. Selbst hinten Sitzende kommen bis zu einer Körpergröße von 1,95 Meter bequem unter. Dank der geteilt klappbaren, längsverschiebbaren und neigungsverstellbaren Rückbank schneidet der Tarraco für ein SUV richtig gut ab. Gegen 870 Euro Aufpreis sind darüber hinaus zwei Sitzplätze in der dritten Reihe erhältlich. Die sind allerdings nur sehr mühsam zu erreichen und schon der enge Weg dahin macht klar, dass sie nur für Kinder geeignet sind.
Das Kofferraumvolumen beträgt nach ADAC Messmethode gut 445 Liter. Entfernt man die Gepäckraumabdeckung, passen bis zum Dach 645 Liter oder zwölf handelsübliche Getränkekisten hinein.
Der Allrad-Tarraco überrascht im Gelände

Erstaunlich ist, was der Seat Tarraco im Gelände alles kann. Die Allradversion erklimmt starke Steigungen, meistert schräge Böschungen und überwindet Steine und Geröll. Wobei seine Entwickler zugeben, dass die Offroad-Talente für die wenigsten Kunden von Belang sind.
Schon in der Basis-Ausstattungslinie Style gehören LED-Frontscheinwerfer und LED-Rückleuchten zur Ausstattung. Das separate Abbiegelicht leuchtet das Umfeld bei Abbiegesituationen vorbildlich aus. Gegen Aufpreis ist ein Fernlichtassistent an Bord, der aber nur auf- und abblenden kann; partielles Abblenden wie bei Matrix-LED-Scheinwerfern ist nicht möglich.
An Assistenzsystemen hält der Tarraco serienmäßig den Spurhalte-Assistenten und den Front Assist mit City-Notbremsfunktion bereit. Dazu die automatische Distanzregelung ACC bis 210 km/h, die Müdigkeitserkennung und die Einparkhilfe hinten. Inzwischen (Stand März 2023) hat Seat dem Tarraco unter anderem serienmäßig ein frisches Media-System mit 8,25 Zoll großem Farb-Touchscreen, digitalem Radioempfang und zwei USB-C-Schnittstellen spendiert. Neue Extras sind eine beheizbare, Infrarot-reflektierende Frontscheibe, ein beheizbares Lenkrad oder ein Navi mit 9,2 Zoll großem Display und Online-Infotainment-Funktion.
Seat Tarraco: technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive DSG Xcellence |
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Motor/Antrieb | 4-Zylinder-Turbodiesel, 1968 cm³, 140 kW/190 PS (jetzt 147 kW/200 PS), 400 Nm bei 1750 U/min |
Fahrleistungen | 8,0 (jetzt 7,8) s auf 100 km/h, 210 km/h Spitze |
Verbrauch (NEFZ) | 5,6 l Diesel/100 km, 141 g CO₂/km (jetzt laut WLTP 6,5 l und 169 g) |
Maße | L 4,74 / B 1,84 / H 1,66 m |
Kofferraum | 760 – 1775 l |
Preis | ab 50.370 € (jetzt Xperience), Baureihe ab 36.350 € |
ADAC Messwerte (Test von 2019)
ADAC Messwerte (190-PS-Version, Auszug) | Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive DSG Xcellence |
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Überholvorgang 60-100 km/h | 5,4 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 36,3 m |
Wendekreis | 11,9 m |
Verbrauch / CO2-Ausstoß ADAC EcoTest | 7,2 l Diesel/100 km, 227 g CO₂/km (well-to-wheel) |
Reichweite | 830 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 65,8 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1860 / 690 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 445 / 825 / 1450 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive DSG |
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Karosserie/Kofferraum | 2,4 |
Innenraum | 1,9 |
Komfort | 2,2 |
Motor/Antrieb | 1,9 |
Fahreigenschaften | 2,4 |
Sicherheit | 1,6 |
Umwelt/EcoTest | 3,8 |
Gesamtnote | 2,4 |
Das hat uns gefallen: Variabler Innenraum mit viel Platz. Verschiebbare Rückbank. Umfangreiche Ausstattung. Kraftvoller Dieselmotor. Sicheres Fahrverhalten. Hohe aktive und passive Sicherheit.
Das hat uns nicht gefallen: Hoher Verbrauch. Bremsweg nur durchschnittlich. In der Stadt unhandlich.
SUV: Gefahren und bewertet
Der ADAC hat noch viele weitere SUVs und Geländewagen unter die Lupe genommen:
Audi Q2: Die Premium-Alternative
Audi Q3: So gut ist der Kompakt-SUV aus Ingolstadt
Dacia Duster: Schlichtheit in Perfektion
Fiat 500X: Mit italienischem Charme
Honda CR-V: Weltweiter Bestseller
Hyundai Kona Elektro: Wenn Reichweite zählt
Jaguar E-Pace: Wenn es etwas nobler sein darf
Opel Grandland X: Auch Opel kann SUV
Range Rover Evoque: Daten, Fakten, Infos zum Edel-SUV
Suzuki Jimny: Sympathischer Geländefloh
Škoda Karoq: Die clevere Alternative
Toyota RAV4: Wieder als Hybrid-Version
Volvo XC40: Der Schwede im ADAC Auto- und Crashtest
VW T-Cross: Volkswagens erster Mini-SUV
VW T-Roc: Eine Nummer kleiner als der Tiguan
Der Seat Tarraco im Crashtest
Der Seat Tarraco erreicht volle 5 Sterne und übertrifft die dafür erforderlichen Punktzahlen zum Teil deutlich – er ist ein sehr sicheres Fahrzeug. Das Fahrzeug ist mit Gurtkraftbegrenzern, Gurtstraffer, Kopfairbags sowie optischen und akustischen Gurtwarnern in der ersten und zweiten Sitzreihe ausgestattet. Für die vorderen Plätze sind zusätzlich Seitenairbags verbaut. Die Beine des Fahrers werden zusätzlich mit einem Knieairbag geschützt.
Der Insassenschutz ist sehr gut, das Verletzungsrisiko ist durchweg gering bis sehr gering, lediglich beim Heckcrash ist das Verletzungsrisiko der Halswirbelsäule für Insassen der zweiten Sitzreihe mittel. Es sind ISOFIX-Halter an den äußeren hinteren Sitzplätzen und am Beifahrersitz montiert mit i-Size-Kennzeichnung. Der mittlere Sitz hinten und der Beifahrersitz sind für gegurtete Kindersitze geeignet. Die dritte Sitzreihe jedoch ist für Kindersitze so gut wie ungeeignet. Der Frontairbag auf der Beifahrerseite ist deaktivierbar.
Hier finden Sie den ausführlichen Crashtest des Seat Tarraco.