Test Elektro-SUV Nio EL7: Hoher Preis, viel PS, Luxus im Überfluss
Der Nio EL7 tritt in der Klasse der luxuriösen Elektro-SUVs an. Ein Elektroauto aus China im XL-Format mit enormer Leistung und exklusiver Ausstattung. Ob er seinen hohen Preis wert ist, erfahren Sie hier. Test, Daten, Reichweite.
Das erste elektrische Premium-Luxus-SUV aus China
Fahrzeug im Abo, mit Miet- oder Kaufbatterie
Akkuwechsel-Stationen als Besonderheit
Auf dem chinesischen Markt ist Nio im Premium-Segment ganz vorne mit dabei und hat Audi, BMW und Mercedes weit hinter sich gelassen. Das Kräfteverhältnis sieht hierzulande aber ganz anders aus. Ausländische Premiummarken tun sich in Deutschland traditionell schwer – man denke nur an Lexus, Infiniti oder Jaguar, die kaum eine Rolle (mehr) spielen. Auch die Modelle von Nio verkaufen sich extrem schlecht. Technisch beurteilt sind die Fahrzeuge aber in Teilen sehr beeindruckend. Und das gilt eigentlich für alle Modelle der Marke: für die Limousine ET5, den ET5 Kombi, das kleine SUV EL6, den großen EL8 und für die Luxus-Limousine ET7 allemal.
Da lohnt sich ein genauer Blick auf den Nio EL7.
Gemeinsame Technikplattform
Der Nio EL7 teilt sich mit dem ET7 die Technikplattform. Das heißt, in beiden Fällen beherbergt der Unterboden eine mächtige Batterie mit entweder 75 oder 100 kWh Energie. Die Leistung der Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse summiert sich hier wie dort auf 480 kW bzw. 653 PS. Das Design des EL7 ist gefällig, Verarbeitung sowie Komfort sind auf Premium-Niveau, und die Ausstattung so umfangreich, dass den Kunden der deutschen Konkurrenz die Tränen kommen.
Elektroauto Nio EL7: Die Charme-Offensive
Schon vor dem Einsteigen werden Fahrer und Mitfahrer vom EL7 mit technoidem Charme umgarnt. Das beginnt beim Schlüssel, der nicht einfach ein funktioneller Schlüssel, sondern vor allem ein smoother Handschmeichler ist. Das Erlebnis geht weiter an der Tür, die dem Passagier quasi seine "Hand", den Türgriff, entgegenstreckt. Damit sich der Schließmechanismus öffnet, genügt eine leichte Berührung an der Innenseite des Griffs. Lautlos elektrisch zieht sich die Tür auch zu, wenn sie anschließend nur angelehnt und nicht richtig eingerastet ist. Als würde man diskret von einem Butler begleitet.
Beim Entern des Sitzes erklingt eine niedliche kindliche Stimme, die den Passagier freudig willkommen heißt. Die Stimme stammt von dem kugeligen Sprachassistenten auf der Mitte des Dashboards. Rufname Nomi. Er oder sie blinzelt mit den Augen, als hätte er/sie genau auf diesen Augenblick gewartet. Unterdessen sind im Hintergrund längst alle Systeme automatisch hochgefahren. Einen Start-Stopp-Knopf gibt es nicht. Automatikwahlhebel auf Drive – und das freundliche Vorgeplänkel hat erst mal ein Ende.
Elektro-SUV mit 653 PS Leistung
Sanft und seidig setzt sich das fast fünf Meter lange SUV in Bewegung. So gut wie kein Geräusch ist wahrnehmbar. Selbst Steinchen einer befahrenen Schotterstraße verursachen keine Störgeräusche, das verhindern die schaumgedämmten Radhäuser des EL7. Es herrscht vollkommene Ruhe. Sobald aber jemand ein bisschen mit dem Gas-, pardon, Elektro-Pedal spielt, kommt Bewegung in die Bude. Man spürt unmittelbar und mit Macht die 850 Nm Drehmoment.
Es kostet fast ein wenig Überwindung, den Fuß mit Nachdruck gen Bodenblech zu senken. Dann wird's nämlich brutal. Der Schub ist absurd, die Körperspannung der Insassen erhöht sich um ein Vielfaches. Nio gibt für den Sprint von 0 auf 100 km/h eine Zeit von weniger als vier Sekunden an. Das will man glauben – auch ohne in den Fahrmodus Sport+ für maximale Kraftentfaltung geschaltet zu haben.
Federleicht fühlt sich der Nio EL7 dennoch nicht an. Hier spürt man jederzeit Masse und Gewicht. Den ADAC Ausweichtest besteht der EL7 aber problemlos. Das 2,4 Tonnen schwere Dickschiff verhält sich dabei zwar sicher, aber träge und wenig präzise. Das elektronische Stabilitätsprogramm arbeitet sensibel und effektiv. Dass dabei dennoch nicht allzu viel Fahrspaß aufkommt, liegt neben dem trägen Einlenkverhalten und der ausgeprägten Wankneigung auch an der gefühllosen und indirekt übersetzten Lenkung.
Die Federung macht größtenteils einen guten Job. Der Hersteller beschreibt sie als intelligente Luftfederung mit kontinuierlich elektronisch geregelter Dämpfung. Besonders im innerstädtischen Verkehr dürfte das Fahrwerk allerdings sensibler auf Unebenheiten reagieren. Hier machen sich die großen 20-Zoll-Räder mit ihrem hohen Eigengewicht negativ bemerkbar. Auf Landstraßen und Autobahnen zeigt sich das Fahrwerk schluckfreudiger und hält die meisten Fahrbahnschäden von den Insassen fern. An den erhabenen Federungskomfort der deutschen Konkurrenz kommt der Nio aber nicht heran.
Das Elektroauto Nio EL7 in Bildern
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Nomi: Nerviger Sprachassistent
Dafür bringt sich Sprachassistent Nomi permanent in Erinnerung. Gern mit Ermahnungen, dass der Fahrer zu schnell unterwegs oder unkonzentriert bei der Sache sei. Den Fahrer nervt's. Doch Nomi lässt sich auch den Mund verbieten: "Hey, Nomi, sei still", versteht die Knutschkugel aufs Wort. Nicht so verständig zeigt Nomi sich bei Adresseingaben für die Navigation. Der Hersteller sagt, das Problem sei bekannt, und man arbeite mit Hochdruck an der Optimierung. Auch Nomi verspricht, das alles noch zu lernen.
Bei Nomis Geschick, Gestik und Mimik verschiedenster Art darzubieten, mögen Fahrer und Passagiere keinen Optimierungsbedarf erkennen. Nomi schunkelt, wenn man Musik einschaltet, rollt mit den Augen und schwitzt, wenn man das Gaspedal durchdrückt. Insgesamt 200 verschiedene Gesichter kann Nomi auflegen. Im chinesischen Riesenreich sind es 250 interaktive Emojis. Es dauert also eine Weile, bis man alle Facetten von Nomis Persönlichkeit erfahren hat.
Ähnlich wie bei Tesla-Modellen werden bei Nio nahezu alle Fahrzeugfunktionen über den zentralen Touchscreen gesteuert. Zudem bietet der EL7 ein zusätzliches Kombiinstrument, allerdings ist die verwendete Schrift recht klein und damit nicht ideal ablesbar. Die Menüstruktur des Bediensystems erschließt sich einem nicht auf Anhieb, und selbst nach längerer Zeit benötigt man für die Suche nach selten verwendeten Funktionen lange. Wer vermutet beispielsweise das Einklappen der Außenspiegel unter dem Menüpunkt "Fahren"? Tadellos sind hingegen die grafische Darstellung und die Reaktionsschnelligkeit auf Eingabebefehle des Displays, das zudem gut erreichbar platziert ist.
Unter dem Strich attestieren die ADAC Ingenieure dem Nio EL7 ein hohes Ablenkungspotenzial hinsichtlich der Bedienung. Dieses Kapitel verdient kein Ruhmesblatt.
360-Grad-Blick in den Innenraum des Nio EL7
Dafür sind Platzverhältnisse und Komfort gut bis sehr gut. Hinter den auf Knopfdruck neigungsverstellbaren Rücksitzlehnen lassen sich laut ADAC Messung 460 Liter Gepäck verstauen. Nutzt man den Stauraum bis zum Dach hoch, erweitert sich das Volumen auf 680 Liter. Alternativ kann man im Kofferraum auch bis zu zwölf Getränkekisten unterbringen. Unter Ausnutzung des kompletten Raums hinter den Vordersitzen sind bis zu 1580 Liter verfügbar.
Die Beinfreiheit im Fond ist mehr als großzügig, sie würde theoretisch bis zu einer Körpergröße von 2,20 Metern reichen. Allerdings limitiert die Kopffreiheit die Personengröße auf rund 1,90 Meter, hier wirkt sich das serienmäßige Panorama-Glasschiebedach negativ aus. Wer es sich auf dem Beifahrersitz bequem macht, stellt fest, dass nicht nur eine Massagefunktion, sondern auch eine Schlafposition nebst Auflage für die Unterschenkel geboten wird. Wie in der Business-Klasse im Flugzeug – nur dass die Beinfreiheit im EL7 gefühlt noch größer ist. Der Fahrersitz lässt sich jedenfalls für bis zu zwei Meter große Menschen zurückschieben.
Assistenten teils unzuverlässig
An erwähnenswerten Sicherheitsfeatures gibt es einen Zentralairbag zwischen den Vordersitzen, adaptive LED-Nebelscheinwerfer mit Kurvenlicht, Querverkehrswarnung vorn und hinten sowie die Hardware für zukünftiges autonomes Fahren, darunter eine hochpräzise GPS-Positionierungseinheit sowie hochauflösende Kameras, Radar und Lidar zur Objekterkennung bei Nacht.
Die weiterentwickelte Software und die Freischaltung für das autonome Fahren fehlen aktuell freilich noch. Aber selbstverständlich gibt es einen schlauen Tempomaten mit assistierter Querführung und aktivem Fahrspurwechsel, wie er auch in einer ganzen Reihe von Modellen anderer Hersteller schon im Einsatz ist. Insgesamt verfügt der EL7 über 33 Sensoreinheiten.
Allerdings funktionieren die Fahrerassistenzsysteme erstaunlich unzuverlässig. So zeigte die Verkehrszeichenerkennung des Öfteren falsche Geschwindigkeitslimits an, die adaptive Geschwindigkeitsregelung bremste wiederholt ohne ersichtlichen Grund ab, und der Lenkassistent griff mitunter recht barsch ins Lenkrad ein. Auch der Aufmerksamkeitsassistent geht etwas übereifrig zu Werke.
ADAC Autotest: Das steckt hinter den Ergebnissen
Die ADAC Autotest-Ergebnisse beruhen auf akribischen Messungen: Mehr als 300 Prüfpunkte untersuchen die Testingenieure des ADAC Technikzentrums in Landsberg am Lech. Vom Platzangebot über die Sicherheit bis hin zum Schadstoff- und CO₂-Ausstoß reicht die Bandbreite.
Reichweite im Ecotest: 420 Kilometer
So beeindruckend die Kraftentfaltung des Nio EL7 auch ist: Wie jeder weiß, wird ein Akku blitzartig leer gesaugt, wenn das Leistungspotenzial des elektrischen Antriebs auch nur annähernd ausgeschöpft wird. Das ist auch beim 100-kWh-Akku des Nio EL7 nicht anders. Im ADAC Ecotest kam der EL7 auf einen Verbrauch von 23,9 kWh pro 100 Kilometer inklusive Ladeverluste. Damit verbraucht das hochaufbauende SUV nicht nur deutlich mehr als der aerodynamisch günstigere ET7 (20,4 kWh/100 km), der über den gleichen Antriebsstrang verfügt, auch der Konkurrent BMW iX xDrive50 (20,4 kWh/100 km) ist beispielsweise deutlich effizienter.
Mit solchen Werten vor Augen lässt man herzhaftes Beschleunigen oder Hochgeschwindigkeits-Etappen auf der Autobahn sowieso lieber bleiben. Komfortbetontes Reisen statt Rasen passt ohnehin viel besser zum Charakter des Nio. Der EL7 ist ganz klar ein bequemes Luxus-SUV wie der Genesis GV70, kein Sportwagen wie der Porsche Taycan.
So beträgt die Reichweite des Nio EL7 mit dem 100-kWh-Akku nicht die im WLTP angegebenen 509, sondern lediglich 420 Kilometer. Das ist für ein Elektroauto dieser Fahrzeugklasse ein allenfalls durchschnittlicher Wert, zumal er unter optimalen Bedingungen (22 Grad) ermittelt wurde. Ist der Akku leer, lädt der Nio EL7 an der Schnellladesäule mit 128 kW. Im Schnitt schaffte der EL7 bei der 38 Minuten dauernden Füllung von 10 auf 80 Prozent 108 kW. Auch das ist in dieser Fahrzeugklasse kein Rekordwert.
Wenn es gut läuft, muss der Nio-Fahrer aber gar nicht an die Säule zum Aufladen. Denn der Nio-Fahrer lässt den leeren Akku am liebsten einfach gegen einen vollen austauschen. Und zwar an einer Nio-eigenen Swap-Station: vollautomatisch und innerhalb von nur fünf Minuten. 19 solcher Batteriewechselstationen gibt es aktuell in Deutschland, den Anfang machten die Stationen im Ladepark Zusmarshausen nahe Augsburg, am Autobahnkreuz Hilden beim Bäcker Schüren sowie in Berlin. Weitere Stationen sollen nach und nach aufgebaut werden. Wie das genau mit dem Tausch funktioniert, lesen Sie im Testbericht des Nio ET7.
Preis ab 73.900 Euro – plus Akku-Miete
Womit wir bei dem Geschäftsmodell von Nio und der entsprechenden Preispolitik der chinesischen Marke angelangt sind. Der Nio EL7 kostet 73.900 Euro (brutto) plus 169 Euro monatliche Miete für die 75-kWh-Batterie oder 289 Euro monatlich für den 100-kWh-Akku.
Optional kann man die Batterie auch kaufen. Dann werden für den kleinen LFP-Akku 12.000 Euro, für den großen NMC-Akku 21.000 Euro fällig. Unter welchen Bedingungen ein Kauf ratsam ist, sei dahin gestellt. Ein Kauf hat aber auf jeden Fall den Nachteil, dass dann der Akkuwechsel tabu ist.
Die dritte Möglichkeit, einen Nio EL7 zu fahren, ist ein Auto-Abo. Nio nennt das ein "Subscription"-Modell. Dann kostet der Spaß zwischen 1000 und 1500 Euro inklusive Versicherung, Wartung und weiteren Serviceleistungen.
Das Beste an der Preispolitik: Für welche Version sich ein Kunde auch entscheidet – die Ausstattung des Fahrzeugs ist immer komplett. Gegen Aufpreis zur Wahl stehen lediglich 21-Zoll-Felgen sowie vier zusätzliche Außenfarben. Weiß, Grau und Schwarz als Außenfarben kosten nichts extra. Und selbst die elektrisch ausfahrbare Anhängerkupplung für 2000 Kilogramm Anhängelast ist immer mit dabei.
Nio EL7: Technische Daten und Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | NIO EL7 Long Range (inkl. Batterie) (ab 01/23) |
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Motorart | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 480 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 653 |
Drehmoment (Systemleistung) | 850 Nm |
Antriebsart | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 3,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 501 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 22,1 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 100,0 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 90,0 |
Ladeleistung (kW) | DC:125,0 |
Kofferraumvolumen normal | 570 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.545 l |
Leergewicht (EU) | 2.441 kg |
Zuladung | 449 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 2.000 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 5 Jahre oder 150.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.912 mm x 1.987 mm x 1.720 mm |
Grundpreis | 94.900 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | NIO EL7 (100 kWh (inkl. Batterie) |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 3,3 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 37,0 m |
Wendekreis | 13,1 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 23,9 kWh/100 km, 120 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** |
Reichweite | 420 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 66,0 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 2438 / 452 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 460 / 860 / 1580 l |
ADAC Testurteil
ADAC Testergebnis | NIO EL7 Long Range (inkl. Batterie) (ab 01/23) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,3 |
Innenraum | 2,6 |
Komfort | 1,7 |
Motor/Antrieb | 1,0 |
Fahreigenschaften | 2,9 |
Sicherheit | 1,6 |
Umwelt/EcoTest | 2,2 |
Gesamtnote | 2,0 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
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