Kia Sportage: Kompakt-SUV mit Kurs auf Wolfsburg

Der Kia Sportage war schon immer eine gute Alternative zum VW Tiguan. Jetzt wurde er überarbeitet. Zu kritisieren gibt es nach wie vor wenig. Was besser geworden ist und wo noch Luft nach oben ist. Alle Daten, Fakten und Bilder.
Motorenmix: Diesel, Benziner und Vollhybrid
Preise: Basisversion kostet rund 35.000 Euro
Neue Optik, überarbeitetes Interieur, Infotainment-Upgrade
Können Sie sich noch an das Jahr 1994 erinnern? Bundeskanzler war Helmuth Kohl, wir bezahlten noch mit D-Mark, und der FC Bayern wurde wieder mal Deutscher Meister. Und: Kia hat die erste Generation des Sportage auf den Markt gebracht.
Das staksige, kleine SUV hat man drei Jahrzehnte später zwar (zu Recht) längst wieder vergessen. Doch seine Nachfolger wurden immer besser, größer, ausgereifter. Und was uns Kia mit der fünften, in Europa entwickelten und in der Slowakei gebauten Generation zum Marktstart 2022 kredenzt hat: alle Achtung!
Jetzt bringen die Koreaner das erste Facelift der fünften Generation und damit Neuheiten in Sachen Optik, Konnektivität und Antrieb.
Frischer Look dank Facelift
Die Frontpartie des weltweit meistverkauften Kia wurde neu gestaltet und sorgt für einen selbstbewussten Auftritt. Besonders ins Auge fällt das neue LED-Tagfahrlicht: Die bisher bumerangförmige Signatur weicht der neuen schnittigen Lichtmaske "Star Map". Damit nähert sich der Sportage optisch den elektrischen Kia-Modellen wie dem EV4, EV5 und EV9 an.
Veränderte Seitenzierleisten, neue LED-Rückleuchten und eine markantere Heckstoßstange runden den frischen Look ab. Ergänzt wird das Design durch neue Felgen und den neuen Farbton Magmarot Metallic.
In Sachen Außenmaße bleibt das Kompakt-SUV nahezu unverändert: Der Sportage wächst um knapp drei Zentimeter und misst nun 4,54 Meter in der Länge und nach wie vor 1,86 Meter in der Breite, ist also noch kompakt genug, um bei der Parkplatzsuche nicht für Verzweiflung zu sorgen.

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Der Kia Sportage lässt sich gut bedienen
Innen zeigt sich, wie gut die Koreaner die Bedürfnisse der Kunden verstanden haben. Auch Kritikpunkte haben sie sich offenbar zu Herzen genommen – das Facelift-Modell hat etwa keinen Klavierlack mehr an der Mittelkonsole und ist daher weniger anfällig für Fingerabdrücke und Kratzer.

Insgesamt wirkt das Cockpit hochwertig, man fühlt sich sofort wohl. An der grundsätzlich hohen Materialqualität gibt es nichts auszusetzen. Auch das leicht überarbeitete Cockpit kann sich sehen lassen. Ab der Version Vision gibt es ein durchgehendes Panoramadisplay, zusammengesetzt aus zwei 12,3 Zoll großen Bildschirmen.
Dass die rein digitalen Anzeigen in einer stehenden und schmal bauenden Einheit untergebracht sind, ist zwar keine neue Idee und gerade schwer in Mode. Man kennt das schicke "Tablet im Großformat" mit optisch verbundenen Bildschirmen in ähnlicher Form bereits von der Mercedes A-Klasse, dem VW Golf, dem Opel Mokka oder dem Astra. Doch so große und deutlich dargestellte Anzeigen wie im Kia sieht man heutzutage nicht so häufig – da kann die Lesebrille zu Hause bleiben.
Auch die Bedienung erschließt sich recht schnell: Ein praktischer Drehknopf für das Automatikgetriebe, noch ein paar feste Tasten auf der Mittelkonsole und eine Bedienleiste mit Direktwahltasten für Navi, Radio etc. und zwei festen Drehknöpfen – das dürfte die wenigsten Kunden überfordern.
Auch im Facelift-Modell noch gewöhnungsbedürftig: Die Bedienleiste ist wandlungsfähig. Per Knopfdruck wird sie zur Kontrolleinheit für Heizung und Klimaanlage und aus dem Laut/Leiser-Knopf der Drehregler für die Temperatur. Genial gelöst, auch wenn man sich anfangs einfinden muss.
Taschenhaken und in den Kopfstützen integrierte Kleiderbügel erhöhen den Nutzwert, genau wie die Möglichkeit, das Smartphone induktiv zu laden und jetzt auch drahtlos über Apple CarPlay und Android Auto geschmeidig mit dem Fahrzeug verbinden zu können. Verbesserungswürdig: Die Taste für die elektrische Handbremse ist links vom Lenkrad platziert und dort im Notfall vom Beifahrer nicht zu erreichen.
Innenraum: Viel Platz im Kia Sportage
Was das Platzangebot angeht, gibt es nichts auszusetzen. Nicht nur vorn, wo knapp 1,95 Meter große Personen reinpassen, auch hinten sitzt man geräumig. Für zwei Leute nebeneinander ist die Innenbreite völlig ausreichend, für drei Erwachsene wird es allerdings ein bisschen knapp. Bein- und Kopffreiheit fallen dagegen wieder so großzügig aus, wie man es von einem 4,54 Meter langen SUV erwarten kann.
Das gilt auch für den Kofferraum, der im Vergleich zum Vorfacelift nahezu unverändert bleibt und laut Hersteller 587 Liter bei der Basisversion fasst. Die Benziner mit 48-Volt-Technik können wegen der Batterie im Unterboden etwas weniger mitnehmen (562 Liter) und der 48-Volt-Diesel mit 526 Liter Fassungsvermögen am wenigsten.
Umklappen lassen sich die Rücksitze im Verhältnis 40 zu 20 zu 40, deren Lehnen können in der Neigung verstellt werden. Eine verschiebbare Rückbank wie der VW Tiguan hat der Sportage aber nicht. Weniger schön ist, dass die Radkästen im Kofferraum unverändert geblieben sind. Die schränken die Nutzbarkeit etwas ein und bestehen noch dazu aus billigem, nicht kratzfestem Plastik. Das passt nicht zum ansonsten hochwertigen Auftritt des Sportage.
Unpraktisch ist die SUV-typisch hohe Ladekante: Gepäck muss weit angehoben werden. Immerhin stört innen keine Stufe, die Ladekante liegt auf einer Höhe mit dem Ladeboden – das erleichtert insbesondere das Ausladen.
Digital-Upgrade: Head-up-Display und KI
Erstmalig im Sportage: Ein 10-Zoll großes Head-up-Display, das gut aufgelöst die wichtigsten Fahrzeuginformationen widerspiegelt. Dazu kommt ein KI-Assistent, der die klassische Sprachsteuerung erweitert und bei Navigation, Informationssuche oder Reiseplanung unterstützt.
Auch neu ist ein digitaler Autoschlüssel (Digital Key 2.0). Mit ihm lässt sich der Sportage per Smartphone oder Smartwatch öffnen. Der "Schlüssel" kann von mehreren Personen gleichzeitig genutzt werden – Nutzungsdauer und freigeschaltete Funktionen können vom Besitzer oder der Besitzerin individuell festgelegt werden. Und mit Kia In-Car-Payment und der App Parkopedia lassen sich jetzt Parkgebühren direkt über das Fahrzeug bezahlen. In Sachen Konnektivität legt das Facelift-Modell also zu.
Motoren: Im Segel-Modus Sprit sparen
Bei den Antrieben hat der Kunde die Wahl zwischen einem Diesel-Mild-Hybrid (136 PS), einem Benziner in zwei Leistungsstufen (150 oder 180 PS) und einem Hybrid (239 PS), Front- und Allradantrieb. Der vom Vorfacelift-Sportage bekannte Plug-in-Hybrid soll bis Ende des Jahres folgen, erstmalig nicht nur als Allrad, sondern dann auch als Fronttriebler.
Der 1,6-Liter-Diesel wird von einem Mild-Hybrid unterstützt (48 Volt). Ein Startergenerator hilft dem Verbrenner beim Beschleunigen – ganz elektrisch kann man mit dieser Technik im Gegensatz zu einem Vollhybriden aber nicht fahren. Den Verbrauch soll die Technik trotzdem leicht senken, auch deshalb, weil das Fahrzeug mit Doppelkupplungsgetriebe segeln kann, also beim Gaswegnehmen den Motor ausstellt und dahingleitet.
Übrigens: Das Facelift-Modell kann etwas mehr ziehen als sein Vorgänger. Je nach Motorisierung beträgt die maximale Anhängelast zwischen 1510 Kilogramm beim Hybrid mit Frontantrieb und 1950 Kilogramm beim Diesel mit Schaltgetriebe – jeweils gebremst.
So fährt sich der Kia Sportage

Bereits mit dem 150 PS starken Benziner zeigt sich der überarbeitete Kia Sportage im Alltag ausreichend motorisiert. Der Vierzylinder agiert angenehm ruhig und zurückhaltend, wird aber unter Last spürbar lauter. Überraschend: Auch die stärkere Variante mit 180 PS wirkt im direkten Vergleich nur geringfügig dynamischer.
Beide Motorvarianten rollen verhältnismäßig zügig an. Das Doppelkupplungsgetriebe arbeitet zwar an sich sehr geschmeidig, das Anfahren klappt ruck- und verzögerungsfrei, nur der erste Gang wird grundsätzlich zu weit ausgedreht, egal wie vorsichtig man anfährt; ansonsten ist die Automatik auf niedrige Drehzahlen bedacht.
Bei Zwischensprints auf der Autobahn zeigt sich jedoch, dass die 150-PS-Version keine sportlichen Ambitionen hegt – hier fehlt es spürbar an Durchzugskraft. Für den Alltag dürfte die Leistung dennoch ausreichen. Den Sprint auf 100 km/h erledigt er in 9,4 Sekunden, bei 193 km/h ist Schluss.
Beide Varianten ist die Redaktion mit unterschiedlichen Fahrwerken gefahren – der 150-PS-Benziner mit dem Serienfahrwerk, die 180-PS-Version mit elektronischer Dämpferkontrolle. Beide hinterlassen einen positiven Eindruck und wirken harmonisch abgestimmt – ausreichend straff, ohne an Komfort einzubüßen. Größere Bodenwellen werden spürbar, aber nicht störend verarbeitet.
Auch die Lenkung fügt sich stimmig ins Gesamtbild: Sie bietet solides, wenn auch nicht berauschendes Feedback. In Sachen Fahrdynamik scheint Kia die goldene Mitte anzustreben, so auch im Facelift-Modell des Kia Sportage. Wer hauptsächlich im urbanen und gemäßigten Tempo unterwegs ist, und einen grundsoliden Alltagsbegleiter sucht, sollte mit der 150-PS-Maschine und dem Serienfahrwerk gut auskommen.
Preis: Keine Version unter 35.000 Euro
Dass der Sportage mit Assistenzsystemen aller Art ausgerüstet ist – vom aktiven Spurhalteassistenten bis hin zur Verkehrszeichenerkennung –, ist für ein aktuelles Modell fast schon selbstverständlich. Nicht aber, dass er auch beim Rückwärtsfahren vor Querverkehr warnt oder beim Blinken ein Kamerabild einblendet, um den toten Winkel des Außenspiegels auszugleichen.
Und wer will, kann den Sportage auch von außen per Fernbedienung in eine enge Parklücke hinein bugsieren oder aus einer solchen herausgleiten lassen – in dieser Fahrzeugklasse gehören solche Extras bislang noch nicht zum guten Ton.
Doch all die Technik hat ihren Preis. Der gefahrene 150-PS-Benziner beginnt in der Basisversion namens Vision bei 35.190 Euro und ist damit zwar etwas teurer als das Vorfacelift-Modell, aber immer noch im Rahmen. Wer die 180-PS-Variante mit Allradantrieb fahren möchte, muss allerdings mindestens 40.090 Euro investieren.
Für die Ausstattungslinie GT-Line mit 136-PS-Diesel und Doppelkupplungsgetriebe (DCT) werden 47.090 Euro fällig – und selbst dann sind einige Komfort- und Sicherheitsfeatures wie das DriveWise-Paket mit Rundumsicht-Kamera, Remote-Parkassistent und Head-up-Display nur gegen Aufpreis erhältlich. Ohne Extras und Pakete endet die Preisliste mit einem 239-PS-Hybrid als GT-Line für 51.190 Euro. Preise zum Ende 2025 folgenden Plug-in-Hybrid gibt es aktuell noch nicht.
Die preisliche Bandbreite ist also enorm beim Kia Sportage. Und zumindest in diesem Punkt sehnt man sich ins Jahr 1994 zurück: Die erste Generation des Sportage war ab umgerechnet 16.500 Euro zu haben.
Das hat uns gefallen: hochwertige Materialien, viel Platz, einfache Bedienbarkeit, guter Federungskomfort, ansprechende Fahrleistungen, sieben Jahre Garantie
Das hat uns nicht gefallen: hoher Verbrauch, unverkleidete Radhäuser im Kofferraum
Kia Sportage: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Kia Sportage 1.6 T-GDI Vision 2WD DCT (ab 07/25) | Kia Sportage 1.6 T-GDI Vision AWD DCT (ab 07/25) | Kia Sportage 1.6 T-GDI Hybrid Core 2WD Automatik (ab 10/25) | Kia Sportage 1.6 CRDI EcoDynamics+ Vision 2WD DCT (ab 07/25) |
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Motorart | Otto | Otto | Voll-Hybrid | Diesel (Mild-Hybrid) |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.598 ccm | 1.598 ccm | 1.598 ccm | 1.598 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 110 | 132 | 176 | 100 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 150 | 180 | 239 | 136 |
Drehmoment (Systemleistung) | 250 Nm | 265 Nm | 280 Nm | 320 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 4.500 U/min | 6.000 U/min | 6.000 U/min | 4.000 U/min |
Antriebsart | Vorderrad | Allrad | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 9,4 s | 9,8 s | 7,9 s | 11,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 193 km/h | 203 km/h | 196 km/h | 180 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 168 g/km | 180 g/km | 135 g/km | 147 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 7,4 l/100 km | 7,9 l/100 km | 6,0 l/100 km | 5,6 l/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | - | - | 1,5 | - |
Kofferraumvolumen normal | 562 l | 562 l | 587 l | 526 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.751 l | 1.751 l | 1.776 l | 1.715 l |
Leergewicht (EU) | 1.590 kg | 1.652 kg | 1.665 kg | 1.658 kg |
Zuladung | 580 kg | 578 kg | 550 kg | 567 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg | 750 kg | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.650 kg | 1.650 kg | 1.510 kg | 1.650 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 7 Jahre oder 150.000 km | 7 Jahre oder 150.000 km | 7 Jahre oder 150.000 km | 7 Jahre oder 150.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.540 mm x 1.865 mm x 1.645 mm | 4.540 mm x 1.865 mm x 1.645 mm | 4.540 mm x 1.865 mm x 1.645 mm | 4.540 mm x 1.865 mm x 1.645 mm |
Grundpreis | 37.190 Euro | 40.090 Euro | 38.990 Euro | 39.390 Euro |
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