In-Car-Payment: So geht Bezahlen vom Auto aus

Eine Frau sitzt im Auto und nutzt nach dem Tanken das InCarPayment System
Bei Mercedes lassen sich Zahlungen vom Auto aus per Fingerabdruck legitimieren© Mercedes

Das Auto als rollende Geldbörse: Parkticket oder Tankrechnung lassen sich bei vernetzten Modellen oft schon heute via In-Car-Payment vom Bildschirm des Autos aus bezahlen. Wie es funktioniert und was zu beachten ist.

  • Vom Auto aus bezahlen ohne auszusteigen

  • Anmeldung über Account nötig

  • ADAC fordert Sicherheit

Bares ist Wahres – das gilt schon lange nicht mehr. Längst haben wir uns an den praktischen Nutzen bargeldloser Bezahlung gewöhnt. Kreditkarten, Paypal oder auch das Bezahlen via Smartphone – das gehört für die meisten Menschen zum Alltag.

Was ist In-Car-Payment?

Eine Detailaufnahme des Displays eines BMW zum Thema Incar PAyment
Den Parkplatz vom Auto aus bezahlen ohne Umweg übers Kassenhäuschen© BMW

Was viele aber nicht wissen: Auch das Auto kann als Geldbörse fungieren. "In-Car-Payment" heißt das Schlagwort. Gemeint ist damit, dass sich bestimmte Dienste bequem vom Bildschirm des Autos aus bezahlen lassen. Über den "Store" des Fahrzeugherstellers können zum Beispiel bestimmte Sonderausstattungen nachträglich gekauft oder freigeschaltet werden (siehe auch Artikel zum Thema: Functions on demand).

Aber auch Dienste von Drittanbietern lassen sich bequem per Fingertipp aktivieren und gleich bezahlen. Parktickets etwa oder auch die Tankrechnung. Vorteil: Nach Kleingeld für den Parkautomaten kramen entfällt, und nach dem Tanken kann man gleich wieder ins Auto einsteigen und weiterfahren. Die Fahrerin oder der Fahrer kann es sich sparen, ins Kassenhäuschen zu gehen.

Voraussetzung ist eine im Auto fest verbaute SIM-Karte, damit Daten über eine Mobilfunkverbindung ausgetauscht werden können. Das ist bei vielen aktuellen Modellen bereits der Fall. Um zu erkennen, wer der Zahlungsempfänger ist, übermittelt das Auto seine aktuelle Position, sodass das Hersteller-Backend erkennen kann, an welchem Parkplatz der Wagen steht. Oder an welcher Tankstelle. Die genaue Zapfsäulen-Nummer muss dann in der App des Anbieters (Shell, Aral und Co.) aber von Hand eingegeben werden, denn so genau ist die Ortung nicht.

Noch sind die Anwendungsfälle überschaubar. Aber die Begehrlichkeiten von Drittanbietern, direkt mit ihren Angeboten auf den Bildschirm des Autos zu gelangen, dürften groß sein. So ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich Theaterkarten oder auch Lebensmittel vom Auto aus kaufen lassen.

Wie kann man In-Car-Payment nutzen?

Um das Ganze nutzen zu können, muss zunächst (je nach Anbieter) eine Kreditkarte oder ein Paypal-Konto mit dem Connect-Account des Autos verknüpft werden. Bei Audi ist In-Car-Payment aktuell noch nicht möglich. Allerdings sollen im Rahmen von der Zahlungs- und Abrechnungsplattform „Audi Pay“ zusätzlich zu Kreditkarte und Paypal bald Apple Pay und Google Pay folgen. Ist dies geschehen, kann über myAudi bei ausgewählten Anbietern bezahlt werden. Der Registrierungsprozess kann je nach Automarke unterschiedlich ausfallen.

So bezahlt man direkt vom Auto aus

Und wie läuft das eigentliche Bezahlen ab, nachdem man sich registriert und eine Bezahlfunktion hinterlegt hat? Auch hier kann das Prozedere je nach Fahrzeug variieren. Am Beispiel von Škoda sieht es so aus:

  • Im Mittelbildschirm die Kachel "Shop" anklicken

  • Dann wird der Zahlungsempfänger (z.B. Tankstelle, Parkhaus) bzw. die ausgewählte Function on Demand (wie Freischaltung Navigation oder Fernlicht-Assistent) erkannt und angezeigt

  • Škoda-ID (E-Mail-Adresse des zuvor hinterlegten Škoda-Connect-Nutzers) und Passwort eingeben

  • Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) akzeptieren

  • Hinterlegte Zahlungsmethode bestätigen

  • Bezahlvorgang auslösen

Damit der Bezahlvorgang sicher ist, wird zum Abschluss meist eine Zwei-Faktor-Authentifizierung verlangt, die in der Regel über das eigene Smartphone stattfindet.

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Kosten und Funktionen der Hersteller

Eine Detailaufnahme des Displays einer Mercedes Benz E-Klasse zum Thema Incar PAyment
Beispiel E-Klasse: Über den "Mercedes-Me-Store" lassen sich Käufe tätigen© Mercedes

Bei Škoda entstehen dadurch keine zusätzlichen Kosten (außer denen, die ggf. grundsätzlich durch Connect-Nutzung entstehen). Auch Audi verlangt keine Zusatzkosten, erlaubt derzeit aber nur das Bezahlen von Functions on Demand sowie von Diensten aus der Audi-Themenwelt, etwa individuelle Hintergrundbilder für den Mittelbildschirm. Außerdem kann mit Audi Pay der Audi-Connect-Dienst verlängert sowie zusätzliche Functions-on-Demand (wie das Audi Smartphone Interface) dazu gebucht werden. Volkswagen beschränkt sich derzeit ebenfalls noch auf das In-Car-Payment von We-Connect-Diensten sowie Upgrades (Functions on Demand).

Bei aktuellen Mercedes-C-Klasse- und den -E-Klasse-Modellen ab Herbst 2023 genügt es, den Fingerabdruck der im System hinterlegten Person unten am Mittelbildschirm zu scannen, um einen Bezahlvorgang auszulösen. Damit soll die bisher übliche Zwei-Faktor-Authentifizierung mit Bestätigung auf dem eigenen Smartphone vereinfacht werden. Mercedes treibt In-Car-Payment besonders voran und hat dazu eigene Soft- und Hardware, ebenso ein eigenes Bezahlsystem (und nicht etwa Apple Pay oder Paypal) im Connect-System namens "Mercedes Me".

ADAC: IT-Technik muss sicher sein

Die ständige Mobilfunk-Anbindung moderner Autos kann prinzipiell auch ein Einfallstor für Kriminelle sein, die per Mobilfunk Zugriff auf ein fremdes Auto nehmen und dieses illegal öffnen oder gar wegfahren. Der ADAC fordert die Hersteller deshalb schon seit einigen Jahren auf, die Elektronik im Auto systematisch gegen Manipulation zu schützen.

Hacker, die über das Auto Zugriff auf Bezahlsysteme nehmen wollen, sollten weder das Vermögen der Fahrerinnen und Fahrer noch die Fahrzeugsicherheit gefährden. Idealerweise wird die IT-Sicherheit mit einer Überprüfung durch neutrale Dritte nachgewiesen, zum Beispiel über die international anerkannte Common Criteria Methode ISO/IEC 15408, die in Deutschland unter anderem durch das Bundesamt für Systemsicherheit in der IT-Technik (BSI) durchgeführt wird.

  • Die IT-Sicherheit des Autos muss also zeitgemäß gewährleistet sein.

  • Hersteller sollten klar informieren, wie In-Car-Payment abläuft und abgesichert ist.

  • Der Verbraucher muss beim Bezahlvorgang sehen, welche Gebühren ggf. für In-Car-Payment anfallen.

  • In-Car-Payment darf nur im Stand möglich sein, bei abgestelltem Motor und ohne Beeinflussung der Verkehrssicherheit.

  • Gebrauchtwagen-Verkäufer müssen genau prüfen, ob sie alle Verbindungen zu Zahlungsmitteln und Berechtigungen getrennt haben. Das gleiche gilt für Remote Apps.

  • Updates zum Erhalt der nachgebuchten Funktionen müssen während der ganzen Lebensdauer des Autos geliefert werden.

Fachliche Beratung: Arnulf Thiemel, ADAC Technik Zentrum