Jaguar I-Pace: Das Elektro-SUV im Autotest

Der Jaguar i-Pace wurde eingestellt. Für Gebrauchtwagenkäufer kann dieser ADAC Test von 2018 dennoch interessant sein. Daten, Reichweite, Preis.
90-kWh-Batterie für 365 km Reichweite
Dynamik und Fahrleistungen wie bei einem Sportwagen
Hoher Preis: ab 92.400 Euro
"Wer kann von Reichweitenangst betroffen sein?" Diese Frage trieb dem Kandidaten bei Günther Jauch die Schweißperlen auf die Stirn. Er entschied sich falsch und musste bei "Wer wird Millionär?" gehen. Ein E-Autofahrer hätte die 1000-Euro-Antwort gewusst. Denn wer die oft recht magere Fahrdistanz auf der Autobahn oder im Winter rasend schnell dahinschmelzen sieht, kennt die Angst, mit leerem Akku stehenzubleiben. Als Gegenmittel hilft nur ein E-Auto mit dicker Batterie.
Zwar gibt es immer mehr E-Autos mit annehmbarer Reichweite, etwa den Mercedes EQS, den Porsche Taycan oder Kandidaten wie Hyundai Kona, Kia e-Niro der Renault Zoe. Nicht zu vergessen natürlich Tesla Model S, Tesla Model 3 und das Model X. Schafft auch der Jaguar I-Pace einen alltagstauglichen Wert? Der Hersteller verspricht bis zu 470 Kilometer mit einer Akkuladung.
Reichweite im ADAC Ecotest: 365 Kilometer

Grundsätzlich ja. Denn mit seiner 90 kWh-Batterie, die komplett im Unterboden verbaut ist, kann der Brite aus dem Vollen schöpfen. Wer nicht die maximale Geschwindigkeit von 200 km/h ausreizt, sondern höchstens 140 km/h fährt, braucht die Reichweitenanzeige kaum im Auge zu behalten. Zum Vergleich: Ein elektrischer (und viel kleinerer) Mazda MX-30 hat nur 35,5 kWh. Doch auch beim Jaguar existiert die nach dem neuen WLTP-Zyklus gemessene Reichweite im Grunde nur auf dem Papier.
Es mag sein, dass Sparkünstler mit einem Auto in Basisausstattung, kleinen Rädern (18 bis 22 Zoll sind beim I-Pace möglich) und bei günstigen Bedingungen (dauerhaft 50 km/h im fließenden Verkehr, 20 Grad Außentemperatur) auf 470 Kilometer kommen.
Doch unter normalen Umständen sind höchstens 400 Kilometer drin, wie unsere Testfahrten gezeigt haben. Nicht schlecht, aber eben nicht der werbewirksam versprochene Wert. Im Alltag kann’s einem aber egal sein, die Reserve ist groß genug, um zur nächsten (Schnell-)Ladestation zu gelangen.
Im standardisierten ADAC Ecotest, dem sich alle Fahrzeuge – ob Verbrenner oder Elektroauto – gleichermaßen unterziehen müssen, schaffte der Brite sogar "nur" 365 Kilometer. Für ein Elektroauto immer noch ein guter Wert, doch ein Reichweitenwunder ist der Jaguar nicht. Grund ist sein hoher Verbrauch, der noch höher ausfällt, wenn die Ladeverluste einkalkuliert werden: Im ADAC Test mussten bei komplett leerer 90-kWh-Batterie 100,8 kWh nachgeladen werden. Auf 100 Kilometer umgerechnet bedeutet das einen Stromverbrauch von 27,6 kWh.
Theoretisch lädt der I-Pace mit 100 kW
Theoretisch kann der I-Pace mit inzwischen im Wettbewerbsumfeld nicht mehr wirklich berauschenden 100 kW aufgeladen werden, so dass eine Vollladung in knapp einer Stunde erledigt wäre. Enttäuschend war bei den ersten Modellen, die bis Juni 2020 gebaut wurden, dass sie an einer gewöhnlichen Ladesäule mit 22 kW nur sieben kW ziehen konnten. Das hat sich mittlerweile geändert. Serienmäßig kann der I-Pace nun dreiphasig mit 11 kW laden. Angesichts der Batteriegröße ist aber auch das eher bescheiden, eine komplett leere Batterie wird hier erst nach neun Stunden voll.

1 von 7
Dass es sich in dem Jaguar-SUV so entspannt wie in kaum einem anderen Auto fährt, liegt nicht nur an der großen Akku-Reserve. Es herrscht eine wohltuende Stille – Balsam für die Seele gestresster Autofahrer. Seine beiden Elektromotoren arbeiten flüsterleise, der I-Pace setzt sich nahezu lautlos in Bewegung. Sie leisten jeweils 200 PS und sitzen an Vorder- und Hinterachse, so dass alle vier Räder angetrieben werden.
Mit insgesamt 400 PS ist der I-Pace so reichlich mit Kraft gesegnet, dass er bei jedem beherzten Druck auf das Fahrpedal spontan nach vorne schießt und die Insassen eindrucksvoll in die opulenten Sessel presst. Bei einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 4,8 Sekunden fährt der Brite auch reinrassigen Sportwagen um die Ohren – mit einer Lockerheit, die nach wie vor fast schon irreal wirkt.
Leichtfüßig trotz 2,2 Tonnen Leergewicht

Knapp 700 Nm Drehmoment sind schon beim Anfahren abrufbar und lassen schnell vergessen, dass man in einem 2,2 Tonnen schweren Fahrzeug sitzt. Weil das Gewicht mit 50:50 auf Vorder- und Hinterachse gut verteilt ist und der Schwerpunkt durch die Batterie im Unterboden weit unten liegt, ist das Fahrverhalten des I-Pace beeindruckend. Er schnürt wie auf Schienen mit aberwitzigem Tempo durch die Kurven, hat dabei kaum Seitenneigung (der Testwagen war mit Luftfederung ausgestattet) und lässt noch nicht mal die Reifen quietschen.
Die Fahrsicherheit ist enorm: Den ADAC Ausweichtest durchfährt der I-Pace stets gut beherrschbar. Solch eine Straßenlage kennt man sonst nur von Supersportwagen, die ihre Fahrdynamik aber immer mit einem brettharten Fahrwerk erkaufen. Nicht so beim I-Pace, der mit dem Federungskomfort der oberen Mittelklasse verwöhnt.
"Die zwei Elektromotoren