Kia Niro im ADAC Test: Geräumig, praktisch, flink

Kia Niro fahrend von vorne
Kia Niro: Die Elektroversion erkannte man am geschlossenen Kühlergrill© Kia

Die aktuelle Generation des Kia Niro gab es zum Marktstart in den Varianten Hybrid, Plug-in-Hybrid und als Elektroauto. Die E-Version wurde mittlerweile eingestellt. Test der Niro-Antriebe plus Infos zu Preisen, Technik und Reichweite.

  • Kia Niro als geräumiger Vertreter der Kompaktklasse

  • Nur noch gebraucht: Der Niro EV mit guter Reichweite

  • Gute Noten auch für Hybrid und Plug-in-Hybrid

Eines muss man den Koreanern lassen: Schnell sind sie, wenn es darum geht, alternative Antriebe zu entwickeln und zu den Kunden zu bringen. Bestes Beispiel: Der Kia Niro, der 2016 auf den Markt kam und ausschließlich mit alternativen Antrieben angeboten wurde. Zunächst war er als Hybrid und Plug-in-Hybrid zu haben, später folgte der rein elektrische e-Niro. Und zwar lange vor dem VW ID.3, in dessen Größenklasse sich der Niro bewegt.

Auch die zweite Generation, also den aktuellen Niro, gab es in den drei Varianten Hybrid, Plug-in-Hybrid und mit Elektroantrieb. Die elektrische Version wurde mittlerweile aber vom Markt genommen – nicht wegen Erfolglosigkeit, sondern weil Kia den rein elektrischen EV3 in der selben Größe und Klasse auf den Markt gebracht hat. Die Hybridversionen sind aber nach wie vor im Neuwagen-Angebot. Und der elektrische Niro könnte für Gebrauchtkäufer interessant sein.

Kia Niro EV: Die Elektro-Version im Test

Kabelaufbewahrung im Kia Niro
Die Ladekabel des Niro EV finden im 20 Liter großen "Frunk" Platz© Kia

Zum ersten ADAC Test des aktuellen Niro war die inzwischen eingestellte rein elektrische Variante namens Niro EV angetreten. Was in den ersten Preislisten als Basisversion für 39.990 Euro zu finden war, gibt es aber leider nicht. Die günstigste Ausstattung hieß zum Produktionsende Vision und war für einen Preis von 45.690 Euro bestellbar. Den getesteten Niro EV Inspiration gab es ab 47.590 Euro.

Für das Geld hat man einen praktischen und geräumigen Elektro-SUV mit einer nominellen Reichweite von immerhin 460 Kilometer (nach WLTP) bekommen. Auf Basis des ADAC Ecotest-Verbrauchs waren 410 Kilometer realistisch – für ein Elektroauto der unteren Mittelklasse ein sehr guter Wert. Dahinter steckt ein durchschnittlicher Stromverbrauch von 17,9 kWh pro 100 Kilometer inklusive Ladeverluste. Damit ist der Kia Niro EV sparsam unterwegs und schafft ein Fünf-Sterne-Ergebnis im ADAC Ecotest.

Weil der elektrische Niro keinen Benzintank braucht, fällt der Kofferraum relativ groß aus. Im Vergleich zum Hybrid passen laut Kia 24 Liter, im Vergleich zum Plug-in sogar 127 Liter mehr hinein. Laut ADAC Messmethode sind es beim Elektro letztlich 347 bis 1227 Liter. Dazu kommt der sogenannte Frunk unter der Fronthaube, in dessen 20-Liter-Fach man die Ladekabel gut verstauen kann. Zum Vergleich: Im Hybrid finden nach ADAC Messung 400 bis 1300, im Plug-in 330 bis 1239 Liter Platz.

Kia Niro Elektro mit guten Fahrleistungen

Die 150 kW Leistung des Elektromotors im Niro EV wirkt nach heutigen Maßstäben auf dem Papier nicht mehr außergewöhnlich. Doch sie reicht völlig aus, wie sich im Fahrbetrieb herausstellt. Der Niro beschleunigt zügig und kräftig genug, auch wenn es beim Einfädeln an der Kreuzung oder beim Überholen drauf ankommt. So vergehen beispielsweise von 60 bis 100 km/h nur 3,6 Sekunden. Für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h gibt Kia einen Wert von 7,8 Sekunden an. Und auch die Spitze von 168 km/h wird man im Alltag selten voll ausnutzen.

Der Niro EV bietet insgesamt eine gute Fahrstabilität und beruhigt sich nach plötzlichen Lenkmanövern zügig wieder. Spurrinnen beeinflussen die Richtungsstabilität des Kia nur wenig. Aufbaubewegungen und leichtes Wippen nach Bodenwellen sind zu spüren, halten sich jedoch in Grenzen. Im ADAC Ausweichtest quittiert der Koreaner das erste Anlenken mit leichtem Schieben über die Vorderräder. Das ESP regelt anschließend nur soviel wie notwendig und das zudem dezent und effektiv.

Wer vor allem sparsam unterwegs sein möchte, wählt die "Eco". Neben den weiteren Stufen Normal und Sport gibt es noch "Snow" – falls die Räder bei winterlichen Bedingungen mal ihre Haftgrenzen überschreiten sollten. Mit den beiden Schaltpaddles am Lenkrad lässt sich die Kraft der Bremsvorgänge durch Rekuperation vorwählen, je nachdem, was situativ vom Fahrer gewünscht wird. Mit etwas Übung macht das richtig Spaß und kann tatsächlich ein Plus an Reichweite generieren.

Nur 72 kW: Langsames Schnellladen

Wichtig für ein Elektroauto ist auch, wie schnell es sich laden lässt. Mit einer DC-Ladeleistung von nominell bis zu 72 kW (vornehmlich beim Schnelladen an der Autobahn) gehört der Niro nicht gerade zu den Trendsettern. Im Test waren kurzfristig sogar knapp über 80 kW zu schaffen, die Ladung von 10 auf 80 Prozent der Akkukapazität dauerte dank der durchschnittlichen Ladeleistung von 62,6 kW 45 Minuten. An AC-Säulen in der Stadt zieht der Niro 11 kW.

Wird eine Ladesäule über das bordeigene Navi angewählt, bringt das Fahrzeug die Batterie an kalten Tagen schon mal auf die optimale Temperatur, damit die volle Ladeleistung erzielt werden kann. Über eine "Vehicle to load"-Funktion kann der Niro EV auch Strom abgeben. Ob Elektrogrill oder Staubsauger: Externe Geräte lassen sich mit bis zu 3 kW betreiben.

360-Grad-Blick in den Innenraum

In Sachen Bedienbarkeit gibt der Niro dagegen zunächst Rätsel auf. Jedenfalls bis man die "Multimode Control"-Leiste verstanden hat. Diese separate Leiste auf der Mittelkonsole hat nämlich zweierlei Grundeinstellungen. In der einen lassen sich die Funktionen der Klimatisierung und Heizung über Touchsymbole bedienen. In der anderen verschwinden diese Funktionen und es taucht die übergeordnete Menüstruktur zum Anwählen im Bildschirm auf: Karte/Navigation, Radio/Medien oder auch das Setup. Das Umschalten der beiden Grundebenen erfolgt über einen ziemlich unscheinbaren, wenn auch orangefarbenen Menüpfeil auf der Funktionsleiste. Aber die immense Bedeutung des Pfeils erklärt sich eben nicht von selbst.

Erfreulich ist, dass der neue Niro nun auch mit einem Head-up-Display für die wichtigsten Fahrerinformationen in der Windschutzscheibe aufwartet. Weniger erfreulich sind die Türtafeln, die deshalb ins Auge stechen, weil sie großflächig aus billigem Hartplastik bestehen. Überhaupt ist der optisch wilde Materialmix im Innenraum zu bemängeln. Dass der Dachhimmel aus recyceltem Papier besteht, die Sitze aus Eukalyptusblättern gefertigt werden, der Lack der Türverkleidungen frei von Benzol, Toluol und Xylol bleibt und Kia damit auf Nachhaltigkeit setzt – all das bleibt dem Kunden indes vollkommen verborgen, wenn man es ihm nicht erklärt.

Kia Niro Hybrid im Test

Der Antrieb des Niro Hybrid wurde 2024 leicht verändert und leistet jetzt nur noch 95 kW/129 PS insgesamt. Im ADAC Test von 2023 kam der Antrieb noch auf 104 kW/141 PS, was sich im Alltag mit minimal schlechteren Fahrleistungen zeigt. Die Kraftübertragung erfolgt über ein sechsstufiges Doppelkupplungsgetriebe, was alle gern zur Kenntnis nehmen, die von den aufheulenden Motoren mit CVT-Getriebe bei Toyota oder Honda genervt sind. Der Niro schaltet dagegen so, wie man es von einem Automatikgetriebe kennt.

Der Antrieb gefällt, nur bei schwererem Gasfuß und dann höheren Drehzahlen wird er dröhnig. Aber beim Niro geht es um Effizienz, er soll kein sportlicher, sondern ein sparsamer Wagen sein. Was gelungen ist, denn der Niro Hybrid (noch mit höherer Leistung) verbrauchte im ADAC Ecotest nur 5,1 Liter auf 100 Kilometer. Immerhin ist der Niro Hybrid durchaus flott unterwegs, mehr Leistung braucht man eigentlich nicht.

Test Niro Plug-in-Hybrid: 60 km E-Reichweite

Wo der Niro Hybrid aber mit seiner kleinen 1,32-kWh-Batterie nur sehr kurze Strecken rein elektrisch fahren kann, etwa durch eine 30er-Zone, geht der Niro Plug-in-Hybrid in Sachen Elektrifizierung noch einen Schritt weiter. Mit einer 11,1-kWh-Batterie soll er nach WLTP-Norm 65 Kilometer ohne den Verbrennungsmotor auskommen, ein E-Kennzeichen ist ihm somit sicher. In der Praxis kommt er elektrisch knapp 60 Kilometer weit und im innerstädtischen Verkehr noch ein gutes Stück weiter.

Pendler können dann meist auf den Benziner verzichten, vorausgesetzt, sie laden den Plug-in immer auf. Eine neuartige Hochvoltheizung soll dafür sorgen, dass im Winter die elektrische Reichweite nicht zu sehr abnimmt.

Dem Plug-in-Hybrid gönnt Kia zudem mehr Leistung: Er leistet aktuell 171 PS (zum Testzeitpunkt 2023 noch 183 PS), was zumindest die Beschleunigung im Vergleich zum reinen Hybris verbessert, sich aber nicht auf die Höchstgeschwindigkeit auswirkt. Sie ist bei 154 km/h (Plug-in 153 km/h) begrenzt. Bei Bedarf ist der Niro Plug-in richtig flott unterwegs, so gelingen beispielsweise Zwischenspurts zügig, zumindest wenn beide Antriebe zusammenwirken. Rein elektrisch geht es merklich träger voran.

Dass der Benziner auf Sparsamkeit getrimmt ist, kann man vor allem an der Laufkultur spüren. Ruhige Fahrweise quittiert der Antrieb mit niedrigen Drehzahlen und zurückhaltender Akustik. Fordert man aber Leistung, wird der Vierzylinder ausgedreht und dabei unangenehm laut und dröhnig – auch eine Möglichkeit, den Menschen am Steuer zu sparsamerer Fahrweise zu ermahnen. Der reine Stromverbrauch inklusive Ladeverluste liegt im Ecotest bei 19,5 kWh/100 km. Für einen Plug-in-Hybrid ist das kein schlechter Wert.

Fährt man im Hybrid-Modus (Batterie leer oder Ladung wird gehalten), ergibt sich ein Kraftstoffverbrauch von durchschnittlich 5,5 l Super pro 100 km. Dabei liegt der Konsum innerorts wie außerorts bei 4,8 l/100 km, auf der Autobahn bei 7,2 l/100 km. Kombiniert man die elektrische Strecke mit der Hybrid-Strecke und startet bei vollgeladener Batterie, verbraucht der Niro Plug-in auf den ersten 100 km 10,0 kWh Strom und 2,7 l Super. Im sehr anspruchsvollen Ecotest-Autobahnzyklus steigen die CO-Emissionen zwar etwas an, die vier Ecotest-Sterne schafft der Doppelherz-Niro aber locker.

Fazit

Obwohl sich die Antriebe nicht revolutionär weiterentwickelt haben, kann man auch dem Niro Nummer zwei eine gute Karriere als Hybrid, Plug-in-Hybrid vorhersagen. Die Testkandidaten taugen jedenfalls laut der ADAC Ingenieure uneingeschränkt als familientaugliche Alltagsautos. Sie sind geräumig, komfortabel und solide verarbeitet.

Kia Niro: Technische Daten, Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

Kia Niro EV (64,8 kWh) Inspiration (07/22 - 09/24)

Kia Niro 1.6 GDI Hybrid Spirit DCT6 (ab 05/24)

Kia Niro 1.6 GDI PlugIn-Hybrid Spirit DCT6 (ab 05/24)

Motorart

Elektro
Voll-Hybrid
PlugIn-Hybrid

Hubraum (Verbrennungsmotor)

-
1.580 ccm
1.580 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

150
95
126

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

204
129
171

Drehmoment (Systemleistung)

255 Nm
265 Nm
265 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

-
5.700 U/min
5.700 U/min

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

7,8 s
11,3 s
10,4 s

Höchstgeschwindigkeit

167 km/h
160 km/h
161 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

460 km
-
59 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km
107 g/km
23 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

16,2 kWh/100 km
4,7 l/100 km
1,0 l/100 km

Stromverbrauch kombiniert (WLTP)

-
-
14,0 kWh/100 km

Batteriekapazität (Netto) in kWh

64,8
1,3
11,1

Ladeleistung (kW)

AC:2,7-10,5 DC:50,0-80,0
-
AC:3,3

Kofferraumvolumen normal

475 l
451 l
348 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.392 l
1.445 l
1.342 l

Leergewicht (EU)

1.757 kg
1.474 kg
1.594 kg

Zuladung

443 kg
466 kg
466 kg

Anhängelast ungebremst

300 kg
600 kg
600 kg

Anhängelast gebremst 12%

750 kg
1.010 kg
1.010 kg

Garantie (Fahrzeug)

7 Jahre oder 150.000 km
7 Jahre oder 150.000 km
7 Jahre oder 150.000 km

Länge x Breite x Höhe

4.420 mm x 1.825 mm x 1.570 mm
4.420 mm x 1.825 mm x 1.545 mm
4.420 mm x 1.825 mm x 1.545 mm

Grundpreis

47.590 Euro
38.390 Euro
44.090 Euro

ADAC Messwerte*

ADAC Messwerte (Auszug)Kia Niro EV (64,8 kWh) InspirationKia Niro 1.6 GDI Hybrid SpiritNiro 1.6 GDI PlugIn-Hybrid Spirit

Überholvorgang 60 – 100 km/h

3,6 s

6,3 s

4,8 s

Bremsweg aus 100 km/h

34,8 m

34,5 m

35,0 m

Wendekreis

11,2 m

11,4 m

11,2 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

17,9 kWh/100 km, 90 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

5,1 l Super/100 km, 138 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

2,7 l Super und 19,5 kWh/100 km, 124 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

*****

****

****

Reichweite

410 km

820 km

725 km

Innengeräusch bei 130 km/h

71,6 dB(A)

71,1 dB(A)

69,1 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1728 / 472 kg

1462 / 478 kg

1578 / 482 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

347 / 747 / 1227 l

400 / 800 / 1300 l

330 / 730 / 1230 l

ADAC Testurteil*

ADAC Testergebnis

Kia Niro EV (64,8 kWh) Inspiration (07/22 - 09/24)

Kia Niro 1.6 GDI Hybrid Spirit DCT6 (06/22 - 05/24)

Kia Niro 1.6 GDI PlugIn-Hybrid Spirit DCT6 (06/22 - 05/24)

Karosserie/Kofferraum

2,6
2,6
2,7

Innenraum

2,3
2,2
2,2

Komfort

2,5
2,6
2,6

Motor/Antrieb

1,1
2,3
2,4

Fahreigenschaften

2,4
2,3
2,4

Sicherheit

1,7
1,7
1,7

Umwelt/EcoTest

1,2
2,2
2,0

Gesamtnote

1,9
2,2
2,2
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

* Testwerte und -ergebnis von Modellen mit leicht veränderten Leistungsdaten (Testjahre 2022 und 2023)

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