Mercedes EQA im Test: So fährt der GLA elektrisch

Wir stellen den neuen Mercedes EQA vor
Typische Elektro-Front: Mercedes EQA mit geschlossenem Grill© Mercedes

Nach dem Mittelklasse-SUV EQC hat Mercedes den kompakten EQA als elektrisches Einsteigermodell auf den Markt gebracht. ADAC Test mit Daten, Stromverbrauch, Infos, Preisen

  • Mercedes EQA ist die Elektro-Version des Mercedes GLA

  • Mit 66,5-kWh-Batterie: Reale 350 Kilometer Reichweite

  • Preis: Ab 50.777 Euro. Minus Umweltprämie: Rund 46.300 Euro

Lange wurde Mercedes vorgeworfen, die Elektromobilität zu zaghaft anzugehen. Doch inzwischen wird die Liste der elektrischen Mercedes-Modelle immer länger. Bereits im Frühjahr 2021 startete der EQA als elektrisches "Einstiegsmodell". Der ADAC hat den Stuttgarter intensiv getestet.

Der Mercedes EQA basiert auf dem GLA

Seitenansicht eines Mercedes EQA fahrend auf einer Straße
Der Mercedes EQA ist 4,46 Meter lang© Mercedes

Die in Richtung EQC getrimmte Front mit geschlossenem Black-Panel-Grill und das Heck mit durchgehendem Leuchtenband weisen den EQA zwar klar als Mitglied der Elektro-Familie von Mercedes aus. Doch die ansonsten mit dem GLA identische Karosserie kann ihre Verwandtschaft zum konventionellen Verbrenner-Modell nicht verhehlen.
Soll sie auch nicht. Denn Mercedes verspricht, dass der EQA "als enger Verwandter des GLA alle begeisternden Eigenschaften dieses Fahrzeug mitbringt und sie mit einem effizienten Elektroantrieb kombiniert." Ob das gelungen ist, musste der im badischen Rastatt sowie in Peking gebaute kompakte E-SUV im ADAC Test beweisen – Überraschungen inklusive.

66,5 kWh für echte 350 Kilometer Reichweite

Beim Antrieb geht der vor Förderung mindestens 50.777 Euro teure EQA eigene Wege. In seinem Fahrzeugboden steckt eine Batterie mit 66,5 kWh Kapazität (netto nutzbar). Das ist insofern ordentlich, da sie dem getesteten Basis-EQA mit 140 kW/190 PS laut Mercedes eine Norm-Reichweite von bis zu 426 Kilometern im realitätsnahen WLTP-Zyklus ermöglichen soll. Im ADAC Ecotest wurden 350 Kilometer erreicht, das macht den EQA ausreichend alltagstauglich. Bei Innerorts-Fahrten oder bei sehr ruhiger Fahrweise auf der Landstraße sind auch 400 oder mehr Kilometer möglich – im Winter und auf der Autobahn aber auch merklich weniger.

Wenn das nicht reicht, hilft inzwischen der von Mercedes nachgeschobene EQA 250+ mit 70,5-kWh-Akku, der laut der Stuttgarter bis zu 531 Kilometer am Stück schaffen soll. Dafür ruft die Marke mit Stern einen Aufpreis von 1428 Euro auf. Beim EQA 300 4Matic mit 168 kW/228 PS (ab 53.746 Euro) und beim mindestens 56.424 Euro teuren EQA 350 4Matic mit 215 kW/292 PS gibt Mercedes Reichweiten zwischen 411 und 438 Kilometern an.

Gute Fahrleistungen von Eco bis Sport

Doch auch der EQA 250 mit Vorderradantrieb und einem Drehmoment von mittlerweile 385 Nm muss sich wegen seiner Fahrleistungen nicht verstecken. Schon die Zwischenspurts zeigen, dass der Strom-SUV absolut ausreichend motorisiert ist. Von 60 auf 100 km/h geht es in 4,6 Sekunden, von 80 auf 120 km/h in knapp sechs. Den Sprint von 0 auf 100 km/h erledigt der Elektro-SUV bestenfalls in 8,9 Sekunden, die Spitze ist bei 160 km/h begrenzt.

Drei Fahrstufen von Eco bis Sport stehen zur Auswahl, die Fahrwerk, Lenkung oder Motorcharakteristik beeinflussen. Den meisten Fahrspaß (und Stromverbrauch) macht die Sport-Einstellung, mit der der EQA bei Bedarf mit direkter Gasannahme und straffer Federung zum Kurvenräuber wird. Doch auch mit der Wahl der Eco-Taste wird aus dem Kompakt-SUV kein zahnloser Tiger, weil der gut gedämpfte E-Motor immer noch ausreichend Leistung liefert. Bewertung der ADAC Ingenieure: "Der EQA kann nicht nur Gelassenheit, sondern
auch Fahrspaß vermitteln."

Etwas gefühllos wirkt in der Eco-Einstellung die sehr leichtgängige Lenkung, die um die Mittellage straffer sein sollte. Allerdings kann man deren Charakteristik in jeder Einstellung extra anwählen – und in der Stellung "Sport" funktioniert sie dann wesentlich direkter. Dass die Bremse sich wie bei fast jedem E-Auto etwas teigig anfühlt? Daran gewöhnt man sich. Aber dass der EQA für die Verzögerung von 100 km/h bis zum Stillstand durchschnittlich 38,1 Meter benötigt, ist heutzutage nur noch ein ausreichendes Ergebnis. Immerhin lässt die Bremsleistung auch bei hoher Beanspruchung nicht nach.

EQA mit 11 kW (AC) und 100 kW (DC) Ladeleistung

Wir stellen den neuen Mercedes EQA vor
Beim AC-Laden (Wechselstrom) zieht sich der EQA maximal 11 kW© Mercedes

Die maximale Ladeleistung an DC-Schnellladesäulen (Gleichstrom) beträgt laut Mercedes bei allen Versionen mittlerweile eher unterdurchschnittliche 100 kW. Bei den ADAC Tests wurden allerdings immer wieder knapp mehr als 110 kW erreicht. Das ist mal eine positive Überraschung, wenn der Hersteller anscheinend untertreibt. Der Akku ist dann in 30 Minuten wieder zu 80 Prozent geladen. An "normalen" AC-Ladesäulen (Wechselstrom, in der Stadt) zieht sich der EQA maximal 11 kW. Eine komplett leere Antriebsbatterie ist auf diese Weise unter idealen Bedingungen mit AC in etwa sieben Stunden wieder zu 100 Prozent gefüllt.

Und was Tesla, der Audi Q8 e-tron und der EQC können, kann auch der Mercedes EQA: Das Navi rechnet die schnellste Route aus und plant Ladestopps samt voraussichtlicher Ladezeit mit ein. Tatsächlich erledigt Mercedes die intelligente Routenberechnung aktuell am geschicktesten. Über Mercedes Me Charge lassen sich so 450.000 Ladepunkte in 31 Ländern ansteuern. Eine Bezahlfunktion ist über das Display im Fahrzeug oder über die dazugehörige Smartphone-App integriert. Und kommt aus der Säule mal kein Ökostrom, sorgt Mercedes in Europa noch nachträglich für den Grünstrom-Ausgleich.

Beim Fahren geht der EQA relativ effizient mit Energie um: Im ADAC Ecotest erreichte er einen durchschnittlichen Stromverbrauch inklusive Ladeverluste von 21,6 kWh je 100 Kilometer. Innerorts sind es etwa 18,1, außerorts 22,7 und auf der Autobahn (bis 130 km/h) etwa 23,8 kWh.

Das energieraubende Heizen übernimmt im Winter eine serienmäßige Wärmepumpe und ein "EcoAssist" kümmert sich automatisch je nach Streckenverlauf, Tempolimit oder dem Abstand zum Vordermann um eine situationsgerechte Rekuperation, bremst also mal stärker und mal schwächer ab, wenn der Fahrer vom Gas geht und speist entsprechend Energie in die Batterie zurück. Funktioniert prima und ist tatsächlich enorm entspannend! Wie stark rekuperiert wird, lässt sich zusätzlich per Schaltwippen am Lenkrad anwählen.

Mercedes EQA: Elektro-SUV mit reichlich Platz

Cockpit des Mercedes EQA
Modernes Cockpit, kein Unterschied zum GLA© Mercedes

Im Innenraum findet sich 1:1 der GLA wieder. Die beiden 10,25-Zoll-Displays in einem freistehenden, flachen Gehäuse wirken modern, analoge Anzeigen gibt es keine mehr. Bedient wird per Fingerdruck auf dem zentralen Mitteldisplay, per Touchpad in der Mittelkonsole oder per Daumen auf den kleinen Sensorflächen am Lenkrad – eine etwas fummelige Angelegenheit, da man nicht so zielgenau und schnell durch die Menüs navigieren kann wie mit einem Dreh-Drück-Steller. Dies hat zur Folge, dass man sich während der Bedienung sehr konzentrieren muss, was zu langen Ablenkungszeiten führt.

Gleiches gilt für den Bordcomputer bzw. die Funktionen des digitalen Kombiinstruments, das sich mit der linken Touchfläche des mit zahlreichen Schaltern besetzen Lenkrads bedienen lässt. Hilfreich sind die Direktwahltasten rund um das große Touchpad für die gängigsten
Funktionen wie Navigation oder Radio sowie der klassische Lautstärkeregler. Ein Drehregler zum Zoomen und Scrollen fehlt jedoch.

Wie bei den Schwestermodellen kommt das MBUX genannte Bediensystem zum Einsatz, das mit frei gesprochener Sprache zurecht kommt und auf den Befehl "Hey Mercedes" hört. Allerdings sollte man sich wie bei allen derzeitigen Sprachsystemen im Auto nicht zu viel davon erwarten. Einfache Befehle wie "Bitte Heizung etwas wärmer" sind zwar schon realisierbar, doch wird die Anforderung etwas komplexer ("Wo finde ich die Einstellung fürs Head-up-Display"), quittiert auch MBUX die Frage mit Unverständnis ("Wo hin möchtest Du?").

Wie schon der konventionelle GLA kann auch der EQA mit guten Platzverhältnissen aufwarten. Vorne sitzt man mit viel Kopffreiheit sehr luftig, die Sitze lassen sich für knapp zwei Meter große Menschen weit genug zurückschieben. Die Kopffreiheit reicht ebenfalls für dieses Gardemaß. Nicht ganz so großzügig geht es auf der Rückbank zu. Zwar hat man reichlich Beinfreiheit selbst für Zwei-Meter-Personen (Vordersitz auf 1,85 Meter eingestellt), aber der Kopf nimmt schon bei knapp 1,90 Meter Körpergröße Kontakt mit dem Dachhimmel auf.

Für zwei Personen nebeneinander ist die Innenbreite großzügig, für drei Erwachsene wird es eng und nur für kurze Strecken empfehlenswert. Zudem stört, dass die Beine wegen des etwas höheren Bodens (Batterie) sehr angewinkelt werden müssen – und das ist auf längeren Strecken unangenehm. Den Stauraum gibt der Hersteller mit 340 bis 1320 Litern an – nach der ADAC Messmethode sind es zwischen 290 und 1220 Liter, das reicht nur für die Note "befriedigend". "Zufriedenstellend" schneidet die 70 Zentimeter hohe Ladekannte ab.

Die serienmäßige Ausstattung kann sich unter anderem mit aktivem Spur- und Bremsassistent, Klimaautomatik, LED-Scheinwerfern, elektrischer Heckklappe, Ambientelicht mit 64 Farben, Komfortsitzen, Rückfahrkamera und Navigationssystem sehen lassen. Optional sind etwa die Ausstattungslinien "Electric Art" und "AMG Line" sowie ein "Night-Paket" zu haben.

Preis: Ab 50.777 Euro – vor Abzug der Förderprämie

Zum Preis: Zum Start rief Mercedes für den EQA mindestens 47.540 Euro auf und lag damit netto ganz zufällig knapp unter der Schwelle von 40.000 Euro – die volle E-Auto-Förderung von ehemals gut 9000 Euro war dem EQA also sicher. Samt Mehrwertsteuer war der EQA dann also ab rund 38.000 Euro zu haben. Von diesen Preisen können Interessenten inzwischen nur noch träumen. Denn der Netto-Einstiegspreis liegt bei 42.670 Euro. Das bedeutet, dass es nur rund 4500 Euro an Förderung gibt. Und dass brutto mindestens 56.300 Euro auf der Rechnung stehen.

Allein auf weiter Flur ist der EQA nicht: Im Segment der elektrischen Kompakt- bzw. Mittelklasse-SUVs tummeln sich Lexus UX 300e, Kia e-Niro, Mazda MX-30, VW ID.4, der Škoda Enyaq iV und der chinesische MG ZS EV. Dazu noch der Audi Q4 e-tron und das Tesla Model Y. Das Rennen um den besten bezahlbaren Elektro-SUV ist also in vollem Gange.

Lesen Sie hier den ausführlichen Test des Mercedes EQA 250 Electric Art als PDF (Testdatum Oktober 2021)
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Mercedes EQA 250 Electric Art: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Mercedes-Benz EQA 250 Electric Art (05/22 - 10/23)

Motorart

Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

140

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

190

Drehmoment (Systemleistung)

385 Nm

Antriebsart

Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

8,6 s

Höchstgeschwindigkeit

160 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

492 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

15,6 kWh/100 km

Batteriekapazität (Netto) in kWh

66,5

Ladeleistung (kW)

AC:2,3-11,0 DC:100,0

Kofferraumvolumen normal

340 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.320 l

Leergewicht (EU)

2.040 kg

Zuladung

430 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg

Anhängelast gebremst 12%

750 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.463 mm x 1.834 mm x 1.620 mm

Grundpreis

53.562 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Mercedes EQA 250 Electric Art

Überholvorgang 60 – 100 km/h

4,6 s

Bremsweg aus 100 km/h

38,1 m

Wendekreis

11,2 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

21,6 kWh Strom/100 km, 108 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

Reichweite

350 km

Innengeräusch bei 130 km/h

66,1 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

2030 / 440 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

290 / 715 / 1220 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Mercedes EQA 250 Electric Art

Karosserie/Kofferraum

2,5

Innenraum

2,1

Komfort

2,0

Motor/Antrieb

1,1

Fahreigenschaften

2,8

Sicherheit

1,4

Umwelt/Ecotest

1,8

Gesamtnote

1,9

Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet; Notengrenzen: 0,6 – 1,5 sehr gut; 1,6 – 2,5 gut; 2,6 – 3,5 befriedigend; 3,6 – 4,5 ausreichend; 4,6 – 5,5 mangelhaft

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