Minivans: Kleinwagen mit viel Platz

Klein, aber oho: Minivans machen ihre kompakte Länge durch ein hohes Dach mehr als wett. So bieten sie reichlich Raum und sind vor allem bei Familien mit viel Gepäck gefragt. Interessante Fakten und die erfolgreichsten Modelle.
Ein erster Prototyp wurde 1965 vorgestellt
Gut zwei Millionen Minivans waren 2019 in Deutschland registriert
Im Bestand und bei Neuzulassungen führt die Mercedes B-Klasse

Als europäischer Van-Pionier gilt der Autonova fam, eine Art geschrumpfter Kleinbus. Das "fam" im Namen deutet schon auf die Zielgruppe hin: Familien. Gemeinsam entworfen hatten das neuartige Fahrzeug der Motor-Journalist Fritz B. Busch und die Designer Pio Manzu und Michael Conradt. Die Firmen Glas und DAF bauten zusammen einen Prototyp. Er war 3,50 Meter lang, mit 1,50 Metern genauso hoch wie breit und bot Platz für fünf Personen mit Gepäck. Doch trotz Präsentation auf der IAA 1965 blieb das 60 PS starke Auto ein Einzelstück.
Erst 20 Jahre später konnte sich das neue Autokonzept durchsetzen. Als erste erfolgreiche Van-Modelle in Europa gelten der Renault Espace, der 1985 auf den Markt kam, und der Chrysler Voyager ab 1988. Optisch einem Kleinbus nahe, zählen sie aktuell nach der Fahrzeugsegment-Einteilung des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) zu den Großraum-Vans.
So sieht ein typischer Minivan aus
Das KBA-Segment Minivan baut auf Klein- bzw. Kompaktwagen auf. Im Vergleich zu diesen sind Minivans sozusagen nach oben erweitert: Bei einer Länge von bis zu etwa 4,50 Metern ist ihr Dach meist mehr als 1,55 Meter hoch. Mit diesem Raumangebot sind sie vor allem bei größeren Familien beliebt, die oft mit viel Gepäck unterwegs sind. Daher auch der Spitzname "Windelbomber".
Wie viele Minivans sind in Deutschland zugelassen?
Im Januar 2019 waren in Deutschland 2.020.667 Minivans gemeldet, das entsprach 4,3 Prozent des Autobestandes. Die Zahl der Neuanmeldungen geht aktuell stark zurück, was in erster Linie auf die große Konkurrenz der immer beliebteren SUVs zurückzuführen ist. Der VW Golf Sportsvan beispielsweise wird keinen Nachfolger bekommen – VW T-Cross, Tiguan und T-Roc haben ihm den Rang abgelaufen. Im ersten Quartal 2020 wurden nur noch 10.083 Minivans neu zugelassen, ein Rückgang um fast die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr. An den Neuzulassungen hat das Segment nur noch einen Anteil von 1,4 Prozent.
Was sind die beliebtesten Minivans?







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Führend im Bestand waren Anfang 2019 die Mercedes B-Klasse mit 429.466, der Opel Meriva mit 422.110, der Renault Scénic mit 222.575 und der Ford C-MAX mit 207.358 Exemplaren. Auch bei den Neuzulassungen des ersten Quartals 2020 dominierte Mercedes. Mit 5606 neuen Autos der B-Klasse (seit 2005 ist aktuell die dritte Generation am Markt) lag deren Anteil bei über der Hälfte. Danach folgten der Peugeot 3008 mit 2123, der Renault Scénic mit 973 und der Dacia Lodgy mit 855 Stück.
Was ist das Besondere an Großraum-Vans?







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Vans mit über 4,50 Metern Länge haben einen sehr variabel nutzbaren Innenraum. Eine dritte Sitzreihe kostet meist einen Aufpreis, ist aber nicht immer als vollwertige Sitzgelegenheit zu sehen. Für Erwachsene wird es ganz hinten oft sehr eng. In der zweiten und dritten Reihe lassen sich die Sitze umklappen oder demontieren, dann steht ein riesiger Laderaum zur Verfügung, teilweise mit einer Ladefläche von bis zu zwei Metern. Mit ihrem guten Platzangebot, großen Fensterflächen und hohem Dach könnte man Großraum-Vans als Zwischenstufe vom Minivan zum Kleinbus bezeichnen.
Im Januar 2019 waren 2.065.887 Großraum-Vans zugelassen, also etwas mehr als Minivans. Darunter waren 666.543 VW Touran, 400.875 Opel Zafira und 116.977 Ford S-MAX. Im ersten Quartal 2020 gab es 18.956 Neuanmeldungen, mit einem Minus von 39,1 Prozent ein drastischer Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Großraum-Vans haben ebenfalls unter ihren SUV-Konkurrenten zu leiden. Auch diese bieten oft drei Sitzreihen und einen variablen Innenraum, wie etwa der Seat Tarraco, der Skoda Kodiaq oder der BMW X5. Die drei meistverkauften neuen Großraum-Vans waren der VW Touran, die Mercedes V-Klasse und der Ford S-MAX.
Bekannte Baureihen sind neben dem VW Touran Ford Galaxy, VW Sharan und Seat Alhambra. Nicht zu vergessen eine der langlebigsten Reihen in diesem Segment: Der Renault Espace, der 1985 vorgestellt wurde und inzwischen in der fünften Generation auf dem Markt ist. Die aktuelle Baureihe sieht allerdings verdächtig nach SUV aus.