Genesis G80 im ADAC Test: Was kann Hyundais Luxusliner?

Auf dem deutschen Markt gibt es seit 2021 eine neue Nobelmarke: Genesis. Der Hyundai-Ableger will vor allem mit hohem Komfort bei BMW- und Mercedes-Fahrern und -Fahrerinnen punkten. Ob das gelingt? Der E-Klasse- und 5er-Konkurrent Genesis G80 im ADAC Test

• Stufenhecklimousine mit fünf Metern Länge

• Motoren: Ein Diesel, ein Benziner, Elektroversion folgt

• Preis für den Genesis G80: Ab 53.880 Euro

Was Lexus für Toyota ist, ist Genesis für Hyundai: ein luxuriöser Ableger der Brot-und-Butter-Marke, der neue und vor allem solventere Kundenkreise erschließen soll. In Europa zählt Genesis noch als Newcomer, doch daheim in Korea dominieren die Limousinen und SUVs bereits die Vorstandsparkplätze. Auch in den USA hat sich die Marke mittlerweile etabliert.

Längst ist die Nobelmarke auch bei uns mit diversen Fahrzeugen vom Mittelklassemodell G70 über Elektro-SUVs wie den GV60 bis zur großen Luxuslimousine G90 aktiv. Mit mäßigem Erfolg allerdings.

Genesis G80 mit Oberklasse-Flair

Dass es den Koreanern beim hier vorgestellten Stufenheckmodell G80 nicht an Selbstbewusstsein mangelt, zeigt nicht nur das auffällige Design. Schließlich erinnert die Limousine mit ihrem riesigen Chromgrill an Bentley und fängt mit ihrer markanten LED-Signatur mit zwei horizontalen Leuchtelementen an Bug, Flanke und Heck die Blicke.

Auch die Preise zeugen von einer gewissen Souveränität: War die Limousine zum Marktstart noch für 46.900 Euro zu haben, kostet sie mittlerweile 53.880 Euro. Damit ist der koreanische Herausforderer beim Blick auf die Preisliste kaum günstiger als die Platzhirsche aus dem deutschen Süden.

Doch dafür zählen bei den Koreanern Zutaten, die bei der Konkurrenz oft zusätzlich Geld kosten, zur Serienausstattung. Und es gibt auch einiges an Luxuszugaben: Feines Leder, schmucke Nähte, offenporiges Holz und viel Liebe zum Detail bei Schaltern und Tastern lassen auf Anhieb Oberklasse-Flair aufkommen. Und Platz gibt es bei 3,01 Metern Radstand auf allen Plätzen mehr als genug.

G80: Innenraum wie im Grandhotel

Doch auch der große, vom Fahrer vergleichsweise weit entfernte Touchscreen über dem Armaturenbrett, die digitalen Instrumente mit ihrer spektakulären 3D-Grafik und die Kombination aus Drehring und Touchpad auf dem Mitteltunnel können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Genesis einen eher klassischen Luxus pflegt. Wo sich die deutschen Hersteller um einen progressiven Touch und moderne Lounge-Atmosphäre bemühen, wirkt der Genesis wie ein ehrwürdiges Grandhotel.

Genau wie die ausgesprochen gemütliche Abstimmung von Lenkung und Fahrwerk mag das den Amerikanern gefallen, die mit Abstand die größte Kundengruppe der Koreaner stellen. Doch zwischen den Hyperscreens von Mercedes und den Curved Cockpits bei BMW wirkt das Innenleben des Genesis für Europäer etwas angestaubt.

Dabei mangelt es dem Auto nicht an Hightech: Es beginnt bei einer ausgesprochen verständigen Sprachsteuerung und reicht über das adaptive Fahrwerk mit Kamerasteuerung, das insgesamt einen guten Federungskomfort bietet, bis hin zum intelligenten Autobahnassistenten mit Abstands- und Spurregelung oder dem Videoblick in den toten Winkel.

Der G80 kommt ohne Anhängelast

Ein echtes Manko: Für den G80 sind weder Stütz-, Anhänge- noch Dachlasten erlaubt. Für den Transport von Hängern, Radträgern oder Dachboxen taugt der Viertürer daher nicht. Das dürfte viele Interessenten vergraulen. Punkten kann der G80 dafür bei der aktiven und passiven Sicherheit.

Das Portfolio an Assistenzsystemen ist zeitgemäß groß, es reicht von der automatischen Distanzregelung ACC, der Kollisionswarnung und dem Notbremsassistenten bis zum Spurhalteassistenten, auch ein Totwinkelwarner, eine Verkehrszeichen- sowie eine Müdigkeitserkennung sind immer an Bord. Optional gibt es noch die Notbremsfunktion beim rückwärtigen Einparken und die Querverkehr-Erkennung beim rückwärtigen Ausparken, einen Kreuzungsassistenten sowie eine Spurwechselautomatik.

Nur ein Benziner, Allrad optional

Beim Blick unter die Haube wähnt man sich in der Vergangenheit. Zwar hat Genesis den anfangs noch angebotenen Diesel längst gestrichen, aber einen politisch korrekten Plug-in-Hybrid oder wenigstens ein 48-Volt-Mildhybridsystem gibt es nicht. Zumal der einzig verbliebene Verbrennungsmotor, ein Vierzylinder-Benziner, nicht zu den sparsamsten zählt.

Der ist 2,5 Liter groß, leistet 224 kW/304 PS und kann statt mit Heckantrieb für 2100 Euro extra mit Allradantrieb bestellt werden. Die in "Premium"-Ausstattung getestete Allradvariante ist auf dem Papier keine schlechte Wahl. Zumal die Drehmomentkurve bei 422 Nm gipfelt, der Sprint auf Tempo 100 in 6,3 Sekunden gelingt und die üblichen 250 km/h Spitze drin sind.

Hoher Testverbrauch: 9,4 l/100 km

In der Praxis wirkt der Motor bisweilen etwas angestrengt, die Achtgang-Automatik schaltet unmerklich, aber auch ein wenig behäbig, und selbst bei engem Zeitplan macht der G80 nur wenig Lust auf die linke Spur. Er ist eher der gemütlich-sanfte Typ. Der Verbrauch des Vierzylinder-Turbomotors lag im ADAC Ecotest mit 9,4 l/100 km um mehr als einen Liter höher als bei einem vergleichbaren BMW 540i xDrive – bei weniger Leistung und schlechteren Fahreigenschaften. Unterm Strich heimst das Aggregat gerade mal zwei der fünf möglichen Ecotest-Sterne ein.

Wer sich mit dem Benziner nicht anfreunden will, hat mit der Elektrovariante G80 Electrified zumindest eine umweltfreundlichere Alternative. Auch diese Variante hat der ADAC bereits getestet (hier geht es zum Test des Genesis Electrified G80).

Wo kann man Genesis G80 kaufen?

Wer einen Genesis kaufen möchte, kann das über den direkten Online-Vertrieb tun oder über eine Handvoll Händler in großen Städten. "Hierbei genießen Sie eine individuelle Kundenbetreuung, denn das koreanische Serviceverständnis hat oberste Priorität, und dies unterscheidet uns vom Wettbewerb", sagt Europa-Chef Dominique Boesch und will jedem Genesis-Fahrenden einen eigenen Berater zur Seite stellen. Dieser "Genesis Personal Assistant" koordiniert dann auch den Hol- und Bringdienst für sämtliche Wartungs- und Werkstatttermine, offeriert einen kostenlosen Leihwagen und versorgt die Kunden über Jahre gratis mit Software- und Karten-Updates, die "over the air" übertragen werden.

Ob sich die Kunden und Kundinnen deshalb von Audi, BMW und Mercedes abwenden und sich für einen Genesis entscheiden? Hierzulande sieht es nicht danach aus. Interessierte kämen aber in den Genuss einer gelungenen und optisch außergewöhnlichen Limousine, die die Konkurrenz zumindest beim Preis-Leistungs-Verhältnis sowie den Garantie- und Serviceleistungen überholt.

Genesis G80: Technische Daten, Preis

ADAC Messwerte

ADAC Testergebnis

Text: Benjamin Bessinger/SP-X

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