Test Cupra Born: Was der Technik-Bruder des ID.3 besser kann

Frontansicht eines stehenden Cupra Born
Extrem dynamische Optik: Cupra Born, eine Variante zum VW ID.3© ADAC/Wolfgang Rudschies

Das spanische Pendant zum VW ID.3 heißt Cupra Born und baut auf dessen Technik auf. Im Detail gibt es dennoch deutliche Unterschiede. ADAC Test, Bilder, Daten, Reichweiten und Preise

  • Zwei Leistungsstufen und zwei Akkugrößen

  • Grundpreise zwischen 38.770 und 45.850 Euro 

  • Tieferlegung, direktere Lenkung sowie 20 kW mehr Leistung

Der VW-Konzern nutzt alle Möglichkeiten, um seine Elektrostrategie in Schwung zu bringen. Der Wandel soll alle Marken erfassen, also auch Seat – respektive deren sportliche Tochter Cupra. Die Erweiterung des Portfolios um die Untermarke Cupra wirkt zunächst eigenartig, ist aber ein logischer Schritt: Einen Cupra können die Designer und Ingenieure noch deutlich knackiger und dynamischer auslegen als einen Seat. Was bei der engen technischen Verwandtschaft des Born zum VW ID.3 die Differenzierung unterstützt.

Sein großes Markenspektrum hilft dem VW-Konzern bei der Elektrifizierung genauso wie die Plattformstrategie. So wurde aus dem elektrischen Kleinwagen VW e-Up! der Mii electric. Und auch der Born (als Studie hieß er noch Seat El-Born) setzt wie der ID.3 in der Kompaktklasse auf dem modularen Elektrobaukasten MEB auf.

Der Cupra Born wird aktuell (Stand März 2023) in zwei Leistungsversionen und mit zwei verschiedenen Akkugrößen ausschließlich mit Heckantrieb angeboten. Die Basisversion kostete anfangs noch 32.700 Euro (abzüglich Umweltprämie), inzwischen liegt der Einstieg bei 38.770 Euro, dafür gibt es aber statt des ursprünglichen Akkus mit einer Nettokapazität von 45 kWh einen 58-kWh-Stromspender, die E-Maschine leistet 150 kW/204 PS. Darüber rangiert die Version mit einer Leistung von 170 kW/231 PS, mal mit dem 58-, mal mit einem 77-kWh-Akku. Dafür verlangt Cupra mindestens 40.150 und 45.850 Euro.

Cupra Born mit knapp 300 Kilometer Test-Reichweite

Zum ADAC Test stand die mittlere Version mit 231 PS und 58 kWh großem Akku zur Verfügung. Sie scheint aus allen ihren Poren mitteilen zu wollen, wo der sprichwörtliche Hammer hängt. Klar, dass die Erwartungen hinsichtlich der dynamischen Fahreigenschaften, aber auch in Bezug auf die Reichweite groß sind. Laut Hersteller wären mit prall gefülltem Akku und bei vorausschauender Fahrweise im Idealfall bis zu 568 Kilometer drin.

Diese Entfernung schafft der Kandidat in der Realität nicht. Im ADAC Ecotest ergibt sich ein Testverbrauch von 21,2 kWh pro 100 Kilometer inklusive Ladeverluste. Das ermöglicht 295 Kilometer am Stück. Für ein Elektroauto, das nicht unbedingt als Zweitwagen gedacht ist, ist das ein mittelmäßiger Wert. Bei Innerortsfahrten oder bei sehr ruhiger Fahrweise außerorts (möglichst unter 120 km/h) sind auch Reichweiten von an die 350 Kilometer möglich.

Cupra Born: Schnelles Laden bis 135 kW

Die Schnellladung von 10 auf 80 Prozent dauert dann nur 34 Minuten an einer Schnellladesäule – der Born lädt bei nicht zu niedriger Außen- und Batterietemperatur mit bis zu 120 kW, im Test unter optimalen Bedingungen sogar mit bis zu 135 kW. Das Laden an der Haushaltssteckdose (ohne Wallbox) dauert etwa 27 bis 35 Stunden und ergibt daher wenig Sinn, zumal in diesem Fall die Ladeverluste höher als beim Laden mit 11 kW ausfallen. An einer geeigneten Wallbox benötigt man mit Wechselstrom für die Vollladung rund fünfeinhalb (bei 11 kW) bis neun Stunden (bei 7,2 kW).

Der Elektromotor an der Hinterachse leistet bis zu 170 kW/231 PS und generiert ein maximales Drehmoment von 310 Nm. Damit ist der Born wirklich flott unterwegs und wird seinem optischen Auftritt durchaus gerecht. Die Fahrleistungen des Testwagens sind absolut ausreichend, wenngleich man von einem Fahrzeug der 230-PS-Klasse gefühlt etwas mehr erwarten würde. Dabei spielt sicher das hohe Gewicht des Testwagens von über 1,8 Tonnen eine nicht unerhebliche Rolle.

Vom Stand weg geht es sehr flott los, dank Heckantrieb wird die Kraft auch gut auf die Straße gebracht. Der Spanier sprintet von 15 auf 30 km/h in nur 0,8 Sekunden – perfekt beim Abbiegen und Einfädeln in den fließenden Verkehr. Auch ein Überholmanöver ist schnell erledigt, 3,6 Sekunden dauert etwa die Beschleunigung von 60 auf 100 km/h. Cupra verspricht 6,6 Sekunden von null auf 100 km/h. Dass die Höchstgeschwindigkeit schon bei 160 km/h elektronisch abgeregelt wird, passt nicht so ganz zum sportlichen Charakter der Marke.

Sieht der Cupra Born nur schneller aus?

Front und Seitenansicht eines fahrenden Cupra Born
Von 0 auf 100 km/h in 6,6 Sekunden: Born mit 170 kW (231 PS) Leistung und 58 kWh großem Akku© Cupra

Dass der Cupra Born mit seinem expressiven Blechgewand gerade im Vergleich mit dem Technik-Bruder VW ID.3 eine sehr sportliche Erscheinung ist, wird niemand ernsthaft bezweifeln. Aber ist er auch wirklich so fahrdynamisch, wie er aussieht? Die optionale adaptive Dämpfung ist jedenfalls sehr gut gelungen und liefert eine überzeugende Kombination von Komfort und Agilität. Der Elektrowagen liegt souverän auf der Straße und lässt sich weder von engen Kurven noch von schnellen Lenkbewegungen aus der Ruhe bringen. Der Geradeauslauf ist einwandfrei, der vergleichsweise lange Radstand dabei hilfreich. Selbst bei sportlicher Gangart halten sich die Aufbaubewegungen wie Seitenneigung oder Nicken in Grenzen.

Beim ADAC Ausweichtest kann der Cupra Born ebenfalls überzeugen. Einerseits reagiert er bei abruptem Lenken und Gegenlenken mit einer gewissen Untersteuerneigung, wobei vom ESP zielführend unterstützt Geschwindigkeit abgebaut wird. Andererseits lässt er sich bei gezielten Ausweichmanövern präzise und flott durch die Gassen scheuchen. Gerade bei der Fahrdynamik kann er somit punkten, ohne die Fahrsicherheit zu vernachlässigen. Die serienmäßige Progressivlenkung punktet mit einer passenden, nicht zu starken Lenkkraftunterstützung sowie guter Rückmeldung. Die Lenkkräfte kann man über die Fahrprofilauswahl in zwei Stufen variieren.

Per Knopfdruck wird der Born sportlicher

Das passende Fahrprogramm wird mittels zweier unübersehbarer Knöpfe am Lenkrad gewählt. Mit dem Button rechts geht es direkt in den höchsten Cupra-Sportmodus. Mit dem Button links lassen sich alle Fahrprogramme linear durchwählen: von zurückhaltend-sparsamer Fahrweise bis hin zu aggressivem Power-Pressing.

Die gewählten Modi beeinflussen nicht nur die Lenkung, sondern auch das Fahrverhalten und das Ansprechverhalten des Motors. Cupra-Fahrer, die sich hier zu schaffen machen, kommen sich stets ein bisschen wie ein Formel-1-Rennfahrer vor, mit all den Knöpfen und elektronischen Helfern. Aber wenn so ambitioniert sportlich gefahren wird, geht die Reichweite weiter in den Keller.

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Ausgewogener Federungskomfort dank DCC

Mit seinem optionalen Fahrwerk mit adaptiver Dämpferregelung (DCC) bietet das Testfahrzeug einen überzeugenden Federungskomfort – und das trotz der großen 20-Zoll-Räder mit Niederquerschnitt (Option), mit denen der Testwagen ausgestattet ist. Selbst innerorts, also bei niedrigeren Geschwindigkeiten, werden Unebenheiten vom Fahrwerk gut geschluckt und dringen nur gedämpft zu den Insassen durch. Bei höheren Geschwindigkeiten zeigt sich der Cupra nochmals gelassener und überzeugt mit einem ausgewogenen Federungskomfort – hier wirkt sich der niedrige Schwerpunkt positiv aus. Der Unterschied zwischen den vorwählbaren Dämpfercharakteristika – von Sport bis Komfort – ist deutlich zu spüren.

Die von VW bekannten Bedienungsmängel hat man bei Cupra leider übernommen. Bis die unpraktikablen Fingerschieber ("Slider") für Lautstärke und Innentemperatur wieder verschwinden, wird es noch dauern. Das sehr kleine Instrumentendisplay stört auch beim Born, wenngleich der Cupra von Beginn an mehr Infos einblendet (etwa zusätzlich die aktuelle Reichweite neben den Batterie-Prozenten). Bordcomputer-Infos kann man ebenfalls anzeigen. Positiv fiel im ADAC Test die gute Streckenplanung des Navigationssystems auf, das Ladesäulen entlang der Route integriert und dabei viele nützliche Infos in Echtzeit berechnet und aktualisiert mit einblendet.

Platz gibt es im Cupra Born reichlich

Der Cupra Born bietet selbst großen Menschen eine gute Sitzposition. Die Beinfreiheit reicht für 1,95 Meter große Personen, die Kopffreiheit ist sogar bis etwa 2,10 Meter Körpergröße
ausreichend. Stellt man die Vordersitze für 1,85 Meter-Passagiere ein, berühren die Knie der Hintensitzenden erst oberhalb von zwei Meter Körpergröße die vorderen Lehnen. Die nach hinten abfallende Dachlinie bringt zwar Aerodynamik-Vorteile, schränkt aber die Kopffreiheit hinten etwas ein, sie reicht dennoch bis knapp 1,85 Meter Größe.

Ist der variable Kofferraumboden in der unteren Position, fasst das Gepäckabteil unter der Kofferraumabdeckung 315 Liter. Entfernt man die obere Abdeckung und nutzt den Stauraum bis zum Dach hoch, erweitert sich das Volumen auf 430 Liter. Das reicht für bis zu sieben Getränkekisten. Unter Ausnutzung des kompletten Raums hinter den Vordersitzenlassen sich bis zu 1195 Liter Gepäck verstauen. Eine Anhänge- oder eine Stützlast sind nicht zulässig. Genauso wenig erlaubt Cupra eine Dachlast. Das schränkt die Nutzungsmöglichkeiten leider deutlich ein.

Cupra Born: Technische Daten und Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

CUPRA Born (58 kWh) (ab 11/21)

Motorart

Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

150

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

204

Drehmoment (Systemleistung)

310 Nm

Antriebsart

Hinterrad

Beschleunigung 0-100km/h

7,3 s

Höchstgeschwindigkeit

160 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

425 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

15,3 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

62,0

Batteriekapazität (Netto) in kWh

58,0

Ladeleistung (kW)

AC:11,0 DC:120,0

Kofferraumvolumen normal

385 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.267 l

Leergewicht (EU)

1.828 kg

Zuladung

452 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre; ab 21.12.2.023: 5 Jahre bis max. 150.000 km (ersten zwei Jahre ohne km-Begrenzung)

Länge x Breite x Höhe

4.324 mm x 1.809 mm x 1.540 mm

Grundpreis

40.150 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

CUPRA Born e-Boost (58 kWh)

Überholvorgang 60 – 100 km/h

3,6 s

Bremsweg aus 100 km/h

35,9 m

Wendekreis

10,5 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

21,2 kWh/100 km, 106 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

Reichweite

295 km

Innengeräusch bei 130 km/h

66,8 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1838 / 422 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

315 / 670 / 1195 l

ADAC Testurteil

ADAC Testergebnis

CUPRA Born e-Boost (58 kWh) (ab 02/22)

Karosserie/Kofferraum

2,8

Innenraum

2,8

Komfort

2,2

Motor/Antrieb

1,1

Fahreigenschaften

2,4

Sicherheit

1,9

Umwelt/EcoTest

1,7

Gesamtnote

2,1
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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