Hyundai Kona Elektro im ADAC Test
4.11.2019
Der Hyundai Kona Elektro schafft als erster kleiner SUV mit Elektroantrieb überzeugende Reichweiten. Der ADAC Test klärt, was er alles kann und wie gut er sich im Dauertest-Alltag bewährt.
- Der Hyundai Kona ist nach dem Ioniq das zweite Elektromodell der Koreaner
- Mit 64-kWh-Batterie große Reichweiten möglich
- Praxiserfahrungen: Das hat die Redaktion mit dem Kona erlebt
Während die heimischen Hersteller noch an den Modellen ab 2020 basteln, gibt Hyundai bei der Elektromobilität schon heute Gas und baut mit dem neuen Hyundai Kona Elektro ihre alternativ angetriebene Modellvielfalt weiter aus.
Denn neben dem Brennstoffzellenfahrzeug Nexo hat Hyundai schon den Ioniq im Programm, der als Hybrid, Plug-In-Hybrid oder vollelektrisch zu haben ist. Der Hyundai Kona Elektro positioniert sich als erstes elektrisch angetriebenes SUV in der Kompaktklasse. Zu haben ist er mit zwei Batteriegrößen (39 und 64 kWh) und in zwei Leistungsstufen.
Reichweite: 375 Kilometer im ADAC Ecotest
Wahlweise mit 100 kW/136 PS oder 150 kW/204 PS Motorleistung unterwegs, verspricht das kräftige Drehmoment von 395 Newtonmeter – das prinzipbedingt von Beginn an zur Verfügung steht – sichere Überholmanöver auch aus niedrigen Geschwindigkeiten. So beschleunigt die stärkere Variante innerhalb von 7,6 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und Schluss ist erst bei 167 km/h. Der Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h beträgt nach ADAC Messung kurze 3,6 Sekunden.
Doch der Kona Elektro zeigt auch ausgeprägte Langstreckenqualitäten: Die Batteriekapazität beträgt bei der getesteten 204-PS-Version stattliche 64 Kilowattstunden, die in Kombination mit dem effizienten Elektroantrieb eine Reichweite von bis zu 449 Kilometern nach dem WLTP-Zyklus möglich macht.
Auf dem Papier zumindest. Doch bei Elektroautos kommt es ganz erheblich auf das persönliche Fahrprofil an. Ist man ausschließlich bei langsamer Fahrt in der Stadt unterwegs, ist der angegebene Wert nicht unrealistisch. Fordert man den Kona allerdings mehr und fährt viel auf der Landstraße oder auf der Autobahn, schmilzt die Reichweite schnell dahin.
Im ADAC Ecotest, der mit allen Autos gefahren wird – also auch mit Verbrennern, Hybridfahrzeugen oder Gasautos – ergibt sich eine Reichweite von 375 Kilometern. Auch das ist ein stolzer Wert, der nicht einmal vom deutlich teureren Jaguar I-Pace übertroffen wird.
Der Hyundai Kona Elektro im Alltagstest








Stromverbrauch: 19,5 kWh/100 km im ADAC Ecotest
Der Stromverbrauch liegt bei gemessenen 19,5 kWh auf 100 Kilometer – Ladeverluste eingerechnet. Denn wie bei jedem Elektroauto kommt weniger Strom in der Batterie an als aus der Steckdose fließt. Beim Hyundai Kona fallen die Ladeverluste vergleichsweise gering aus. Zum Verbrauch des Motors kommen noch rund 15 Prozent hinzu: Um die 64-kWh-Batterie vollzuladen, fließen also 73,9 kWh.
Die 64-kWh-Batterie des Kona Elektro kann man serienmäßig mit Wechselstrom (AC, Steckertyp 2) und Gleichstrom (DC, Steckertyp CCS) laden. Ein Ladekabel für die typische "Haushaltssteckdose" (Schuko) ist dabei, ebenso das Kabel mit Typ 2 Stecker. Beide Kabel finden in einer Tasche Platz, die unter der Fächereinlage unterhalb des Kofferraumbodens passgenau verstaut werden kann.
Das Laden an einer Haushaltssteckdose (230 V) dauert etwa 31 Stunden. An einer Wallbox benötigt man mit Wechselstrom für die Vollladung ca. 9,5 Stunden. Deutlich schneller gehts mit Gleichstrom über CCS, hier akzeptiert der Kona Elektro sogar bis 100 kW; die Ladung auf 80 Prozent dauert dann nur 75 Minuten bei 50 kW bzw. 54 Minuten bei 100 kW. Das Laden an einer öffentlichen AC-Säule funktioniert hingehen nur mit maximal 7,2 Kilowatt (statt 22 kW). Mehr lässt der verbaute Onboard-Lader nicht zu. (Wer heute einen Kona Elektro mit 64-kWh-Akku bestellt, bekommt einen Onboardlader mit 11 kW serienmäßig geliefert. Für die Einstiegsversion kostet das bessere Ladegerät Aufpreis.)
Im Design unterscheidet sich die Elektrovariante des Kona von den herkömmlich angetriebenen Modellen nur im geschlossenen Kühlergrill und den speziellen Felgen der serienmäßigen 17-Zoll-Rädern. Der dynamische Stil des Lifestyle-SUV mit seinem langen Radstand (2,60 Meter) und den kurzen Überhängen bleibt also erhalten. Und natürlich gibt es auch den E-Kona in den inzwischen üblichen trendigen Zweifarb-Lackierungen.
Einfache Bedienung: Für die Automatik gibt es Knöpfe
Im Innenraum dominieren gut verarbeitete Plastikverkleidungen, die allerdings nicht sonderlich hochwertig wirken. Digitale Instrumente, ein frei stehender 8-Zoll-Monitor sowie eine Rückfahrkamera übernehmen die Fahrerinformation, ein DAB-Radio mit Navi-System, Bluetooth und Smartphone-Anbindung ist ebenfalls Serie.
Schön anzusehen ist die optisch frei schwebende Mittelkonsole mit diversen Bedientasten und der Getriebesteuerung, die elektrisch per Knopfdruck geschieht. Der Ganghebel ist beim E-Kona überflüssig, weil die Rekuperations- und Bremsstärke (sogar bis zum Stillstand) über Schaltpaddel am Lenkrad gewählt wird. Ohnehin sollte die Bedienung kaum jemanden überfordern: Auch die Menüs des Touchscreens sind gut strukturiert.
Das Platzangebot im nur 4,17 Meter langen Kona ist naturgemäß begrenzt, weil er noch konventionell konstruiert ist, damit auch Benzin- und Dieselmotoren unter die Haube passen. Bei der E-Variante schränken zusätzlich die im Unterboden platzierten Batterien den Raum ein, was vor allem die Fondpassiere mit drei Zentimeter weniger Kniefreiheit betrifft.
Elektroautos: Diese Modelle gibt es schon zu kaufen
Wer überlegt, in Zukunft elektrisch mobil zu sein, der hat noch keine allzu große Auswahl.
Mit unserer Liste über die auf dem Markt erhältlichen Elektroautos deutscher und ausländischer Hersteller können Sie sich einen Überblick verschaffen.
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Im Kofferraum nur Platz für 225 Liter
Auch das Kofferraumvolumen schrumpft, so dass bei der ADAC Messung unter der Kofferraumabdeckung nur noch magere 225 Liter übrigbleiben (Werksangabe 332 Liter). Allerdings lassen sich auch beim elektrischen Kona die Rücksitzlehnen umklappen, wodurch ein (leider schräger) Laderaum für bis zu 1070 Liter Volumen (ADAC Messwert) entsteht.
Der Permanentmagnet-Synchronmotor, der seine Kraft per einstufigem Getriebe auf die Vorderräder überträgt, macht mit seinem ständig abrufbaren Drehmoment beim Fahren richtig Spaß. Turboloch, Anfahrschwäche oder ganz einfach nur der falsche Gang? Das kennt der Kona Elektro nicht.
Das Fahrwerk vermittelt auch beim ADAC Ausweichtest ein sicheres Fahrgefühl und bügelt Unebenheiten im Großen und Ganzen anständig weg. Nur schade, dass sich die Lenkung etwas synthetisch anfühlt und der Bremsweg mit gemessenen 40,3 Metern aus 100 km/h überdurchschnittlich lang ausfällt. Hier hätten wir von dem Koreaner ein besseres Ergebnis erwartet.
Zahlreiche Assistenzsysteme sind für die aktive Sicherheit zuständig: Adaptives ACC, aktiver Spurhalteassistent und Notbremsassistent mit Fußgängererkennung sind immer serienmäßig, Querverkehrswarner hinten, Stauassistent, Totwinkel-Warner oder Verkehrszeichenerkennung gibt's nur in der Premium-Ausstattung, die dann für immerhin 45.600 € nur für den 204 PS-Kona angeboten wird.
Der Kona Elektro mit 136 PS kostet in der günstigsten Ausstattungslinie "Trend" 34.600 €, mit dem 204 PS-Motor 39.000 € – noch nicht abgezogen sind dabei die 4000 € Elektrobonus. Für ein Kleinwagen-SUV ist das zwar immer noch viel Geld, für ein Elektroauto mit brauchbarer Praxisreichweite aber ein faires Angebot.
Lesen Sie hier den ausführlichen Testbericht zum Hyundai Kona Elektro (64 kWh) Premium (pdf).
Technische Daten (Herstellerangaben) |
Hyundai Kona Elektro (64 kWh) Premium |
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Motor | Permanentmagnet-Synchronmotor, Lithium-Polymer-Akku |
Leistung | 150 kW/204 PS, 395 Nm ab 1 U/min |
Antrieb | Frontantrieb mit einstufigem Reduktionsgetriebe |
Fahrleistungen | 7,6 s auf 100 km/h, 167 km/h |
Verbrauch | 14,3 kWh/100 km, CO2: 0 g/km, Reichweite: 449 km |
Leergewicht | 1760 kg |
Maße | L 4,18/ B 1,80/ H 1,57 m |
Preis | 48.000 € (Premium-Ausstattung), Baureihe ab 34.400 € (136 PS) |
ADAC Messwerte (Auszug) |
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Überholvorgang 60-100 km/h |
3,6 s |
Bremsweg aus 100 km/h |
40,3 m |
Wendekreis | 11,2 m |
Verbrauch / CO2-Ausstoß ADAC EcoTest |
19,5 kWh/100 km , 113 g CO2/km (well-to-wheel) |
Reichweite |
375 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 69,2 dB (A) |
Leergewicht / Zuladung |
1725 / 445 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 225 / 625 / 1070 l |
ADAC Testergebnis |
Gesamtnote: 2,1 |
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Karosserie/Kofferraum | 3,0 |
Innenraum | 2,6 |
Komfort | 2,7 |
Motor/Antrieb | 1,0 |
Fahreigenschaften |
3,2 |
Sicherheit |
2,2 |
Umwelt/EcoTest |
1,2 |
- Das hat uns gefallen: Sehr gute Fahrleistungen. Praxistaugliche Reichweite. Gutes Platzangebot vorn. Sehr umfangreiche Serienausstattung. Großzügige Garantieleistungen.
- Das hat uns nicht gefallen: Hoher Anschaffungspreis. Einfache Materialien im Innenraum. Keine Anhängelast. Wenig Platz in Fond und Kofferraum.
Text: Thomas Kroher. Fotos: PR (5), Christian Rieber, Tobias Rieger, Wolfgang Rudschies, Jochen Wieler, Helmut Mayer, Diana Sprung
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