Anhängelast: Was beim Fahren mit Anhänger zu beachten ist

ein Auto mit einem Caravan auf der Teststrecke
Nicht jedes Fahrzeug darf schwere Wohnwagen ziehen© ADAC/Ralph Wagner

Wer einen schweren Anhänger ziehen will, braucht ein Auto mit hoher Anhängelast. Was Sie dabei beachten müssen und welche Modelle sich besonders gut als Zugfahrzeug eignen, lesen Sie hier.

  • Die besten Zugfahrzeuge aller Fahrzeugklassen

  • Alle Infos zu Anhängelast und Zuggesamtgewicht

  • Maximale Anhängelast in Fahrzeugschein und CoC-Papieren

Bevor man einen Hänger an den Haken nimmt, gilt der erste Blick immer zuerst den Fahrzeugpapieren. In der Zulassungsbescheinigung Teil I und Teil II sowie in den CoC-Papieren ist die maximale Anhängelast des Fahrzeugs ausgewiesen.

Ist dagegen ein Neuwagenkauf geplant, sollten die technischen Daten in den Prospekten genau gecheckt werden. Denn je nach Motorisierung, Getriebe- und Antriebsart (Allrad) sowie Ausstattung kann die zulässige Anhängelast sogar bei ein und demselben Modell erheblich variieren.

Anhängelast: Gebremst oder ungebremst?

Ein Baumarktanhänger
Kleine "Baumarktanhänger" dürfen von den meisten Autos gezogen werden© ADAC/Ralph Wagner

Es wird unterschieden zwischen "gebremst" und "ungebremst". Ungebremste Anhänger ziehen als "Leichtanhänger" oft Motorräder oder kleine Boote. Auch die "Baumarktanhänger", mit denen der Gartenabfall entsorgt oder der Rasenmäher zur Reparatur gebracht wird, zählen häufig dazu. Große Boots- oder Kfz-Anhänger wie auch Wohnwagen oder Yacht-Trailer sind meist mit eigener Bremse (Auflaufbremse) ausgestattet und dürfen daher schwerer sein. In Deutschland müssen nur Pkw-Anhänger mit über 750 Kilo zulässigem Gesamtgewicht eine Auflaufbremse haben.

Wo steht die zulässige Anhängelast im Fahrzeugschein?

Die Info, wie hoch die zulässige Anhängelast für Ihr Fahrzeug ist, finden Sie in der Zulassungsbescheinigung Teil 1, dem Fahrzeugschein. Unter der Ziffer O.1 steht die technisch zulässige Anhängelast gebremst in kg, unter der Ziffer O.2 die technisch zulässige Anhängelast ungebremst in kg.

Wer noch den alten Fahrzeugschein hat, findet die zulässige Anhängelast unter Ziffer 28 (gebremst) und 29 (ungebremst).

Wo steht das zulässige Gesamtgewicht mit Anhänger?

Um das zulässige Gesamtgewicht von Fahrzeug und Anhänger herauszufinden, genügt ebenfalls ein Blick in die Zulassungsbescheinigung Teil 1. Die Angabe steht im Feld F.2 (im alten Fahrzeugschein unter Ziffer 15). Bei Fahrzeugkombinationen werden die Werte von Zugmaschine und Anhänger addiert.

Das Zuggesamtgewicht ist entscheidend

Wichtig: Nicht nur die eingetragene Anhängelast des Zugfahrzeugs ist entscheidend. Immer mehr Fahrzeuge haben in den Fahrzeugpapieren einen Zusatzeintrag, der das Zuggesamtgewicht des Gespanns limitiert – das liegt oft unter dem Wert, der sich rein rechnerisch ergibt, wenn man das zulässige Gesamtgewicht des Zugfahrzeugs und dessen maximale Anhängelast addiert. Nutzt man also die Anhängelast komplett aus, darf man das Zugfahrzeug nicht mehr voll beladen.

Grund: Das Gespann muss in der Lage sein, an einem Berg mit zwölf Prozent Steigung in fünf Minuten fünfmal anzufahren, ohne dass ein Bauteil am Fahrzeug versagt. Zusätzlich müssen das Fahrwerk und die Bremsen des Zugfahrzeugs für eine sichere Führung des Gespanns ausgelegt sein.

Nicht jedes Auto eignet sich als Zugfahrzeug

Die neue Mercedes G-Klasse  2019 in Fahrt
Gut im Gelände, gut als Zugfahrzeug: Die Mercedes G-Klasse© Mercedes

Dass ein kleiner Fiat Panda oder ein sparsam motorisierter Opel Corsa mit einem schweren Pferdeanhänger oder einem großen Wohnwagen überfordert ist, dürfte jedem klar sein. Doch auch ein großes SUV oder ein PS-starker Pkw ist nicht automatisch als Zugmaschine geeignet. Es gibt durchaus beträchtliche Unterschiede: Ein Lexus UX als Kompakt-SUV darf zum Beispiel maximal 750 Kilogramm ziehen, während das Elektro-SUV Honda e:Ny1 gar keine Anhängelast hat. Ein BMW X5 Diesel und eine Mercedes G-Klasse kommen dagegen auf satte 3500 Kilo Anhängelast.

Wie hoch die Anhängelast beim jeweiligen Wunschmodell ist, können Sie der unten stehenden Liste entnehmen. Aufgeführt sind in Deutschland relevante Modellreihen und davon jeweils die Motorisierung mit der niedrigsten maximalen Anhängelast (gebremst) und die mit der höchsten. Falls vorhanden, ergänzt ein Modell mit alternativem Antrieb die Auswertung.

Alle technischen Daten zu jeder aktuellen Modellreihe und auch zu bereits eingestellten Fahrzeugen finden Sie im ADAC Autokatalog.

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Abreißsicherung: Wann ist sie nötig?

Die Abreißsicherung (rotes Kabel) sollte besser an einer Öse am Fahrzeug befestigt werden© ADAC

Gebremste Anhänger müssen mit dem Auto mit einem Abreißseil verbunden werden. Es löst die Bremse des Anhängers aus, wenn sich der Anhänger vom Fahrzeug trennt und muss an einer separaten Öse oder Lasche am Fahrzeug eingehängt sein. Sind Öse oder Lasche am Auto nicht vorhanden, ist in Deutschland ein Überstreifen über die Anhängerkupplung zulässig, aber aus Sicherheitsgründen nicht zu empfehlen.

In den Niederlanden, Österreich und in der Schweiz müssen auch ungebremste Anhänger mit (Stahl-)Seil oder Kette so gesichert werden, dass sich der Anhänger vom Fahrzeug nicht trennen kann. Ein bloßes Überstreifen des Abreiß- oder Sicherungsseils über die Anhängerkupplung ist in diesen Ländern nicht zulässig und mit teils hohen Bußgeldern belegt, eine Öse oder Lasche an einem festen Teil des Zugfahrzeugs sind also zwingend erforderlich. Hier finden Sie alle Details zu den Bestimmungen im benachbarten Ausland.

Stützlast für Anhänger

Wer mit seiner Anhängerkupplung einen Wohnwagen oder einen anderen Anhänger ziehen möchte, muss sich unter anderem auch mit dem Thema Stützlast beschäftigen. Die Stützlast beschreibt das maximale Gewicht, das von oben auf die Anhängerkupplung wirken darf. Für sie darf weder die angegebene zulässige Stützlast für die Anhängerkupplung und die Zugeinrichtung des Zugfahrzeugs noch die des Herstellers selbst überschritten werden. 

Anhängelast bei Elektroautos

ein Tesla Model X mit Anhänger
Das Tesla Model X war eines der ersten E-Autos mit Anhängelast© Tesla

Wurden anfangs für die meisten E-Fahrzeuge keine Anhängervorrichtungen angeboten, ist hier ein erfreulicher Trend festzustellen. Es gibt immer mehr Elektroautos, die Anhänger ziehen dürfen. Der VW ID.4 etwa in der sportlichen GTX-Ausführung ist mit 1200 Kilogramm Anhängelast gelistet, ein Mercedes EQA 350 mit 1800 und ein Tesla Model X mit bis zu 2250 Kilogramm. Ein Ford Mustang Mach-E darf je nach Ausführung 750 Kilo oder 1500 Kilo (Extended Range) an den Haken nehmen.

Für manche E-Fahrzeuge ohne Anhängelast ist zumindest die Montage einer Anhängerkupplung erlaubt, wenn man sie ausschließlich für den Fahrradtransport einsetzt.

Plug-in-Hybride als Zugwagen

Oft mehr Möglichkeiten hat, wer mit einem Plug-in-Hybrid liebäugelt. Hier sind in allen relevanten Klassen Modelle mit oft sehr guten Zugwageneigenschaften zu haben. Beispiele: Ein Volvo V90 Recharge darf 2100 Kilo ziehen, ein Audi Q7 genau wie ein Land Rover Defender 3500 Kilogramm.

Weitere hilfreiche Tipps des ADAC

  • Ein Gespann fährt sich stabiler, wenn das Zugfahrzeug schwerer ist als die Anhängelast.

  • Die Ausschöpfung der zulässigen Stützlast vermindert die Schlingerneigung.

  • Beachten Sie die Regeln für die Gespannzulassung: Unter bestimmten Voraussetzungen dürfen Gespanne in Deutschland auf der Autobahn und auf Kraftfahrstraßen 100 km/h statt 80 km/h fahren.

  • Im Ausland gelten unterschiedliche Geschwindigkeitsbegrenzungen für Gespanne.

  • Prüfen Sie das Zuggesamtgewicht auf einer Waage, die sich vereinzelt bei Prüfdiensten, Lkw-Höfen, Speditionen, Baustoffhandlungen oder Entsorgungsunternehmen finden.

  • Im Ausland sind die Strafen für Gewichts- und Geschwindigkeitsüberschreitungen sehr viel höher als in Deutschland; die Weiterfahrt kann zudem untersagt werden.

  • Beachten Sie die Vorschriften zur Anbringung von Sicherungs- oder Abreißseil in den Niederlanden, Österreich und der Schweiz.

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Fachliche Beratung: Burkhard Böttcher, ADAC Technik Zentrum