VW Arteon: Der Kombi Shooting Brake im Test

Ein blauer VW Arteon 2020 fährt in Seitenansicht über einen Flugplatz
VW Arteon: Seit dem Facelift gibt es ihn auch als Kombi © Volkswagen

Die Luxuslimousine von VW wurde zuletzt 2020 aufgewertet und bekam einen Kombi namens Shooting Brake zur Seite gestellt. ADAC Test des Basis-Benziners und der Plug-in-Hybridversion, Motoren, Fotos, technische Daten

  • Der luxuriöse Arteon basiert auf dem VW Passat

  • "Kombi" Shooting Brake praktisch und hübsch

  • Plug-in-Hybrid schafft im Test 50 Kilometer rein elektrisch

Neben den ambitionierten Elektroautos ID.3, ID.4 und ID.7 und der aktuellen Version des Bestsellers Golf geriet ein weiteres Modell von Volkswagen fast ein bisschen in den Hintergrund: Seit dem Sommer 2020 gibt es nämlich einen Kombi-Ableger des Arteon, den VW Arteon Shooting Brake.

Der ist so etwas wie die Luxusversion eines Passat Kombi. Damit wird klar, welche Fahrzeuge er als Konkurrenz im Visier hat: Audi A4 und BMW 5er oder die Mercedes E-Klasse sowie die Premium-Kombis von Peugeot und Volvo. Bei Anmutung und Ausgestaltung kommen die Niedersachsen aber nach Meinung der ADAC Ingenieure nicht an Modelle mit Stern, blau-weißem Propeller oder vier Ringen heran. Nach objektiven Kriterien ist der Arteon dennoch ein gelungener Wagen.

Arteon Shooting Brake rollt aufs Abstellgleis

Der neue VW Arteon 2020 steht in blau auf einer Brücke
Kombi mit dynamischer Linienführung: Shooting Brake© Volkswagen

Und dennoch wird die edle Variante des Passat bald nicht mehr gebaut, VW sieht auch keinen Bedarf für einen direkten Nachfolger. Dabei war man in Wolfsburg doch so stolz auf das Design des Arteon. Doch die Verkaufszahlen des seit 2017 angebotenen Modells sind und waren nicht wirklich beeindruckend, was sich auch mit dem Facelift von 2020 nicht geändert hatte.

Neue Begehrlichkeiten bei den Kunden sollte die Kombiversion wecken, doch auch damit wurde der Arteon nicht zum Bestseller: 2022 konnten die VW-Händler nur 12.847 Exemplare (Passat: 39.261 Stück) absetzen. Dabei ist das Konzept durchaus überzeugend. Es heißt: hochwertige Materialien, viel Luxus und Sicherheit, ein breites Angebot an Motoren sowie ein Höchstmaß an digitalen Zusatz-Funktionen.

Vom 190-PS-Benziner bis zum R-Modell

Die neuen VW Arteon eHybride 2020
eHybrid: Genug Energie für tägliche Elektrofahrten© Volkswagen

Der "normale" Arteon kann aktuell (Stand Dezember 2023) nicht mehr mit einer individuellen Ausstattung bestellt werden. Laut VW stehen jedoch noch in begrenztem Umfang bereits produzierte Fahrzeuge zur Verfügung. Die Basisversion des Arteon Shooting Brake fährt zum Preis von 48.745 Euro als Diesel mit 110 kW/150 PS vor. Der zuletzt vom ADAC getestete Basisbenziner, zu haben erst in der feineren Ausstattungsstufe "Elegance" und ab 52.065 Euro, ist ein turboaufgeladener 2.0 TSI, der mit 140 kW/190 PS Leistung und 320 Nm Drehmoment schon eine mehr als ausreichende Motorisierung darstellt. Technisch interessant an diesem Aggregat ist das so genannte B-Zyklus-Brennverfahren mit einer besonders hohen Verdichtung. VW sagt, dadurch verbessere sich der Wirkungsgrad des Motors um bis zu zehn Prozent.

Der Turbobenziner entfaltet seine Leistung gleichmäßig und über einen weiten Drehzahlbereich nachdrücklich. Er spricht dank seines Hubraums von immerhin zwei Litern auch bei niedrigen Drehzahl gut an und sobald ab 1500 Touren der Turbo mitschiebt, geht es druckvoll bis in hohe Drehzahlen. Wirklich sparsam ist der Benziner aber nicht. So schafft er im ADAC Ecotest einen Durchschnittsverbrauch von 7,1 Liter Super pro 100 Kilometer, das reicht in der Verbrauchswertung nur für die (Schul-)Note 4,1. Weil sich der TSI zumindest bei den Schadstoffen keine Blöße gibt, verpasst der elegante Kombi denkbar knapp den vierten von maximal fünf Ecotest-Sternen.

Mit den Top-Versionen bis hin zum nur als Shooting Brake angebotenen R-Modell sollen auch sportlich orientierte BMW-Fahrer zum Arteon gelockt werden. 235 kW/320 PS, 420 Nm Drehmoment und Allradantrieb sind in einem Mittelklasse-Fahrzeug tatsächlich eine Ansage. Ein manuelles Schaltgetriebe gibt es aber auch für diese mindestens 69.710 Euro teure Sportversion nicht, der Arteon wird grundsätzlich mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ausgeliefert.

Test: Plug-in-Hybrid fährt 50 km elektrisch

Spritsparern wurde zudem zuletzt ab 49.385 Euro für die Limousine und ab 51.270 Euro für den Shooting Brake ein an der Steckdose aufladbarer eHybrid angeboten. Inzwischen ist der Doppelherz-Arteon aber nicht konfigurier- und bestellbar. Der Plug-in-Antrieb stellt eine Systemleistung von 160 kW/218 PS zur Verfügung und soll rein elektrisch "mehr als eine Tagesdistanz", nämlich 55 WLTP-genormte Kilometer, absolvieren können. In der Praxis kommt dieser Wert schon nahe an die vom ADAC gemessene Reichweite von 50 Kilometern heran.

Dank seiner strammen Leistung und 400 Nm Drehmoment setzt sich der Arteon flott in Bewegung, obwohl schon leer über 1,8 Tonnen in Schwung gebracht werden müssen. VW verspricht 7,8 Sekunden von null auf 100 km/h und eine Endgeschwindigkeit von 222 km/h. Gemessene 3,9 Sekunden für den Sprint von 60 auf 100 km/h sind ein sehr guter Wert, so können beispielsweise Überholmanöver auf der Landstraße zügig und sicher umgesetzt werden.

Nur drei Sterne im ADAC Ecotest

Der reine Stromverbrauch liegt inklusive Ladeverluste bei 24,6 kWh/100 Kilometer. Für einen Plug-in-Hybrid in dieser Größe ist das in Ordnung, für ein reines Elektroauto wäre es ein eher etwas hoher Wert. Fährt man im Hybridmodus (Batterie leer oder Ladung halten), ergibt sich ein Benzinverbrauch von durchschnittlich 6,1 Litern Super pro 100 Kilometer.

Startet man mit voller Batterie, verbraucht der Arteon Shooting Brake eHybrid auf den ersten 100 Kilometern 11,5 kWh Strom und 3,3 Liter Super. Damit verbunden ist eine CO₂-Bilanz von 149 g/km. Der Partikelausstoß und der CO-Ausstoß liegen in allen Betriebszuständen weit unter den gesetzlichen Grenzwerten. Auch die Emissionen anderer Schadstoffe wie NOx liegen auf niedrigem Niveau. Die eher bescheidenen drei Ecotest-Sterne resultieren aus dem nicht gerade sparsamen Umgang des Plug-in-Hybriden mit dem Strom.

400 bis 1345 Liter Kofferraum-Volumen

Ein blauer VW Arteon 2020 fährt in Seitenansicht über einen Flugplatz
Auch ins sportliche R-Modell passen maximal 1345 Liter Gepäck© Volkswagen

Während die Motoren für Limousine und Kombi identisch sind, müssen Kunden, die ein Kofferraum-Maximum haben wollen, zwangsweise zum Shooting Brake greifen – denkt man. Doch tatsächlich bietet der Kombi gar nicht so viel mehr an Platz. Laut Volkswagen schluckt das Abteil bei umgeklappter Rückbank gerade mal 75 Liter mehr, ohne Umklappen sind's nur mickrige zwei Liter. Und bei der Messung im ADAC Test kommen letztlich Volumina zwischen 400 und 1345 Litern zusammen.

Obwohl der Kombi also nicht viel mehr Platz hat als die Limousine, ist er aufgrund seiner dynamischen Linie der eindeutig schickere Ableger. Zudem reicht die Beinfreiheit vorn für knapp 1,95 Meter große Menschen und die Kopffreiheit ist üppig. Auf der Rückbank geht es genau andersrum zu: Beinfreiheit ist reichlich vorhanden, über den Köpfen wird es etwas enger, wenn auch wahrlich nicht knapp. Konkret heißt das, ab knapp 1,95 Metern Körpergröße kommt man mit dem Dachhimmel in Kontakt, während die Beinfreiheit selbst dann noch für deutlich über zwei Meter große Menschen reicht, wenn die Vordersitze für 1,85-Meter-Mitfahrer eingestellt sind.

Arteon Innenraum: Voll digitales Cockpit

Ganz auf der Höhe der Zeit befindet sich der Arteon hinsichtlich seines digitalen Cockpits. Ähnlich wie beim aktuellen Golf der achten Generation oder beim elektrischen ID.3 und dessen Bruder ID.4 gibt es einen Touchslider für die Temperatureinstellung. Nachteil: Die Ansteuerung der Funktionsbereiche erfordert jetzt immer mindestens zwei Bedienschritte (über die Menü-Taste), die Lautstärke kann nicht mehr „mit einem Dreh“ geändert werden und die Hochglanz- Bildschirmfläche stellt jeden Fingerabdruck zur Schau. Die Menükacheln der Displays sind individuell konfigurierbar. Selbstverständlich lassen sich die Smartphones auch via Bluetooth und Apple CarPlay oder Android Auto mit dem Bordsystem vernetzen.

Als Extra bekommt der Kunde ein Soundsystem mit 700-Watt-Verstärker und zwölf Hochleistungslautsprechern. Ein Travel Assist Paket entlastet den Fahrer bis 210 km/h auf der Autobahn, solange er die Hände am Steuer behält. Das schlaue System bremst vor Kurven auf Landstraßen, achtet auf Kreisverkehre, Kreuzungen und Tempolimits. Und ein so genanntes Active Lighting System leuchtet bei Dunkelheit vorausschauend in Kurven hinein.

Fazit

Unabhängig vom Antrieb ist der Arteon Shooting Brake ein angenehmes Reiseauto, das viel
Komfort und ein sicher abgestimmtes Fahrwerk bietet. Der Platz reicht für vier Erwachsene locker, ausreichend Platz im Kofferraum gibt es zusätzlich. Technisch ist der Arteon auf dem aktuellen Stand und bietet praktisch alles an Sicherheitsextras und Assistenten, was VW zur Zeit verbaut.

Ob man dafür aber die je nach Ausstattung rund 6000 Euro Aufpreis zum Passat Variant zahlen möchte, ist jedem selbst überlassen. Für einen Neuwagen sollte man sich aber beeilen, denn bald muss man sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt nach einem der letzten mutigen VW-Modelle umschauen.

VW Arteon Shooting Brake: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

VW Arteon Shooting Brake 2.0 TSI OPF Elegance DSG (01/21 - 02/24)

VW Arteon Shooting Brake 1.4 eHybrid OPF R-Line DSG (11/20 - 06/22)

Motorart

Otto
PlugIn-Hybrid

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.984 ccm
1.395 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

140
160

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

190
218

Drehmoment (Systemleistung)

320 Nm
400 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

-
5.000 U/min

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

7,9 s
7,8 s

Höchstgeschwindigkeit

233 km/h
222 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

-
61 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

158 g/km
26 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

6,9 l/100 km
1,2 l/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

-
13,0

Batteriekapazität (Netto) in kWh

-
10,4

Ladeleistung (kW)

-
AC:2,3-3,7

Kofferraumvolumen normal

590 l
590 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.632 l
1.632 l

Leergewicht (EU)

1.625 kg
1.809 kg

Zuladung

545 kg
481 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.800 kg
1.600 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre
2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.866 mm x 1.871 mm x 1.451 mm
4.866 mm x 1.871 mm x 1.451 mm

Grundpreis

52.065 Euro
52.050 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

VW Arteon Shooting Brake 2.0 TSI Elegance DSG

VW Arteon Shooting Brake 1.4 eHybrid R-Line

Überholvorgang 60 – 100 km/h

4,2 s

3,9 s

Bremsweg aus 100 km/h

34,7 m

33,9 m

Wendekreis

12,0 m

11,8 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

7,1 l Super /100 km, 194 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

3,3 l Super u. 11,5 kWh Strom/100 km, 149 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

***

***

Reichweite

930 km

865 km

Innengeräusch bei 130 km/h

68,9 dB(A)

68,3 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1628 / 532 kg

1805 / 485 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

540 / 1015 / 1555 l

400 / 805 / 1345 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

VW Arteon Shooting Brake 2.0 TSI OPF Elegance DSG (01/21 - 02/24)

VW Arteon Shooting Brake 1.4 eHybrid OPF R-Line DSG (11/20 - 06/22)

Karosserie/Kofferraum

2,3
2,5

Innenraum

2,3
2,3

Komfort

2,0
2,0

Motor/Antrieb

1,6
1,7

Fahreigenschaften

2,2
2,1

Sicherheit

1,6
1,6

Umwelt/EcoTest

2,6
3,0

Gesamtnote

2,1
2,2
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Im ADAC Autokatalog finden Sie die technischen Daten und Preise aller Versionen des VW Arteon und hier viele weitere Fahrberichte und Autotests.