Test SsangYong Torres: Günstig ist er, aber auch gut?

Ein Hersteller in unruhigem Fahrwasser, doch plötzlich wieder mit gut gefülltem Sortiment: Der SsangYong Torres soll mit Wucht und seinem niedrigen Preis überzeugen. Aber steckt dahinter auch ein gutes Auto? Test, Daten, Bilder.
SsangYong Torres ist 4,70 Meter lang
Viel Platz und großer Kofferraum
Auch als Elektroauto zu haben
SsangYong hat in jüngster Zeit einiges durchgemacht. 2020 rutschte das südkoreanische Unternehmen in die Insolvenz. Aber es ging weiter: Der heimische Stahlkonzern KG eiste den immerhin viertgrößten Autobauer des Landes damals von seinen indischen Besitzern los. Der Retter verewigte sich dann auch gleich im Namen: SsangYong heißt nun offiziell KG Mobility, "vorerst" firmieren die Produkte aber noch unter dem alten Markennamen.
Allzu viel Markenimage steht zumindest in Deutschland aber ohnehin nicht auf dem Spiel, hierzulande hat es SsangYong trotz mehrjähriger Präsenz mit eigenen Händlern nicht aus der Nische heraus geschafft. Das könnte sich ändern: Die Produktpalette ist ordentlich gefüllt. Und an der Spitze brummt der Torres, ein Mittelklasse-SUV, das grobes Geländewagen-Feeling mit günstigem Preis vereinen will.
SsangYong Torres: Geländewagen oder SUV?

Gemeinsam mit dem wuchtigeren Rexton soll er der neuen Designphilosophie "Powered by Toughness" Leben einhauchen. Der Name Torres verweist auf den Nationalpark Torres del Paine im Süden Chiles, eine raue Gegend mit karstigem Fels und grasiger Hügellandschaft, die einem Auto einige Strapazen zumutet. Die dafür notwendige Robustheit verkörpert der Torres zumindest optisch perfekt: Selbstbewusst schaut er mit steil stehendem, akzentuiertem Kühler nach vorn, steht auf bis zu 20 Zoll großen Rädern, trägt strapazierfähige Schweller und einen Unterfahrschutz.
Auch das Heck mit der angedeuteten Ersatzradmulde und dem robusten Griff auf der rechten Seite könnte zu einem Offroader gehören. Doch statt zur Seite öffnet sich die Klappe konventionell nach oben. Gimmicks wie die Zurr-Öse auf der Motorhaube und natürlich der auf Wunsch erhältliche Allradantrieb gaukeln vor, der Torres könnte auch weit abseits von Feldwegen etwas wuppen.
Aber der Unterfahrschutz ist eben nur angedeutet, und Fahrhelfer fürs Gelände wie Sperren oder eine Untersetzung werden nicht geboten. Mehr als 1,5 Tonnen kann selbst die Allradversion nicht ziehen und auf der Anhängerkupplung dürfen nur bis 60 Kilogramm Gewicht ruhen. Schon ein Fahrradträger mit zwei Elektrofahrrädern könnte dieses Limit überstrapazieren.
So reiht sich der Torres ein in die Riege von SUVs wie Škoda Kodiaq, Ford Kuga oder Toyota RAV4, die in der Regel mit Frontantrieb gekauft werden und nur Asphalt unter die Räder nehmen. Wirklich enttäuscht kann man über den Unterschied zwischen Optik und Realität nicht sein, schließlich ist die chilenische Sierra beruhigend weit weg. Ob man das Design dann aber kantig-robust oder unnötig grobschlächtig finden soll, ist eine andere Frage.
Bedeutung: Was heißt SUV?
SUV (sprich: essjuhwie) ist die Abkürzung für "Sports Utility Vehicle". Es handelt sich also im Wortsinn um ein sportliches Fahrzeug mit Nutzwert. Vom Geländewagen unterscheidet sich das SUV dadurch, dass es nur eingeschränkt geländegängig ist. So fehlt etwa ein Untersetzungsgetriebe, und die Bodenfreiheit ist oft nicht besonders gut. Von einer brauchbaren Achsverschränkung ganz abgesehen.
Hier können Sie die exakten Unterscheidungskriterien zwischen SUV und Geländewagen nachlesen.
Groß, aber immerhin praktisch

Was das Raumgefühl und die Platzverhältnisse angeht, hat der Gelände-Look durchaus Vorteile. Vor allem der große, 99 Zentimeter tiefe Kofferraum mit seinen glatten Seitenwänden zeigt Nehmerqualitäten. Üppige 685 Liter Gepäck lassen sich dort verstauen, wobei die steil stehende Heckklappe auch den Transport einer Waschmaschine oder Kühltruhe erlaubt. Kleinkram wandert in Staufächer im Unterboden, wohin auch das Gepäckrollo gepackt werden kann.
Das Platzangebot passt – und so präsentiert sich der Torres als Familien- und Langstreckenauto. Vorn wie hinten ist man bequem untergebracht, auf der Rückbank bietet der Wagen viel Platz für die Beine und genügend Luft über den Köpfen; die vorn Sitzenden machen es sich auf großzügig dimensionierten Sitzpolstern bequem.
Ansonsten fühlt sich der Innenraum komfortabler an als vielleicht erwartet. Die oberen Bereiche sind mit weichem Kunststoff bzw. Kunstleder inklusive heller Naht verkleidet und die Verarbeitung ist sauber. Den üppig robusten Luxus eines Jeep Grand Cherokee sucht man aber vergebens, und bei einigen Details der Multimedia-Ausstattung (kabelgebundenes Apple CarPlay, kleiner Bildschirm, mittelmäßiges Soundsystem) merkt man, dass man auf der Suche nach technischer Finesse eher bei anderen Herstellern anklopfen sollte.
Angestaubte, aber einfache Bedienung

Entsprechend konservativ geht es auch im Cockpit zu. Das Armaturenbrett ist von horizontalen Linien geprägt. Der Torres verkneift sich mit seinem flachen, 12,5 Zoll großen Digitalcockpit unnötige Spielereien und zeigt alle Infos klar und übersichtlich. Ergänzt wird der schnörkellose Auftritt von einem übersichtlichen 9 Zoll großen Touchscreen. Der ist eingerahmt von sechs Tasten, über die man die einzelnen Menüpunkte ansteuert.
Positiv formuliert: Die Gefahr, in der Menüstruktur des Touchscreens verloren zu gehen, ist sehr gering. Die Bedienung ist dadurch recht leicht eingängig, haptische Tasten und Regler helfen bei der Eingewöhnung. Negativ formuliert: Etwas altbacken und hemdsärmelig fühlt sich das Infotainment teils schon an, die Balkengrafiken aus dem Fahrerdisplay wecken eher Erinnerungen an einen Opel
Kadett der Achtziger als an den Hightech-Glitzer von Seoul.
Fahrverhalten straff bis angenehm

Auf der Straße liefert der Koreaner gute Hausmannskost ab. Zwar hat das Fahrwerk eine straffe Grundtendenz, und gröbere Unebenheiten vor allem außerorts spürt man noch deutlich, unterm Strich ist der Komfort aber akzeptabel. Die Lenkung könnte zwar straffer abgestimmt sein und lässt wirklich dynamischen Fahrspaß kaum zu, beim ADAC Ausweichtest zeigen sich aber keine nennenswerten Schwächen.
Glanzlichter setzt der 1,6 Tonnen schwere Torres auch bei der Laufkultur keine, mit dem Vierzylinder-Turbobenziner kann man durchaus flott unterwegs sein. Gerade in hohen Drehzahlregionen wird der Motor aber auch hörbar lauter. Ein kleines Highlight ist die geschmeidige Wandlerautomatik des Testwagens, die vor allem bei gemütlichem Tempo und beim Rangieren gute Dienste leistet.
Den Torres gibt es mit Vorderradantrieb, wahlweise kombiniert mit manueller Schaltung bzw. Automatik, oder als Allradler mit Automatik.
Hier geht es zum ausführlichen Testbericht des SsangYong Torres als PDF.
Sehr hoher Verbrauch im Test

Den Turbobenziner kennt man vom Korando. Seine 120 kW/163 PS genügen für Alltagseinsätze und passen zum Anspruch eines unkomplizierten Alltagsautos völlig. Ganz und gar nicht alltagsfreundlich ist allerdings der Verbrauch: 9,1 Liter auf 100 Kilometer ergaben sich im realistischen ADAC Ecotest, heutzutage unentschuldbar hoch.
Insbesondere bei höheren
Geschwindigkeiten steigt der Spritkonsum erheblich an, im
Autobahnzyklus rauschen gar 11,1 l/100 km durch die
Einspritzdüsen. Unter anderem eine Folge der fehlenden aerodynamischen Optimierungen an Front und Unterboden. Aber auch innerorts sieht es mit der Effizienz nicht besser aus. 246 g CO₂ pro Kilometer und ein mauer Punkt (von möglichen 60) beim Ecotest, der Umweltbewertung des ADAC, sind die Folge.
Nicht nur das Klima würde sich über mehr Sparsamkeit freuen, auch für Kundinnen und Kunden könnte sich die Freude über den einigermaßen günstigen Anschaffungspreis für das SUV durch die höheren Spritkosten auf lange Sicht eintrüben.
Bei den Schadstoffen sieht es etwas besser aus (35 von 50 Punkten). Der Partikelfilter arbeitet auf dem neuesten Stand der Technik, bei Autobahngeschwindigkeiten sind hohe Kohlenmonoxidwerte ob des hohen Verbrauchs allerdings unvermeidbar.
Preis: Ein echtes Schnäppchen?
Was an Standing und Prestige auf dem Markt fehlt, wollen die Koreaner unter anderem mit einem günstigen Preis wettmachen. Und tatsächlich haben sie schon in der Basisversion für 39.490 Euro ein vernünftiges Gesamtpaket geschnürt, das unter anderem LED-Scheinwerfer, eine Klimaautomatik, Parkhilfen vorn und hinten sowie ein Digitalcockpit enthält. Auch die wichtigsten Fahrassistenten sind serienmäßig an Bord, merkwürdigerweise gibt es aber keine Verkehrszeichenerkennung.
Empfehlenswerter ist jedoch die nur 2000 Euro teurere "Quartz"-Ausstattung (ab 41.990 Euro), die unter anderem 18-Zöller, beheizbare Kunstledersitze, Knie- und Zentralairbag dazu Totwinkel- und Querverkehrswarner sowie das Navigationssystem bringt. Für die Konfiguration des Testwagens in der Ausstattungslinie Torres liegt der Preis dann schon über 47.000 Euro, und für das Geld bekommt man auch einen deutlich sparsameren Renault Espace oder einen grundsoliden Tiguan Allspace.
SsangYong Torres: Daten und Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | SsangYong Torres 1.5 GDI-T Forest Edition 2WD Automatik (09/23 - 04/25) |
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Motorart | Otto |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.497 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 120 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 163 |
Drehmoment (Systemleistung) | 280 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.000 U/min |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | n.b. |
Höchstgeschwindigkeit | 191 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 194 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 8,6 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 703 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.662 l |
Leergewicht (EU) | 1.528 kg |
Zuladung | 552 kg |
Anhängelast ungebremst | 500 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.500 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 5 Jahre oder 100.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.700 mm x 1.890 mm x 1.710 mm |
Grundpreis | 47.490 Euro |
Im ADAC Autokatalog finden Sie alle technischen Daten, auch die der weiteren Varianten des SsangYong Torres.
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | SsangYong Torres 1.5 GDI-T Forest Edition 2WD Automatik |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 5,6 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 35,9 m |
Wendekreis | 11,7 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 9,1 l/100 km, 246 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | ** |
Reichweite | 545 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 69,2 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1564 / 516 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 425 / 855 / 1545 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | SsangYong Torres 1.5 GDI-T Forest Edition 2WD Automatik (09/23 - 04/25) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,8 |
Innenraum | 2,7 |
Komfort | 2,8 |
Motor/Antrieb | 2,0 |
Fahreigenschaften | 2,8 |
Sicherheit | 2,3 |
Umwelt/EcoTest | 4,0 |
Gesamtnote | 2,9 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
Torres EVX: SsangYongs zweites Elektroauto

Wie viel Bewegung in der Angebotspalette herrscht, beweist auch, dass mit dem Torres EVX nun schon das zweite E-Modell der Koreaner an den Start geht. Seit Mai kann man ihn auch hierzulande konfigurieren und bestellen, geliefert wird ein E-SUV mit 152 kW/207-PS-Motor und 73,4-kWh-Batterie (brutto) und einer versprochenen Reichweite von 462 Kilometern.
Auch wenn dieser Wert im Alltag unter 400 Kilometern liegen dürfte, gibt es dennoch Grund zum Interesse am neuen elektrischen Machwerk. Denn erstens haben SsangYong mit dem Korando E-Motion ein solides Debüt hingelegt. Und zweitens haben sich die Koreaner für den EVX die Blade-Batterien von BYD eingekauft und spielen damit zumindest bei der Akku-Technik ganz oben mit.
Preis: Mindestens 44.000 Euro.
Text mit Material von SP-X
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