Automatik fahren – darauf müssen Sie achten

Immer mehr Deutsche entscheiden sich beim Fahrzeugkauf für ein Automatikgetriebe. Was sind die Vorteile? Und auf was muss man beim Fahren mit Automatik achten? Die wichtigsten Infos.
Automatikgetriebe als Komfortextra sehr beliebt
Elektroautos haben immer ein Automatikgetriebe
Was die Buchstaben am Wählhebel bedeuten
Auch wenn die Handschaltung in Deutschland nach wie vor viele Fans hat, zeichnet sich ein Trend zum Automatikgetriebe ab. Je jünger die Fahrer, desto größer die Vorliebe für automatische Schaltung, so eine Umfrage von mobile.de aus 2019. Als Gründe nannten die Befragten ein komfortables Fahrerlebnis, einfacheres Anfahren und ein oft geringerer Verschleiß.
Nicht nur deshalb ist der Automatikanteil bei Neuwagen von 20 Prozent im Jahr 2020 auf 66 Prozent im Jahr 2022 gestiegen: Bei größeren und PS-stärkere Fahrzeugen haben Kundinnen und Kunden immer öfter gar keine Wahl mehr. Manche Modellreihen werden nur noch mit Automatikgetriebe angeboten. Für Elektroautos gilt das ohnehin.
Das sind die Vor- und Nachteile von Schaltung und Automatik.
Automatikschaltung – was bedeutet P, R, N, D und S?
Auf dem bzw. am Automatikhebel finden sich anstelle der Nummerierung der üblichen Gänge – abgesehen von sehr alten Automatikgetrieben – Buchstaben. Diese geben die verschiedenen Wahlmöglichkeiten an. Dafür stehen die Buchstaben:
P = Parken
R = Rückwärts
N = Neutral (Leerlaufstellung)
D = Drive oder Dauerbetrieb
S = Sport
M = Manuelle Schaltmöglichkeit
In einigen Modellen finden sich auch die Abkürzungen
B = Brake oder sogar L = Low.
Besonderheiten bei Automatikgetrieben
Es gibt verschiedene Arten von Automatikgetrieben. Am häufigsten sind die Wandlerautomatik und das Doppelkupplungsgetriebe. Seltener findet man eine stufenlose Automatik (CVT) oder ein automatisiertes Schaltgetriebe.
Eine Gemeinsamkeit der genannten Automatikgetriebe ist, dass eine intelligente Steuerung die Übersetzung zwischen Rad und Motor so wählt, dass die Motordrehzahl auf einem idealen Drehzahlniveau liegt. Dieses Drehzahlniveau ist von der Geschwindigkeit und der Lastanforderung abhängig.
Beim Dahinrollen wird eine möglichst niedrige Drehzahl gewählt, um Kraftstoff zu sparen, bei voller Beschleunigung eher eine hohe Drehzahl, um die maximale Motorleistung abzurufen. Moderne Wandlerautomatikgetriebe haben meist zwischen sechs und neun Gänge, Doppelkupplungsgetriebe meist zwischen sechs und acht Gänge. Letztgenannte sind in der Bedienung einer Automatik gleich, arbeiten aber häufig effizienter als ein manuelles Getriebe. Ist ein Doppelkupplungsgetriebe nicht gut abgestimmt, kann es zum Ruckeln beim Anfahren kommen.
Automatik – auf was muss der Fahrer achten?
Insbesondere für Automatikanfänger ist es wichtig, ausschließlich den rechten Fuß für die Betätigung der beiden Pedale zu verwenden. Damit schließt der Fahrer aus, versehentlich Gas und Bremse gleichzeitig zu drücken. Die ADAC Experten raten, den linken Fuß möglichst bewusst zur Seite zu stellen. Automatikeinsteiger machen immer wieder den Fehler, bei voller Fahrt die Kupplung treten zu wollen und dann mit dem linken Fuß mit Wucht auf das Bremspedal zu steigen. Das kann zu schweren Unfällen führen.
Bergab fahren mit Automatik
Moderne Automatikgetriebe wählen die Gänge in der Regel so, dass die Motorbremse möglichst stark genutzt wird. Bei älteren Automatikgetrieben ist dies nicht immer der Fall. Dann ist es ratsam, manuell per Wählhebel einen niedrigeren Gang zu wählen oder auf die Stufe B oder S zu schalten, damit grundsätzlich eine höhere Drehzahl und damit mehr Motorbremswirkung anliegt. Bei langen Bergabfahrten sollte ein Gang gewählt werden, der das Auto beim Rollen möglichst in der gewünschten Geschwindigkeit hält. Auf diese Art werden die Bremsen des Autos nicht überlastet.
Mit Automatik im Winter fahren
Grundsätzlich gilt für Fahrten im Winter mit Automatik keine andere Empfehlung als mit manueller Schaltung. Moderne Fahrzeugmodelle verfügen über elektronische Assistenzsysteme, die für möglichst gute Traktion in allen Fahrzuständen sorgen. Bei alten Autos mit Automatik (insbesondere bei Hinterradantrieb) kann es bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten auf glatter Straße sinnvoll sein, zum gefühlvollen Bremsen auf die Schaltstufe N zu schalten.
Standgas in "D"
Gerade bei älteren Wandlerautomatikgetrieben kann bei eingelegter Fahrstufe D im Stand eine niedrige Standdrehzahl irritieren. Das ist aber nichts Ungewöhnliches. Wenn die Bremse losgelassen wird (beim so genannten "Kriechen"), liegt dann in der Regel eine Drehzahl an, die mit Schaltfahrzeugen vergleichbar ist. Der Grund hierfür liegt im hydraulischen Drehmomentwandler, der über das stehende Auto und eingelegter Fahrstufe den Motor etwas abbremst.
Wartung von Automatikgetrieben
Die Pkw-Hersteller schreiben für Automatikgetriebe häufig keinen regelmäßigen Service vor. Die ADAC Experten empfehlen allerdings, bei einer Wandlerautomatik etwa alle 100.000 Kilometer einen Ölwechsel inklusive Ölspülung durchführen zu lassen. Das kann die Lebensdauer und den Schaltkomfort deutlich erhöhen. Routinierte Taxifahrer beispielsweise verfahren in der Regel so und erreichen mit ein und demselben Getriebe dadurch nicht selten mehrere hunderttausend Kilometer.
VW schreibt für seine häufig verkauften Doppelkupplungsgetriebe zum Teil auch ein Wechselintervall von 60.000 Kilometer vor. Bei einem Doppelkupplungsgetriebe ist der Ölwechsel allerdings meist weniger aufwändig als bei einer Wandlerautomatik, weil die komplizierte Ölspülung entfallen kann.
Besonderheit der Automatik bei E-Autos
Die meisten Elektroautos verfügen über individuell verstellbare Rekuperationsoptionen. Das heißt, man kann wählen, wie stark das Auto abbremst, wenn sich im Schiebbebetrieb (kein Gas) der Elektromotor zum Generator wandelt und Strom erzeugt anstatt ihn zu verbrauchen. Der Extremfall ist das One-Pedal Driving bis 0 km/h (z. B. Nissan Leaf). Die Rekuperations-Verstellung funktioniert von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Sie kann über den Wählhebel, Lenkradpedals oder auch über ein Menü erfolgen. Zum Teil ist sie auch mit ACC (Auto-Funktion) gekoppelt.
Automatikautos in der Waschstraße
In einer (Portal-)Waschanlage gelten keine besonderen Regeln für Automatikautos. Ist das Fahrzeug positioniert, einfach den Wählhebel auf "P" stellen, Handbremse anziehen, den Motor ausmachen und das Waschprogramm starten.
In einer Waschstraße sieht die Sache dagegen anders aus. Weil hier das Fahrzeug durch die Anlage gezogen wird, dürfen die Räder nicht blockieren. "P" wäre deshalb die falsche Wahl. In der Waschstraße muss der Leerlauf "N" gewählt werden und die Handbremse darf nicht angezogen werden. Damit auch die Lenkradsperre nicht einrastet, ist es empfehlenswert, die Zündung anzulassen.
Auto mit Automatik: Darf man es abschleppen?
Bei manchen Fahrzeugen mit Automatikgetriebe – insbesondere auch bei E-Autos – kann es zu technischen Schäden kommen, wenn man sie via Abschleppseil oder -stange abschleppt. Beachten Sie daher dringend die Bedienungsanleitung des Autoherstellers. Huckepack auf einem Abschleppauto ist dann das Mittel der Wahl.
Text: Jörg Peter Urbach. Fachliche Beratung: Maximilian Bauer