BYD Dolphin: ID.3-Konkurrent zum günstigen Preis
Chinesische Hersteller greifen verstärkt auch im Kompaktsegment an. Mit dem BYD Dolphin ist nun ein weiterer Gegner für den VW ID.3 zu haben. Und der ist durchaus ernst zu nehmen. Testfahrt, Reichweite, Preis.
Seit Oktober 2023 mit 60-kWh-Akku zu haben
Preis ab 32.990 Euro
Reichweite bis zu 427 km nach WLTP
Im Oktober 2023 hat der chinesische Autohersteller BYD ("Build your dreams") seine Modellpalette von Elektroautos in Deutschland ein weiteres Mal erweitert. Nach den Modellen Han, Tang, Atto 3 und Seal ist das kompakte Elektromodell mit Namen Dolphin auf den Markt gekommen. Und mit ganz viel Fantasie kann man auch eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Delfin erkennen.
Doch während ein ausgewachsener Meeressäuger kaum länger als 2,50 Meter wird, kommt der BYD Dolphin immerhin auf 4,29 Meter. Und liegt damit exakt in der Kompaktklasse, wo sich VW ID.3 (4,26 Meter lang), MG4 (4,29 Meter) und Opel Astra Electric (4,37 Meter) befinden, aber auch der neue Smart #1 (4,27 Meter) und der Ora Funky Cat (4,24 Meter).
Kann der BYD Dolphin in diesem Haifischbecken gestandener Konkurrenten bestehen? Der ADAC war mit ihm auf Testfahrt.
BYD Dolphin in Bildern
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Leistung wie ID.3: 150 kW/204 PS
Den Fünftürer wird es in drei Leistungsstufen geben: 70, 130 und 150 kW. Bis dato steht allerdings nur die stärkste Version zur Verfügung, die anderen Varianten sollen 2024 kommen. Es ist bestimmt kein Zufall, dass der E-Motor an der Vorderachse exakt die gleiche Leistung hat wie der VW ID.3. Damit erledigt das neue E-Auto aus China den Sprint von 0 auf 100 km/h in 7,0 Sekunden, als Höchstgeschwindigkeit gibt BYD 160 km/h an (Basisversion mit 70-kW-Motor 150 km/h).
So weit die reinen Zahlenwerte. Doch wie wie fühlt sich die Beschleunigung mit dem Topmodell an? Federleicht. Der Dolphin reagiert super spontan und verzögerungsfrei auf Gasbefehle, wischt an der Ampel schnell davon und überzeugt auch auf Landstraße und Autobahn – zumindest bis ihn die elektronische Begrenzung einfängt. Mit vier Fahrmodi (Sport, Normal, Economy, Snow) lassen sich die unterschiedlichen Verkehrssituationen und persönlichen Vorlieben anpassen, wobei die Unterschiede nicht allzu groß ausfallen.
Der Dolphin fährt leise und komfortabel
Auffällig ist, wie leise der Dolphin fährt – sieht man einmal von einem etwas zu lauten, künstlichen Anfahrgeräusch bis 30 km/h ab, das Fußgänger zwar mit Sicherheit gut vor dem Elektroauto warnt, den Insassen beim Stop-and-go aber gehörig auf die Nerven geht. Andere Hersteller machen das dezenter.
Fahrwerk und Federung sind ganz klar auf Komfort denn auf Sportlichkeit ausgelegt, sodass Unebenheiten in der Fahrbahn gut weggefiltert werden und lange Strecken auch der bequemen Sitze wegen angenehm zu absolvieren sind. Der Fahrspaß in schnellen Kurven fällt bei einem Ora Funky Cat oder einem Elektro-Mini aber größer aus.
Am eigenwilligen Spurhalteassistenten sollte BYD noch einmal arbeiten. Wenn er das Fahrzeug beim Spurwechsel wieder in die ursprüngliche Spur zurückschubsen möchte, obwohl man vorher geblinkt hat, oder die Lenkung bei der Einfahrt in den Kreisverkehr mal kurzzeitig geraderückt, ist das alles andere als witzig.
Technisches Highlight: Der Akku
Technisches Highlight des BYD Dolphin ist seine Antriebsbatterie. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor baut BYD überhaupt nicht mehr. Der Dolphin bekommt im Prinzip den gleichen sogenannten Blade-Akku, wie er im Seal verbaut ist. Ein Blade-Akku zeichnet sich durch viel Energie auf kleinem Raum aus. Er ist frei von Kobalt und Nickel, die Lithium-Eisen-Phosphat-Chemie (LFP) gilt als extrem langlebig und robust.
Mit der 60 kWh großen Batterie sind 427 Kilometer WLTP-Reichweite drin. Der elektrische Antriebsstrang soll einen Systemwirkungsgrad von 89 Prozent ermöglichen, sagt BYD. Serienmäßig verfügt der Dolphin über eine Wärmepumpe. Ein "direktes" Kühl- und Heizsystem erhöhe den thermischen Wirkungsgrad im Winter um bis zu 15 Prozent. Dabei werde – soweit möglich – die Restwärme der Umgebung, des Antriebsstrangs, des Fahrgastraums und der Batterien genutzt.
Die offizielle Reichweitenangabe zeigt, wie effizient das Fahrzeug zumindest unter guten äußeren Bedingungen sein kann. Für die Langstrecke eignet sich der Dolphin trotzdem wohl nur bedingt: Mit maximal 88 kW Ladeleistung an der DC-Säule dürfte sich die Ladedauer nämlich in die Länge ziehen, es sei denn der Dolphin hält das Versprechen des Herstellers, dass die Ladekurve lange oben bleibt und der Wagen dennoch schnell lädt. Bei einem kommenden Test wird das der ADAC auf jeden Fall überprüfen. Zum Vergleich: Ein vergleichbarer MG4 zum Beispiel zapft am Schnelllader bis zu 135 kW.
AC-Laden funktioniert beim Dolphin mit der großen Batterie dreiphasig mit 11 kW. Die kommende Einstiegsversionen mit 45-kWh-Akku kommen aber nur auf 7 kW (AC) und 60 kW (DC) Ladeleistung. Gut: Bei Bedarf kann das kompakte E-Auto auch externe Geräte (wie einen elektrischen Grill oder einen Kühlschrank) mit Strom versorgen (V2L).
Platzverhältnisse und Bedienung
Das Platzangebot fällt vorn wie hinten ordentlich aus, nur der Kofferraum dürfte etwas größer sein. Er fasst zwar nominell zwischen 345 auf 1310 Liter, doch bei stehenden Rücksitzen wirkt er erheblich kleiner als angegeben. Grund: BYD zählt das große Fach unter dem Kofferraumboden mit, was sich zwar als Aufbewahrungsort für die Ladekabel gut eignet (mangels Frunk unter der Haube müssen sie auch dort hin), aber nicht für große Gepäckstücke.
Der Fahrer blickt auf ein kleines Farbdisplay, das die wichtigsten Informationen zeigt. In der Cockpitmitte gibt es einen großen Touchscreen, der sich wahlweise vertikal oder horizontal ausrichten lässt und auf Knopfdruck in die jeweilige Position surrt.
Zwar sitzt man hinter dem Cockpit des Dolphin vor einem großen Plastikwust, doch wer darüberstreicht, fühlt fast überall softe Oberflächen. Beim VW ID.3, besonders vor dem Facelift, konnte man davon nur träumen. Etwa 20 Ablagen im Innenraum – darunter zwei Fächer für das Smartphone, eines davon mit induktiver Aufladefunktion – erweisen sich im Alltag als praktisch, die mitunter umständliche Bedienung aber als gewöhnungsbedürftig.
Lobenswert ist zwar, dass es noch haptische und gut bedienbare Tasten gibt. Allerdings könnten es ruhig noch ein paar mehr sein: Warum man sich erst ins Klimamenü über den Bildschirm quälen muss, um die Heckscheibenheizung anzumachen, bleibt rätselhaft.
Ein paar Software-Bugs sollten die Chinesen ebenfalls noch ausmerzen und vielleicht auch noch mal jemanden über die Bezeichnungen in den Bildschirmmenüs lesen lassen. Oder wüssten Sie auf Anhieb, was man unter dem Punkt "Intensität der Energierückmeldung" oder unter "Tonquelle der Fahrzeugaufforderung" zu verstehen hat?
Ausstattung, Leistungsstufen, Akkus
Der BYD Dolphin ist in vier Ausstattungsvarianten erhältlich: Active (70 kW E-Motor, 45 kWh-Batterie), Boost (130 kW E-Motor, 45-kWh-Batterie), Comfort und Design (jeweils mit 150-kW-Motor und 60 kWh-Batterie). Serienmäßig an Bord sind bei allen Versionen ein Heckkollisions- wie Querverkehrswarner, der Spurhalteassistent, Kunstleder, eine 360-Grad-Kamera zum Einparken sowie eine intelligente Verkehrszeichenerkennung. Die Top-Version kommt mit Zweifarb-Lack, Panoramaglasdach und 17-Zoll-Rädern.
Der Preis ist heiß: Basis für 30.990 Euro
Schon die Versionen mit 60-kWh-Akku gibt es zu attraktiven Preisen zwischen 32.990 Euro (Comfort) und 34.990 Euro (Design). Dafür bekommt man einen alltagstauglichen Elektrowagen mit guter Reichweite. Ein Händlernetz entsteht gerade, 2024 sollen sich europaweit 500 Anlaufstellen finden. Wie viele es davon in Deutschland geben wird, ist noch nicht bekannt.
Und wem die 45-kWh-Batterie mit einer prognostizierten Reichweite von 310 bis 340 Kilometer ausreicht, bekommt 2024 einen echten Preisknüller serviert: Dann ist der Dolphin als Active für 30.990 Euro und als Boost für 32.990 Euro zu haben, hat das Unternehmen zumindest noch 2023 mitgeteilt. Durch den Wegfall der Umweltprämie wäre es aber auch möglich, dass BYD den Einstiegs-Dolphin noch etwas günstiger macht. Spätestens dann dürfte der Delfin im Haifischbecken den Ton angeben.
BYD Dolphin: Technische Daten, Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | BYD Dolphin Comfort (ab 10/23) | BYD Dolphin Design (ab 10/23) |
---|---|---|
Motorart | Elektro | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 150 | 150 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 204 | 204 |
Drehmoment (Systemleistung) | 310 Nm | 310 Nm |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 7,0 s | 7,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h | 160 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 427 km | 427 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 15,9 kWh/100 km | 15,9 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 60,4 | 60,4 |
Ladeleistung (kW) | AC:11,0 DC:88,0 | AC:11,0 DC:88,0 |
Kofferraumvolumen normal | 345 l | 345 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.310 l | 1.310 l |
Leergewicht (EU) | 1.658 kg | 1.658 kg |
Zuladung | 410 kg | 410 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 4 Jahre oder 120.000 km; ab 1/24: 6 Jahre oder 150.000 km | 4 Jahre oder 120.000 km; ab 1/24: 6 Jahre oder 150.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.290 mm x 1.770 mm x 1.570 mm | 4.290 mm x 1.770 mm x 1.570 mm |
Grundpreis | 32.990 Euro | 34.990 Euro |
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