MG4 im Test: So gut ist der Elektro-Sportler aus China

Aufsticht des MG 4 an einer Parkgarage
Der ADAC hat den MG4 schon zweimal ausführlich getestet© MG Motor Deutschland GmbH/Marcus Werner

So dynamisch, wie das Elektroauto aus China aussieht, fährt es sich auch. Hinsichtlich Platz, Komfort und Sicherheit müssen Kunden beim MG4 jedoch ein paar Abstriche machen. Der ADAC Autotest verrät, welche das sind.

  • Im Test: MG4 mit 150 kW und 180 kW

  • 64 und 77 kWh-Akkus, Reichweite 390 und 440 km

  • Testwagenpreise: 42.640 und 46.640 Euro

Mit der englischen Traditionsmarke hat der Hersteller MG heute praktisch nichts mehr zu tun. Schon vor rund zwei Jahrzehnten ist der Markenname MG vom chinesischen SAIC-Konzern übernommen worden. Der MG4 basiert auf einer von SAIC entwickelten Plattform, wird in einer chinesischen Fabrik gefertigt und in Deutschland seit 2023 verkauft. Dabei schlägt er sich im Wettbewerb mit hierzulande bekannte(re)n Elektroautos wie dem VW ID.3 oder dem Cupra Born erstaunlich wacker.

Dynamisches E-Auto aus China

Ein blauer MG 4 auf der Ludwigstraße in Bamberg
Der MG4 hat LED-Scheinwerfer mit automatischer Abblendfunktion© MG Motor Deutschland GmbH/Marcus Werner

Im ADAC Test musste sich der MG4 zunächst in der 150 kW starken Version "Luxury" mit einer 64 kWh großen Batterie und zuletzt in der Version Extended Range Trophy mit 77 kWh-Akku beweisen. Basispreise: 41.990 und 45.990 Euro, inklusive Extras kosten die Testwagen 42.640 und 46.640 Euro. Viel mehr an Extras geht aber auch nicht. Für Elektromodelle von VW und Co. kann man deutlich mehr Geld loswerden, wenn man Optionen ankreuzt.

Schon der Blick aufs Außendesign des MG4 offenbart eine gewisse Angriffslust. Und genauso dynamisch wie es ausschaut, fährt sich das kompakte Elektroauto auch. Schon der 150 kW starke E-Motor an der Hinterachse schiebt den kompakten Wagen (4,26 Meter) gleichmäßig und nachdrücklich vorwärts. Die Fahrleistungen der Version mit 180 kW sind noch einmal spürbar und messbar besser. Dass der MG4 Electric Extended Range 180 km/h statt 160 km/h fahren darf, ist dabei eher von untergeordneter Bedeutung.

MG4: Verbrauch und Reichweite

Der Boardcomputer des MG 4
Den Ladevorgang kann man wie üblich in Echtzeit verfolgen© MG Motor Deutschland GmbH/Marcus Werner

Im Kapitel Effizienz schneiden beide Versionen des MG4 sehr gut ab. Im definierten ADAC Ecotest wurde ein Stromverbrauch von lediglich 18,3 und 18,4 kWh pro 100 Kilometer ermittelt. Innerorts konsumiert der Elektro-MG etwa 13,7 kWh, außerorts etwa 19,6 kWh und auf der Autobahn ist mit 21,3 kWh pro 100 Kilometer zu rechnen – natürlich nur solange die Bedingungen von sommerlichen Temperaturen und zurückhaltender Fahrweise eingehalten werden. Reichweite mit der 64 kWh-Batterie: 390 Kilometer, mit dem neuen 77 kWh-Akku: 440 Kilometer.

Die Ladung an der DC-Schnellladesäule soll mit dem MG4 laut Prospekt mit maximal 140 kW möglich sein. Bei den ADAC Messungen wurde dieser Wert tatsächlich erreicht. Und nicht nur das: Die Ladekurve im standardisierten Test blieb beim kleineren Akku von 10 bis 55 Prozent Akkufüllstand auf diesem Maximalwert konstant bestehen. Die Software der größeren Batterie senkte die Ladeleistung bereits bei etwas mehr als 30 Prozent ab, ließ bei 40 Prozent SoC nur noch 100 kW durch. Die Füllung von zehn auf 80 Prozent dauerte 26 und 34 Minuten.

Um die Schnellladeleistung im Winter zu verbessern, kann man im Fahrzeugmenü die Batterieheizung manuell starten. Diese Funktionalität bedeutet für E-Autofahrer oft die Rettung vor einer Kalamität, ist aber leider keine Selbstverständlichkeit für die Hersteller. Rechtzeitig gedrückt und somit gut vortemperiert, schafft es der MG4, binnen 30 Minuten Strom für weitere 306 beziehungsweise 293 Kilometer zu tanken. Keine Spitzen- aber sehr ordentliche Werte bei der Schnellladung.

Im Vergleich mit den zwei wichtigsten Konkurrenten ist die Langstreckentauglichkeit des MG4 beachtlich. Erstens, weil das chinesische E-Auto mit einem Verbrauch von nur knapp über 18 kWh pro 100 Kilometer punktet. Zweitens weil die Ladeleistung an der DC-Schnellladesäule relativ lange hochgehalten wird vom Batteriemanagement. Dadurch lädt der MG4 in beiden Versionen zwar nicht ganz so viel Kilometer in 30 Minuten nach wie der ID.3, aber deutlich mehr als der Cupra Born.

Modell / Akku netto

Verbrauch / Reichweite

Durchschnittl. Ladeleistung 10 – 80 Prozent

In 30 Min nachgeladen

MG4 / 59,5 kWh

18,3 kWh / 390 km

113,9 kW

306 km

MG4 / 74,4 kWh

18,4 kWh / 442 km

103,1 kW

293 km

VW ID.3 / 77 kWh

19,2 kWh / 450 km

127,1 kW

347 km

Cupra Born / 58 kWh

21,2 kWh / 295 km

85,9 kW

201 km

MG4: Details in Bildern

Gutes Fahrwerk, wirksame Bremsen

Ein blauer MG 4 fährt durch das Siegestor in Müchen
Fahrwerk und Bremsen sind sportlich-sicher ausgelegt© MG Motor Deutschland GmbH/Marcus Werner

Das Fahrwerk meistert alle Aufgaben außerordentlich gut. Der MG4 liegt stets sicher auf der Straße und lässt sich auch von engen, schnell gefahrenen Kurven nicht aus der Ruhe bringen. Der Geradeauslauf ist einwandfrei. Bei sportlicher Gangart halten sich Wanken oder Nicken in Grenzen – wobei auf langen Bodenwellen allerdings ein leichtes Nachwippen auffällt.

Beim anspruchsvollen ADAC Ausweichmanöver hat man trotz des Gewichts von um die 1,7 Tonnen ein sicheres Gefühl der Fahrzeugkontrolle und kann sogar kleine Lenkkorrekturen während des Ausweichvorgangs gut umsetzen.

An die Gangwahl über den handtellergroßen Drehknopf auf der Mittelkonsole hat man sich schnell gewöhnt. Auch das Umschalten von Vorwärts- auf Rückwärtsfahrt klappt damit recht schnell – was sich leider nicht für jeden Getriebeschalter in heutigen E-Autos konstatieren lässt.

Auch Lenkung und Bremsen machen einen guten Job. Die Lenkung ist nicht zu leichtgängig, die angepeilte Linie auf kurvigen Landstraßen trifft man meist auf Anhieb. Kleines Manko: Besonders aufschlussreiche Rückmeldungen von der Straßenbeschaffenheit gibt die Lenkung nicht. Dafür wirkt sie zu entkoppelt.

An das Ansprechverhalten und die Dosierbarkeit der Bremse gewöhnt man sich schnell. Für eine Notbremsung aus 100 km/h benötigen die beiden Testkandidaten einen Bremsweg von nur 33,9 und 34,3 Meter. Auch das sind gute Werte in dieser Fahrzeug- und Preisklasse.

Abstriche beim Federungskomfort

Deutlich weniger gut schneidet der MG4 hinsichtlich der Federung ab. Hintergrund ist nicht etwa ein hartes Sportfahrwerk – die Federung arbeitet nämlich mit konventionellen Dämpfern zusammen. Problem ist eher: Beide Testwagen standen auf Reifen der Dimension 235/45, das heißt auf Breitreifen mit einem sehr schmalen Querschnitt. Und das lässt Schwellen und Fahrbahnverwerfungen zu den Insassen durchdringen.

Insgesamt federt der kompakte MG4 zwar passabel, kurzwellige Fahrbahnabschnitte und Einzelhindernisse wie abgesenkte Kanaldeckel kommen jedoch spürbar in den Innenraum durch. Ein elektronisch regelbares Fahrwerk ist nicht verfügbar.

Ärger mit der Elektronik

Ein großes Rätsel gibt die Temperaturregelung des MG4 auf. Die Vorwahl von 21 °C führt bei beiden Testwagen zu eifriger Kühlung des Innenraums, egal wie kalt es draußen und im Innenraum ist. Erst bei einer Vorwahl zwischen 25 und 28 °C wird der Innenraum geheizt. Beim ersten Test im Februar 2024 musste man aber schon nach kurzer Zeit wieder nachregeln, weil es zu warm oder zu kalt aus den Lüftungsdüsen blies.

Der zweite Testwagen konnte die Klimaautomatik die Temperatur auch über einen längeren Zeitraum besser halten, man musste also nur selten nachregeln.

Warum aber immer noch eine etwa fünf Grad große Differenz zwischen eingestellter und eingeregelter Temperatur blieb, ist ein Rätsel. Das Problem ist bekannt und wird in den einschlägigen Foren diskutiert. Bisher war MG nicht in der Lage, den Regelungsfehler zu beheben.

Der MG4 im Video-Fahrbericht

Motorjournalist Lars Hönkhaus war für den ADAC mit dem MG4 unterwegs (Stand 12/2022) ∙ Bild: © news to do GmbH, Video: © ADAC e.V.

Bei den aktiven Sicherheitssystemen haperte es beim ersten Test ebenfalls. Die Verkehrszeichenerkennung hat über weite Teile des Testbetriebs nicht wirklich funktioniert: Entweder wird gar keine Tempobegrenzung angezeigt oder scheinbar willkürliche Limits. Die adaptive Temporegelung arbeitet sehr unharmonisch, insbesondere das Beschleunigen nach einem Spurwechsel erfolgt deutlich zu spät.

Im Vergleich dazu hinterließen die Assistenten gut ein halbes Jahr später einen besseren Eindruck. Der Spurhalteassistent war nun weniger übergriffig und energisch, regelte weniger gegen den Fahrer. Die Tempolimit-Anzeige erzielte eine zumindest ausreichende Trefferquote, um einen Mehrwert für den Fahrer zu bieten. Reichlich Optimierungspotential gibt es nach wie vor bei der Regelungsgüte der automatischen Distanzregelung.

Folge für die Bewertung: Im Testkapitel aktive Sicherheitssysteme bekam der MG4 Luxury die mäßige Benotung (3,3 = noch befriedigend), das später getestete Long Range-Modell schaffte immerhin die Note 2,8. Zum Vergleich: Ein getesteter ID.3 bekam hier die Note 1,0, der Cupra Born die Note 1,7. Bis zur Notengrenze 1,5 ist das in der Benotung des ADAC ein "sehr gut".

Bedienung nicht optimal

Das kleine Kombiinstrument vor dem Lenkrad bietet eine Menge an sinnvollen Informationen. Das ist deshalb positiv hervorzuheben, weil sich manche Hersteller eine separate Instrumentenanzeige aus Kostengründen sparen.

Der 10,25-Zoll-Touchscreen des Infotainmentsystems ist gut auf dem Armaturenträger positioniert, das darüber zu bedienende Multimedia-Menü jedoch umfangreich und wenig übersichtlich. Nur für die Lautstärke sowie Front- und Heckscheibenheizung gibt es noch einzelne physische Tasten, ansonsten werden fast alle Funktionen inklusive Klimatisierung über den Touchscreen gesteuert.

Nicht optimal ist, dass manche Einstellungen über den Hauptbildschirm und andere wiederum im Kombiinstrument vorgenommen werden müssen.

Ärgerlich: Das Multimediasystem reagiert teilweise recht träge auf Touchbefehle, zudem kommen in den Menüpunkten deutsche und englische Begriffe vermischt zum Einsatz – teilweise mit fragwürdigen Übersetzungen. Den Bediensatelliten für die Geschwindigkeitsregelsysteme kann man nicht einsehen, sodass man die Bedienung so lange erlernen muss, bis man sie "blind" beherrscht.

Klassengemäße Platzverhältnisse

Das Platzangebot im MG4 liegt auf klassenüblichem Niveau. Der Platz vorn geht in Ordnung, ist aber nicht ganz so großzügig wie bei manchem Konkurrenten. Grund ist der weniger weite Längseinstellbereich der Vordersitze. So reicht die Beinfreiheit vorn für Personen bis etwa 1,90 Meter Größe. Auf der Sitzbank hinten finden Personen bis 1,85 Meter bequem Platz.

Der Gepäckraum des MG4 fasst 250 Liter unter der Kofferraumabdeckung. Entfernt man die obere Abdeckung und nutzt den Stauraum bis zum Dach hoch, erweitert sich das Volumen auf 340 Liter. Alternativ kann man im Kofferraum auch bis zu fünf Getränkekisten unterbringen. Das sind eher mäßige Werte. Weiteren Stauraum für Kleinkram (55 Liter) gibt es unter dem Kofferraumboden.

MG4: Technische Daten und Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

MG MG4 Electric Luxury (ab 05/23)

MG MG4 Electric Extended Range Trophy (ab 08/23)

Motorart

Elektro
Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

150
180

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

204
245

Drehmoment (Systemleistung)

250 Nm
350 Nm

Antriebsart

Hinterrad
Hinterrad

Beschleunigung 0-100km/h

7,9 s
6,5 s

Höchstgeschwindigkeit

160 km/h
180 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

435 km
520 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km
0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

16,6 kWh/100 km
16,5 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

64,0
77,0

Batteriekapazität (Netto) in kWh

59,5
74,4

Ladeleistung (kW)

AC:2,2-11,0 DC:50,0-140,0
DC:50,0-144,0

Kofferraumvolumen normal

350 l
363 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.165 l
1.165 l

Leergewicht (EU)

1.675 kg
1.751 kg

Zuladung

448 kg
458 kg

Anhängelast ungebremst

500 kg
500 kg

Anhängelast gebremst 12%

500 kg
500 kg

Garantie (Fahrzeug)

7 Jahre oder 150.000 km
7 Jahre oder 150.000 km

Länge x Breite x Höhe

4.287 mm x 1.836 mm x 1.516 mm
4.287 mm x 1.836 mm x 1.516 mm

Grundpreis

41.990 Euro
45.990 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

MG4 Electric Luxury

MG4 Electric Extended Range Trophy

Überholvorgang 60 – 100 km/h

3,8 s

3,3 s

Bremsweg aus 100 km/h

33,9 m

34,3 m

Wendekreis

10,9 m

10,9 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

18,3 kWh/100 km, 91 g CO₂/km (well-to-Wheel)

18,4 kWh/100 km, 92 g CO₂/km (well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

*****

*****

Reichweite

390 km

440 km

Innengeräusch bei 130 km/h

68,7 dB(A)

68,6 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1700 / 423 kg

1766 / 443 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

250 / 635 / 1060 l

250 / 635 / 1060 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

MG MG4 Electric Luxury (ab 05/23)

MG MG4 Electric Extended Range Trophy (ab 08/23)

Karosserie/Kofferraum

3,2
3,2

Innenraum

2,9
2,9

Komfort

3,2
3,0

Motor/Antrieb

1,2
1,1

Fahreigenschaften

2,3
2,3

Sicherheit

2,8
2,6

Umwelt/EcoTest

1,2
1,2

Gesamtnote

2,3
2,2
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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