Gebrauchtwagen 2021: Zehn Prozent teurer als im Vorjahr
Die Preise für Gebrauchtwagen in Deutschland kletterten im Jahr 2021 auf neue Spitzenwerte. Vor allem Mittelklasse-Modelle und ältere Fahrzeuge wurden im Vergleich zum Vorjahr überdurchschnittlich teurer. Die wichtigsten Kennzahlen.
2021: Durchschnittspreis für einen Gebrauchtwagen bei 22.841 Euro
Preissprung gegenüber dem Vorjahr um knapp zehn Prozent
Stärkste Verteuerung im November
Tipps zum Gebrauchtwagen-Kauf
Durchschnittlich 22.841 Euro mussten Autokäufer im Jahr 2021 für einen Gebrauchtwagen bezahlen. Das ergibt der Jahresrückblick des Online-Verkaufsportals AutoScout24. Damit verteuerte sich der mittlere Preis für ein Fahrzeug im Vergleich zum Vorjahr um 2027 Euro. Das entspricht einem Preissprung von 9,74 Prozent.
Zum Jahresende hin hat sich diese Entwicklung noch einmal beschleunigt: Im November 2021 zahlten Autokäufer durchschnittlich für einen Gebrauchtwagen sogar 3726 Euro bzw. 18 Prozent mehr als noch im November 2020.
Entwicklung: Gebrauchte im Vergleich zu den Vorjahren
Preisentwicklung der verschiedenen Antriebsarten
Antriebsart | Durchschnittspreis 2021 | Veränderung gegenüber 2020 |
---|---|---|
Hybrid | 35.279 Euro | +5 % |
Elektroauto | 33.243 Euro | +9 % |
Diesel | 25.035 Euro | +8 % |
Benzin | 20.405 Euro | +9 % |
Erdgas/CNG | 15.900 Euro | +7 % |
Autogas/LPG | 12.160 Euro | +20 % |
Bei den Antriebsarten machten vor allem die Preise von Elektroautos, aber auch von Benzinern einen Sprung nach oben. Im Vergleich zum Vorjahr verteuerten sich diese um rund neun Prozent. Noch deutlicher legten Pkw mit Autogasantrieb zu. Diese waren sogar rund 20 Prozent teurer als noch 2020.
Weniger Gebrauchtwagen auf dem Markt
Die Auswertung macht deutlich, dass das Gebrauchtwagenangebot in Deutschland derzeit insgesamt zurückgeht. Gegenüber 2020 waren rund elf Prozent weniger Gebrauchte auf dem Markt. Betroffen sind vor allem Kleinwagen und Fahrzeuge der Kompaktklasse mit einem Angebotsrückgang von rund 14 bis 20 Prozent, bei Vans und Kleinbussen liegt dieser sogar bei über 22 Prozent.
Fahrzeugsegment | Durchschnittspreis 2021 | Veränderung gegenüber 2020 | Veränderung des Angebots gegenüber 2020 |
---|---|---|---|
Kleinwagen | 11.562 Euro | +11,92% | –19,63% |
Kompaktklasse | 17.801 Euro | +11,02% | –14,78% |
Mittelklasse | 22.891 Euro | +14,10% | –6,39% |
Obere Mittelklasse | 28.972 Euro | +11,01% | +3,15% |
Oberklasse | 56.221 Euro | +10,41% | +12,87% |
Sportwagen | 60.436 Euro | +8,45% | +4,87% |
SUV/Geländewagen | 30.368 Euro | +7,5 % | +0,25% |
Vans/Kleinbusse | 19.822 Euro | +1,79% | –22,32% |
Hohe Nachfrage bestimmt Preis beim Autokauf
Das Online-Verkaufsportal begründet den Preisanstieg mit der weiterhin ungebrochen hohen Nachfrage nach gebrauchten Autos vor dem Hintergrund des gleichzeitig knapperen Angebots.
2021 sei dabei ein absolutes Ausnahmejahr, so Stefan Schneck, Vertriebschef Deutschland bei AutoScout24. Noch 2020 verharrten die Preise fast auf Vorjahresniveau, jetzt legten sie aus dem Stand um zehn Prozent zu – das habe es in dieser Form noch nie gegeben.
Bei dieser Entwicklung spielten mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen habe die Bedeutungszunahme der individuellen Mobilität in Folge der Corona-Krise die Nachfrage nach Gebrauchtwagen befeuert. Zum anderen habe sich der parallel entwickelnde Mangel an Halbleitern in der Automobilindustrie als zusätzlicher Preistreiber erwiesen. Da Neuwagen entweder gar nicht zu haben waren oder nur mit langen Lieferzeiten, seien viele Kunden auf Gebrauchte umgestiegen. Unter dem Strich sei somit aus dem Nachfragemarkt bei Gebrauchtwagen ein Angebotsmarkt geworden.
Tipps für den Gebrauchtwagenkauf
Selbst wenn ein Modell in der ADAC Pannenstatistik als zuverlässig aufgeführt ist, können einzelne Exemplare einer Modellreihe in ihrer Zuverlässigkeit doch sehr unterschiedlich sein. Denn: Je älter das Fahrzeug ist, umso größer ist der Einfluss des Halters auf die Pannenanfälligkeit.
Deshalb gilt beim Kauf eines älteren Fahrzeugs ganz allgemein:
Nehmen Sie das Auto kritisch unter die Lupe.
Informieren Sie sich vorher in der ADAC Autodatenbank (auch als App für Android und Apple). Hier finden Sie zum Wunschauto alle Informationen und erfahren auch die typischen Störungen sowie die häufigsten Pannenursachen je Modell und Jahr.
Lassen Sie das Fahrzeug vom Fachmann überprüfen. Das kann die Werkstatt Ihres Vertrauens sein oder die ADAC Gebrauchtwagenuntersuchung in einem ADAC Prüfzentrum in Ihrer Nähe.
Lassen Sie sich alle Wartungsnachweise bzw. Belege für durchgeführte Reparaturen zeigen.
Halten Sie alle zugesicherten Angaben des Verkäufers im Vertrag fest.
Während also der Gebrauchtwagenboom in Deutschland unvermindert anhält, leiden die Pkw-Neuzulassungen weiter massiv unter der Corona-Krise, wie die aktuelle Statistik von Pkw-Neuzulassungen zeigt: Die Zahl der neu zugelassenen Pkw bewegt sich deutlich unter Vor-Corona-Niveau.
Im ADAC Blog erzählt ADAC Experte Arnulf Thiemel von seinem Kampf gegen Tachobetrug bei Gebrauchten.