Kia Stonic: Mini-SUV im ADAC Test

Der Kia Stonic soll mit schicken Farben und flottem Design all jene überzeugen, die eine Alternative zum Kleinwagen suchen. Der Mini-SUV ist zu Preisen ab 17.690 Euro zu haben. ADAC Test, Daten, Verbrauch, Euro NCAP-Crashtest
Der Mini-SUV Kia Stonic basiert auf dem Kia Rio
Konkurrenten sind Renault Captur, Peugeot 2008 und Opel Crossland
Note 2,7 im ADAC Test, nur drei Sterne im Crashtest
"B-SUV-Segment" – so nennen die Autobauer die Kategorie, in die der Stonic einsortiert wird. Wer mit der sperrigen Bezeichnung nichts anfangen kann: Gemeint ist nichts anderes als ein Kleinwagen mit einem Hauch von Offroad-Flair. Die Betonung liegt beim Stonic aber eher auf Kleinwagen. Er basiert auf dem Kia Rio und bietet daher trotz der etwas üppigeren Karosserie kaum mehr Platz. Man kann das Ganze auch einfach Mini-SUV nennen. Pluspunkte sammelt der Koreaner bei seiner guten Serienausstattung und den optischen Individualisierungs-Möglichkeiten.
Zuletzt spendierte Kia seinem Crossover eine technische und optische Auffrischung. So gibt es den 120-PS-Benziner jetzt als Mildhybrid.
Gefälliges Design, viele Farben
Kein Wunder, dass Mini-SUVs aller Marken den Markt überschwemmen: Diese Fahrzeugklasse verspricht momentan die größten Zuwachsraten. Los ging es 2013 bei Renault mit dem Captur. Darauf folgten unter anderem der Peugeot 2008, der Mazda CX-3 oder der Opel Crossland. Und Kia möchte natürlich möglichst viele Kunden von anderen Herstellern gewinnen. "In diesem Segment gibt es keine Markenloyalität", sagt Produktmanager Ivan Batard. Die Käufer würden zu 21 Prozent vom Kleinwagen kommen und hauptsächlich nach Optik kaufen.
Die fällt durchaus ansehnlich aus. Der Stonic ist deutlich gefälliger und, außer bei der Version GT Line, weniger extrovertiert gestaltet als der kastige Soul, der nur noch als Stromer angeboten wird. Wem das Design zu zurückhaltend ist, der kann teils starke Farben wie ein strahlendes Gelb oder ein kräftiges Rot wählen. Dazu im Angebot: Perennialgrau und Bathysblau.
Die verschiedenen Außenvarianten lassen sich zudem mit vier Dachfarben kombinieren. "Die Kunden legen heute viel Wert auf Individualisierung“, sagt Ivan Batard. Gut: Die Kontrastlackierung am Dach, neuerdings auch in Floridagelb Metallic, ist je nach Art und Ausstattungsvariante zwischen 330 und 880 Euro zu haben und damit nicht unerschwinglich.






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Das eher schlichte Interieur könnte etwas Farbe gut vertragen, aber Kia bietet für den Stonic nur Sitzbezüge aus Stoff in Schwarz oder mit Stoff-Ledernachbildung und dezenten hellgrauen Akzenten. Die Version Platinum Edition verfügt komplett über Sitze aus Ledernachbildung. Zudem wird zwar inzwischen etwas hochwertigeres, aber immer noch hartes und kratzempfindliches Plastik verwendet, das keinen sonderlich edlen Eindruck macht. Aber das wäre in der Preisklasse um die 18.000 Euro vielleicht auch etwas viel verlangt. Toll: Ein gut bedienbarer Touchscreen im 8-Zoll-Format ist immer an Bord und die zeitgemäße Smartphone-Integration mit Android Auto und Apple CarPlay ebenfalls.
Navigieren läuft so zum Beispiel via Smartphone problemlos über den bordeigenen Bildschirm, so dass es im Grunde die teureren Ausstattungsvarianten, für die es ein fest eingebautes Navi gibt, gar nicht braucht. Die Basisversion Edition 7 bringt sogar schon Alufelgen, Bluetooth-Freisprecheinrichtung und Klimaanlage mit, vier Türen sind ohnehin Standard. Assistenzsysteme wie eine Müdigkeitserkennung oder eine Spurverlassenswarnung gibt es aber nur in höheren Ausstattungsstufen oder sie kosten extra.
Gute Ergebnisse beim ADAC Ausweichtest
Angenehme Helfer sind diverse Assistenten und in den Versionen mit Navi die Online-Dienste UVO Connect, mit denen sich etwa Verkehrsinformationen in Echtzeit und Wettervorhersagen ins Auto holen lassen oder der Standort des Fahrzeugs ermitteln lässt.
Bietet der Stonic beim Komfort mit seiner etwas steifbeinigen Federung und dem relativ hohen Geräuschniveau nicht mehr als Durchschnitt, glänzt er dafür bei der zielgenauen Lenkung, die spontan anspricht und eine gute Rückmeldung gibt. Und beim ADAC Ausweichtest fährt der Stonic ebenfalls ein recht gutes Resultat ein. Das ESP regelt sicher und zuverlässig, beim simulierten Ausweichmanöver gibt es keine Probleme. Gemessene 35,7 Meter Bremsweg aus 100 km/h sind aber heutzutage kein Highlight mehr.
Kia Stonic: Topmotor jetzt mit Mildhybrid
Bei den Motoren bietet Kia solide Hausmannskost in Form eines 1,2-Liter-Saugbenziners mit 62 kW/84 PS (ab 17.690 €), der von hohen Drehzahlen lebt, sowie des wesentlich quirligeren, wenn auch nicht vibrationsfrei arbeitenden Dreizylinders mit 1,0 Liter Hubraum und 74 kW/100 PS (19.390 €) beziehungsweise 88 kW/120 PS (ab 20.990 €).
Im ADAC Test musste sich der 120-PS-Benziner als Mildhybrid als GT-Line und mit Automatikgetriebe beweisen. Dessen maximales Drehmoment von 200 Newtonmetern liegt bei 2000 Umdrehungen an, entsprechend flott geht es im Stonic auch vorwärts. Er benötigt respektable 6,3 Sekunden für den Sprint von 60 auf 100 km/h. Das Einfädeln in den fließenden Verkehr stellt keine Herausforderung dar, der Stonic beschleunigt im zweiten Gang innerhalb von 1,5 Sekunden von Tempo 15 auf 30 km/h.
Testverbrauch: 6,5 l/100 km
Das optionale Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe legt seinen Fokus klar auf Komfort – schnelle Reaktionen, die unkomfortables Rucken mit sich bringen könnten, vermeidet es. Trotz des kleinen Hubraums ist der Mini-SUV nicht besonders sparsam: Der realitätsnahe ADAC Ecotest weist einen Durchschnittsverbrauch von 6,5 Litern, auf der Autobahn sogar von 7,8 Litern Super aus. Bei der Schadstoffwertung schneidet der Stonic gut ab, lediglich im anspruchsvollen Autobahnzyklus bei hoher Last steigen die CO-Emissionen messbar an. Drei von fünf möglichen Ecotest-Sternen sind die Folge.
Dieselmotoren werden für den Stonic nicht mehr angeboten; und reine Elektro- oder Plug-in-Hybrid-Versionen sind für den Mini-SUV ebenso wenig vorgesehen wie Allradantrieb.
Wenig Vorteile gegenüber dem Kia Rio
Nach dem Kia Ceed und dem Sportage sollte der Stonic die Nummer drei bei den Verkaufszahlen werden. Das hat er 2021 mit Platz fünf (noch hinter Niro und Picanto) nicht geschafft. Aber immerhin lag er mit 4277 Neuzulassungen noch vor dem Kleinwagen Rio mit 3824 Verkäufen. Dabei halten sich die Vorteile des Stonic gegenüber dem Rio in engen Grenzen. Weil die Karosserie mit 4,14 Metern nur sieben Zentimeter länger ist als die des Rio, herrschen ähnliche, kleinwagentypische Platzverhältnisse, und auch der Kofferraum fasst nur eine Reisetasche mehr: Laut Kia 352 zu 325 Liter beim Rio sind nicht die Welt. Dagegen steht ein Rio-Einstiegspreis von 15.590 Euro – 2100 Euro weniger als beim Stonic.
Zwar ist die Karosserie des Stonic sieben Zentimeter höher, doch daran hat die serienmäßige Dachreling einen gehörigen Anteil. So sitzt man im Stonic nur vier Zentimeter höher als im Rio – beim Fahren registriert man das eigentlich nicht. Das dürfte das einzig wahre Manko am Stonic sein, schließlich ist genau das ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Kaufgrund für Vertreter des "B-SUV-Segments".
Kia Stonic: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | KIA Stonic 1.0 T-GDI 120 48V-Mild-Hybrid GT Line DCT7 (ab 10/20) |
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Motorart | Otto (Mild-Hybrid) |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 998 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 88 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 120 |
Drehmoment (Systemleistung) | 200 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 6.000 U/min |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 10,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 185 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 129 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 5,7 l/100 km |
Verbrauch Gesamt (NEFZ) | 4,7 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 352 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.155 l |
Leergewicht (EU) | 1.260 kg |
Zuladung | 450 kg |
Anhängelast ungebremst | 450 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 900 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 7 Jahre oder 150.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.140 mm x 1.760 mm x 1.505 mm |
Grundpreis | 28.800 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Kia Stonic 1.0 T-GDI GT Line DCT7 |
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Überholvorgang 60-100 km/h | 6,3 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 35,7 m |
Wendekreis | 11,1 m |
Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 6,5 l Super/100 km, 180 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Reichweite | 690 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 60,4 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1245 kg / 465 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 260 / 595 / 1000 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | KIA Stonic 1.0 T-GDI 120 48V-Mild-Hybrid GT Line DCT7 (ab 10/20) |
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Karosserie/Kofferraum | 3,1 |
Innenraum | 2,8 |
Komfort | 3,2 |
Motor/Antrieb | 2,4 |
Fahreigenschaften | 2,5 |
Sicherheit | 2,4 |
Umwelt/EcoTest | 2,8 |
Gesamtnote | 2,7 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
Das hat uns gefallen: Gute Serienausstattung. Notbremssystem Serie. Großes Farbspektrum. Spritziger Motor. Einfache Bedienung. Sieben Jahre Garantie.
Das hat uns nicht gefallen: Kaum mehr Platz als ein Kleinwagen. Keine alternativen Antriebe zu haben. Mäßiges Halogenlicht. Hohes Geräuschniveau. Ungenügender Fenster-Einklemmschutz.
Nur drei Sterne im Euro NCAP-Crashtest
Der Kia Stonic erreicht nur 3 Sterne, unter Einbeziehung des optionalen Advanced Driving Assistance Packs aber 5 Sterne. Der Stonic basiert auf dem Kia Rio und ist mit der gleichen Sicherheitsausstattung versehen. Die Ergebnisse wurden am Rio ermittelt.
Das Fahrzeug ist mit Gurtkraftbegrenzern, Gurtstraffern, optischen und akustischen Gurtwarnern sowie Kopfairbags vorn und hinten ausgestattet. Vorne sind zusätzlich Seitenairbags verbaut. Der Insassenschutz ist gut. Sowohl für die Erwachsenen wie auch für Kinder besteht durchweg nur ein geringes bis sehr geringes Verletzungsrisiko.
Lediglich beim Heckaufprall ist die Belastung auf die Nackenwirbel in der zweiten Sitzreihe mittel. Hinten sind ISOFIX-Halter montiert. Der Frontairbag auf der Beifahrerseite ist deaktivierbar. Der Stonic ist nur in der besten Ausstattungsstufe Platinum Edition mit einem Querverkehrswarner und einem Spurverlassenswarner ausgestattet. Diese beiden Helfer gibt es sonst nur noch für die Version GT-Line und nur mit der DCT7 genannten Automatik im 990 Euro teuren Technologiepaket.
Hier geht es zu den detaillierten Crashtest-Ergebnissen.
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