Kia Picanto (2024): Für die Stadt ist er perfekt

Viel Auto auf 3,60 Meter Länge: der aktuelle Kia Picanto ∙ Bild: © news to do GmbH + ADAC/David Klein, Video: © ADAC e.V.

Kia bietet mit dem Picanto einen der immer rarer werdenden Kleinstwagen an. Für das Modelljahr 2024 wurde er grundlegend überarbeitet. Was sich geändert hat und wo die Stärken und Schwächen des nur 3,60 Meter langen Koreaners liegen, klärt die Testfahrt.

  • Motoren: Zwei Benziner mit 63 und 79 PS

  • Preise: Von 16.690 bis 22.190 Euro

  • Auch mit automatisiertem Getriebe zu haben

Braucht es in der Stadt mehr als 3,60 Meter Fahrzeuglänge, vier bis fünf Sitzplätze und bis zu 845 Liter Gepäckvolumen? Sicherlich nicht. Der Kia Picanto bietet genau das – und ist damit einer der kürzesten Fünftürer, die es derzeit zu kaufen gibt.

Um den Picanto wird es im Kleinstwagensegment allerdings immer einsamer, wie auch unsere Analyse des Kleinst- und Kleinwagensegments zeigt. Ob Fiat 500 mit Verbrenner, Renault Twingo, VW Up oder Opel Adam – diese Konkurrenten sind längst Geschichte.

Gut also, dass Kia dem Segment die Treue hält und den Picanto für das Modelljahr 2024 sogar noch einmal kräftig modernisiert hat. Schließlich kann nicht jeder Städter ein großes Auto brauchen, und auch nicht jeder kann oder will sich eines leisten.

Preise: Wie günstig ist der Picanto?

Heckansicht des Kia Picanto
In der Stadt ist der Kia Picanto in seinem Element© Kia

Womit wir schon beim Preis wären: Ein wahres Schnäppchen ist der aktuelle Picanto aber auch nicht mehr. Kia hat in den letzten Jahren nämlich kräftig an der Preisschraube gedreht. War das Basismodell des Picanto 2020 noch für 10.750 Euro zu haben, liegt der Einstiegs-Picanto heute bereits bei 16.690 Euro. Zwar wurde die Ausstattung verbessert, doch drunter ist nichts mehr zu machen.

Wer sich für die Top-Version GT-Line mit "großem Motor" und automatisiertem Schaltgetriebe entscheidet, kann sogar bis zu 22.190 Euro loswerden. Dann hat man zwar einen rollenden Luxus-Mini mit Kunstledersitzen, Sportlenkrad, Klimaautomatik, einem Keyless-System und induktiver Smartphone-Ladestation, doch braucht man das tatsächlich alles, wenn schon die günstigeren Varianten Klimaanlage, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, Sitzheizung und sogar ein Navigationssystem an Bord haben? Nicht wirklich, meint der Autor und plädiert für die preiswerteren Versionen und damit für Minimalismus.

Das sind die Konkurrenten

Die Auswahl in der Kleinstwagenklasse wird immer kleiner. In den letzten Jahren sind einige Modelle eingestellt worden.

Welche Konkurrenten es aktuell noch gibt, können Sie im ADAC Autokatalog ersehen:

Kia Picanto: Drei oder vier Zylinder?

Den bringt der Picanto beim Blick auf die verfügbaren Motoren schon von Haus aus mit. Die Wahl besteht aus zwei Antrieben, einem Dreizylinder-Benziner mit 63 PS und 1,0 Liter Hubraum sowie einem Vierzylinder-Benziner mit 1,2 Liter Hubraum und 79 PS. Mehr Leistung gibt es nicht. Welcher Motor im kleinen Kia werkelt, ist teilweise an die vier Ausstattungslinien Edition 7, Vision, Spirit und GT-Line (zum Marktstart im August 2024 gibt es noch zwei zusätzliche "Launch Edition"-Modelle) gekoppelt. Welcher Antrieb am besten ist, haben wir auf der ersten Testfahrt herausgefunden.

Ab auf die Straße, zunächst im Vierzylinder mit 79 PS (ab 17.990 Euro). Bereits nach den ersten Minuten wird klar: Soll es einigermaßen flott vorangehen, muss man den 1,2-Liter kräftig hochdrehen. Dabei gefällt der kleine Saugmotor mit gutem Ansprechen auf Gaspedalbefehle und einer ordentlichen Laufruhe. In der Stadt und auf der Landstraße kann man mit dem Motor bestens leben, doch auf der Autobahn wird es eher zäh. Bis die Spitze von 159 km/h erreicht ist, dauert es ein Weilchen.

Der Dreizylinder ist sparsamer

Und die Dreizylinder-Version mit 63 PS? So viel Unterschied zum Vierzylinder scheint nicht zu sein. In der Stadt wirkt der Picanto 1.0 sogar überraschend quirlig, aber auch er will hoch gedreht werden. Bis Landstraßentempo treibt dieser Motor den Kleinstwagen wacker voran. Dass ihm die linke Spur auf der Autobahn allerdings noch weniger liegt, ist dagegen nicht verwunderlich – woher soll die Kraft auch kommen. Ob einem der typische Dreizylinder-Klang, der sich bei höheren Drehzahlen ins Gehör rasselt, eher gefällt als der dumpfere Vierzylinder, ist Geschmacksache. Unkultiviert und rappelig ist auch der Dreizylinder nicht.

Einen unbestrittenen Vorteil hat der 1,0-Liter jedenfalls. Er ist sparsamer. Und das nicht nur auf dem Papier. Auf der identischen Testrunde im Frankfurter Umland kam der Dreizylinder auf 5,0 Liter auf 100 Kilometer, der Vierzylinder auf 5,6.

Kia Picanto auch mit Automatik

Nur so viel zum automatisierten Schaltgetriebe (AMT): Schön, dass Kia eine "Automatikversion" anbietet. Doch sie raubt dem Picanto noch mehr Elan, was beim kleinen Motor zu einer Beschleunigung von 18,2 Sekunden auf Tempo 100 statt 15,6 führt und beim 1,2-Liter zu 16,5 statt 13,1 Sekunden im Vergleich zur Fünfgang-Schaltversion. So ist das Schaltgetriebe im Grunde zu bevorzugen. Selbst schalten ist im Picanto aber auch keine Bürde, denn die Gänge flutschen so gut wie sie sollen.

Innenraum: Die Bedienung ist simpel

Im Prinzip handelt es sich beim aktuellen Picanto um kein ganz neues Fahrzeug, sondern um das 2017 vorgestellte Modell, das 2020 bereits überarbeitet wurde und nun, 2024, noch einmal. Die optischen Änderungen sind augenfällig: Der Kia hat eine ganz neue Front im aktuellen Hightech-Markenlook samt schmalen Voll-LED-Scheinwerfern und einer verbindenden Leuchtleiste bekommen, hinten hakenförmige LED-Rückleuchten, dazu frische Farben – man könnte meinen, hier steht ein komplett neues Auto.

Im Cockpit ersetzen bestens ablesbare digitale Instrumente die herkömmlichen Ziffern und Zeiger. Die Bedienung erfolgt weitgehend über Touchflächen des 8 Zoll großen Infotainmentsystems. Das ist übersichtlich, gut zu bedienen und wohltuend einfach gestaltet, wenn man an andere Fahrzeuge denkt, deren vielfältige Bedien- und Einstellmöglichkeiten einfach zu viel des Guten sind und Fahrerin oder Fahrer oft überfordern. Im Picanto dürfte wirklich jeder zurechtkommen, denn es gibt auch noch viele haptische Tasten, beispielsweise für die Klimaanlage, die Sitzheizung und einen einfachen Drehregler fürs Licht. Leider findet sich am Armaturenbrett ausschließlich billiges Hartplastik wieder.

Platz: Vorn gut, hinten beengt

ADAC Redakteur Jochen Wieler auf der Rückbank eines Kia Picanto
Viel Luft ist nicht mehr für die Beine, selbst bei einem nur 1,70 Meter großen Redakteur© KIA / Florian Quandt

Das Raumempfinden im Picanto ist aufgrund der vergleichsweise üppigen Kopffreiheit gut. Auf der Rückbank wird es für die Beine wie für den Oberkörper aber ziemlich eng: Sind die Vordersitze für 1,85 Meter große Personen eingestellt, kann dahinter ab einer Größe von etwas über 1,60 Meter kaum noch jemand bequem sitzen. Außerdem stören die etwas zu kurzen Sitzflächen mit zu wenig Seitenhalt die Fahrfreude – zumindest auf längeren Strecken.

Für den Einkauf reicht der variable Kofferraum. In Standardkonfiguration fasst er laut ADAC Messung beim Vor-Facelift-Modell unter der Kofferraumabdeckung 180 Liter. Nutzt man den Stauraum bis zum Dach, stehen 240 Liter zur Verfügung. Wegen des schmalen Formats kann man nur zwei Getränkekisten unterbringen. Klappt man die Rückbank um und nutzt den kompletten Raum hinter den Vordersitzen, ist ein Volumen von bis zu 845 Litern verfügbar. Die hohe Ladekante des Kofferraums lässt sich leider nicht vermeiden, einen Einlegeboden gibt es nicht.

Ausstattung wie ein Großer

Seitenansicht eines fahrenden Kia Picanto
Kompakt und praktisch: Fünf Türen sind Serie© Florian Quandt

Assistenzsysteme sind dagegen reichlich vorhanden. So ist bereits in der Basis ein Frontkollisionswarner, ein aktiver Spurhalte- und Spurfolgeassistent und der umstrittene ISA-Geschwindigkeitswarner an Bord, der mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben ist. Ab einem km/h über dem aktuellen Tempolimit bimmelt er dem Fahrer die Ohren voll. Eine Ausstiegswarnung, sollte man einen Radler übersehen haben, sowie Totwinkelassistent und Querverkehrswarner sind ab der Spirit-Ausstattung an Bord.

Mit dabei: Verkehrsinformationen in Echtzeit, Wettervorhersage, lokale Suche, Parkmöglichkeiten sowie Abrufen von Fahrzeug-Infos mittels der Kia-App UVO Connect. Die Daten gleicht das System mit einer Cloud ab, sodass sie immer aktuell sind, auch bei einer Stauprognose. Außerdem lässt sich eine Route zu Hause auf dem Smartphone planen und direkt ins Auto übertragen. Die Kalenderfunktion des Smartphones ist mit dem Navigationssystem verknüpfbar. Per "Valet-Modus" können der Bildschirm gesperrt und Fahrdaten erhalten werden, wenn der Picanto einer fremden Person überlassen wird.

Außerdem können Passagiere zwei Smartphones gleichzeitig per Bluetooth verbinden, bequem über Android Auto und Apple Carplay: Eines zum Telefonieren oder für Multimediazwecke, das andere ausschließlich zur Multimedia-Nutzung. Erstaunlich viel Technik für einen Kleinstwagen. Mehr Auto auf 3,60 Meter Länge ist kaum möglich.

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Fazit: Gut, aber mit Schwachstellen

Positiven Punkten wie die sicheren und agilen Fahreigenschaften, Infotainment mit Online-Anbindung, 7 Jahre Garantie und die gegen Aufpreis gute Sicherheitsausstattung stehen die dürftige Materialqualität, ein kleiner Kofferraum und ein enger Fond sowie nicht gerade berauschende Fahrleistungen, der verbesserungswürdige Fußgängerschutz und relativ hohe Preise entgegen.

Kia Picanto: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Kia Picanto 1.0 Edition 7 (ab 05/24)

Kia Picanto 1.0 Vision AMT (ab 05/24)

Kia Picanto 1.2 Vision (ab 05/24)

Kia Picanto 1.2 Spirit AMT (ab 05/24)

Motorart

Otto
Otto
Otto
Otto

Hubraum (Verbrennungsmotor)

998 ccm
998 ccm
1.197 ccm
1.197 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

46
46
58
58

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

63
63
79
79

Drehmoment (Systemleistung)

93 Nm
93 Nm
113 Nm
113 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

5.000 U/min
5.000 U/min
6.000 U/min
6.000 U/min

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad
Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

15,6 s
18,2 s
13,1 s
16,5 s

Höchstgeschwindigkeit

145 km/h
145 km/h
159 km/h
159 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

118 g/km
125 g/km
127 g/km
130 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

5,2 l/100 km
5,5 l/100 km
5,6 l/100 km
5,7 l/100 km

Kofferraumvolumen normal

255 l
255 l
255 l
255 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.010 l
1.010 l
1.010 l
1.010 l

Leergewicht (EU)

981 kg
988 kg
990 kg
991 kg

Zuladung

339 kg
417 kg
425 kg
424 kg

Garantie (Fahrzeug)

7 Jahre oder 150.000 km
7 Jahre oder 150.000 km
7 Jahre oder 150.000 km
7 Jahre oder 150.000 km

Länge x Breite x Höhe

3.605 mm x 1.595 mm x 1.485 mm
3.605 mm x 1.595 mm x 1.485 mm
3.605 mm x 1.595 mm x 1.485 mm
3.605 mm x 1.595 mm x 1.485 mm

Grundpreis

16.690 Euro
18.190 Euro
17.990 Euro
21.190 Euro

Text mit Material von SP-X

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