Cupra Formentor: Sportlichkeit siegt

Seat hat Cupra in wenigen Jahren zu einer eigenständigen Marke für besonders sportliche Modelle aufgebaut. Den Anfang machte der Cupra Formentor. ADAC Test der 310-PS-Version mit allen Infos, Daten, Motoren, Preisen
Außen wie innen auf Sportlichkeit getrimmt
Starke Motoren mit 245 (auch als Plug-in-Hybrid), 310 und 390 PS
Einstiegspreis mit 150 PS: 35.530 Euro
Mit dem Beinamen Cupra wurden bis 2018 sportliche Seat-Modelle vertrieben. Doch inzwischen hat sich Cupra zur separaten Marke entwickelt. Den Anfang machte als erstes eigenständiges Modell der Kompakt-SUV Cupra Formentor, auch wenn er mit seinem durchgehenden Leuchtenband am Heck und dem markentypischen Grill doch wieder sehr nach einem Seat aussieht.
Aufmerksame Beobachter entdecken die vielen Design-Details, die im bronzefarbenen Ton des Hauses Cupra gehalten sind. Das startet außen mit den vorderen Bremssätteln, geht über die Ränder der Lüftungsdüsen und endet mit dem bronzenen statt roten Bereich des im virtuellen Analog-Cockpit simulierten Drehzahlmessers.











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Digitale Bedienung: Sinn oder Unsinn?
Womit wir beim Thema Infotainment wären. Gleich nach dem kommoden Einstieg fällt der große Zentralmonitor auf. Hier ist Platz für eine mehrteilige Belegung auf dem Bildschirm – beispielsweise für die gleichzeitige Lotsenführung des Navigationssystems, die Klimasteuerung und die Musikauswahl.
Die Bedienung erfordert allerdings eine Menge Gewöhnung. Das zentrale Touchdisplay wirkt mit den vielen Funktionssymbolen völlig überladen. Und allein die Fahreranzeigen im Mitteldisplay zu konfigurieren erfordert viel Zeit und Geduld. Klar, das sieht irgendwie alles chic und modern aus. Jedoch rein von der Funktionalität her beurteilt, wirken die Entwicklungen fragwürdig. Bestes Beispiel sind die Slider für die Temperatur- und Lautstärkeregelung – siehe auch VW Golf – sowie die am Dachhimmel für das Panoramadach bzw. das Dachrollo: Die sind nämlich eher umständlich zu handhaben und zudem ungenau in der Einstellung.
Man fragt sich, was heutige Produktentwickler gegen einen quasi im Schlaf zu bedienenden Knopf einzuwenden haben. Zumal man auch Knöpfe und Schalter modern gestalten kann, wie zum Beispiel der Automatikschalthebel im Formentor zeigt: schön, schlicht, funktionell. So kann und so soll es sein.
360-Grad-Blick in den Innenraum des Formentor
Formentor mit 310 PS im Test

Nun aber zum Fahreindruck: Da gibt es kaum etwas zu meckern. Den Formentor in der Top-Version VZ5 4Drive treibt nämlich ein bisher nur von Audi bekannter Fünfzylinder mit satten 390 PS an, der den Formentor in 4,2 Sekunden auf 100 km/h treibt und bis zu 250 Sachen schnell macht. In der getesteten Version VZ 2.0 TSI 4Drive kommt ein Vierzylinder-Motor mit Turbolader und Direkteinspritzung mit 310 PS und 400 Nm Drehmoment zum Einsatz. Das Aggregat schiebt bei Bedarf nicht nur vehement an, sondern läuft auch sehr leise und kultiviert.
Damit es den Cupra-Fahrern mit Benzin im Blut nicht zu leise, zu kultiviert und zu zurückhaltend vonstatten geht, wird ihnen im Sport- und im Cupra-Modus ein künstlicher Motorsound mit deutlich mehr Verve unterbreitet. Das passt dann auch besser zu der in diesen Modi scharf gestellten Dynamik hinsichtlich Gaspedalannahme, Schaltwechseln der Automatik, Härte des Fahrwerks und Direktheit der Lenkung.
Als „VZ" hat der Spanier zudem die adaptive Dämpferregelung (DCC) an Bord, die die Dämpferrate permanent an die Fahrsituation anpasst und zudem verschiedene Voreinstellungen mit deutlich spürbarer Spreizung (Comfort, Sport und Cupra) ermöglicht. Das Fahrwerk ist tendenziell straff abgestimmt, bietet aber dennoch ein sensibles Ansprechverhalten und gutes Schluckvermögen. Der Formentor VZ legt eine sehr gute Fahrstabilität an den Tag. Den ADAC Ausweichtest absolviert er weitgehend unbeeindruckt und bei Bedarf sehr flink.
Cupra Formentor mit sportlichen Fahrleistungen

Innerorts leidet der Federungskomfort aber merklich unter den großen 19-Zöllern des Testwagens. Auf Landstraßen und der Autobahn gefällt der Spanier mit einem für ein Sportmodell bemerkenswert guten Komfort. Weil das Gewicht mit 1,6 Tonnen einigermaßen im Rahmen bleibt, hat der Direkteinspritzer mit dem Crossover wenig Mühe und sorgt für sehr sportliche Fahrleistungen. Den Überholvorgang von 60 auf 100 km/h erledigt der Spanier mit 2,9 Sekunden im Handumdrehen, von 80 auf 120 km/h dauert es mit 3,6 Sekunden kaum länger. Auch das Einfädeln beim Abbiegen in den fließenden Verkehr klappt bei Bedarf sehr flink, von 15 auf 30 km/h geht es in weniger als einer Sekunde.
Licht und Schatten gibt es im Kapitel Verbrauch/Schadstoffe: Bei Letzterem schneidet der Formentor VZ sehr gut ab, doch der Testverbrauch von 8,3 Litern Super je 100 Kilometer schlägt sich negativ in der Bewertung nieder – letztlich reicht es nur für drei von fünf möglichen Ecotest-Sternen.
Cupra: Eine Marke im Aufwärtstrend
Die Marke Cupra entwickelt sich erstaunlich gut. Während so gut wie alle Automobilhersteller mit Absatzproblemen und Technologieumbrüchen zu kämpfen haben, ist die junge spanische Marke in ihren ersten vier Jahren nicht nur kontinuierlich gewachsen, sondern steht auch in den schwierigen Corona-Zeiten relativ gut da. Mit 54.600 Einheiten belegte der Formentor 2021 den ersten Platz der Marke. Die Nachfrage nach dem SUV übertraf laut Cupra alle Erwartungen: Er machte fast 70 Prozent des Absatzes aus.
Auch von den (Seat-)Modellen Cupra Ateca und Cupra Leon wurden seit Gründung der Marke weit mehr Autos verkauft als geplant, heißt es aus Spanien. Eine Karriere, die wohl auch für den Cupra Leon zu erwarten ist und für den elektrischen Born. Der basiert auf derselben Plattform wie der VW ID.3.
Brave Basis, kräftige Plug-in-Hybride
Als Ergänzung zu diesen besonders sportlichen Antrieben gibt es 150 kW/204 PS und 180 kW/245 PS starke, aber auf CO₂-Reduzierung ausgelegte Plug-in-Hybride. Die beiden Teilzeit-Stromer sollen dank ihrer 12,8 kWh großen Batterie rund 50 Kilometer rein elektrisch fahren können. Zustande kommt die Systemleistung, indem die Techniker jeweils einen 1,4 Liter großen Benziner mit vier Zylindern (110 kW/150 PS) mit einer 85 kW/115 PS starken E-Maschine koppeln, deren Moment gebündelt in Richtung Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe fließt. Die Plug-in-Hybride sollen, so die Cupra-Planung, von etwa der Hälfte der Käufer bestellt werden.
Insgesamt wird das Aggregate-Programm auf acht Versionen ausgebaut – darunter dann auch ganz brave Antriebe. Der bravste von ihnen ist der Cupra Formentor 1.5 TSI mit 110 kW/150 PS zu Preisen ab 35.530 Euro. Auch dessen Fahrleistungen können sich schon sehen lassen: Die Beschleunigung wird mit 8,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und die Höchstgeschwindigkeit mit 204 km/h angegeben (DSG: 203 km/h). Der Verbrauch des 1.5 TSI soll um 5,5 Liter je 100 Kilometer betragen.
Aber zurück zur getesteten 310-PS-Version: Bei so viel Fahrspaß wie hier ist der Platz zwar von untergeordneter Bedeutung, doch es ist trotzdem schön, ein ordentliches Maß davon zu haben: Der Formentor schluckt laut Seat immerhin 420 Liter Gepäck, mit umgeklappter Rückbank bis zu 1475 Liter Transportgut. Nach der ADAC Messmethode bleiben davon allerdings nur noch 320 bis 1185 Liter übrig. Für einen Sportwagen trotzdem nicht schlecht.
Das hat uns gefallen: gutes Platzangebot, sichere und sportliche Fahreigenschaften, kräftiger Motor, sehr gute Fahrleistungen, umfangreiche Komfort- und Sicherheitsausstattung
Das hat uns nicht gefallen: schlechte Rundumsicht, ablenkungsintensives Bediensystem, schlecht platzierte Motorstarttaste, schlichte Materialauswahl
Cupra Formentor: 5 Sterne beim Euro NCAP Crashtest
Beim 2020 verschärften Euro NCAP Crashtest wurde der Cupra Formentor in den vier Kategorien Insassenschutz, Kindersicherheit, Fußgängerschutz/ungeschützte Verkehrsteilnehmer und aktive Sicherheit überprüft. In allen Teilkategorien schnitt der SUV so gut ab, dass er insgesamt die Höchstwertung von 5 Sternen erreichen konnte.
Cupra Formentor VZ: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | CUPRA Formentor VZ 2.0 TSI 4Drive DSG (ab 11/20) |
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Motorart | Otto |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.984 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 228 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 310 |
Drehmoment (Systemleistung) | 400 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.450 U/min |
Antriebsart | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 4,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 191 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 8,4 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 420 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.475 l |
Leergewicht (EU) | 1.644 kg |
Zuladung | 496 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.800 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.450 mm x 1.839 mm x 1.511 mm |
Grundpreis | 49.970 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Cupra Formentor VZ 2.0 TSI 4Drive |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 2,9 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 33,2 m |
Wendekreis | 11,3 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 8,3 l Super/100 km, 227 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | *** |
Reichweite | 660 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 68,1 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1590 / 550 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 320 / 750 / 1185 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | CUPRA Formentor VZ 2.0 TSI 4Drive DSG (ab 11/20) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,7 |
Innenraum | 2,7 |
Komfort | 2,3 |
Motor/Antrieb | 1,5 |
Fahreigenschaften | 1,9 |
Sicherheit | 1,4 |
Umwelt/EcoTest | 3,2 |
Gesamtnote | 2,3 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
Text mit Material von SP-X
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