Die sichersten Autos des Jahres: Alle Euro-NCAP-Testergebnisse 2024

Neuwagen werden immer sicherer. Trotzdem gibt es noch Luft nach oben. Welche Modelle top sind, und wo es hapert, wird regelmäßig von Euro NCAP getestet. Hier die ADAC Bestenliste 2024, mit allen detaillierten Ergebnissen.
Warum Euro-NCAP-Sicherheitstests?
Ziel des Euro-NCAP-Konsortiums wie des ADAC ist es, die Sicherheit von Fahrzeugen stetig zu erhöhen. Sowohl Insassen als auch Verkehrsteilnehmende sollen einem immer geringeren Verletzungsrisiko ausgesetzt sein. Das langfristige Ziel steht unter dem Motto "Vision Zero": also null Verkehrstote in Europa.
Seit der Gründung des Konsortiums 1996 hat man schon viel erreicht. Weil die Autos immer sicherer geworden sind, konnten die Verletzungsrisiken insgesamt stark reduziert werden: Waren im Jahr 2000 noch 7500 Verkehrstote in Deutschland zu beklagen, hat sich die Anzahl 2024 weit mehr als halbiert (2839 = minus 62%).
Trotz des gestiegenen Sicherheitsniveaus gibt es auch bei ganz neuen Fahrzeugen technisch wie preislich bedingte Unterschiede, zum Teil sehr erhebliche. Als Entscheidungshilfe für Autokäufer und -käuferinnen bietet Euro NCAP – ob Familien oder Firmen – anhand der Fahrzeug-Bewertung mit bis zu fünf Sternen einen schnell erfassbaren Vergleich von deren Sicherheitseigenschaften.
Euro NCAP: Ergebnisse 2024
Fünf Sterne für Autos aus China
Im Jahr 2024 wurden von Euro NCAP insgesamt 38 Modelle auf ihre Sicherheit überprüft. Zehn davon stammen von Herstellern aus China, neun von deutschen Automobilkonzernen. Der Rest verteilt sich auf Marken aus Frankreich, Italien, USA, Japan und Südkorea.
Die chinesischen Modelle Zeekr X und Zeekr 001 gehören zum Geely-Konzern und werden bis heute nur in wenigen europäischen Landern verkauft. In Deutschland ist die Marke noch ohne Vertrieb. Auch die Marke Maxus, die zum chinesischen SAIC-Konzern zählt, dürfte den wenigsten Menschen in Deutschland bekannt sein. Ein absoluter Newcomer in Europa ist der Deepal S07 von Changan aus China.
Tops & Flops 2024
Tops | Flops | |
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Gesamtwertung | 1. Mercedes-Benz E-Klasse 2. Zeekr X 3. Audi Q6 e-tron | 36. Jeep Avenger 37. Ford Tourneo Courier 38. Suzuki Swift |
Insassenschutz | 1. Deepal S07 2. Nio EL6 3. VW Passat | 36. Dacia Duster 37. Suzuki Swift 38. Ford Tourneo Courier |
Kindersicherheit | 1. Audi Q6 e-tron 2. Zeekr X 3. Mercedes-Benz E-Klasse | 36. Ford Tourneo Courier 37. Jeep Avenger 38. Suzuki Swift |
Fußgänger | 1. Subaru Forester 2. Toyota C-HR 3. Subaru Crosstrek | 36. Hyundai Santa Fe 37. Dacia Duster 38. Jeep Avenger |
Assistenzsysteme | 1. Mercedes-Benz E-Klasse 2. Maxus eTERRON 9 3. Zeekr 001 | 36. Ford Tourneo Courier 37. Ford Tourneo Custom 38. Jeep Avenger |
Von den 38 getesteten Fahrzeugen erhielten 27 Modelle die Bestwertung von 5 Sternen. Sechsmal konnten vier Sterne, fünfmal nur drei Sterne vergeben werden. Das ist ein insgesamt erfreuliches Ergebnis und beweist, wie ernst die Hersteller das Thema Sicherheit nehmen. Ganz vorn auf dem Podest landen die Mercedes E-Klasse, der elektrische Zeekr X aus China und Audis neues Elektro-SUV Q6 e-tron.
Fast genauso sicher sind der Mazda CX-80, der VW Passat und der Maxus eTerron 9. Weitere China-Autos mit fünf Sternen: Zeekr 001, Deepal S07, Maxus Mifa 7, Nio EL6, MG HS, Xpeng G6, Leapmotor C10.

Beim Fußgängerschutz stechen die beiden Subaru positiv hervor. Der Deepal S07 erfüllt im Insassenschutz bemerkenswerte 95 Prozent der Testkriterien.
Kleinwagen haben aus Gründen der Preissensitivität meist das Nachsehen. Nur der Lexus LBX schafft volle 5 Sterne in der Gesamtbewertung, gehört also sowohl in der aktiven wie der passiven Sicherheit zu den Spitzenprodukten.
Noch viel Luft nach oben ist bei den auf praktischen Nutzwert ausgelegten Ford Tourneo Courier und Custom zu erkennen, besonders hinsichtlich der Ausstattung mit Sicherheitsassistenten. Beim Jeep Avenger und beim Dacia Duster bestehen zudem eklatante Defizite beim Fußgängerschutz.
Verschärfung der Testkriterien
Damit der Wettbewerb um technologischen Fortschritt in Sachen Sicherheit nicht erlahmt, gehört es bei Euro NCAP zum Prinzip, die Testkriterien von Zeit zu Zeit zu verschärfen. Zuletzt ist das für das Jahr 2023 erfolgt.
Besonders zum Schutz von Fußgängern und Radfahrern wurden die "Daumenschrauben" angezogen, denn hier müssen anstatt 60 nun 70 Prozent der möglichen Punkte erreicht werden, um nach den begehrten 5 Sternen greifen zu können. Zudem sind Testszenarien erweitert und erschwert worden, sowohl in der passiven Sicherheit als auch bei den Assistenzsystemen.
Dabei gilt, dass die begehrten fünf Sterne unerreichbar sind, wenn Assistenzsysteme keinen erheblichen Beitrag dazu leisten, Unfälle zu vermeiden oder zumindest die Schwere erheblich zu mindern. Während bis 2022 noch Aufprallgeschwindigkeiten bis 5 km/h "in Ordnung" waren, führt ein Touchieren heute zur Abwertung.

Zu den verschärften Testkriterien gehört auch, dass Abbiegeprozesse vom Fahrzeug überwacht und etwaige daraus resultierende Gefahren erkannt werden. Im Dooring-Test wird geprüft, ob das Fahrzeug die Aussteigenden vor von hinten herannahenden Radfahrenden warnt oder gar die Tür vor dem Öffnen blockiert. Darüber hinaus wird aktuell geprüft, ob sich nach einem Fahrzeugsturz ins Wasser Türen und Fenster öffnen lassen – zumindest für eine begrenzte Zeit.
Schon seit 2020 wird bewertet, wie sich ein Fahrzeug im Crash mit einem anderen Fahrzeug verhält. Infolgedessen gibt es Punktabzug für harte oder steife Strukturen an der Karosserie, die die eigenen Insassen auf Kosten des Unfallgegners schützen.
Tipps für die Verbraucher
Sparen Sie nicht an der Sicherheit.
Wählen Sie beim Neuwagenkauf auch optionale Sicherheitspakete mit aus.
Achten Sie beim Gebrauchtwagenkauf auf eine gute Sicherheitsausstattung.
Ziehen Sie beim Fahrzeugkauf die Bewertungen von Euro NCAP zu Rate.
Machen Sie sich intensiv mit der Bedienung des Fahrzeugs und der Sicherheitsassistenten vertraut.
Studieren Sie das Bedienungshandbuch. Sie werden überrascht sein, was Ihr Auto alles kann.
Gestatten Sie sich und dem neu erworbenen Fahrzeug eine Eingewöhnungsphase.
Passen Sie Ihre Fahrweise den Straßenverhältnissen, dem Verkehrsgeschehen und den Wetterbedingungen an.
Legen Sie eine Fahrtpause ein, wenn Sie sich nicht fit fühlen. Halten Sie an und schlafen Sie 15 bis 30 Minuten ("Power-Napping"). Studien belegen, dass es die Konzentration deutlich fördern kann.
Alkohol, auch die geringste Menge, macht müde und verringert die Konzentration.
Lassen Sie sich nicht ablenken. Finger weg vom Smartphone und intensiver Bedienung des Touch-Displays des Fahrzeugs.
Das waren die Sieger und Verlierer der Jahre 2019 bis 2023
Euro-NCAP-Crashtests der letzten Jahre
Hier finden Sie Euro-NCAP-Ergebnisse aus dem Jahr 2019
Hier finden Sie Euro-NCAP-Ergebnisse aus den Jahren 2020/2021
Hier finden Sie Euro-NCAP-Ergebnisse aus dem Jahr 2022
Hier finden Sie Euro-NCAP-Ergebnisse aus dem Jahr 2023
Forderungen an die Hersteller
Sicherheit darf keine Frage der Größe des Portemonnaies von Kunden und Kundinnen sein: Optional verfügbare Sicherheitsausstattung gehört in das Serienpaket.
Sicherheit muss nicht teuer sein. Hersteller von Modellen der Kleinwagenklasse und der unteren Mittelklasse zeigen auf, dass man Sicherheit, die weit über die Mindestwerte für die 5-Sterne-Bewertung hinaus geht, auch günstig anbieten kann.
Sicherheitsassistenten sollen einfach und intuitiv zu bedienen sein und den Fahrer bzw. die Fahrerin gut über den Status der Funktion informieren. Default-on muss selbstverständlich sein.
Hier finden Sie weiteres Wissenswertes rund um das Thema Crash und Insassenschutz.
Fachliche Beratung: Burkhard Böttcher, ADAC Technik Zentrum