Verkehrstote 2022: Mehr tödliche Verkehrsunfälle in Deutschland

Verkehrstote in Deutschland: Bei Verkehrsunfällen kommen 2022 wieder mehr Menschen ums Leben
Verkehrstote in Deutschland: Bei Verkehrsunfällen kommen 2022 wieder mehr Menschen ums Leben© Shutterstock/Ronald Rampsch

Die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten Menschen in Deutschland ist im Jahr 2022 wieder deutlich höher als im Vorjahr. Das sind die Gründe.

  • 9 Prozent mehr Verkehrstote als 2021

  • Rund 4 Prozent mehr Verkehrsunfälle, rund 358.000 Verletzte

  • Mehr tote Pedelec-Fahrer und Fußgänger

Die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten Menschen ist laut Statistischem Bundesamt (Destatis) 2022 um 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. 2782 Verkehrstote waren in diesem Jahr zu beklagen.

Mehr Verkehrstote 2022: Pandemie-Effekt fällt weg

Allerdings waren in den Corona-Jahren 2020 und 2021 mit 2719 beziehungsweise 2562 im Straßenverkehr Getöteten jeweils neue Tiefststände seit Beginn der Statistik (1950) erreicht worden. Der ADAC geht davon aus, dass der Anstieg insbesondere auf das im Vergleich zum Vorjahr höhere Verkehrsaufkommen zurückzuführen ist. 2021 und auch 2020 war die Fahrleistung aufgrund von Corona bedingten Einschränkungen deutlich reduziert, was zu Rückgängen bei den Verkehrstotenzahlen geführt hatte.

Die Jahresfahrleistung aller Kraftfahrzeuge ist 2022 gegenüber 2021 nach ersten Schätzungen um 4,5 Prozent auf voraussichtlich 721 Milliarden Kilometer gestiegen. Vor der Pandemie im Jahr 2019 waren es noch rund 755 Milliarden Kilometer und damit 4,7 Prozent mehr als 2022. Vermutlich dürfte erst 2024 das Niveau vor der Pandemie wieder erreicht sein.

Verkehrstote seit 1953: Zahlen sinken

Im Vergleich zu 2019 (3046 Verkehrstote) liegt die diesjährige Zahl der Verkehrstoten rund 9 Prozent niedriger.

In den vergangenen 50 Jahren hat es in Deutschland viele technische und rechtliche Neuerungen gegeben, um die Zahl der Verkehrstoten zu reduzieren (siehe Grafik). Ziel der Bundesregierung ist es, die Zahl der Verkehrstoten im Zeitraum von 2021 bis 2030 um 40 Prozent zu senken.

Verkehrsunfälle: Zahl der Verunglückten steigt

Eine deutliche Zunahme gibt es bei den im Straßenverkehr verunglückten Personen. 358.000 Menschen sind 2022 bei Unfällen im Straßenverkehr zu Schaden gekommen – ein Plus von 11 Prozent, aber 7 Prozent weniger als 2019 (384.230).

Auf die Zahl der polizeilich erfassten Unfälle hatte das gestiegene Verkehrsaufkommen offenbar einen weitaus geringeren Einfluss, denn hier gab es nur einen Anstieg von 4 Prozent auf rund 2,4 Millionen gegenüber 2021. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ging die Zahl der Unfälle um 11 Prozent zurück.

Unfälle mit Personenschaden nehmen allerdings spürbar zu: Hier registrierte das Statistische Bundesamt ein Plus von 11 Prozent auf rund 288.000. Zum Vergleich: 2019, also vor Corona, registrierte die Polizei knapp 2,7 Millionen Unfälle, darunter 300.000 mit Personenschaden, bei denen 3046 Menschen getötet wurden.

Mehr Todesopfer bei Pedelec-Fahrern und Fußgängern

Mit 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (detaillierte Ergebnisse liegen bisher für den Zeitraum Januar bis November 2022 vor) stieg die Zahl der Verkehrstoten besonders stark unter Pedelec-Fahren an, bei Fahrrädern ohne Hilfsmotor gab es ein Plus von 14 Prozent. Zudem starben 11 Prozent mehr Fußgänger, 7 Prozent mehr Autofahrer sowie 2 Prozent mehr Motorradfahrern.

ADAC: Fahrerassistenz- und Notbremssysteme wichtig

Im "Pakt für Verkehrssicherheit“ hat der Bund mit Ländern und Kommunen das Ziel von 40 Prozent weniger Getöteten im Straßenverkehr zwischen 2021 und 2030 ausgegeben. Der Rückschritt in diesem Jahr macht mehr als deutlich, so der ADAC, dass größere Anstrengungen als bisher unternommen werden müssen, um dieses Ziel zu erreichen.

Angesichts des immer größeren Anteils älterer Verkehrsteilnehmer an der Gesamtbevölkerung muss auch deren Schutz im Straßenverkehr stärker in den Fokus rücken. Zwei Drittel der getöteten Fußgängerinnen und Fußgänger sind 55 Jahre oder älter, bei den Radfahrern sind es sogar mehr als drei Viertel der Getöteten.

Hoffnungen setzt der ADAC vor allem in den weiteren Ausbau von Fahrerassistenz- und Notbremssystemen – sie haben großes Potenzial für mehr Verkehrssicherheit. Weitere Maßnahmen sind unter anderem eine übersichtliche und selbsterklärende Straßenraumgestaltung, eine Ausweitung des Lernzeitraums bei der Fahrausbildung sowie das freiwillige Tragen eines Fahrradhelmes auch von Erwachsenen. Generell bleibt jedoch gegenseitige Rücksichtnahme und Umsicht die entscheidende Grundlage für einen sicheren Straßenverkehr.