Opel Corsa im Test: Mit französischem Akzent

Der aktuelle Opel Corsa verkauft sich wie geschnitten Brot. Ist er zu recht so beliebt? ADAC Test mit Daten, Messwerten, Video und alle Infos zum Facelift von Mitte 2023
Corsa 1.2 DI Turbo mit 100 und 130 PS im ADAC Test
Kein Raumwunder: kleinwagentypische Platzverhältnisse
Einstiegspreis: 19.480 Euro für die Version mit 75 PS
Opel Corsa: Das überarbeitete Modell wurde schon präsentiert
Lesen Sie hier die Corsa-Tests von 2019 und 2020. Denn die beiden ADAC Autotests bleiben natürlich auch für den Gebrauchtwagenmarkt relevant. Wie das neue Modell aussieht und wie es sich technisch unterscheidet, lesen Sie am Schluss des Artikels.
Mit dem Opel Corsa ist es so ähnlich wie mit dem VW Golf: Jeder hat schon mal einen gefahren oder kennt jemanden, der einen hat. Kein Wunder: Begleitet der kleine Rüsselsheimer doch bereits seit 1982 ganze Generationen von Autofahrerinnen und Autofahrern.
Seit 2019 steht Corsa Nummer sechs bei den Händlern – und ist kaum wiederzuerkennen: So sportlich hat noch kein Corsa ausgesehen! Doch ist er das auch? Oder täuscht die Optik? Welche Talente im aktuellen Modell schlummern, das komplett unter dem Dach von PSA (Peugeot/Citroën/DS/Opel) konstruiert wurde, klärt der ADAC Test des Opel Corsa mit 100 und 130 PS starkem Benziner.
Ein Raumwunder ist der Opel Corsa nicht

Weil der Corsa beim Wechsel von Modell E auf Modell F vier Zentimeter länger, aber fünf niedriger geworden ist, ergibt sich eine neue Statur. Das Auto wirkt zierlicher und der Fahrer sitzt knapp drei Zentimeter tiefer als bisher. Das verlagert den Schwerpunkt nach unten und verbessert die Fahrdynamik, steht aber dem Trend entgegen, dass Autofahrer heute eigentlich höher sitzen wollen – auch im Kleinwagensegment boomen deshalb SUV wie der Seat Arona, der Opel Mokka oder der Ford Puma. Die flachere Karosserie hat beim Ein- und Aussteigen zudem den Nachteil, dass man sich leichter den Kopf stößt als etwa im vergleichbaren VW Polo.
Auch beim Raumangebot vollbringt der Corsa keine Wunder: Er bietet nicht mehr als die durchschnittlichen Platzverhältnisse eines Kleinwagens. Zwar lässt sich der Fahrersitz so weit zurückschieben, dass auch 1,95-Meter-Riesen gut hinters Lenkrad passen. Doch dann können im Fond nur noch kleine Kinder sitzen. Sind die Vordersitze für 1,85 Meter große Personen eingestellt, kommen hinten zumindest Mitfahrer bis 1,72 Meter klar. Auch das ist nicht üppig.
Im vorderen Fußraum geht es eng zu: Die Fußablage für den Fahrer ist zu klein und die Füße des Beifahrers stehen angewinkelt auf der schrägen Spritzwand. Und das kann auf langen Strecken etwas unangenehm sein. Gut dagegen: In den Kofferraum passen nach ADAC Messungen bis zur Abdeckung 250 Liter Gepäck. Damit ist er exakt so groß wie der des VW Polo und etwas größer als der des Ford Fiesta mit 225 Litern Stauraum.
Konventionelle Bedienung, gute Vernetzung

Besser punkten als bei der Raumausnutzung kann der Corsa auf anderen Gebieten. Zum Beispiel bei der einfachen Bedienung, die sich im Vergleich zum Vorgänger nicht grundlegend geändert hat. Mit der gelungenen Mischung aus analogen Tasten und Touchscreen-Steuerung sollte man nach kurzer Eingewöhnungszeit gut zurechtkommen. Hinter dem Lenkrad befinden sich serienmäßig noch ganz klassische, gut ablesbare Analoginstrumente, die den optionalen Digitalinstrumenten vorzuziehen sind: Letztere wirken ziemlich lieblos und unübersichtlich. Doch das wird sich mit dem Facelift ändern, siehe unten.
Im digitalen Zeitalter ist der Corsa auch ohne Mäusekino hinter dem Lenkrad längst angekommen. So kann das Smartphone kabellos geladen und via Android Auto und Apple CarPlay perfekt in das Bordsystem integriert werden (Serie im GS). Das Navi zeigt Live-Verkehrsdaten (drei Jahre kostenlos, danach als Abo).
Technisches Highlight ist das adaptive, blendfreie LED-Matrix-Licht, das – in der Version GS gegen 790 Euro Aufpreis – im Kleinwagensegment Einzug gehalten hat. Die insgesamt acht LED-Elemente werden von einer hochauflösenden Frontkamera der neuesten Generation gesteuert und passen den Lichtstrahl automatisch und kontinuierlich der jeweiligen Verkehrssituation und Umgebung an.








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Elektronische Helfer wie Müdigkeitserkennung, Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung sowie ein automatisches Fußgänger-Notbremssystem befinden sich bei jedem Corsa an Bord, selbst in der 75 PS starken Version. Die im Jahr 2021 noch für 14.600 Euro angebotene Basisausstattung ist allerdings weggefallen. Los geht es jetzt erst bei 19.480 Euro – dafür gibt es 75 PS und die Ausstattungsversion Edition. Eine saftige Preiserhöhung und eine hohe Hürde beim Einstieg.
Wer etwas mehr Leistung möchte, hat mit dem vom ADAC getesteten 100-PS-Corsa eine gute Alternative. Die steht als Version Edition ab 21.360 Euro in der Liste, als GS ab 24.190 Euro. Damit bleibt sie aber immer noch deutlich unterhalb der Spitzenmotorisierung mit 130-PS-Dreizylinder. Die gibt es nämlich nur als GS und nur mit Automatikgetriebe. Das treibt den Preis auf 28.150 Euro – der sich mit weiteren Extras noch locker steigern lässt.
Opel Corsa: Gute Fahrleistungen, hohe Dynamik

Fahrspaß ist aber auch ohne Zusatzausstattung garantiert. Der Dreizylinder, der aus dem PSA-Regal stammt und unter anderem in Peugeot 208, 3008 und Citroën C5 Aircross arbeitet, hat mit dem kleinen Opel keine Mühe. Schon die schwächere Variante mit 100 PS schafft es, den Opel in unter zehn Sekunden auf Tempo 100 zu beschleunigen, die Spitze liegt bei flotten 188 km/h, die Durchzugskraft ist tadellos, ein störendes Turboloch nicht vorhanden.
Mit diesem Dreizylinder kann man sehr gut leben, auch wenn er bei hohen Drehzahlen etwas lauter wird. Das sonst so typische Dreizylinder-Rasseln wurde dem 1,2-Liter-Aggregat zumindest so gut es ging abgewöhnt.
Die 130-PS-Version ist natürlich noch flotter unterwegs: In 8,7 Sekunden sprintet der stärkere Corsa auf Tempo 100, die Spitze liegt bei 208 km/h. Beeindruckend ist dabei, wie spontan der kleine Turbomotor auf Gasbefehle reagiert und gleichmäßig hochdreht, aber auch wie durchzugsstark er selbst bei mittleren Drehzahlen zupackt – das schafft Sicherheitsreserven beim Überholen und geht schon fast in Richtung sportlicher GSi. Hier zahlt sich aus, dass der Corsa je nach Version bis zu 100 Kilogramm leichter geworden ist.
ADAC Autotest: Das steckt hinter den Ergebnissen
Die ADAC Autotest-Ergebnisse beruhen auf akribischen Messungen: Mehr als 300 Prüfpunkte untersuchen die Testingenieure des ADAC Technikzentrums in Landsberg am Lech. Vom Platzangebot über die Sicherheit bis hin zum Schadstoff- und CO₂-Ausstoß reicht die Bandbreite.
Das spürt man beim Fahrverhalten: Der Corsa fühlt sich so handlich und agil an, als wolle er dem Mini nacheifern. Auf kurvigen Landstraßen macht der Opel richtig Freude und gibt sich sehr fahrsicher: Beim ADAC Ausweichtest, der ein abruptes Ausscheren vor einem Hindernis simuliert, wuselt der Corsa unbeeindruckt durch die Pylonengasse und bricht wegen des gut abgestimmten ESP auch nicht aus.
Die Lenkung ist so leichtgängig, dass der Kleinwagen ohne Kraftaufwand in eine Parklücke flutscht, vermittelt aber nur wenig Gefühl für die Straße.
Verbrauch: Der 100-PS-Corsa ist sparsamer

Enttäuschend: der Verbrauch des 130-PS-Corsa. Im ADAC Ecotest kam der stärkere Corsa 1.2 DI Turbo auf 6,5 Liter Super im Schnitt – das ist viel für einen Kleinwagen. Daraus resultiert ein CO₂-Ausstoß von 149 g/km. Bei der "Well-to-Wheel"-Betrachtung, also mit den Emissionen, die bei der Kraftstoffherstellung entstehen, sind es 176 g/km. Trotz guter Bilanz bei Partikeln, Stickoxid (NOx) und (eingeschränkt) bei Kohlenmonoxid (CO) kommt der 130-PS-Corsa so nur auf drei von fünf Sternen im Ecotest.
Der Corsa mit 100 PS, den der ADAC mit Schaltgetriebe getestet hat, holt sich einen Stern mehr. Grund: Er verbraucht mit gemessenen 5,4 Litern Super im Schnitt erheblich weniger, was zu einem CO₂-Ausstoß von nur 129 g/km bzw. 152 g/km (Well-to-Wheel) führt.
Ganz emissionsfrei unterwegs – zumindest lokal – ist man nur mit der Elektro-Variante Corsa-e. Mit 280 Kilometer Reichweite im Test kann sie in diesem Punkt aber nicht mit den Verbrenner-Kollegen mithalten. Für 2023 hat Ope hier zumindest einen größeren Akku versprochen. Und ja, einen Diesel gab es für den Corsa auch. Der 1.5-Liter-Selbstzünder brachte es auf 102 PS, wurde aber aus dem Angebot gestrichen.
Fazit
Mutig, dass Opel dem Trend zu immer größeren Fahrzeugen trotzt und einen ganz klassischen Kleinwagen mit überschaubarem Platzangebot auf die Räder gestellt hat. Der Fokus liegt stattdessen eindeutig auf Fahrspaß, einem angenehm leichten Handling und zeitgemäßer Konnektivität.
Dass der 130-PS-Corsa für seine Größe zu viel verbraucht, ist enttäuschend – und zeigt, dass Kleinwagen nicht per se das Allheilmittel sind, wenn es um CO₂-Einsparung geht. Hier könnte (Mild-)Hybrid-Technik helfen, doch damit wird der Corsa (noch) nicht angeboten. Doch Abhilfe ist in Sicht – siehe unten.








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Opel Corsa: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Opel Corsa 1.2 DI Turbo Elegance (10/20 - 05/23) | Opel Corsa 1.2 DI Turbo GS Line Automatik (10/20 - 11/22) |
---|---|---|
Motorart | Otto | Otto |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.199 ccm | 1.199 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 74 | 96 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 100 | 130 |
Drehmoment (Systemleistung) | 205 Nm | 230 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.500 U/min | 5.500 U/min |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 9,9 s | 8,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 194 km/h | 208 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 115 g/km | 122 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 5,1 l/100 km | 5,4 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 309 l | 309 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.081 l | 1.081 l |
Leergewicht (EU) | 1.165 kg | 1.233 kg |
Zuladung | 455 kg | 417 kg |
Anhängelast ungebremst | 580 kg | 615 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.200 kg | 1.200 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.060 mm x 1.765 mm x 1.433 mm | 4.060 mm x 1.765 mm x 1.433 mm |
Grundpreis | 22.320 Euro | 26.950 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Corsa 1.2 DI Turbo 74 kW | Corsa 1.2 DI Turbo 96 kW |
---|---|---|
Überholvorgang 60-100 km/h | 6,5 s | 5,5 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 33,5 m | 33,6 m |
Wendekreis | 11,0 m | 11,0 m |
Verbrauch / CO2-Ausstoß ADAC Ecotest | 5,4 l Super/100 km, 152 g CO₂/km (well-to-wheel) | 6,5 l Super/100 km, 176 g CO₂/km (well-to-wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** | *** |
Reichweite | 815 km | 675 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 70,7 dB(A) | 69,2 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1150 / 470 kg | 1175 / 475 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 250 / 545 / 890 l | 250 / 545 / 890 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Corsa 1.2 DI Turbo 74 kW | Corsa 1.2 DI Turbo 96 kW |
---|---|---|
Karosserie/Kofferraum | 3,2 | 3,2 |
Innenraum | 2,9 | 2,9 |
Komfort | 3,2 | 3,2 |
Motor/Antrieb | 2,7 | 2,2 |
Fahreigenschaften | 2,3 | 2,3 |
Sicherheit | 2,5 | 2,7 |
Umwelt/Ecotest | 1,9 | 2,6 |
Gesamtnote | 2,6 | 2,7 |
Facelift: Corsa mit aktuellem Familiengesicht

Im Sommer 2023 hat Opel seinen Corsa aufgefrischt. Der Bestseller im Programm hat so viele Änderungen erfahren, dass die Rüsselsheimer selbstbewusst vom „neuen“ Corsa sprechen. Am auffälligsten geriet das sogenannte Vizor-Gesicht, wie es ähnlich bereits der Mokka oder der Astra haben. Der Corsa bekommt also optischen Familienanschluss. Auch die Stoßfänger sind neu. Scheinwerfer und Rückleuchten erhielten ein neues Innenleben. Raum für Änderungen sahen die Designer auch im Interieur. Es gibt neue Dekore wie zum Beispiel Alcantara in den Türen und an den Sportsitzen sowie eine Art Glitter-Metallic am Armaturenträger.
Das Highlight bildet aber das optionale, volldigitale Cockpit mit neuem Infotainment. Integriert wurde eine sogenannte Snapdragon-Plattform. Sie beinhaltet eine brillante Grafik und hochmoderne Multimedia-, Computervisions- und KI-Funktionen (Künstliche Intelligenz). Letzteres soll ein Cockpit-Erlebnis ermöglichen, das sich den Wünschen der Insassen anpassen kann.
Updates erfolgen jetzt "Over the Air"

Das Navigationssystem bietet nun Connected Services, die natürliche Spracherkennung – Aktivierung über „Hey, Opel“ – sowie Over-the-Air-Updates (OTA). Zudem lassen sich im Corsa Smartphones mit Apple CarPlay oder Android Auto kabellos verbinden. Beim Blick auf die Mittelkonsole fällt auf: Der gewohnte Automatik-Wählhebel ist weg. Ihn ersetzt jetzt ein kleiner Schalter, genannt e-Toggle, wie ihn auch diverse Schwestermodelle im Stellantis-Konzern haben.
Neben der neuen Elektroversion gibt es den Corsa nun auch als Mildhybrid mit 48-Volt-Technik. Zu Auswahl stehen eine Version mit 74 kW/100 PS und eine mit 100 kW/136 PS. Letztere wäre dann die vorerst stärkste Corsa-Benzinvariante. Kombiniert sind beide Motoren mit einem neuen Doppelkupplungs-Automatikgetriebe. Es ersetzt die bisherige Achtgang-Automatik. Zu Preisen ab 19.800 Euro ist der geliftete Opel Corsa bestellbar.
Mit Material von SP-X
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