Volvo XC40 Recharge: Elektrischer Power-SUV mit hohem Spaßfaktor

Kompakter Elektro-SUV: Volvo XC40 Recharge
Kompakter Elektro-SUV: Volvo XC40 Recharge© Volvo

Der XC40 Recharge war das erste reine Elektroauto von Volvo. Mit PS-starkem Allradantrieb, neuem Infotainmentsystem und Preisen ab 60.900 Euro gibt er die Richtung vor: Ab 2030 will Volvo nur noch Elektroautos anbieten. ADAC Test, Infos und Daten

  • Leistung: 300 kW, Drehmoment: 660 Nm, Reichweite: 310 km

  • Souveräne Fahrleistungen, "One-Pedal"-Bedienung

  • Android und Google Inside: Vorbildliche Sprachbedienung

Dass Volvo als einer der ersten Premium-Hersteller schon früh für alle Baureihen auf die Plug-in-Technik setzte, zahlt sich aus: Rund 32 Prozent der deutschen Volvo-Kunden entschieden sich 2021 beim Kauf für einen Teilzeitstromer. Und das machte den Schweden Mut zum nächsten Schritt: der Entwicklung vollelektrischer Modelle.

Der XC40 Recharge war das erste rein elektrische Modell von Volvo; als Ableger mit kleinen technischen Neuerungen gibt es noch die Coupé-Version C40 Recharge. Bis 2025 soll die Hälfte aller verkauften Volvo mit einem reinen Batterieantrieb ausgerüstet sein, die andere Hälfte sind dann Plug-in-Hybride oder Hybride. Ab 2040 will Volvo weltweit ein klimaneutrales Unternehmen werden.

Kaum Unterschiede zum Verbrenner XC40

Typisch Volvo: Das Design bleibt schnörkellos © Volvo

Obwohl der XC40 Recharge mit dem Zusatz Full Electric für Volvo ein neues, von der Elektrifizierung geprägtes Zeitalter des Automobils einläutet, gibt es über das Design des Stromers nichts aufregendes zu berichten: Er sieht einfach aus wie ein ganz normaler XC40. Unterschied: Ein verkleideter Kühlergrill in Wagenfarbe, der "Recharge"-Schriftzug an der C-Säule und ein schwarzer Heckdiffusor – das war's dann aber schon in punkto Extravaganz.

Auch im Innenraum unterscheidet sich die Elektro-Variante des XC40 kaum von den Verbrenner-Modellen. Und trotz der großen Batterie im Unterboden bietet er weiter ausgezeichnete Platzverhältnisse. Vorne reicht es auf serienmäßigen Sportsitzen mit anthrazitfarbenem Nubuk-Nappaleder für knapp 1,95 Meter große Personen. Hinten fühlen sich dank viel Kniefreiheit und waagrechter Oberschenkelauflage Passagiere bis zu einer Größe von fast 1,90 Meter wohl, wobei das Schiebedach den Platz ein wenig reduziert.

An Platz im gut beladbaren Kofferraum bleiben beim Elektro-SUV laut Volvo immer noch 414 bis 1290 Liter, während der Verbrenner-XC40 mit einem größeren Unterbodenfach 460 bis 1336 Liter schluckt. Bei der ADAC Messung kamen 320 bis 1265 Liter zusammen. Die Einschränkungen beim Stauraum sind also zu verschmerzen, zumal es im Recharge-Modell noch einen sogenannten „Frunk“ unter der Vorderhaube gibt. In dem 31 Liter fassenden Staufach lassen sich zumindest die beiden Ladekabel verstauen, die man im E-Auto in der Regel mitführt.

Jetzt an Bord des Elektro-Volvo: Android und Google

Digitales Cockpit mit 9-Zoll-Touchscreen © Volvo

Auch das Cockpit entspricht optisch mit seinen 12 Zoll großen digitalen Instrumenten auf den ersten Blick dem "normalen" XC40. Doch die Revolution steckt im Betriebssystem: Der vollelektrische Volvo XC40 war das erste Volvo-Modell mit dem Android Infotainmentsystem. Das gemeinsam mit Google entwickelte System bietet Zugriff auf Funktionen wie den Karten- und Navigationsdienst Google Maps, die Spracherkennung Google Assistant sowie Apps und Services von Drittanbietern wie Spotify. Die erforderliche Internetverbindung ist im Lieferumfang immer enthalten.

Um es kurz zu machen: Ein so perfekt funktionierendes System findet man derzeit in kaum einem anderen Fahrzeug – auch nicht in den Premium-Modellen von Mercedes, VW oder BMW, die mit viel Aufwand eigene, eben schwächere Systeme entwickeln, damit allein sie Herr der Daten bleiben.

Navigieren im XC40 Recharge? Ein genuscheltes "Bring' mich zum Getränkemarkt Liebick in Germering" reicht und im Display beginnt ohne lästige Nachfragen die Zielführung – mit dem wohlmeinenden Tipp, ich sollte mich beeilen, weil der Markt in einer Stunde schließt. Ob ich dann auch noch rechtzeitig zum Fußballspiel daheim bin? Keine Angst: "Der FC Nürnberg spielt im Max-Morlock-Stadion um 13.30 Uhr." Geht dann später noch eine Golfrunde? Klar: "In Deiner Gegend regnet es erst um 19 Uhr". Mit "Purple Rain" von Prince geht's entspannt nach Hause: Hab' ich mir gewünscht – und Spotify streamt.

Der erste Praxistest mit dem System überzeugt! Oder um es in den Worten der ADAC Testingenieure auszudrücken: Die automatisch regelnden Systeme funktionieren insgesamt
gut und erleichtern die Bedienung des Fahrzeugs im täglichen Betrieb. Erfreulicherweise bietet Volvo die Google-Services (Maps, Assistant und Play Store inklusive unbegrenztes Datenvolumen) jetzt serienmäßig in allen Versionen. Deren Bezeichnungen wurden fürs Modelljahr 2023 wieder mal verändert: Den XC40 Recharge Pure Electric gibt es jetzt als Essential, Core, Plus und Ultimate. Getestet wurde noch die Ausstattungsvariante Pro.

Kraftvolle 408 PS – und ein mächtiges Drehmoment

Dynamisch: Die Seitenlinie mit breiter C-Säule © Volvo

Eindrucksvolles Anfahren aus dem Stand, müheloses Beschleunigen und leises Dahingleiten: Mit seinen beiden leistungsstarken Magnetsynchronmotoren mit ursprünglich jeweils 150 kW/204 PS (Modelljahr 2023: 120 kW/163 PS und 180 kW/245 PS) an Vorder- und Hinterachse bietet der Volvo XC40 Recharge ein beeindruckendes Fahrerlebnis – mit permanentem Allradantrieb. Das Gesamtdrehmoment wird von Volvo mit 660 (jetzt 670) Nm angegeben – und Autokenner wissen, was das an Schubkraft bedeutet. Von null auf 100 km/h sprintet der XC40 in weniger als fünf Sekunden. In nur 2,4 Sekunden geht es von 60 auf 100 km/h. Kaum länger dauert es von 80 auf 120 km/h, hierfür nimmt sich der Stromer im ADAC Test lediglich 3,1 Sekunden Zeit. In der Stadt in den fließenden Verkehr einfädeln – kein Problem, 15 auf 30 km/h ist in nur 0,6 Sekunden erledigt.

Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 180 km/h begrenzt – eine Selbstbeschränkung, die auch für alle neuen Volvos mit Verbrennungsmotor gilt. Die gleiche Elektro-Plattform mit identischer Batterie nutzt übrigens auch der eben auf den Markt gekommene Polestar 2 der elektrischen Volvo-Tochtermarke – und der darf noch bis 205 km/h beschleunigen.

Ein großes Lob verdient die Bremse. Während das Bremsgefühl bei anderen E-Fahrzeugen oft sehr künstlich wirkt und sich je nach Rekuperationsbedarf auch noch ständig ändert, wirkt die Volvo-Bremse richtig knackig und fühlt sich immer identisch an. Der Bremsweg aus 100 km/h bis zum Stillstand liegt laut ADAC Test bei nur 33,5 Metern. Die Bremsenergierückgewinnung erhöht nicht nur die Reichweite, sondern erlaubt auf Wunsch auch das Ein-Pedal-Fahren, bei dem nur mit dem Gaspedal sowohl beschleunigt als auch verzögert wird.

310 Kilometer Reichweite im ADAC Ecotest

Um die Reichweite von 418 Kilometer (WLTP) zu schaffen, ist im Unterboden des XC40 ein großes 78 kWh-Akkupaket (davon 75 kWh netto nutzbar) untergebracht. In der Praxis reicht der Strom für durchschnittlich 310 Kilometer, das entspricht einem Verbrauch von 28,8 kWh pro 100 Kilometer. Um den Akku einmal komplett zu füllen, werden inklusive Ladeverluste 90 kWh benötigt.

Der XC40 Recharge gehört damit leider zu den wenig effizienten Elektroautos, sowohl was den Verbrauch, als auch was die Ladeverluste betrifft. Denn die Verbrauchsermittlung im Ecotest erfolgt bei 22 Grad und damit unter günstigen Bedingungen. Sinkt die Temperatur, steigt der Verbrauch weiter an. Im Sommer 2023 steigt die Kapazität des Akkus auf 82 kWh an, ein neuer Asynchronmotor vorne soll vor allem auf Autobahnen Effizienzvorteile bieten. Wie weit der XC40 Recharge Twin Motor damit in der Realität kommt, muss ein künftiger ADAC Test zeigen. Volvo jedenfalls gibt bis zu 507 Kilometer ohne Nachladen an.

Eine Reichweitenanzeige im Instrumentendisplay fehlt, es wird nur der Ladestand der Batterie in Prozent angezeigt. Erst wenn die Batterie in den Reservebereich kommt, wird die Restreichweite angegeben, meist ab 50 Kilometer abwärts. Besser Bescheid weiß offenbar das Google-Betriebssystem im Auto, denn man kann über Sprachbedienung nachfragen, welche
Restreichweite prognostiziert wird.

Der große Akku setzt den Schwerpunkt des knapp 2,2 Tonnen wiegenden SUV nach unten, das kommt im Zusammenspiel mit der direkten Lenkung und dem straffen Fahrwerk dem Fahrverhalten in Kurven zugute. Verschiedene Fahrmodi oder individuelle Anpassungen von Federung und Motorcharakteristik, die bei Konkurrenzmodellen üblich sind, lässt der Volvo übrigens nicht zu. Das Argument: Die Fahrer würden diese Möglichkeiten ohnehin nicht nutzen – dann könne man sich das auch sparen.

Im ADAC Ausweichtest kann der XC40 in der Elektroversion jedenfalls voll überzeugen. Er ist einerseits sicher, andererseits durchaus agil unterwegs. Dabei folgt er gut den Lenkbefehlen und hält sicher den Kurs, bei zu hohem Tempo geht er in moderates Untersteuern über, bleibt aber im Rahmen der physikalischen Möglichkeiten beherrschbar.

XC40 Recharge: Schnellladung mit bis zu 150 kWh

Das Staufach vorn (engl. Frunk) hat Platz für Gepäck und zwei Ladekabel © Volvo

Wechselstrom-Laden (AC) von null bis 80 Prozent dauert beim Testfahrzeug dreiphasig (16 A) mit maximal 11 kW Ladeleistung mindestens 8 Stunden. Gleichstromladen (DC) ist mit bis zu 150 kW möglich und dauert bei idealen Bedingungen etwa 40 Minuten, mit 50 kW rund 120 Minuten – aber nur, wenn die Außentemperatur zwischen 20 und 35 Grad Celsius beträgt. Ein Temperaturmanagement für die Batterie mit separaten Kühlkreisläufen sorgt dabei für eine Verkürzung der Ladedauer und ein optimales Ausschöpfen der verfügbaren Reichweite. Optional ist zudem eine Wärmepumpe erhältlich, die die Klimatisierung des Innenraums unterstützt. Mit der aktualisierten Version sollen laut Volvo bis zu 200 kW fließen, so würden 27 Minuten für die Ladung von zehn auf 80 Prozent reichen.

Eine Besonderheit für Elektroautos: Der Volvo XC40 kann mit einer Anhängerzugvorrichtung ausgerüstet werden. Die zulässige Anhängelast beträgt immerhin 1500 Kilogramm, mit Allradantrieb neuerdings sogar 1800 Kilo. Das reicht für einen Bootstrailer, einen Wohnwagen oder einen Pferdeanhänger. Lange Strecken sollte man damit dann aber besser nicht einplanen: Der Energieverbrauch steigt im Zugbetrieb extrem an.

Für den Volvo XC40 Recharge Twin Motor des Modelljahrs 2023 verlangt Volvo ab 60.950 Euro – abzüglich des aktuellen Umweltbonus für Elektroautos, aber inklusive des Care-Pakets mit Versicherung, Service, Wartung, Verschleiß und Mobilitätsgarantie.

Lesen Sie hier den ausführlichen Testbericht des Volvo XC40 Recharge als PDF
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Volvo XC40 Recharge: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Pro AWD

Motor/Antrieb

Permanentmagnet-Synchronmotoren an Vorder- und Hinterachse, 300 kW/408 PS, 660 Nm, Allradantrieb

Fahrleistungen

4,9 s auf 100 km/h, 180 km/h Spitze

Batteriekapazität / Reichweite nach WLTP

78 kWh (brutto)/ 418 km

Stromverbrauch

23,8 - 25 kWh/100 km

Maße

L 4,43 / B 2,03 (mit Spiegel) / H 1,65 m

Kofferraum

414 – 1290 l

Leergewicht / Zuladung

2188 kg / 462 kg

Anhängelast ungebremst / gebremst

750 / 1500 kg

Garantie auf den Akku

8 Jahre / 160.000 km

Preis

59.950 € (Twin Motor Plus, Mj. 23)

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Pro AWD

Überholvorgang 60 – 100 km/h

2,4 s

Bremsweg aus 100 km/h

33,5 m

Wendekreis

11,8 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

28,8 kWh Strom/100 km, 144 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

***

Reichweite

310 km

Innengeräusch bei 130 km/h

67,3 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

2170 / 480 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

320 / 715 / 1265 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Pro (03/21 - 11/21)

Karosserie/Kofferraum

2,4

Innenraum

2,4

Komfort

2,3

Motor/Antrieb

0,8

Fahreigenschaften

2,1

Sicherheit

1,2

Umwelt/EcoTest

3,1

Gesamtnote

2,1
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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