Test Nissan X-Trail: Familien-SUV mit Hybrid-Power
Die vierte Generation des Nissan X-Trail wagt den Spagat zwischen sparsamem Stadtauto und Abenteuergefährt. Ausgestattet mit einer ausgeklügelten Hybrid-Technik richtet sich das SUV vor allem an Familien mit Platzbedarf. ADAC Test, Bilder und Daten
Erhältlich ist der Nissan X-Trail als Fünf- oder Siebensitzer
Das Hybrid-System sorgt für ein Elektrofahrgefühl
Drei Motorisierungen; Preis ab 35.500 Euro
Eigentlich sind es gänzlich gegensätzliche Welten, die die neueste Modellgeneration des Nissan X-Trail miteinander kombinieren möchte: Der neue Hybrid-SUV soll Familien sowohl als Reiseauto als auch im Stadtverkehr glücklich machen – und dort besonders sparsam fahren. Um diese Aufgabe zu meistern, setzt der japanische Autobauer auf neueste Hybrid-Technik und ein großzügiges Platzangebot, das bis zu sieben kleinen und großen Mitfahrern flexibel zur Verfügung steht.
X-Trail-Design: Mehr Offroad als Familienkutsche
Optisch ist das neue SUV-Modell eher im staubigen Hinterland als in der verwinkelten Altstadt angesiedelt. Die robust gestaltete Front und der prägnante V-Motion-Kühlergrill tragen ein bisschen zu einem wuchtigen Gesamteindruck bei, der aber durch die vielen stromlinienförmigen Elemente zumindest eine dynamische Note gewinnt.
In der Seitenansicht unterstreichen übergroße Radkästen die Geländetauglichkeit, während hinten die geteilten, bis in die Fahrzeugseite reichenden Rückleuchten die Fahrzeugbreite betonen und praktischerweise so auch den Zugang zum Kofferraum erleichtern.
Das Kofferraumvolumen muss sich mit laut Nissan 585 Litern im Vergleich mit den Konkurrenten ohnehin nicht verstecken, nach der ADAC Messmethode bleiben immerhin 460 Liter übrig. Der X-Trail ist für 800 Euro Aufpreis auch als Siebensitzer mit versenkbaren Einzelsitzen zu haben, wodurch in der letzten Reihe noch Platz für zwei bis zu 1,60 Meter große Extrapassagiere entsteht.
Im großzügig gestalteten Innenraum, der vorn und vor allem hinten ein angenehmes Raumgefühl vermittelt und Platz für jeweils bis zu 1,95 Meter große Passagiere bietet, kann man dank der im Verhältnis 40:20:40 geteilt umlegbaren Rückbank (ab Ausstattung N-Connecta auch verschiebbar) und 4,68 Metern Gesamtlänge zum Beispiel beim Skitransport sogar auf die Dachbox verzichten. Praktisches Detail: Die hinteren Türen klappen beim Öffnen zu fast 90 Grad ab, Kindersitze können so deutlich komfortabler eingesetzt werden.
Bedienung: Die Sprachsteuerung funktioniert
Innen jedoch kommen sowohl Abenteurer als auch urbane Geschmäcker durch die haptische Gestaltung der Bedienelemente, die zwei Displays und die integrierten Staufächer auf ihre Kosten. Die verwendeten Materialien sehen nicht nur hochwertig aus, sondern fühlen sich auch gut an. Und das Schönste: Es gibt noch einfach bedienbare Dreh- und Drückschalter für die wichtigsten Funktionen.
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Zentrales Bedienelement ist ein hochauflösender, 12,3 Zoll großer Touchscreen, mit dem man Navigation, Unterhaltung und Fahrzeugeinstellungen steuert. Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten funktionieren im X-Trail dank Google Assistent und Amazon Alexa auch die Sprachbefehle. Man muss die beiden Konzerne ja nicht mögen, aber die Sprachsteuerung beherrschen sie perfekt.
Das ist deswegen besonders hilfreich, weil das Multimedia-Menü zwar verständlich strukturiert, aber recht umfangreich ist. Nicht optimal ist nach Ansicht der ADAC Ingenieure, dass manche Einstellungen über den Hauptbildschirm und andere wiederum im Kombiinstrument vorgenommen werden müssen. Das separate Klimabedienteil ist übersichtlich gestaltet und lässt sich auch dank der beiden Drehregler für die Temperatureinstellung gut bedienen.
Die schwebende Mittelkonsole beherbergt unter anderem E-Shifter, Fahrmodus-Wahlschalter, zwei Getränkehalter sowie eine induktive Smartphone-Ladeschale. Unter der Armlehne zwischen den Vordersitzen versteckt sich ein großzügiges Staufach, das dank seitlicher "Butterfly"-Öffnung auch von den Fondpassagieren problemlos genutzt werden kann.
Nissan X-Trail: SUV mit intelligentem Hybrid
Als zweites Nissan-Modell nach dem Qashqai ist der X-Trail ab 37.000 Euro nun auch als Hybrid mit der sogenannten e-Power-Technologie verfügbar. Wie vergleichbare Modelle kombiniert diese Antriebsart einen 116 kW/158 PS starken Verbrennungs- mit einem 150 kW-Elektromotor. Bei der Allradversion mit dem Beinamen 4orce kommt noch ein 100 kW starker E-Motor an der Hinterachse dazu. So weit, so normal. Das Besondere bei Nissan: Der Benzinmotor wird ausschließlich zur Stromerzeugung genutzt, während die Elektromotoren stets die Räder antreiben. Im Prinzip fährt sich der X-Trail also immer wie ein drehmomentstarkes Elektroauto, während der Benzinmotor stets im optimalen, also Sprit sparenden Drehzahlbereich läuft.
Das funktionierte beim ADAC Test der Hybrid-Variante tatsächlich problemlos. Der Benzinmotor muss zwar bei stärkerer Beanspruchung wegen des zusätzlich benötigten Stroms höher drehen, doch das passiert linear zur Beschleunigung, wirkt also authentisch. Nur bei sehr spontanem Gasgeben heult er etwas auf – und erinnert dann schmerzlich an hybrid-übliche stufenlose Getriebe. Störendes Dröhnen verkneift er sich aber.
360-Grad-Blick in den Innenraum des X-Trail
Die Lenkung arbeitet mit gutem Rückstellgefühl präzise und leichtgängig. Der Federungskomfort fällt insgesamt befriedigend aus, von der Güte einiger Konkurrenten mit adaptiver Dämpferregelung ist der X-Trail allerdings ein gutes Stück entfernt. Das Fahrwerk agiert besonders im Stadtverkehr recht steifbeinig und sorgt dafür, dass der Aufbau bei unebener Fahrbahn recht deutlich in Bewegung ist. Besonders die Hinterachse verarbeitet Unebenheiten wie Kanaldeckel nur widerwillig und gibt diese deutlich spürbar an die Insassen weiter.
Die Bremse bietet einen spürbaren Druckpunkt. Bei einer Notbremsung aus 100 km/h bis zum Stillstand braucht der getestete X-Trail durchschnittlich 34,9 Meter (Mittel aus zehn Vollbremsungen) – ein guter Wert. Im ADAC Ausweichtest kann der X-Trail nur teilweise überzeugen. Bei der Fahrsicherheit schneidet das SUV zufriedenstellend ab. Das Heck neigt beim Ausweichen deutlich zum Ausbrechen und wird vom ESP mit starken Bremseingriffen zurück in die Spur gebracht. Der X-Trail besteht den Ausweichtest, dem Fahrer wird dabei aber schnelles und gezieltes Lenken abverlangt.
Motorbremse: "One Pedal"-Betrieb spart Sprit
Eher für den urbanen Alltag, wo laut Nissan ohnehin 70 Prozent der Fahrzeit verbracht werden, ist die neuartige Konfiguration des elektronischen Gaspedals konzipiert: Wie bereits bei manchen Elektroautos ist ein annäherndes "One Pedal"-Fahren möglich. Wird das System über den Schalter in der Mittelkonsole aktiviert, braucht der Fahrer oder die Fahrerin in der Regel nicht mehr auf die Bremse zu steigen, sondern kann den Wagen auch mit dem Gaspedal verlangsamen.
Im Stopp-and-go-Verkehr auf der Autobahn Richtung Sommerurlaub kann das von Vorteil sein, wenngleich der X-Trail nicht ganz bis zum Stillstand via Gaspedal abbremsen kann – und man dann doch wieder auf die Bremse muss.
X-Trail: Günstiger mit Mild-Hybrid-Verbrenner
Als Alternative gibt es das neue X-Trail-Modell frontgetrieben ab 35.500 Euro auch nur als Benziner mit 120 kW/163 PS. Immerhin: Auch das Verbrenner-Modell ist ein "Hybrid light", da es beim Abbremsen Energie in einer kleinen 12-V-Batterie speichert und den Benziner zumindest ein wenig elektrisch unterstützen kann. Ein Dieselmotor – in dieser Fahrzeugklasse früher Standard – wird für den neuen X-Trail nicht mehr angeboten.
Die getestete Version e-4orce kostet ab 44.400 Euro und bietet einen Allradantrieb. Das leistungsstarke System entwickelt dank des zusätzlichen 100-kW-Elektromotors an der Hinterachse eine Gesamtleistung von 157 kW/214 PS – und beschleunigt damit laut Nissan in sieben Sekunden von null auf 100 km/h. Die Spitze liegt bei 180 km/h. Das Anfahrverhalten ist E-Auto-typisch sehr gut, von 15 auf 30 km/h benötigt der SUV lediglich 1,0 Sekunden. Auch danach geht es munter weiter. Von 60 auf 100 km/h beschleunigt der Allradler in 3,9 Sekunden, von 80 auf 120 km/h vergehen 5,1 Sekunden.
Das Ansprechverhalten des
Antriebs ist gut, reicht allerdings nicht an die Spontanität von
E-Autos heran. Drückt man das Gaspedal abrupt durch, dauert
es einen Moment, ehe der E-Motor das maximale Drehmoment
zur Verfügung stellt. Das System verteilt die Leistung direkt entsprechend den vorherrschenden Bedingungen, sodass Fahrer und Beifahrer nichts von den Maßnahmen zur Optimierung von Traktion und Kontrolle mitbekommen.
Die entscheidende Frage: Bringt der hohe Aufwand beim Antrieb auch das gewünschte Ergebnis, nämlich einen möglichst niedrigen Verbrauch? Die Antwort ist ein klares Jein. Denn der Voll-Hybrid ist zwar innerorts oftmals rein elektrisch unterwegs und bezieht die Energie dafür aus einem 2,1-kWh -Akku. Hier zeigt er sein größtes Sparpotenzial und begnügt sich mit 5,5 l/100 km. Auf der Landstraße verbraucht der X-Trail e-Power aber schon 6,8 Liter und auf der Autobahn üppige 9,6 Liter pro 100 Kilometer. Hier kann ihm sein Hybridkonzept also wenig helfen in Sachen Spritersparnis. Im ADAC Ecotest liegt der Durchschnittsverbrauch bei 7,3 l/100 km. Das reicht nur für die Note 4,4. Wegen der guten Schadstoffwerte ergattert der X-Trail aber immerhin drei der fünf möglichen Ecotest-Sterne.
Hybrid-SUV als Siebensitzer für Stadt und Land
Nissan bemüht sich mit dem neuen X-Trail um einen gut ausbalancierten Vertreter des Hybrid-Crossovers. Mit dem relativ moderaten Preis von 37.000 Euro für die Basis-Hybrid-Version ist er im Vergleich zu anderen Modellen der Klasse in jedem Fall konkurrenzfähig. Mit einem Grundpreis von 52.730 Euro rufen die Japaner für den Testwagen dann allerdings einen stolzen Preis auf, auch wenn die Ausstattung in der Tekna-Ausführung sehr umfangreich ausfällt.
Pluspunkte sammelt der Nissan mit seiner erfreulich eingängigen Bedienung, dem großzügigen Platzangebot und dem hohen aktiven wie auch passiven Sicherheitsniveau. An die Effizienz eines E-Autos kommt der e-4orce allerdings längst nicht heran, zu groß sind die Verluste, die durch den Umweg bei der Energieerzeugung anfallen.
Lesen Sie hier den ausführlichen Test des Nissan X-Trail 1.5 VC-T e-Power Tekna e-4orce als PDF
Nissan X-Trail: Technische Daten und Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | Nissan X-Trail 1.5 VC-T e-Power Tekna e-4ORCE (5-Sitzer) (09/22 - 07/24) |
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Motorart | Voll-Hybrid |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.497 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 157 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 213 |
Drehmoment (Systemleistung) | 525 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 4.600 U/min |
Antriebsart | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 7,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 143 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 6,3 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 575 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.396 l |
Leergewicht (EU) | 1.908 kg |
Zuladung | 437 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.800 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 3 Jahre oder 100.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.680 mm x 1.840 mm x 1.720 mm |
Grundpreis | 54.690 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Nissan X-Trail 1.5 VC-T e-Power Tekna e-4orce |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 3,9 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 34,9 m |
Wendekreis | 11,8 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 7,3 l Super/100 km, 201 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | *** |
Reichweite | 750 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 67,3 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1872 / 473 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 460 / 885 / 1545 l |
ADAC Testurteil
ADAC Testergebnis | Nissan X-Trail 1.5 VC-T e-Power Tekna e-4ORCE (5-Sitzer) (09/22 - 07/24) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,4 |
Innenraum | 2,1 |
Komfort | 2,4 |
Motor/Antrieb | 1,4 |
Fahreigenschaften | 2,7 |
Sicherheit | 1,7 |
Umwelt/EcoTest | 2,8 |
Gesamtnote | 2,2 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
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