
Dachboxen im Test
23.11.2015
Ein leichter Auffahrunfall – und die Mont Blanc Space450E fliegt im hohen Bogen vom Dachträger. Leider kein Einzelfall: Auch andere Dachboxen zeigten beim City-Crash ernste Probleme. Mit praxisnahen Prüfungen hat der ADAC die Qualität und Sicherheit der Boxen bis 390 Liter Ladevolumen bewertet.

Aktueller Testsieger ist die Motion Sport von Thule. Diese hochwertige und kompakte Dachbox leistete sich im Test keine Schwächen und überzeugte bei der Handhabung, bei der Dichtigkeitsprüfung, bei der Kältefestigkeit wie auch bei allen sicherheitstechnischen Prüfungen.
Beim Sicherheitskriterium »City-Crash« trennt sich die Spreu vom Weizen. Gleich zwei Dachboxen zeigten hierbei eindeutige Schwächen. Die Space 450E von Mont Blanc löste sich sogar komplett vom Testaufbau, so dass diese lediglich mit »mangelhaft« bewertet werden konnte. Das Modell MD 15 350L von Ultra Plast wurde beim Crash mit »ausreichend« bewertet, da beide Gurtsysteme gerissen sind und zudem ein Bruch der Dachbox den Ladungsaustritt begünstigte. Aber auch die insgesamt gute Dachbox von Kamei war im Crash nicht makellos: Die Ladung wurde zwar komplett in der Box gehalten, jedoch erreichten die Befestigungsbügel zur Sicherung der Ladung ihre Belastungsgrenze. Deshalb schaffte Kamei nicht die vorderste Platzierung im Test.
Unterschiedliche Fahrzeugmontage
In Sachen Fahrzeugmontage ist die Dachbox von Kamei durch das innovative Click Fix System hervorzuheben. Das System nutzt als einziges die T-Nut eines Aluminium Dachträgers, was allerdings auch einen derartigen Träger voraussetzt. Bei den anderen Dachboxen ist die Befestigung durch Umklammerung des ganzen Trägerprofils auf unterschiedliche Weise gelöst. Handhabungsvorteile haben die Boxen von Thule und Atera, welche mit einem variablen, in der Länge einstellbaren Schnellverschluss inklusive automatischen Drehmomentbegrenzungen ausgestattet sind. Die etwas in die Jahre gekommene Verwendung von U-Bügeln, die von innen an der Dachbox angeschraubt werden, sind bei Cartrend und Ultra Plast zu finden. Die Nachteile liegen auf der Hand: Bei der Erstmontage müssen je nach Position der Box die Löcher selbst gebohrt werden. Da sich beiden Dachboxen zudem nur von einer Seite öffnen lassen, ist die Montage ohne Hilfe einer zweiten Person praktisch unmöglich.
Beim Beladen beeindruckte die Corvana S 390 von Kamei erneut. Die Geometrie der Dachbox sowie die flache Gestaltung der Befestigungen sorgen dafür, dass die gesamte Fracht ohne Probleme eingeladen werden kann. Bei den weiteren Dachboxen mindert entweder die Bauhöhe der Befestigungssysteme (Thule, Atera, Jetbag) oder das flache, sportliche Design im vorderen Bereich die nutzbaren Höhe (Atera, Cartrend, Ultra Plast).
- Ärgerlich: Beim Volumen der Dachboxen schummeln einige Anbieter. Gleich drei Modelle fallen hier negativ auf: So stehen beim Modell von Cartrend 12 Prozent, beim Modell von Atera 13 Prozent und beim Modell von Ultra Plast sogar 17 Prozent weniger Volumen zur Verfügung, als angegeben.
- Positiv: Keine der getesteten Dachboxen zeigte Auffälligkeiten beim ADAC Ausweichtest oder einer Vollbremsung aus 100 km/h.
Tipps für Verbraucher
- Bereits vorhandene Dachträger wegen des Befestigungssystems berücksichtigen
- Montagesysteme mit Schnellverschlüssen sind bequemer
- Eine beidseitige Öffnung bietet besseren Zugang
- Den vorderen Bereich der Dachbox für weiches Gepäck wie Taschen, Schlafsäcke, Decken usw. nutzen.
- Schwere oder nässeempfindliche Gegenstände gehören in den Fahrzeugkofferraum.
- Unbedingt die beiliegenden Ladungssicherungsmittel (z. B. Zurrgurte) verwenden. Ungesichertes Gepäck in der Dachbox stellt bei einem Unfall eine große Gefahr dar.
- Die Dachbox darf keinesfalls überladen werden. Auch ist unbedingt die zulässige Dachlast des Fahrzeuges zu beachten. Nicht vergessen werden darf bei der Beladung das Gewicht der leeren Dachbox und des Dachträgers: Beladung = Dachlast - Leergewicht Dachbox - Gewicht Dachträger
- Geänderte Fahrzeughöhe beachten
- Durch die größere Seitenfläche des Fahrzeuges ist dieses empfindlicher gegen Seitenwind. Besonders nach Waldstücken und auf Brücken ist erhöhte Vorsicht geboten.
- Der durch die Dachbox angehobene Schwerpunkt des Fahrzeuges beeinflusst das Fahrverhalten negativ.
- Nach einigen Kilometern die Befestigung der Dachbox und Ladung noch einmal überprüfen.
- Wegen dem erhöhten Kraftstoffverbrauch und den stärkeren Windgeräuschen, sollten bei Nicht-Gebrauch Dachbox und Dachträger abgebaut werden.
Empfehlungen an die Hersteller
- Die Befestigungssysteme müssen stabil genug sein und sollten auch bei einem City-Crash mit 30 km/h halten.
- Es muss Wert auf einfachste und sichere Montage gelegt werden; jede Dachbox sollte auch von einer einzelnen Person montierbar sein.
- Befestigungspunkte in der Dachbox für die Ladung müssen in ausreichender Zahl vorhanden und für die in Gefahrensituationen auftretenden Belastungen ausgelegt sein. Gleiches gilt für die Ladungssicherungsmittel. Brechende Zurrösen und reißende Gurte sind nicht hinnehmbar.
- Auch bei Kälte müssen alle Bauteile bruchsicher sein
- Die Volumenangabe muss stimmen
- Die richtige Sicherung und Verteilung der Ladung in der Dachbox muss in den Gebrauchsanweisungen deutlicher hervorgehoben werden. Mittel zur Ladungssicherung – auch etwaige Schaumgummirollen – müssen klar spezifiziert oder beigefügt sein
- Es muss in den Gebrauchsanleitungen deutlich auf ein verändertes Fahrverhalten mit Dachbox deutlicher hingewiesen werden
Methodik & Hintergrund
Fahrsicherheit
Bei dieser Belastung dürfen die Dachboxen weder Ladung verlieren, noch sich vom Grundträger lösen.
Gestaltung
Die Kälteprüfung erfolgte in Anlehnung an DIN 75302 (Dachlastträger für Personenkraftwagen – Sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfung; Entwurf 2006). Hierbei wurde in der ADAC Kältekammer bei -20 °C auf jede Dachbox an mehreren definierten Punkten ein 2,5 kg schwerer Prüfkörper fallengelassen. Vor dieser Prüfung wurden alle Dachboxen bei -20°C mindestens 6 Stunden konditioniert.
Die Überprüfung des angegebenen Volumens erfolgte durch Auslitern. Hierbei wurde jeweils das Ober- und das Unterteil der Dachbox mit Schüttgut (Verpackungsflocken) befüllt und anschließend dessen Volumen gemessen. Diese Methode erreicht eine Genauigkeit von etwa +/- 10 Liter.
Handhabung