Fiat 500 Elektro: Wie schlägt er sich im Langzeittest?

Frontansicht eines fahrenden Fiat 500e
Sympathieträger mit Elektroantrieb: Fiat 500e© ADAC/Martin Hangen

Elektroautos müssen nicht immer groß und schwer sein. Bestes Beispiel ist der elektrische Fiat 500, der seit 2020 durch Großstädte wuselt. Wie gut kommt man mit ihm im Alltag zurecht? Das will die ADAC Redaktion wissen. Der Fiat 500e im Langzeittest.

Er ist einfach zum Knuddeln, der Fiat 500! Auch als Elektroauto: Die Italiener haben es gut hinbekommen, das Flair des alten Cinquecento in die Neuzeit zu beamen. Der Kultfaktor ist hoch, die Sympathie für den in Turin gebauten Kleinstwagen ebenfalls.

So sehr einem der 500er aber den Kopf verdreht: Einen objektiven Blick für Vor- und Nachteile zu behalten, schadet nicht. Aus diesem Grund ist der elektrische Fiat 500 Mitte September 2023 zum Langzeittest beim ADAC angetreten. Im Alltag soll sich zeigen, was gut gelöst ist, aber auch, was sich verbessern ließe. Hier kommt das Langzeittest-Tagebuch, das sich stetig erweitert.

+++ 11.9.2023 +++

Der Preis. Ein so kleines Auto muss auch wenig kosten. Wie sehr man sich täuschen kann. Denn auch bei einem elektrischen Kleinstwagen gilt, dass die Antriebsbatterie teuer ist und den Preis nach oben treibt. Noch dazu, wenn es sich wie bei unserem Exemplar um den größeren der beiden verfügbaren Akkus handelt. Mit 42 kWh (netto nutzbar sind 37) ist der Fiat im Vergleich zu seinen Konkurrenten Dacia Spring und Renault Twingo gut aufgestellt. Aber: Bei einem Listenpreis von 39.990 Euro als "La Prima" (vor Förderung) muss man erst mal schlucken. jw

+++ 30.9.2023 +++

Die Ausstattung. Erst mal umsehen. Zumindest beim Serienumfang hat sich Fiat nicht lumpen lassen. Der 500e "La Prima" kommt mit Leichtmetallfelgen, Abstandstempomat und Stauassistent, Rückfahrkamera mit 360-Grad-Rundumblick, Navigationssystem, schlüssellosem Zugangssystem, beheizbaren Ledersitzen, LED-Scheinwerfern, Klimaautomatik, Apple Carplay (kabellos) und Android Auto, einer induktiven Ladeschale für das Smartphone, zahlreichen Assistenzsystemen und vielem mehr. Passt. jw

+++ 9.10.2023 +++

Die Details. Fiat ist stolz auf den Cinquecento. Das zeigen die Italiener mehr als deutlich. Ich habe schon aufgehört, "500"-Logos im und am Auto (sogar seitlich an den Heckleuchten) zu zählen. Der "Fiat"-Schriftzug wurde dutzendfach in die Sitze gestanzt, aus dem Türgriff innen grüßt der Ur-500er als Silhouette, und vor der Smartphone-Ladeschale ist die Skyline von Turin abgebildet, wo der 500e gebaut wird. Was manch einer ein bisschen drüber findet, ist für andere Liebe zum Detail. Wie auch die Begrüßungsmelodie beim Drücken des Startknopfs. Ich find's putzig. jw

+++ 16.10.2023 +++

Die Bedienung. Wenn sich mehrere Kollegen einen Dauertestwagen "teilen", ist eine leichte Bedienbarkeit umso wichtiger. Denn: Wie wechselt man möglichst schnell vom Volksmusiksender zur vorher eingestellten Lieblingsstation, die sich auf Hardrock spezialisiert hat? Oder: Wie schaltet man die Navigationskarte von der Nordausrichtung wieder in Fahrtrichtung? Und deaktiviert auch gleich den nervigen Autozoom? Wer in den neuen chinesischen E-Autos an solchen und ähnlichen Aufgaben entnervt scheitert, für den ist die Bedienung des Fiat über den Touchscreen des "Uconnect-Systems" eine haptische Labsal: Nach wenigen Fingertipps in der logischen Menüstruktur hat man seine ursprünglichen Einstellungen wiederhergestellt. Mit "Hell Bells" von AC/DC im Ohr kommt man gleich viel beschwingter durch den Großstadtdschungel als mit dem "Hirtenlied" der Original Oberkrainer. kro

+++ 1.11.2023 +++

Heckansicht eines stehenden Fiat 500e
Sehnsüchtiger Blick auf die letzten Herbsttage: Wie wird sich der Fiat im Winter schlagen?© ADAC/Jochen Wieler

Die Heizung. Es wird Winter: Nach einem sonnenreichen Oktober sind die ersten kalt-nassen Tage jetzt umso schrecklicher. Gut, wer dann zumindest im Auto ein warmes Plätzchen findet. Die meisten E-Autos "tricksen" hier und überbrücken die Aufheizzeit des Innenraums mit einer elektrischen Lenkradheizung und der obligatorischen Sitzheizung, die schnell für ein erstes Wärmegefühl sorgen. Doch Winter spielt im südlichen Italien wohl nur eine untergeordnete Rolle: Eine Lenkradheizung gibt es nicht. Und die Sitzheizung aus dem beim "La Prima" enthaltenen Komfort-Paket heizt beim ersten Einsatz so schwach, dass man sich die etwas umständliche Aktivierung über das Display auch sparen könnte. Anstatt den Akku durch die Sitz- und Lenkradheizung zu schonen, muss so das stromhungrige Warmluftgebläse für Wärme sorgen. Effizienz geht anders. kro

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+++ 21.11.2023 +++

Seitenansicht eines fahrenden Fiat 500e
Die Langstrecke ist nicht sein Ding – auch nicht mit 42-kWh-Akku© ADAC/Martin Hangen

Ladepausen. Der schnellste Weg von mir zu Hause zum Flughafen führt rund 100 Kilometer über die Autobahn. Die Route muss ich nehmen, denn ich habe es ja eilig morgens. Das heißt ich fahre recht weit und recht schnell. Problem: Dann verbraucht der Fiat so viel, dass der Akku nicht mehr ganz für den Rückweg ausreicht. Ich muss also irgendwo Zwischenladen auf dem Heimweg.

Im Prinzip kein Problem: Säulen gibt es unterwegs nämlich genug zur Auswahl. Und der Fiat lädt erfahrungsgemäß mit über 80 kW, wenn der Akku einigermaßen leer gefahren ist. Und trotzdem: Es ist ein nicht unerheblicher Unterschied, ob ich auf dem Hinweg in 1:10 Stunden am Ziel ankomme oder ob ich auf dem Rückweg inklusive Ladepause 1:40 Stunden brauche. Es wird Zeit, dass die Parkhäuser am Flughafen in großer Zahl Ladeplätze einrichten. Im Moment sind dort noch viel zu wenige. Und die wenigen AC-Anschlüsse sind fast immer schon belegt, wenn man ankommt.

Zur Arbeit pendeln, zum Einkaufen fahren, zum Arzt oder ins Restaurant – alle Aufgaben des normalen Alltags erfüllt der Fiat 500e prima, wie wir jeden Tag feststellen. Die Langstrecke ist trotz 42-kWh-Akku nicht so sein Ding. Größere Transporte natürlich auch nicht. Aber das ist ein anderes Thema. wr