Citroën ë-Spacetourer: Passt der E-Antrieb zu dem Kleinbus?
Der Citroën ë-Spacetourer tritt als rein elektrisch angetriebener Kleinbus als Familienauto an. Doch wie sinnvoll ist die Elektroversion? ADAC Test, Daten, Preise
Zwei Batteriegrößen mit 50 und 75 kWh zu haben
Zwei Karosserievarianten: M (4,95 Meter) und XL (5,30 Meter)
Preis: Ab 54.890 Euro – minus Elektroförderung
Die Elektromobilität hat so langsam alle Fahrzeugklassen durchdrungen. Sogar bei den Transportern und Familienbussen mit bis zu neun Sitzplätzen hat sich etwas getan. Neben dem elektrischen Mercedes EQV und dem VW ID. Buzz gibt es noch einige Transporter für Handwerker.
Längst wurde die Auswahl mit den fünf baugleichen Elektrobussen Opel Zafira-e, Peugeot E-Traveller, Toyota Proace Verso Electric, Fiat E-Ulysse und Citroën ë-Spacetourer noch größer. Letzteren hat der ADAC stellvertretend für alle Ableger getestet, die Testergebnisse sind übertragbar.
Platz und Variabilität im Citroën ë-Spacetourer
Optisch besteht kein Unterschied zu den inzwischen eingestellten Dieselversionen des Spacetourer, sieht man von der Ladeklappe vorn links statt der Tankklappe hinten rechts einmal ab. Auch innen gleicht der Elektrobus seinem verblichenen Verbrenner-Kollegen. Mitfahrer und Mitfahrerinnen steigen über die Schiebetür bequem in den Fond ein, und weil die Antriebsbatterien in den Unterboden passen, leidet darunter das Platzangebot nicht: Im ë-Spacetourer geht es daher entsprechend geräumig zu – über Platzmangel kann hier sicher keiner klagen.
Zumal der Testwagen als Langversion XL mit 5,30 Metern Länge vorgefahren ist, bei dem man wohl nie in die Zwickmühle kommt, ob man Passagiere (bis zu neun Sitzplätze) oder Gepäck transportieren will. Hier geht einfach beides problemlos. Als Alternative gibt es den ë-Spacetourer noch als M mit 4,95 Metern Länge.
Die Möblierung ist ohnehin sehr variabel: Von durchgehenden Sitzbänken bis zur Business-Bestuhlung ist alles möglich. Die Einzelsitze sind dann auf Schienen verschiebbar und auch entgegen der Fahrtrichtung installierbar, ohne oder mit Tischchen zum Arbeiten. Den individuellen Vorlieben sind kaum Grenzen gesetzt.
Elektrobus mit 130 km/h Spitze
Grenzen gibt es dafür in anderen Bereichen. Den 100 kW/136 PS und dem maximalen Drehmoment von 260 Nm des E-Motors stehen im Testwagen 2,5 Tonnen Leergewicht gegenüber, was schon auf dem Papier eher nach gemächlicher Fahrweise klingt. Über 12 Sekunden braucht der Bus folglich laut Hersteller bei Kickdown aus dem Stand auf 100 km/h, was natürlich absolut ausreicht, aber verglichen mit anderen E-Autos betulich ist. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 130 km/h limitiert. Damit gehört der Franzose nicht zu den Schnellen auf der Autobahn.
Doch das Limit ist sinnvoll. Schließlich verbrauchen Elektroautos bei schnellerer Fahrt deutlich mehr Energie als bei Landstraßentempo oder gar in der Stadt – hoch bauende Busse besonders: Die Reichweite würde dann rasant abnehmen.
50-kWh-Akku bestenfalls für Shuttledienste
Letzteres ist ohnehin ein Punkt, den sich genau ansehen sollte, wer mit einem elektrischen Familienbus liebäugelt. In der Basisversion ist der Spacetourer mit der gleichen 50 kWh-Batterie ausgerüstet wie die Schwestermodelle Peugeot e-208, Opel Corsa-e oder auch der Peugeot e-2008. Nutzbar sind davon 47,5 kWh. Das ist nicht sonderlich üppig für einen Bus, der naturgemäß mehr Strom verbraucht als ein Kleinwagen. Die Reichweite nach WLTP gibt Citroën mit bis zu 224 Kilometern an.
Klingt erst mal okay, doch bei E-Autos variiert dieser wichtige Wert je nach Fahrweise, Temperatur und Geschwindigkeit stark. Bei frostigen Temperaturen dürfte die Reichweite auf 150 Kilometer fallen. Das ist bei entsprechendem Streckenprofil nicht schlimm. So können Shuttledienste und Hotels, die zum Beispiel Gäste vom Bahnhof abholen oder zum Flughafen fahren, durchaus damit klarkommen.
75-kWh-Batterie ist bessere Wahl
Wer aber unkalkulierbarere Strecken fährt, sich nicht einschränken oder ständig auf die Reichweitenanzeige im Cockpit starren will, dem sei in jedem Fall die alternative 75-kWh-Batterie empfohlen. Aber auch das nur eingeschränkt: Nach WLTP sind hier bis 316 Kilometer drin, in der Praxis, also im ADAC Ecotest, ergab sich angesichts eines Durchschnittsverbrauchs von 29,7 kWh/100 km (inklusive Ladeverluste) eine Reichweite von rund 255 Kilometern – damit ist immer noch kein Staat zu machen.
In einem Kleinwagen wäre die Reichweite noch vertretbar, der Siebensitzer aber soll als Familientransporter mit höheren Beladungen als im Test klarkommen, was die Reichweite bei artgerechter Haltung weiter einschränkt, von heißen Sommer- und kalten Wintertagen ganz zu schweigen.
Im Winter sehr hoher Stromverbrauch
Im Testbetrieb bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt stieg der Verbrauch bei moderatem Tempo auf der Autobahn auf deutlich über 40 kWh/100 km an. Für Familien taugt der ë-Spacetourer also nur bedingt. Denn eine längere Reise kann sich bei andauernden Ladestopps (nicht nur) mit quengelnden Kindern ganz schön hinziehen, selbst wenn sich (unter Idealbedingungen) bis zu 100 kW an DC-Schnellladesäulen aufnehmen lassen. Für den Ladevorgang von 10 bis 80 Prozent benötigten die Tester bei einer durchschnittlichen Ladeleistung von 77,5 kW etwa 38 Minuten. Bei AC-Säulen in der Stadt sind maximal 11 kW Ladeleistung möglich – eine volle Ladung dauert hier knapp sieben Stunden.
Himmlische Ruhe dank Elektroantrieb
Unstrittig ist aber, dass der Elektroantrieb an sich vortrefflich zu dem Kleinbus passt. Innen herrscht eine himmlische Ruhe, selbst beim Beschleunigen nimmt man kaum etwas vom Antrieb wahr. Und dass der Bus bei jedem Tritt auf das Fahrpedal völlig ansatzlos, spontan und lebhaft davongleitet, macht schon auf den ersten Metern Spaß. Schaltrucke gibt es naturgemäß nicht, Rangieren klappt mit dem sensiblen Fahrpedal millimetergenau. In Fahrt dürfte keiner einen Verbrenner zurücksehnen.
Die Fahrwerksabstimmung des Busses ist zufriedenstellend gelungen. Gerade angesichts der Fahrzeugklasse und der hohen möglichen Zuladung ist der Fahrwerkskomfort absolut alltagstauglich und lässt wenig Transporter-Feeling aufkommen. Insgesamt bemüht sich das große Auto merklich, möglichst gelassen über Bodenwellen zu kommen, was in einem mit "wogend" wohl am besten beschriebenen Fahrgefühl mündet. Harte Schläge wie solche durch Kanaldeckel kann die einfache Achskonstruktion aber nicht sehr sensibel abfangen.
In der Ausstattungslinie Shine ist der ë-Spacetourer mit einem analogen und digitalen Radio mit sieben Zoll großem Touchscreen ausgerüstet. Auch die Smartphone-Integration via Apple CarPlay und Android Auto gehört zum Serienumfang. Ein Navigationssystem ist integriert, es stellt sich aber die Frage, ob man das träge System wirklich braucht, wenn man doch serienmäßig sein Handy-Navi (mit besserer Google-Navigation) einbinden kann.
Mehr Sicherheit nur gegen Zuzahlung
Der große Citroën bietet eine vernünftige Sicherheitsausstattung, allerdings gibt es die wichtigsten Systeme fast ausschließlich
gegen Aufpreis. Es gibt die vorgeschriebenen
Systeme wie dem ESP und das Reifendruckkontrollsystem. Optional (Safety Paket, 1100 Euro) gibt es etwa noch einen Totwinkel- und einen Spurassistenten, den Aufmerksamkeits- und den Fernlichtassistenten plus die Verkehrszeichenerkennung.
Erkannte Limits können für Begrenzer oder Tempomat übernommen werden.
Wichtige Zutat im Paket ist noch der aktive Notbremsassistent mit Kollisionswarner.
Preise ab rund 55.000 Euro
Zum Preis: Die Basisversion steht mit der kleinen Batterie und mit kurzem Radstand ab 54.890 Euro in der Liste, die 75-kWh-Version beginnt bei 60.890 Euro. Abgezogen werden kann davon noch die aktuelle Förderung von E-Autos.
Fazit: "Befriedigend"
So bleibt als Fazit der Test-Ingenieure: Bei der Elektroversion fährt zwar eher ein reines Umweltgewissen mit, doch die bis Dezember 2021 angebotene Dieselvariante mit 180 PS wäre technisch nach wie vor deutlich überlegen und etwa 10.000 Euro billiger. Schade, dass man den Käufern nicht mehr die Wahl lässt. Einen Verbrenner gibt es bei den baugleichen Modellen nur noch bei Toyota als Proace Verso 2.0 D-4D. Aufgrund seiner Defizite bekommt der Elektro-Bus nur eine 2,7 als Gesamtnote – befriedigend.
Citroën ë-Spacetourer: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Citroen e-Spacetourer XL (75 kWh) Shine (11/20 - 03/24) |
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Motorart | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 100 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 136 |
Drehmoment (Systemleistung) | 260 Nm |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 12,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 130 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 314 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 26,9 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 75,0 |
Ladeleistung (kW) | AC:11,0 DC:100,0 |
Kofferraumvolumen normal | 2.011 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 3.300 l |
Leergewicht (EU) | 2.382 kg |
Zuladung | 588 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.000 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 5.309 mm x 1.920 mm x 1.935 mm |
Grundpreis | 69.400 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Citroën ë-Spacetourer XL Shine |
---|---|
Überholvorgang 60 – 100 km/h | 8,6 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 35,7 m |
Wendekreis | 12,9 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 29,7 kWh/100 km, 148 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | *** |
Reichweite | 255 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 72,7 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 2470 / 595 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 750 / 1500 / 4565 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Citroen e-Spacetourer XL (75 kWh) Shine (11/20 - 03/24) |
---|---|
Karosserie/Kofferraum | 2,5 |
Innenraum | 1,9 |
Komfort | 2,7 |
Motor/Antrieb | 2,1 |
Fahreigenschaften | 3,2 |
Sicherheit | 2,5 |
Umwelt/EcoTest | 3,3 |
Gesamtnote | 2,7 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
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