Leise Lieferwagen: Die aktuellen Elektrotransporter

Noch vor wenigen Jahren war es für Logistiker und Handwerksbetriebe schwierig, elektrisch angetriebene Transporter zu beschaffen. Doch das Angebot an leisen, emissionsfreien Lieferwagen wächst. Aktuelle Marktübersicht mit technischen Daten und Preisen.
Immer mehr Hersteller bieten E-Nutzfahrzeuge an
Neuer VW-Transporter mit rein elektrischer Variante
Auch chinesische Marken liefern elektrisch
E-Transporter: Nachfrage steigt
Als die Deutsche Post DHL Group vor einigen Jahren nach einem Lieferanten für elektrische Paketautos suchte, wurde das Logistikunternehmen nirgends fündig: Kein etablierter Autohersteller konnte oder wollte damals E-Lieferwagen anbieten.
Inzwischen wächst die Auswahl an Kleintransportern und Transportern mit rein elektrischem Antrieb stetig, denn die Hersteller hoffen angesichts verschärfter Abgasvorschriften und möglicher Einfahrverbote für Lieferwagen mit Verbrennungsmotor in die Innenstädte auf gute Geschäfte.
Die Nachfrage nach strombetriebenen Nutzfahrzeugen wird auch in den kommenden Jahren weiter steigen, denn auf Kundenseite hat man sich ebenfalls klare Ziele gesteckt, um mittelfristig klimaneutral zu werden. So hat der Online-Versandhändler Amazon in den USA 100.000 elektrische Lieferwagen beim US-Hersteller Rivian bestellt. Auch in Europa wird der Fuhrpark des Logistikriesen stetig um elektrische Lieferfahrzeuge erweitert.
Im Vergleich zu ihren Pendants mit Verbrennungsmotor sind elektrische Transporter allerdings teurer. Und so müssen Handwerksbetriebe und Logistikunternehmen weiter tief in die Tasche greifen, wenn sie ihren Fuhrpark elektrifizieren wollen.
Welche Modelle es gibt, zeigt die folgende Übersicht.
Nissan Interstar-e: Elektrisch ab 63.500 Euro

In der Klasse der elektrisch angetriebenen Lieferwagen bis 3,5 Tonnen tut sich 2025 einiges: Nur kurze Zeit nach dem Toyota Proace Max legte der japanische Konkurrent Nissan nach. Der Interstar-e soll mit Praxistauglichkeit, niedrigen Preisen und zeitgemäßer Technik punkten.
Die rein elektrische Version des Kastenwagens ist allerdings kein wirkliches Schnäppchen. Sie ist nur in der besseren Ausstattungsvariante (im Vergleich zum Verbrenner-Basismodell) bestellbar und kostet dann mindestens 63.500 Euro. Produziert wird die nächste Generation des Transporters wie das identische Schwestermodell Renault Master im französischen Batilly bei Metz.
Angetrieben wird der Interstar von einem 105 kW/143 PS starken E-Motor, der zunächst mit einer 87-kWh-Batterie geliefert wird. Eine kleinere Batterie mit 40 kWh hat Nissan bereits angekündigt.
An geeigneten CCS-Schnellladesäulen zieht der Interstar-e 130 kW und lädt so in 30 Minuten Strom für bis zu 252 Kilometer nach. An "normalen" AC-Ladestationen fließen bis zu 22 kW. Knapp vier Stunden dauert es dann, die Batterie von 10 auf 100 Prozent zu laden. Die maximale Reichweite liegt laut Nissan bei 460 Kilometern.
Ford E-Transit Custom mit bis zu 285 PS

Mit dem E-Transit Custom will Ford kleinen und mittleren Handwerksbetrieben den Einstieg in die E-Mobilität schmackhaft machen. Zu diesem Zweck haben sich die Kölner ausgefallener Ideen bedient.
Der Preisaufschlag gegenüber der Dieselvariante des mittelgroßen Transporters ist allerdings hoch. So startet der E-Transit bei 57.950 Euro. In Sachen Komfort, Effizienz und niedriger Betriebskosten ist der Elektrotransporter dem Verbrenner aber auch überlegen.
Die technische Plattform für Dieselmotor, Plug-in-Hybrid oder E-Antrieb ist beim Transit die gleiche, aber beim Stromer stellten die Ingenieure hinten von einer Starrachse auf Einzelradaufhängung und Hinterrad-Antrieb um. Schließlich sollten das Batteriepaket im Unterboden und der Elektromotor im Heck den Nutzwert so wenig wie möglich einschränken.
Der E-Motor des Transit kann in drei Leistungsstufen (100 kW/136 PS, 160 kW/218 PS und 210 kW/285 PS) geordert werden. Das Aggregat liefert aus dem Stand immerhin 415 Nm Drehmoment.
Bei der Nutzlast muss sich der E-Transit seinem Diesel-Pendant geschlagen geben. Während der Verbrenner-Transit rund 1,2 Tonnen transportieren kann, ist beim E-Transporter maximal eine Tonne drin. Auch bei der Anhängelast liegt der E-Transit mit 2,3 Tonnen nicht ganz auf Dieselniveau (2,5 Tonnen). Als maximale Reichweite gibt Ford für den E-Transit 327 Kilometer an. Im rein städtischen Einsatz könnten sogar 400 Kilometer drin sein.
Der Akku hat eine nutzbare Kapazität von 64 kWh und soll an der Schnellladesäule mit 125 kW in der Spitze in knapp 40 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen werden können. Bei bis zu 11 kW an der Wallbox gelingt die Vollladung in unter sieben Stunden.
Witziges Feature in der Fahrerkabine: Wer das optionale Office-Paket bestellt, bekommt ein klappbares Lenkrad, auf dem man in der Mittagspause sein Essen abstellen oder am Laptop arbeiten kann. Tuningfans soll die MS-RT-Variante des E-Transit ansprechen, die mit knalligen Farbtönen und einem Aero-Styling-Paket inklusive Dachspoiler zumindest optisch auffällt.
2025: E-Transporter Bildergalerie

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Weitere aktuelle Elektro-Transporter-Modelle samt ihrer technischen Daten und Preise finden Sie in der ADAC Autodatenbank.
Elektrischer VW Transporter ab 55.253 Euro

Es hat etwas gedauert, aber nach dem ID.Buzz Cargo bietet Volkswagen nun auch die neueste Generation des VW-Transporters mit rein elektrischem Antrieb an. In Deutschland ist die Mutter aller Kleintransporter nun in den Karosserievarianten verblechter Transporter, verglaster Kombi (inklusive Panamericana-Version), Pritsche mit Doppelkabine und Caravelle bestellbar. Die günstigste Version ist der Kastenwagen, der ab einem Basispreis von 55.243 Euro erhältlich ist.
Bei der siebten Generation des Transporters handelt es sich aber nicht um eine Eigenentwicklung von VW Nutzfahrzeuge aus Hannover, sondern um eine Kooperation mit Ford: Der E-Transporter ist weitgehend baugleich mit dem Ford E-Transit Custom und wird wie dieser auf dem gleichen Band im türkischen Kocaeli gebaut.
Daher entspricht auch das Motoren-Angebot dem von Ford. Der E-Transporter von VW kommt mit Leistungsstufen von 100 kW/136 PS, 160 kW/218 PS und 210 kW/285 PS. Der Akku ist bei allen Varianten identisch und bietet wie beim E-Transit Custom einen Netto-Energiegehalt von 64 kWh. Eine Version mit reduzierter Leistung (85 kW), ein kleinerer Akku und eine Allrad-Variante sollen ebenfalls bald erhältlich sein. Details wurden hierzu aber noch nicht genannt.
Der E-Transporter mit 64-kWh-Batterie und 100 kW/136 PS hat in der Kurzversion mit 3,10 Metern Radstand laut VW eine Reichweite von bis zu 357 Kilometern nach WLTP. Die beiden übrigen Leistungsstufen stehen mit maximal 321 Kilometern im Konfigurator. Mit dem längeren Radstand von 3,50 Metern kommt die 100-kW-Version noch auf 353 Kilometer Norm-Reichweite.
Nur noch als Gebrauchter erhältlich ist der rund sechs Meter lange Kastenwagen e-Crafter. Die Technik dieses E-Transporters ist schon etwas in die Jahre gekommen. So lädt der e-Crafter seinen nur knapp 32 kWh fassenden Akku am Schnelllader mit maximal 40 kW. Mit einer Ladung kommt er rund 115 Kilometer weit (im Stadtverkehr bis zu 159 km). Die Spitze beträgt 90 km/h. Der baugleiche MAN eTGE ist ebenfalls ausgelaufen.
Fiat E-Ducato: Dicker Akku und große Reichweite

Etwas länger auf dem Markt ist der bereits 2023 präsentierte E-Ducato von Fiat Professional. Der elektrische Kastenwagen bekam eine 110 kWh große Batterie spendiert, die laut Hersteller für praxistaugliche 420 Kilometer Reichweite gut sein soll.
Beim Antrieb wurde auch nicht gekleckert: Fiat kontert elektrische Konkurrenten wie Ford E-Transit und Mercedes eSprinter mit einem mittlerweile 205 kW/279 PS starken E-Motor samt 410 Nm Drehmoment. Wechselstrom lädt der elektrische 3,5-Tonner an der Wallbox mit 11 kW, am Schnelllader füllt der E-Ducato seine Zellen in knapp unter einer Stunde mit bis zu 150 kW.
Neben dem E-Ducato hat Fiat auch den elektrischen Kleintransporter Scudo im Programm, der bereits für das Modelljahr 2024 in vielen Punkten überarbeitet wurde. Neben dem Facelift an der Front mit neuen LED-Scheinwerfern wurde die Serienausstattung um Fernlicht-, Spurhalte-, Aufmerksamkeits- und Notbremsassistent sowie einen Kollisionswarner ergänzt. Ein Abstandstempomat ist optional erhältlich.
Ebenso serienmäßig bietet der E-Scudo einen digitalen Innenspiegel, der über zwei Heckkameras den rückwärtigen Verkehrsraum überwacht. Das nun unten abgeflachte Lenkrad ist gegen Aufpreis beheizbar. Der E-Scudo startet ab 38.300 Euro mit 100 kW/136 PS starkem Elektroantrieb. Zur Wahl stehen zwei Akkugrößen mit 50 oder 75 kWh für 224 beziehungsweise 352 Kilometer Reichweite.
Mercedes: Der eSprinter ist ein alter Hase

2025 feiert Mercedes-Benz Vans den 30. Geburtstag des Sprinter. Zur Markteinführung des Kastenwagens 1995 war noch nicht an batterieelektrischen Antrieb zu denken, doch der eSprinter kam deutlich früher auf den Markt als die Konkurrenz. Seit 2019 kann der Transporter mit dem Stern auch als E-Fahrzeug geordert werden.
Über die Jahre immer wieder aufgewertet bietet der aktuelle eSprinter zwei verschiedene Aufbauformen und Fahrzeuglängen sowie drei unterschiedliche Batteriegrößen. Die maximale Reichweite gibt der Hersteller mit bis zu 478 Kilometern nach WLTP an.
Serienmäßig an Bord ist inzwischen das MBUX Multimediasystem, die Sicherheits- und Assistenzsysteme wurden mit zusätzlichen Funktionen aufgewertet. Auf Wunsch wird der eSprinter mit einem 22-kW-AC-Lader und einem erweiterten Fahrassistenzpaket ausgeliefert. Letzteres bietet zusätzliche Funktionen für den aktiven Abstands-Assistent Distronic.
Auch Opel liefert elektrisch

Opel hat sein Angebot an Elektrotransportern ebenfalls aufgefrischt, und so trägt auch der Combo das neue Opel-Markengesicht. Durch Detailverbesserungen am Antrieb sowie eine neue Wärmepumpe gewinnt der Combo Cargo Electric laut Opel 50 Kilometer Reichweite hinzu und kommt mit einer Akkufüllung nun bis zu 330 Kilometer weit. Die Batterie und der 100 kW/136 PS starke E-Motor bleiben ansonsten unverändert.
Geladen wird serienmäßig weiterhin mit bis zu 7,4 kW, optional ist ein 11-kW-Lader bestellbar. Neu auf der Optionsliste findet sich das im Nutzfahrzeugsegment seltene Matrix-LED-Licht. Der Opel Combo Cargo Electric kostet aktuell ab 37.485 Euro brutto.
Wer größere Ladungen transportieren möchte kann zum Opel Movano Electric greifen. Der elektrische Transporter darf bis 1500 Kilogramm zuladen. Er erhält den 205 kW/279 PS starken Elektromotor und die 110-kWh-Batterie des baugleichen Fiat Ducato. Die Preise für den Movano Electric starten bei 65.450 Euro inklusive Mehrwertsteuer.
Euro-Japaner: Toyota Proace Max Electric

Wer denkt, ihm kommt das neue Gesicht der Toyota-Transporter bekannt vor, täuscht sich nicht. Die Proace-Reihe entsteht in Zusammenarbeit mit Stellantis und wird in den Werken des Konzerns in Polen, Frankreich und Spanien gefertigt. Ähnlichkeiten mit Fiat Ducato, Peugeot Boxer, Citroën Jumper oder Opel Movano sind daher kein Zufall. Alle Modelle sind baugleich.
Der ohne Spiegel 2,05 Meter breite Proace Max ist in drei Längen (5,41/6,00/6,36 m) und zwei Radständen (3,45/4,04 m) lieferbar. Wer den Toyota-Transporter mit dem 205 kW/279 PS starken Elektromotor seiner Konzernbrüder Fiat E-Ducato und Opel Movano Electric ordert, muss mindestens 66.425 Euro und maximal 71.130 Euro ausgeben.
Damit der Proace Max bei einem Eigengewicht von 2790 Kilogramm noch genügend Fracht transportieren darf, bediente sich Toyota eines Kniffs bei der Homologation. Die Antriebsbatterie zählt quasi als Tank und wird daher bei der Berechnung des Maximalgewichts nicht mitgerechnet. In der Folge darf der Elektromax eindrucksvolle 1460 Kilogramm zuladen.
Die 110-kWh-Batterie ermöglicht dem Kastenwagen eine WLTP-Reichweite von knapp 380 Kilometern (im City-Betrieb über 530 km), in 55 Minuten ist der leere Stromspeicher am Schnelllader wieder bei 80 Prozent. Auch die Anhängelast kann sich mit gebremsten 2400 Kilogramm durchaus sehen lassen.
Maxus eDeliver: Aus China für Deutschland

Auch chinesische Hersteller sind auf dem europäischen Markt für elektrische Nutzfahrzeuge längst vertreten. Erst kürzlich feierte der neue E-Transporter eDeliver 5 von Hersteller Maxus auf der IAA Transportation Premiere. Nun kann er geordert werden. Der wahlweise 4,80 oder 5,25 Meter lange Kastenwagen, den es zunächst nur mit Einzelkabine gibt, startet bei rund 46.400 Euro brutto.
Neben den beiden Hecktüren, die sich um 180 Grad öffnen lassen, verfügt der eDeliver 5 über zwei seitliche Schiebetüren. Die maximale Zuladung beträgt rund 1,2 Tonnen, zusätzlich erlaubt der E-Transporter eine gebremste Anhängelast von bis zu 1,5 Tonnen.
Als Antrieb steht einzig ein 120 kW/163 PS starker Frontmotor kombiniert mit einer 64 kWh großen Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie zur Verfügung. Die Reichweite beträgt laut Hersteller 355 Kilometer nach WLTP. Im Stadtverkehr kann sich der Aktionsradius auf knapp 500 Kilometer vergrößern. Am Schnelllader ist Laden von 10 bis 80 Prozent mit bis zu 70 kW in 42 Minuten möglich. Der Onboard-Lader nimmt bis zu 11 kW Wechselstrom auf.
Serienmäßig ist ein Infotainmentsystem mit 12,3-Zoll-Touchscreen an Bord, das die Anbindung von Smartphones über Apple CarPlay oder Android Auto ermöglicht. Zur Ausstattung gehören außerdem Klimaanlage, Sitzheizung, 360-Grad-Kamerasystem, Abstandstempomat, Kollisionswarner, Verkehrszeichenerkennung und Fernlichtassistent. Einzige aufpreispflichtige Option ist derzeit nur eine Metallic-Lackierung.
Text mit Material von SP-X