Immer weniger Autos mit Dieselmotor: Welche es noch gibt

320d Schriftzug und Rücklicht eines 3er BMW
Kennzeichen D: Das Emblem an den Heckklappen wird immer seltener© BMW

Wer ein Auto mit Dieselmotor sucht, hat immer weniger Auswahl: Die Modellvielfalt schrumpft, Kleinwagen werden zum Beispiel gar nicht mehr als Diesel angeboten. Warum das so ist, und welche Modelle noch mit Selbstzünder zu haben sind.

  • Zulassungen: Mehr E-Autos als Diesel

  • Kleine Autos kaum noch mit Diesel zu haben

  • Große Autos und Busse oft noch als Diesel

Mitte der 1990er Jahre war er der Shooting-Star unter den Antrieben: Der Dieselmotor konnte durch Turbotechnik und Direkteinspritzung sein Image als lahmer Antrieb, der höchstens für Lkw, Taxis und Traktoren geeignet war, endgültig abstreifen. Ein Diesel machte plötzlich Spaß und sparsam war er obendrein. Das führte dazu, dass der Marktanteil von Diesel-Pkw stetig wuchs und Anfang des Jahrtausends in Deutschland bei knapp 50 Prozent lag.

Das hat sich geändert. Laut Kraftfahrtbundesamt liegt der Marktanteil von Dieselautos inklusive der Mildhybrid-Diesel heute bei gut 20 Prozent. Warum ist das so?

Diesel immer weniger gefragt

Ein Paar lässt sich von einem Verkäufer bzgl. des Autokaufs beraten
Einen Dieselantrieb ziehen immer weniger Käufer in Betracht© iStock.com/Hispanolistic

Zum einen hatte der VW-Dieselskandal im Jahr 2015 dazu beigetragen, dass die Kunden das Vertrauen in den Diesel als sauberen Antrieb verloren und sich nach Alternativen umgesehen haben. Was umso bitterer ist, da heutige Dieselmodelle wegen schärferer Abgasvorschriften nicht nur auf dem Prüfstand, sondern auch auf der Straße nachweislich sauber sind, wie die aktuellen ADAC Autotests zeigen. Außerdem gibt es mittlerweile gute Alternativen wie Hybrid-Benziner und Plug-in-Hybride und auch reine Elektroautos, die den Anforderungen der Käufer immer besser genügen.

Dabei gibt es reine Dieselmotoren sowie elektrifizierte Dieselantriebe. Modelle als Diesel-Hybrid sind sehr selten. Plug-in-Hybrid-Diesel bietet als einziger Hersteller Mercedes an: in der E-Klasse und im GLE. Am verbreitetsten im Angebot sind Mildhybrid-Diesel wie zum Beispiel ein Audi A5.

Mehr Technik, höhere Kosten

Problem des Diesel: Die strengen Abgasvorschriften haben deutlich höhere Produktionskosten für ihn verursacht. Ohne Partikelfilter, Abgas-Rückführungsventil und SCR-Katalysatoren, die mit Hilfe von AdBlue den NOx-Ausstoß bändigen, ist kein Diesel mehr zulassungsfähig. Für Kleinwagen lohnt sich der technische Aufwand nicht, den Mehrpreis würden die Kunden nicht akzeptieren.

Als Folge bieten die Hersteller keinen einzigen Kleinwagen mehr an mit Dieselmotor. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren hatte man noch die Auswahl unter 47 verschiedenen dieselgetriebenen Kleinwagen-Varianten. Und auch bei höheren Klassen wütet der Rotstift. Selbst ein VW T-Roc ist in seiner neuen Modellgeneration nicht mehr als Diesel zu haben.

Welche Modelle es überhaupt noch mit Selbstzünder gibt, zeigt die ADAC Tabelle:

Je größer das Auto, desto mehr Diesel

Front und Seitenansicht eines fahrenden VW Golf
Weniger Dieselvarianten beim VW Golf© Volkswagen AG

Wer also ein Auto mit Dieselmotor haben möchte, muss mindestens zu einem Fahrzeug der Kompaktklasse (untere Mittelklasse) greifen. Hier sind zumindest noch 50 Fahrzeugversionen im Angebot – vor zehn Jahren waren es aber noch 89. Beispiel VW: Für den VW Golf VII gab es im Jahr 2015 acht Diesel-Varianten in verschiedenen Leistungsstufen, mit oder ohne Automatik, teilweise sogar mit Allradantrieb. Vom aktuellen Golf VIII sind dagegen nur zwei Dieselvarianten erhältlich: eine schwächere mit Schaltgetriebe und eine stärkere mit Automatik.

Ähnlich sieht es beim BMW 3er aus. Waren vor zehn Jahren 14 Diesel-Versionen erhältlich, sind es beim aktuellen Dreier nur noch deren vier. Der Trend zeigt sich an der gesamten Mittelklasse: Hier sind von einst 78 Versionen nur noch 32 übrig. Besonders die Kombis hat es erwischt: Statt 16 Mittelklassekombis mit Diesel sind es heute noch fünf.

Front und Seitenansicht eines stehenden Toyota Land Cruiser
Urgestein von Toyota: Den aktuellen Land Cruiser gibt es noch mit Dieselmotor© Toyota

Besser sieht das Angebot in der oberen Mittelklasse aus. Hier tummeln sich Mercedes E-Klasse, BMW 5er und Audi A6. Die Vielfalt erklärt sich daraus, dass es sich um Fahrzeuge handelt, die ihre Stärken auf der Langstrecke ausspielen. Und so stehen hier immerhin noch 42 Modellvarianten zur Wahl.

In der automobilen Oberklasse dagegen haben es Dieselmodelle ebenfalls immer schwerer. Selbst bei den klassischen Stufenheck-Limousinen wie 7er BMW und Mercedes S-Klasse geht das Angebot zurück. Das liegt unter anderem auch daran, dass diese Modelle immer mehr durch SUVs mit Elektroantrieb verdrängt werden.

Einen leichten Zuwachs gibt es bei den als Bussen geführten Familien-Vans wie dem VW Multivan oder dem Citroën Spacetourer. In diesem Bereich ist der Dieselmotor nach wie vor die passendste Antriebsvariante, da er dank kräftigem Drehmoment für angemessene Fahrleistungen sorgt und dabei einigermaßen zurückhaltend mit dem Kraftstoff umgeht.

Fazit und Tipps

Diesel werden nicht von heute auf morgen verschwinden, aber die Auswahl wird in den nächsten Jahren weiter schrumpfen.

  • Wer hohe Jahreskilometerleistungen erreicht und oft auf Langstrecken unterwegs ist, für den ist der Dieselmotor nach wie vor eine gut geeignete Antriebsvariante.

  • Wird ein Auto mit Dieselmotor gesucht, so empfiehlt sich eine gezielte Recherche, denn es finden sich immer noch in fast allen Klassen und Karosserievarianten geeignete Modelle, auch wenn die Vielfalt in den letzten zehn Jahren deutlich gelitten hat.

  • Durch die relativ hohen Kraftstoffpreise beim Diesel gegenüber Benzin rechnet sich ein Diesel aktuell oft erst bei relativ hohen Jahreslaufleistungen von teils mehr als 20.000 Kilometern im Jahr. Daher lohnt es sich, sich entsprechend über das angedachte Modell zu informieren. Der ADAC bietet hierzu entsprechende Vergleiche zu den Kosten bei Benzinern und Diesel-Modellen an.

Fachliche Beratung: Maximilian Bauer, ADAC Technik Zentrum