Audi A6: Testfahrt und Crashtest

Audi A6 dynamisch fahrend auf der Strasse
Auch der A6 hat den markanten Audi-Kühlergrill© Audi

Der Audi A6 punktet mit moderner Technik und will auch in der Oberklasse zwischen 7er BMW und Mercedes S-Klasse mitspielen. Testfahrt und Ergebnisse des Euro NCAP Crashtests. Dazu technische Daten und Preise

  • Deutlich mehr Platz als im Vorgänger

  • Als Benziner und Diesel lieferbar, nicht mehr als Plug-in-Hybrid

  • Ergebnis im Euro NCAP Crashtest: Volle fünf Sterne

Erster Eindruck: Der A6 wirkt mit seinem flacheren Kühlergrill und der markanteren Seitenlinie mit betonten Radläufen wesentlich sportlicher als sein Vorgänger, trotzdem sehr elegant – wie eine Mischung aus A8 und A7. In der Länge gewachsen ist er mit einem Plus von sieben Millimetern kaum, etwas mehr in der Breite (plus zwölf Millimeter). Umso erstaunlicher, wie viel mehr Platz Audi jetzt für die Passagiere im Innenraum frei geschlagen hat: Das Raumgefühl vorne ist erstklassig, hinten mit viel Kopf-, Ellbogen- und vor allem Beinfreiheit überaus üppig.

Die Fahrbereitschaft des Bundestags könnte den A8 als typische Chauffeurlimousine also ohne Einbußen durch den A6 ersetzen. Im Politikeralltag spielt auch der eher durchschnittliche Kofferraum mit 530 Litern Volumen keine größere Rolle. Die privaten Käufer sehen das anders: Fast 90 Prozent entschieden sich beim Vorgängermodell für den Kombi A6 Avant.

Galerie: Der Audi A6 im Detail

Typisch Audi ist der klar gegliederte Innenraum mit feinen Bezugsmaterialen und Holz- oder Alu-Optik. Typisch Audi kann aber oft ein bisschen langweilig sein – nicht im A6. Er hat die virtuelle Cockpitarchitektur von A7 und A8 mit den zwei großen, mittigen Touchscreens oben (Navi und Infotainment) und unten (Klima) übernommen, die sich geschickt in die schwarz lackierte Umgebung einpassen.

Die Bildschirme geben beim Berühren sogar ein spürbares Feedback, das sich in puncto Intensität auch einstellen lässt. Den dritten Bildschirm in der Instrumententafel, den man nach persönlichem Geschmack konfigurieren kann, gibt’s nur gegen Aufpreis.

Die Motoren: Vier- und Sechszylinder

Audi A6 stehend von der Seite
Scharfe Kanten, kräftige Linien: Das A6-Design gefällt auch von der Seite© Audi

Mit dem Selbstbewusstsein der Oberklasse hatten die Topmodelle ursprünglich dicke Sechszylinder zu bieten: zwei drehmomentstarke, laufruhige V6-Diesel mit 245 (45 TDI quattro) und 286 PS (50 TDI quattro) sowie einen Benziner mit 340 PS (55 TFSI quattro) – alle serienmäßig mit Automatik. Ob das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe s-tronic oder der 8-Gang-Wandlerautomat tiptronic verbaut wurde, entschied das Drehmoment: Über 500 Newtonmetern war immer Automatik die erste Wahl.

So prima die Sechszylinder auch waren: Sie sind inzwischen Geschichte. Mit den jetzt angebotenen Vierzylindern lässt sich der A6 sowieso preiswerter erwerben und betreiben. Zum Beispiel mit dem 35 TDI (163 PS, ab 52.200 Euro) oder mit dem 40 TDI (204 PS, ab 54.500 Euro), der für die Testfahrten zur Verfügung stand. Der Motor beschleunigt mit 400 Newtonmetern mit Nachdruck, gibt sich drehfreudig und hat absolut ausreichend Leistung zu bieten. Wer allerdings vorher den harmonischen Wandlerautomaten gefahren hat, wird die Zwangskopplung des 40 TDI mit der weniger eleganten Doppelkupplung als Wermutstropfen empfinden.

Beeindruckend ist das sehr niedrige Geräuschniveau, das die Limousine langstreckentauglich macht. Verantwortlich dafür sind der hervorragende Cw-Wert von 0,24, zusätzliche Dichtungen und die Akustikverglasung (Aufpreis). Sprit gespart wird beim Cruisen auch. Der Grund: Alle A6-Modelle sind jetzt offiziell HybridfahrzeugeSie sind zumindest mit einer leichten Hybridisierung versehen. Denn unter dem Kofferraum sitzt eine Lithium-­Ionen-Batterie, die je nach Motor in einem 12- oder 24-Volt-System einen Startergenerator speist. Dieser Mild-Hybrid unterstützt im Gegensatz zu anderen Systemen nie den Motor, sondern versorgt beim spritsparenden "Segeln" nur die Bordelektrik. Auch bei letzten verbliebenen Benziner, dem 45 TFSI mit 265 PS, der ab 56.700 Euro zu haben ist.

Audi A6 als Plug-in-Hybrid: Mehr als 70 km rein elektrisch

Den Audi A6 gab es anfangs auch mit zwei Plug-in-Hybrid-Antrieben. Inzwischen heißt es auf der Audi-Homepage: "Die A6 Limousine TFSI e ist momentan nicht konfigurierbar und nicht bestellbar." Als A6 55 TFSI e kommt er auf satte 270 kW/367 PS Systemleistung, verfügt über Allradantrieb und kostete in der einzig lieferbaren "Sport"-Ausstattung 68.850 Euro.

Auf 100 km/h schnellt die jetzt nur noch gebraucht verfügbare Limousine in 5,6 Sekunden, die Spitze beträgt 250 km/h. Bis Tempo 135 ist rein elektrisches Fahren möglich. Durchschnittsverbrauch: Laut Audi 1,9 bis 2,1 Liter im Schnitt – vorausgesetzt man lädt den Akku immer brav auf. Dieser speichert 17,9 kWh und ermöglicht eine elektrische Reichweite von bis zu 73 Kilometern nach realitätsnaher WLTP-Norm. Damit erfüllt der A6 die Kriterien zur Dienstwagenbesteuerung mit halbiertem Satz.

Das ist auch beim schwächeren Exemplar namens A6 50 TFSI e der Fall, der mit "nur" 220 kW/299 PS exakt 0,6 Sekunden länger für den 100er-Sprint braucht und quasi identische Verbrauchswerte liefert. Er war ab 58.700 Euro zu haben, allerdings zu diesem Preis mit abgespeckter Ausstattung. In der Version "Sport" waren dafür 60.300 Euro fällig.

A6-Fahrwerk mit Allradlenkung

Audi A6 von hinten, fahrend auf der Strasse
Das Heck zitiert den A8 – aber ohne durchgehendes Leuchtenband© Audi

Der A6 fährt sich jetzt agiler und wendiger als der Vorgänger, weil alle Komponenten gut zusammenarbeiten. Die progressive Lenkung ist angenehm direkt übersetzt, der Abroll- und Geräuschkomfort sogar bei den optionalen 21-Zoll-Rädern hervorragend und das Fahrwerk kann in verschiedenen Stufen individuell angepasst werden. Egal, ob man sich für das konventionelle Fahrwerk mit und ohne Dämpferregelung oder die Luftfederung entscheidet: Alle drei Optionen funktionieren hervorragend.

Auf Wunsch und für 1900 Euro extra liefert Audi den A6 mit der Dynamik-Allradlenkung aus, die ihm die Wendigkeit eines Mittelklasse-Modells verleiht. Lange einzigartig im Wettbewerb, schlägt die Audi-Lenkung die Hinterräder bis zu fünf Grad ein. Bei Geschwindigkeiten bis 60 km/h lenken sie gegensinnig zu den Vorderrädern, was den Wendekreis um bis zu einem Meter verringert. Bei höheren Geschwindigkeiten funktionieren sie gleichsinnig – was die Fahrstabilität erhöht. Inzwischen überbietet etwa der Mercedes EQS die fünf Grad gegen Aufpreis ums Doppelte.

Bei den Assistenzsystemen orientiert sich der A6 mit seinen gegen Aufpreis angebotenen Paketen erneut an A7 und A8, genauso wie bei der Hard- und Software für die Konnektivität. LED-Licht ist immer Serie, gegen Aufpreis mit Matrix-Funktion.

Und damit wären wir bei der Antwort auf die Ausgangsfrage: Der Audi-Plan, mit dem neuen A6 in der Oberklasse zu punkten, könnte gelingen. Denn wer mit einem gut ausgestatteten A6 den hohen Komfort, jetzt großzügige Platzverhältnisse, die bei Bedarf spritzigen Motoren, das gute Infotainmentsystem oder die komplette Palette der Assistenzsysteme genießt, dem werden kaum Gründe einfallen, warum er den sehr viel teureren A8 oder seine Konkurrenten fahren sollte. Und für das gesparte Geld könnte er der Familie sogar einen Audi A1 als Zweitwagen spendieren.

Audi A6: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Audi A6 40 TDI S tronic (09/20 - 06/23)

Motorart

Diesel (Mild-Hybrid)

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.968 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

150

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

204

Drehmoment (Systemleistung)

400 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

3.800 U/min

Antriebsart

Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

8,1 s

Höchstgeschwindigkeit

246 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

140 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

5,3 l/100 km

Kofferraumvolumen normal

530 l

Leergewicht (EU)

1.715 kg

Zuladung

540 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg

Anhängelast gebremst 12%

2.000 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.933 mm x 1.886 mm x 1.457 mm

Grundpreis

54.500 Euro

Das hat uns gefallen: Sehr gute Verarbeitung, komfortables Fahrwerk, direkte Lenkung, angenehmes Geräuschniveau, viel Platz für die Fondpassagiere

Das hat uns nicht gefallen: Kaum nachvollziehbare Aufpreise: z. B. Rückfahrkamera 470 €, Verkehrszeichenerkennung 200 €, Reifendruck-Kontrollsystem 300 €

Das kann der Kombi besser als die Limousine

Audi A6 Avant im Test. Die Kombiversion Avant ist der erklärte Liebling der A6-Käufer. Der ADAC hat den A6 Avant getestet. Plus: technische Daten, Motoren, Preise

Audi A6 im Euro NCAP Crashtest: 5 Sterne

Der Audi A6 erreicht volle 5 Sterne. Das Fahrzeug ist mit Gurtkraftbegrenzern, Gurtstraffern, Kopfairbags sowie optischen und akustischen Gurtwarnern vorne und hinten ausgestattet. Für die vorderen Plätze sind zusätzlich Seitenairbags verbaut (für die zweite Sitzreihe optional). Der Insassenschutz ist gut, das Verletzungsrisiko ist für Erwachsene und Kinder überwiegend gering bis sehr gering.

Es sind ISOFIX-Halter hinten montiert, für den Beifahrersitz sind sie optional erhältlich. Der Frontairbag auf der Beifahrerseite ist deaktivierbar. Der A6 ist serienmäßig mit einem umfassenden Assistenzpaket mit einem automatischen Notbremsassistenten und einem aktiven Spurhaltesystem ausgestattet. 

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