Škoda Enyaq Coupé im Test: Gleiten statt Rasen

Frontansicht eines fahrenden Skoda Enyaq Coupe
Sportlicher Auftritt: Das Škoda Enyaq Coupé sieht speziell in der RS-Version dynamisch und kraftvoll aus© Skoda

Das Škoda Enyaq Coupé ist ein gutes Beispiel dafür, dass es beim Elektroauto nicht in erster Linie auf PS – oder besser kW – ankommt. ADAC Test des elektrischen SUV-Coupé, Daten, Preis, Bilder

  • Škoda Enyaq Coupé RS als Ableger des elektrischen Enyaq

  • Zwei Leistungsstufen mit 286 und 340 PS

  • Nur eine Batteriegröße: 77 kWh

  • Technik-Update für das Modelljahr 2024

Der VW-Konzern setzt seit 2020 auf den Verkauf von Autos mit elektrischem Antrieb. Neben den Plug-in-Hybriden gibt es inzwischen eine ganze Reihe von rein batterieelektrischen Modellen. Audi steuert etwa den Q4, den Q8 e-tron und den e-tron GT bei, bald auch den Q6 e-tron. Seat hat bisher nur den Cupra Born im Programm.

Volkswagen bietet nach dem Ende des e-Up die Modelle ID.3, ID.4, ID.5, den ID. Buzz und den ID.7 an. Und Škoda setzt nach dem Auslaufen des kleinen Citigo aktuell auf den Enyaq. Längst ist bei Škoda auch ein Ableger durchgestartet, eine "Coupé"-Version des Enyaq.

Der Coupé-Ableger ist fraglos die pfiffigere Variante des Enyaq. Der ohnehin moderate Preisaufschlag für die schnittige Karosserie erscheint daher gerechtfertigt. Das SUV-Coupé sieht schon im Stand dynamisch und kräftig aus. Und trotz der nach hinten abfallenden Dachlinie fällt die Kopffreiheit innen nur wenig geringer aus als bei der Limousine. Das Kofferraumvolumen beträgt laut Hersteller mit 570 Liter nur 15 Liter weniger. Laut ADAC Messmethode bleiben davon real 400 Liter übrig. Und unter Ausnutzung des kompletten Raums hinter den Vordersitzen sind bis zu 1310 Liter verfügbar.

Škoda Enyaq Coupé im Detail

Auch über mangelnde Beinfreiheit im Fond muss sich im Coupé sicher niemand beklagen. Sind die vorderen Sitze für 1,85 Meter große Personen eingestellt, reicht sie locker für gut zwei Meter große Menschen. Durch das nach hinten flach abfallende Dach reduziert sich aber gegenüber dem normalen Enyaq die Kopffreiheit, schon mit knapp 1,90 Meter Größe geht man mit dem Dachhimmel auf Tuchfühlung.

Enyaq Coupé Test: So fährt die RS-Version

Seitenansicht eines stehenden Skoda Enyaq Coupe RS
In der Seitenansicht ist das schrägere Heck des "Coupé" gut zu erkennen© ADAC/Wolfgang Rudschies

Für den RS gibt es zwei Elektromotoren, einen an der Hinterachse und einen an der Vorderachse. Gemeinsam lieferten sie in der getesteten Version vor dem Facelift bis zu 299 PS und 460 Nm Drehmoment. Allerdings gibt es einige Einschränkungen: Die volle Leistung steht nur bei einem Batterieladestand von über 88 Prozent zur Verfügung und die Batterietemperatur muss zwischen 23 und 50 °C liegen. Dann ist die Maximalleistung für bis zu 30 Sekunden abrufbar. In der Praxis kann man sich aber kaum über Leistungsmangel klagen, denn trotz fast 2,3 Tonnen Leergewicht ist das Enyaq Coupé RS ausgesprochen flott unterwegs.

Vom Stand weg geht es zügig los, von 15 auf 30 km/h vergehen nur 0,7 Sekunden. Das ist perfekt beim Abbiegen und Einfädeln in den fließenden Verkehr. Auch Überholmanöver sind schnell erledigt, knapp 3,1 Sekunden dauert die Beschleunigung von 60 auf 100 km/h. Von 80 auf 120 km/h geht es in 4,0 Sekunden. Der Hersteller verspricht 6,5 Sekunden von null auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 180 km/h elektronisch abgeregelt.

Das hohe Fahrzeuggewicht ist vor allem durch die große und schwere Batterie im Unterboden begründet. Die 2,3 Tonnen sind sozusagen omnipräsent. Fährt man etwas zu zügig in eine Kurve, fängt das Enyaq Coupé RS an, trotz Allradantrieb über die Vorderräder zu schieben. Für die betont sportliche Gangart scheint das Škoda-Coupé trotz seines dynamischen Auftritts nicht gemacht. Das an sich fein regelnde ESP hat kaum Chancen, das schwere Schiff auf Kurs zu halten. Es besteht kein Risiko für Schleudern, aber das Fahrverhalten ist alles andere als dynamisch. Dieser Eindruck kam im ADAC Test größtenteils von den rollwiderstandsoptimierten Eco-Reifen. Die kommen zwar mit vielem gut zurecht, Seitenführung ist aber nicht ihr Ding.

Entspannt Fahren liegt dem SUV am besten

Beim entspannten Cruisen fühlt sich der Wagen dagegen an wie in seinem Element, dann schöpft er natürlich auch seine Energiereserven am besten aus. Und beim ADAC Ecotest konnten sich die beim Ausweichtest kritisierten Energiespar-Reifen rehabilitieren. Denn im Elektrozyklus wurde ein durchschnittlicher Stromverbrauch von 19,5 kWh pro 100 Kilometer ermittelt. Diese Verbrauchsangabe beinhaltet auch die Ladeverluste bei 3-phasiger Ladung mit 16 Ampere.

Das Enyaq Coupé ist somit relativ effizient unterwegs. Es schneidet sogar deutlich besser ab als der technisch eng verwandte VW ID.4 GTX mit vergleichbarer Motorisierung. So schafft die RS-Version mit der 77 kWh-Batterie (netto) eine Reichweite von über 450 Kilometern. Dabei helfen auch sparsam ausgelegte elektrische Verbraucher wie die Klimatisierung (Wärmepumpe Option) und eine optimierte Aerodynamik. In der Summe steht der Škoda für ein so großes, kräftiges und schweres Auto richtig gut da und schafft im Ecotest volle fünf Sterne.

Enyaq Coupé: Elektro-SUV mit neuer Software

Bei Modellversionen mit 77-kWh-Akku waren bis zum Facelift 130 kW Ladeleistung möglich. Letztere haben die ADAC Ingenieure bereits in der Enyaq Limousine überprüft – mit einem ordentlichen Ergebnis hinsichtlich der Ladekurve. Das Coupé RS konnte sogar mit bis zu 178 kW geladen werden (unter optimalen Bedingungen). Von 10 auf 40 Prozent Ladestand geht es daher schon in nur zehn Minuten.

Allerdings reduziert sich die maximale Ladeleistung signifikant, sobald die optimalen Ladebedingungen nicht mehr eingehalten werden können (z. B. unterhalb von 15 °C), so dass sich die Ladezeiten entsprechend verlängern. An einer geeigneten Wallbox benötigt man mit Wechselstrom für die Vollladung etwa acht (bei 11 kW) bis zwölf Stunden (bei 7,2 kW).

Im Enyaq Coupé kam erstmals die Software-Version 3.0 zum Einsatz. Damit waren laut Hersteller Verbesserungen des Batteriemanagements, des Infotainments und der Assistenzsysteme verbunden. Enyaq-Limousinen mit älterem Softwarestand sollen ein Update in der Werkstatt bekommen können. Fahrzeuge mit der Version 3.0 sind updatefähig over the air. Das heißt, sie müssen dafür nicht in die Werkstatt.

360-Grad-Blick in den Innenraum

Im Innenraum legt Škoda zeitgemäß Wert auf umweltfreundliche Materialien. Zu sehen und zu fühlen beispielsweise am Armaturenbrett, das je nach Ausstattung mit einem nachhaltigen Stoff überzogen ist. So wirkt das Ambiente auch gleich viel wohnlicher. Der Fahrer schaut zudem auf eine auf das Notwendigste reduzierte Anzeige hinter dem Lenkrad und eben nicht auf einen ganzen Wust von Details. Das optionale Head-up-Display ist eine Empfehlung wert, auch wenn sich uns nicht erschloss, warum die AR-Pfeile in der Windschutzscheibe blinken, statt permanent die Abbiegerichtung zu weisen.

Bei der Design-Auswahl namens "Lodge" bekommt der Käufer Sitzbezüge, die zu 40 Prozent aus natürlicher Schurwolle bestehen. Begründung von Škoda: Wolle absorbiere mehr Feuchtigkeit als jede andere Faser, sie wirke zudem kühlend und filtere Schadstoffe und Gerüche aus der Umgebungsluft. Die Fußmatten, der Kofferraumteppich sowie die Schalldämmung bestehe größtenteils aus recycelten Materialien.

Alle Käufer, ganz gleich für welche Version oder Ausstattung sie sich entschieden haben, kommen in den Genuss eines wärmeisolierten Panoramaglasdaches. Auch das trägt zum luftig-leichten Wohlgefühl im Škoda Enyaq Coupé bei. Ein zentraler Airbag zwischen den Vordersitzen verhindert bei einem Unfall, dass die Köpfe der Frontpassagiere zusammenprallen.

Das Škoda Enyaq Coupé RS im Video

Das Skoda Enyaq Coupé RS im Video ∙ Bild: © Skoda, Video: © ADAC e.V.

Facelift: Mehr Leistung und Reichweite

Aufnahmen des Cockpit des Skoda Enyaq Coupe
Bediensystem und Tasten-Anordnung des Enyaq wurden überarbeitet© Škoda Auto

Alle ab November 2023 produzierten Enyaqs mit mindestens 210 kW/286 PS werden mit der neuesten Software-Generation 4.0 und einem neuen Infotainmentsystem ausgestattet. Zu erkennen sind die aufgefrischten Modelle an minimalen optischen Veränderungen. Zu haben sind sie in den Versionen Sportline, RS und L&K. Eine „frische Bedienoberfläche" für Infotainment-Display, digitales Kombiinstrument und Head-up-Display ist laut Škoda durch die neue Software in Enyaq 85, 85x und RS möglich. Sie soll sich intuitiver als bisher bedienen lassen und einen einfacheren Zugriff auf die gewünschten Funktionen bieten.

Der Bildschirm bietet je eine Bedienfläche für Apps, Fahrzeugeinstellungen und den neu gestylten Startbildschirm, dazu frei belegbare Favoritentasten. Bis zu drei oft genutzte Anwendungen wie Navigation, Telefonmenü oder Media Player können zudem über eine Leiste am unteren Bildschirmrand aktiviert werden. Verständiger als bisher soll die digitale Sprachassistentin Laura agieren.

Für den Enyaq RS muss man weiter mindestens 63.300 Euro anlegen. Der Allradler bringt es auf nun auf 250 kW/340 PS, auch er lädt nun mit maximal 175 kW und dadurch um acht Minuten fixer als bisher. Null bis 100 geht in fünfeinhalb Sekunden über die Bühne, das Coupé kommt nun laut WLTP-Norm mit einer Akkuladung 543 Kilometer weit. Hilfreich dabei: Enyaq 85, 85x und RS können jetzt die Batterie vorwärmen. Entweder automatisch durch die Eingabe eines HPC-Laders als Navi-Ziel, oder händisch.

Škoda Enyaq Coupé RS: Technische Daten, Preis*

Technische Daten (Herstellerangaben)

Skoda Enyaq Coupé iV RS (07/22 - 10/23)

Skoda Enyaq Coupé RS (ab 10/23)

Motorart

Elektro
Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

220
250

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

299
340

Drehmoment (Systemleistung)

460 Nm
679 Nm

Antriebsart

Allrad
Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

6,4 s
5,5 s

Höchstgeschwindigkeit

180 km/h
180 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

517 km
543 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km
0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

16,9 kWh/100 km
15,9 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

82,0
82,0

Batteriekapazität (Netto) in kWh

77,0
77,0

Ladeleistung (kW)

AC:11,0 DC:50,0-125,0
AC:11,0 DC:50,0-175,0

Leergewicht (EU)

2.255 kg
2.258 kg

Zuladung

485 kg
492 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.200 kg
1.200 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre
2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.653 mm x 1.879 mm x 1.621 mm
4.653 mm x 1.879 mm x 1.621 mm

Grundpreis

63.300 Euro
63.300 Euro

* links getestetes Modell, rechts aktuelles Modell

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Škoda Enyaq Coupé RS iV

Überholvorgang 60 – 100 km/h

3,1 s

Bremsweg aus 100 km/h

35,8 m

Wendekreis

11,5 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

19,5 kWh/100 km, 98 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

*****

Reichweite

450 km

Innengeräusch bei 130 km/h

66,5 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

2228 / 512 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

400 / 780 / 1310 l

ADAC Testurteil

ADAC Testergebnis

Skoda Enyaq Coupé iV RS (07/22 - 10/23)

Karosserie/Kofferraum

2,5

Innenraum

2,3

Komfort

1,6

Motor/Antrieb

0,9

Fahreigenschaften

2,5

Sicherheit

1,3

Umwelt/EcoTest

1,4

Gesamtnote

1,7
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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