Renault Clio (2024) im ADAC Test: Mehr Auto braucht man nicht

Frontansicht eines fahrenden Renault Clio nach Facelift
Renault-Clio-Facelift: Die Front wurde fürs Modelljahr 2024 komplett neu gestaltet© Renault

Die fünfte Generation des Renault Clio wurde fürs Modelljahr 2024 überarbeitet. Wie schlägt sich die Facelift-Version im Test? Der ADAC hat den Clio E-Tech Hybrid 145 und den TCe 90 unter die Lupe genommen. Daten, Fotos, Preise.

  • Klassischer Kleinwagen: Renault Clio mit 4,05 Metern Länge

  • Großer Kofferraum, Touchscreen, hochwertige Materialien

  • Clio Hybrid: Hohes Sparpotenzial in der Stadt

Kaum zu glauben: Den Renault Clio gibt es nun schon seit 1990, also seit 34 Jahren. Mehr als 15 Millionen Stück konnte Renault in dieser Zeit an den Mann und an die Frau bringen. Mit der aktuell fünften Generation (seit 2019) setzte sich der Erfolg nahtlos fort. Warum? Weil der Kleinwagen nicht nur optisch punktet, sondern auch ein gutes Auto ist.

Ende 2023 wurde die aktuelle Generation überarbeitet. Zu erkennen ist die jüngste Version vor allem an der stark überarbeiteten Front mit neuem Kühlergrill. Hübsch war das Clio-Antlitz zwar auch schon vorher, doch nun sieht der Kleinwagen noch markanter aus. Am Heck erstrahlen die Rückleuchten im neuen Klarglas-Look – mehr hat sich karosserieseitig nicht geändert.

Bei den kompakten Außenmaßen bleibt es. Clio Nummer fünf kommt auf eine Länge von 4,05 Metern. Auch bei diesem Modell verstecken sich die hinteren Türgriffe auf Höhe des Fensters in der C-Säule – das macht den Fünftürer optisch zum schnittigen Dreitürer. Besonders praktisch sind die Fond-Türgriffe aber nach wie vor nicht.

Maße: Kofferraum und Platz 

Rückbank des Renault Clio nach Facelift
Mehr Platz als beim Vorgänger-Clio, aber trotzdem noch eng© Renault

Obwohl dieser Clio 1,2 Zentimeter kürzer ist als der bis 2019 gebaute Clio Nummer vier, hat Renault durch schlankere Vordersitze immerhin 2,6 Zentimeter mehr Knieraum für die Fondpassagiere herausgeholt, die bequem über eigene Türen (Serie) einsteigen können. Insgesamt bleibt das Platzangebot aber immer noch auf bescheidenem Kleinwagenniveau: Ist der Vordersitz auf eine 1,85 Meter große Person eingestellt, reicht die Beinfreiheit im Fond für gerade einmal knapp 1,75 Meter große Insassen. Vorn sieht es besser aus: Hat man keine Mitfahrer, lässt sich der Fahrersitz für Personen bis 1,95 Meter Körpergröße zurückschieben.

Der Kofferraum hat für einen Kleinwagen eine stattliche Größe und fasst nach ADAC Messung bis zur Kofferraumabdeckung 250 Liter (Werksangabe 340), wenn sich der variable Ladeboden in der untersten Stellung befindet. Komplett umgeklappt nimmt der Clio beladen bis zum Dach 915 Liter auf. Dazu kommen Staufächer im Innenraum, die noch einmal 26 Liter wegstecken können.

360-Grad-Bild: Der Clio-Innenraum

Im Innenraum präsentiert sich der Franzose modern und stilsicher: Seit dem Facelift findet sich in jedem Clio-Modell an der Mittelkonsole ein großer Bildschirm mit 7,0 bzw. 9,3 Zoll im Hochformat (je nach Ausstattung), der sich wie ein Tablet bedienen lässt. Hier werden die meisten Infotainment-Funktionen gesteuert.

Gut: Auf allzu verschachtelte Menüs hat Renault verzichtet, und das meiste erklärt sich von selbst. Zwar würde man sich noch praktische Schnellwahltasten und einen Drehknopf statt einer Touchfläche für die Lautstärke wünschen, doch zumindest verbaut Renault noch eine separate Klimabedieneinheit, was der praktischen Handhabung zugute kommt.

An der Ergonomie gibt es ebenfalls wenig zu kritisieren. Das Lenkrad lässt sich in Höhe und Weite verstellen, der Getriebewählhebel ist etwas höher angebracht und ist dadurch gut bedienbar.

Auch die Materialqualität ist für einen Kleinwagen auffällig gut, und es gibt angenehm softe Oberflächen. Das war aber auch schon vor dem Facelift so. Neu ist, dass nachhaltige Materialien mit Recyclat-Anteilen die bisherigen Kunststoffe ersetzen und auf Leder verzichtet wird.

Clio beim ADAC Ausweichtest

Heckansicht eines fahrenden Renault Clio nach Facelift
Erkennungszeichen Facelift-Modell: Die Heckleuchten in Klarglasoptik© Renault

Beim Fahren wirkt der Clio wie ein Großer, er federt prima, ohne es an Dynamik fehlen zu lassen. Auch auf schlechten Straßen klappert nichts – das fühlt sich schon fast nach Premium an. Der Clio besticht durch seine ausgeprägte Fahrstabilität. Den ADAC Ausweichtest absolviert er aufgrund seines neutralen Fahrverhaltens und der feinfühligen ESP-Regelung nicht nur sehr sicher, er lässt sich dabei auch erstaunlich schnell um die Pylonen zirkeln. Das gleiche Bild zeigt sich auf öffentlichen Straßen. Der Kleinwagen überzeugt und lässt sich auch von Spurrinnen nicht aus der Ruhe bringen.

Vorbildlich: Alle Clio-Versionen haben einen Notbrems- und Spurhalteassistenten sowie eine Verkehrszeichenerkennung an Bord. Akzeptieren müssen Clio-Käufer leider die sehr breite C-Säule, die den Schulterblick beim Rechtsabbiegen erschwert und Fahrradfahrer unsichtbar macht – gerade für einen Kleinwagen, der häufig in der Stadt genutzt wird, ist das unbefriedigend.

In der Modellpalette stehen derzeit drei Benziner mit einer Leistung von 67 bis 143 PS und eine 100 PS starke Autogas-Version (TCe 100 LPG). Diesel gibt es keine mehr.

Test Clio E-Tech Hybrid 145: Drei Motoren

Fronansicht eines Renault Clio nach Facelift
Als Hybrid konkurriert der Clio mit Toyota Yaris und Honda Jazz© Renault

Im ADAC Test: Das technische Sahnestück Clio Hybrid mit dem Beinamen E-Tech 145. Ihn macht ein 1,6-Liter-Benziner mit 69 kW/94 PS im Verbund mit zwei Elektromotoren und einer 1,2-kWh-Batterie zum Vollhybrid, der 40 Prozent weniger verbrauchen soll als ein reiner Benziner. Laut Renault sollen mit der geballten Technik 80 Prozent der Wege in der Stadt rein elektrisch zu bewältigen sein.

Ein Elektromotor ist für den Antrieb zuständig, der zweite startet den Benziner und bringt diesen auf die nötige Drehzahl, um einen geschmeidigen Übergang zwischen den Antrieben zu ermöglichen. Nach dem Facelift kommt der Clio Hybrid auf eine Systemleistung von 143 PS und hat damit drei PS mehr auf dem Papier zu bieten als vor der Modellüberarbeitung.

Clio Hybrid ist in der Stadt sparsam

Front und Seitenansicht eines Renault Clio nach Facelift
Wenig Verbrauch in der Stadt: Renault Clio Hybrid© Renault

In der Praxis läuft der Vierzylinder-Saugbenziner vibrationsarm und recht kultiviert, solange ihm moderat Leistung abverlangt wird. Je nach Fahrsituation schiebt zunächst der Elektromotor den Hybrid vorwärts, bis der Verbrenner seine Leistung gleichmäßig entfaltet – nachdem die Automatik den richtigen Gang gefunden hat.

Wird der Verbrenner gefordert, ist er deutlich zu hören, auch weil die nicht immer ruckfreie Automatik oft recht spät hochschaltet und den Motor mit hohen Drehzahlen arbeiten lässt. Das ist nicht optimal, im Vergleich zu den oft nervig aufheulenden Motoren mit stufenlosem Getriebe – auf diese Technik setzen der Honda Jazz und der Toyota Yaris – aber immer noch ein Segen.

Bei zurückhaltender Fahrweise ist der Franzose aber sehr häufig rein elektrisch unterwegs, was wir auch im Langzeittest (siehe unten) bestätigen konnten. Zwar nur ein paar Kilometer am Stück wie bei jedem Vollhybrid, doch der Benziner hat überraschend häufig Pause.

Vor allem innerorts bringt die Hybridisierung einen Verbrauchsvorteil. Hier liegt der Kraftstoffkonsum bei gemessenen 3,5, außerorts bei 4,8 und auf der Autobahn bei 6,1 Litern Super pro 100 Kilometer. Im Schnitt werden im ADAC Ecotest 4,9 Liter je 100 Kilometer verbrannt, das führt in Kombination mit den durchwegs sehr geringen Schadstoffemissionen zu vier von fünf möglichen Ecotest-Sternen.

Hoher Verbrauch beim Clio TCe 90

Die vier Sterne schafft auch der zweite Clio-Testkandidat mit dem zweischwächsten Antrieb namens TCe 90. Der verbraucht allerdings mit 5,9 Liter Super pro 100 Kilometer exakt einen Liter mehr als der Hybrid-Bruder und damit für einen aktuellen Kleinwagen mit moderner Motorentechnik recht viel. Allerdings kann er diese Scharte mit einer glatten Note eins bei den Schadstoff-Messungen auswetzen. Außerdem kostet der Hybrid rund 4500 Euro mehr und amortisiert sich daher nach Ansicht der ADAC Ingenieure kaum.

Der Dreizylinder leistet 91 PS, entwickelt ein maximales Drehmoment von 160 Nm und sorgt im lediglich 1,1 Tonnen schweren Fünftürer für vollkommen ausreichende Fahrleistungen. Den Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h absolviert der Clio in 7,0 Sekunden, von 80 auf 120 km/h vergehen glatte zehn Sekunden. Verbesserungswürdig ist allerdings das Anfahrverhalten (von 15 auf 30 km/h in 2,2 Sekunden), hier macht sich der kleinvolumige Motor mit Turboaufladung negativ bemerkbar. Renault gibt den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h mit 11,8 Sekunden an, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 187 km/h.

Wie bei Dreizylinder-Motoren üblich ist es um die Laufkultur nicht sonderlich gut bestellt. Das Vibrationsverhalten lässt zu wünschen übrig. Besonders an Schalthebel und Lenkrad ist zu spüren, dass der Benziner recht kräftige Vibrationen entwickelt. Hinzu kommt, dass der Motor eine kernige Geräuschkulisse an den Tag legt, die bei niedrigen Drehzahlen dröhnig wird. Bei hohen Drehzahlen wird das Aggregat zudem über die Maßen laut.

Renault Captur: Kleinwagen-SUV als Alternative

Wer etwas höher sitzen will und einen geräumigeren Innenraum braucht, hat mit der zweiten Generation des Renault Captur eine gute Alternative.

Hier geht's zum ADAC Test des Renault Captur.

Der günstigste Clio kostet 18.350 Euro

Kofferraum des Renault Clio nach Facelift
Der Kofferraum des Clio ist alltagstauglich© Renault

Wer Sprit sparen will und daher zum Hybrid tendiert, muss aber erst einmal tiefer in die Tasche greifen und mindestens 23.300 Euro investieren – und mit einem etwas geschrumpften Kofferraum klarkommen: Beim Hybrid entfällt der doppelte Boden. Doch viel mehr gibt es am aktuellen Clio nicht auszusetzen. Die getestete Version in der besten Ausstattung "Esprit Alpine" kommt sogar auf 26.700 Euro. Zum Vergleich: Der günstigste Clio mit 67 PS kostet 18.350 Euro.

Der TCe 90 ist in der Basisversion Evolution ab 19.550 Euro zu haben, die getestete Version Techno kostet 400 Euro mehr und bietet zusätzlich unter anderem eine Rückfahrkamera, das schlüssellose Zugangs- und Startsystem und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen.

Fazit: Mehr Auto braucht man eigentlich nicht. Opel CorsaPeugeot 208 und VW Polo haben mit Clio Nummer fünf einen starken Konkurrenten. Und seit 2023 gibt es den Clio auch in doppelter Ausführung: Als baugleicher Mitsubishi Colt dreht er ebenfalls seine Runden, nur eben mit dem Diamant-Logo am Grill. Wer sich für den Clio interessiert, sollte also auch mal beim Mitsubishi-Händler vorbeischneien. Vielleicht hat der ja sogar die besseren Konditionen.

Weder Clio RS noch Kombi Grandtour

Von Clio Nummer fünf wurden übrigens weder der sportliche Ableger RS noch der Kombi Grandtour aufgelegt. Und auch einen Elektro-Clio hat Renault nicht vorgesehen, schließlich kommt ja noch im Herbst 2024 der elektrische Renault 5 auf den Markt. Der löst den mittlerweile ausgelaufenen elektrischen Renault Zoe ab.

Renault Clio: Preis und technische Daten

Technische Daten (Herstellerangaben)

Renault Clio E-Tech Hybrid 145 Esprit Alpine Multi-Mode-Automatik (ab 10/23)

Renault Clio TCe 90 Techno (ab 10/23)

Motorart

Voll-Hybrid
Otto

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.598 ccm
999 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

105
67

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

143
91

Drehmoment (Systemleistung)

205 Nm
160 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

5.600 U/min
5.000 U/min

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

9,3 s
12,2 s

Höchstgeschwindigkeit

174 km/h
174 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

97 g/km
120 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

4,3 l/100 km
5,3 l/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

1,2
-

Kofferraumvolumen normal

301 l
391 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

979 l
1.069 l

Leergewicht (EU)

1.331 kg
1.172 kg

Zuladung

399 kg
398 kg

Anhängelast ungebremst

665 kg
585 kg

Anhängelast gebremst 12%

900 kg
900 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre
2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.053 mm x 1.798 mm x 1.440 mm
4.053 mm x 1.798 mm x 1.440 mm

Grundpreis

26.800 Euro
20.650 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Renault Clio E-Tech Hybrid 145 Esprit Alpine

Renault Clio TCe 90 Techno

Überholvorgang 60 – 100 km/h

5,3 s

7,0 s

Bremsweg aus 100 km/h

32,9 m

34,0 m

Wendekreis

10,9 m

10,9 m

Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

4,9 l Super/100 km, 132 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

5,9 l Super/100 km, 161 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

****

Reichweite

795 km

710 km

Innengeräusch bei 130 km/h

70,5 dB(A)

68,9 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1295 / 475 kg

1135 / 470 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

250 / 560 / 915 l

250 / 560 / 915 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Renault Clio E-Tech Hybrid 145 Esprit Alpine Multi-Mode-Automatik (ab 10/23)

Renault Clio TCe 90 Techno (ab 10/23)

Karosserie/Kofferraum

3,1
3,1

Innenraum

2,9
2,9

Komfort

3,1
3,1

Motor/Antrieb

2,5
2,8

Fahreigenschaften

1,9
2,1

Sicherheit

1,9
2,0

Umwelt/EcoTest

1,7
2,0

Gesamtnote

2,3
2,4
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Langzeittest: Clio E-Tech Hybrid 140

Seitenansicht eines fahrenden Renault Clio
Ideales Stadtauto: Der Clio Hybrid im Langzeittest© ADAC/Martin Hangen

Das Vor-Facelift-Modell (noch als E-Tech Hybrid 140) musste sich mehr als ein Jahr lang im Langzeittest des ADAC beweisen. Die Redaktion wollte wissen: Welche Verbrauchswerte sind im Alltag zu erreichen? Und wie zuverlässig ist der kleine Franzose? Knapp 22.000 Kilometer hat die Redaktion zurückgelegt, den Clio für Dienstreisen auf der Autobahn genutzt, ist in der Stadt und auf der Landstraße gefahren, hat den Wagen als Pendlerauto verwendet und auch mal für einen Ausflug in die Berge hergenommen.

Trotz eines relativ hohen Autobahnanteils von rund 60 bis 70 Prozent der Gesamtfahrstrecke erwies sich der Clio als sehr sparsam. Unter dem Strich konnte die Redaktion einen Verbrauch von 5,1 Litern Super auf 100 Kilometer erzielen – ohne dabei besonders auf eine spritschonende Fahrweise zu achten. Schließlich sollte der Alltagsverbrauch ausgelotet werden. Und damit lagen wir sehr nah am Ecotest-Verbrauch des ADAC von 4,9 Litern, der auf dem Prüfstand gemessen wird – was einmal mehr zeigt, wie realistisch die standardisierten Messungen des ADAC sind.

Doch die ermittelten 5,1 Liter im Schnitt sind nur die halbe Wahrheit. Denn wer den Clio vor allem in der Stadt nutzt, merkt schnell: Der Clio Hybrid ist ein kleines Verbrauchswunder. Werte um 3,5 Liter sind hier keine Seltenheit, wie wir feststellen konnten, und selbst bei gemütlicher Fahrt auf der Landstraße hat ein Kollege zwischen 3,8 und 4,3 Liter im Fahrtenbuch notiert. Chapeau.

Positiv überrascht hat der Fahrkomfort, den der Renault Clio bietet. Federung, Fahrverhalten, sogar die Qualität der Innenraummaterialien nebst der Qualität der Verarbeitung – das alles liegt deutlich über Kleinwagen-Niveau. Selbst auf längeren Strecken zu zweit muss man nicht zwingend auf Komfort verzichten.

Galerie: Impressionen vom Langzeittest

Clio im Dauertest: Gab es Defekte, Ausfälle, Mängel?

Im Stich gelassen hat uns der Clio nie. Und auch nach den rund 22.000 Kilometern hat nichts geklappert, und nichts am Clio wirkte abgenutzt. Neben dem Kundendienst musste der Renault nur einmal außerplanmäßig in die Werkstatt zu einem kurzen Software-Update.

Zwei Unregelmäßigkeiten in Sachen Elektronik irritierten aber gegen Ende dann doch noch. Ein Kollege notierte im Fahrtenbuch, dass der Infotainment-Bildschirm während der Fahrt plötzlich schwarz wurde und sich auch durch keinen Tastendruck wieder zum Leben erwecken ließ. Das Problem löste sich nach fünf Minuten von selbst – das abgestürzte System fuhr wieder hoch.

Für einen größeren Schreck sorgte die Elektronik ein paar Tage vor dem Ende des Dauertests. Rund 500 Meter vor dem Ziel gingen plötzlich während der Fahrt alle Warnleuchten im Kombiinstrument an, und die Tankanzeige sackte auf null. Vorher zeigte das Display noch 120 Kilometer Reichweite an. Über Nacht abgestellt, löste sich auch dieses Problem am nächsten Morgen wie von Geisterhand. Toll, dass Renault offensichtlich das sich selbst reparierende Auto erfunden hat.

Individuelle Eindrücke der Redaktionskollegen im Rahmen des Langzeittests können Sie hier nachlesen:

Der Renault Clio ist ein rundum gelungener Kleinwagen, der uns im Alltag nie im Stich gelassen hat. Typischerweise liegt ihm die Kurzstrecke am besten: das Pendeln zwischen der Firma und zu Hause, alle möglichen Fahrten für Besorgungen, das Parken in der Stadt, der kleine Wochenendausflug in die nähere Umgebung – alles hat meist völlig unkompliziert geklappt und zu keinerlei Verdruss geführt.

Mit einer Ausnahme: Das Schlüssellos-System ist ein übereifriger Streber, besonders beim Zusperren. Ging man zum Beispiel beim Schnappen von Gepäck auch nur ein bisschen ums Auto herum, waren die Türen schon wieder zugesperrt. Gewiss eine Kleinigkeit, aber eine, die nervt. Eigentlich sind solche automatisierten Prozesse ja logisch gesteuert und berechenbar. Mit dem Clio konnte man sich jedoch gelegentlich ein bisschen verkohlt vorkommen.

Sehr oft schaltet sich der Benziner ab, und der Clio fährt rein elektrisch. Bis etwa 50 km/h geschieht das gefühlt nahezu immer. In vielen Situationen scheint der Benziner lediglich als Range-Extender zu operieren. Freilich, wenn man richtig aufs Gaspedal tritt, wirken E-Motor und Verbrenner zusammen. Das merkt und hört man deutlich.

Ich wohne direkt in der Münchner Innenstadt und habe daher selbst kein Auto. Obwohl ich also nur ab und zu Auto fahre, kam ich mit dem Clio schnell gut zurecht. Das lag allerdings nicht daran, dass mein erstes und einziges Auto bisher ebenfalls ein Renault Clio war. Die neue Version hat so gar nichts mehr gemein mit meinem früheren Baujahr-1999-Fahrzeug.

Zu Beginn hat mich die Automatik irritiert, da ich das Gefühl hatte, dass das Hochschalten beim Beschleunigen verzögert reagiert. Nach einer Weile gewöhnte ich mich aber daran und passte meinen Fahrstil darauf an.

Besonders gut hat mir die Einparkhilfe gefallen, die ich so von einem Kleinwagen noch nicht kannte. Zwar fand ich generell die Sicht aus dem Auto sehr gut und hatte keine Schwierigkeiten, Abstände einzuschätzen, durch den Assistenten ist es mir aber besonders leichtgefallen.

Der Clio hat mich insgesamt überzeugt, und ich hatte viel Spaß beim Fahren. Falls ich also doch mal ein Auto benötige, wäre er auf jeden Fall in der engeren Auswahl.

Mich fasziniert, welche Mühe sich Renault mit der ausgeklügelten Hybridtechnik gegeben hat. Mit Erfolg: Der Verbrauch des Clio ist selbst auf der Autobahn niedrig.

Wer es darauf anlegt, möglichst sparsam zu fahren, kann in der Stadt und auf der Landstraße auch eine Drei vor dem Komma schaffen. Man kann sogar einen Sport daraus machen: Wie tief darf ich das Gaspedal durchdrücken, damit nur der E-Motor arbeitet und der Benziner nicht anspringt? Die Möglichkeiten des Hybrid-Clio auszuloten hat mir Spaß gemacht!

Dass der Clio nicht zu den größten Autos seiner Klasse gehört, merkt man in der zweiten Reihe und am kleinen Kofferraum. Gestört hat es mich nicht. Schließlich soll der Clio kein Familienauto sein.

Ein Wermutstropfen bleibt aber: der Preis. Der Hybrid-Clio startete in der Basisversion namens Equilibre bei 23.950 Euro (Stand November 2022), in der Top-Ausstattung E-Tech Engineered rief er sogar 28.750 Euro auf. Viel Geld für einen Kleinwagen.

Ui, mit dem Clio auf Dienstreise bis nach Hamburg? Ich gebe zu: Begeistert war ich von der Aussicht auf insgesamt 1600 Kilometer Autobahn-Gejuckel mit einem Kleinwagen und mageren 91 PS nicht. Doch die Alternative, in Corona-Zeiten im überfüllten Flieger zu sitzen, erschien mir noch uncharmanter.

Umso überraschter war ich, wie langstreckentauglich der Clio tatsächlich ist. Hat man sich auf die Charakteristik des Hybridmotors erst mal eingelassen und geht entsprechend sanft mit dem Gasfuß um, kann man mit dem kleinen Franzosen sehr entspannt und bei angenehmer Geräuschkulisse auch etwas schneller unterwegs sein. Und selbst für notwendige Überholvorgänge bei höherem Tempo steht gefühlt immer noch ausreichend Kraft zur Verfügung – die der Clio dann aber mit einer etwas aufdringlichen Geräuschkulisse freigibt.

Dass man sich auf die Kennzeichenerkennung mit Angabe des Tempolimits nicht verlassen kann (vor allem nach Schilderbrücken), habe ich auf dieser Dienstreise auch gelernt. Doch das blieb zum Glück (Stand heute) folgenlos.

Hier finden Sie viele weitere Neuvorstellungen, Fahrberichte und Autotests.