Toyota Yaris Hybrid im Test: So geht sparsam
Der Toyota Yaris verabschiedet sich vom reinen Benzinantrieb. Dafür gibt’s mit dem Facelift 2024 einen zweiten, stärkeren Hybridantrieb mit 130 PS, den sich die Japaner aber ordentlich bezahlen lassen. So fährt er sich. Plus: Test des 116-PS-Hybrid.
Fünf Türen serienmäßig, kleinwagentypisches Platzangebot
Yaris-Preise deutlich höher geworden: ab 25.500 Euro
130-PS-Version sportiver, aber noch teurer
In seiner 25-jährigen Modellgeschichte hat sich der Toyota Yaris zum Dauer-Bestseller entwickelt. Weltweit wurden bislang über 10 Millionen Einheiten verkauft. In Deutschland trägt gut jeder dritte neue Toyota den Yaris-Schriftzug.
Selbstbewusste Preise ab 25.500 Euro
Mit der jetzt erfolgten Überarbeitung setzen die Japaner bei ihrem Kleinwagen nur noch auf Hybrid-Motoren, und das zu sehr selbstbewussten Preisen ab 25.500 Euro. Der bisher noch angebotene, eher freudlose 72-PS-Benziner ist aufs Altenteil gefahren. Kein Thema, entschieden sich doch schon bisher 85 Prozent der Käufer in Deutschland für den Hybridantrieb, also die Kombination aus Verbrenner und E-Antrieb.
Da ist es nur konsequent, dass die Japaner den Yaris zum Modelljahr 2024 ausschließlich mit Hybridantrieb anbieten. Noch konsequenter wäre zwar der Schritt hin zum Elektroantrieb. Den bringt Toyota auch noch 2024, allerdings in einem SUV im Format des Yaris Cross.
130-PS-Hybrid: Kräftiger, aber teuer
Beim "normalen" Yaris bleibt es also beim Hybrid, aber den gibt es ab sofort gleich zweifach. Denn die Japaner stellen der bewährten 116 PS starken Kombination aus 1,5 Liter großem Dreizylindermotor und Elektroaggregat nun eine Variante mit 130 PS Systemleistung zur Seite. Das Plus an Leistung stammt von einem stärkeren E-Motor (84 statt 80 PS), dem Transaxle-Getriebe der neuen, mittlerweile fünften Hybrid-Generation sowie einer geänderten Software.
Allerdings muss man sich fragen, wem die 14 Extra-PS mindestens 31.900 Euro wert sein sollen. Denn das 130-PS-Aggregat gibt es erst ab dem fünften von insgesamt acht Ausstattungsniveaus. Daraus ergeben sich zwei verschiedene Käufergruppen: Hier diejenigen, die einfach ein schickes, sparsames Auto suchen – mit dem Facelift kostet der Yaris trotzdem mindestens 25.500 Euro –, dort diejenigen, die bis zu 34.900 Euro für einen Kleinwagen hinblättern (können), weil sie Wert auf viele Extras und etwas mehr Fahrspaß legen.
Den bietet der stärkere Hybrid. Die paar PS mehr sind dabei weniger spürbar als das um 30 Prozent gestiegene Drehmoment. 185 Nm sind zwar immer noch nicht die Welt, kommen aber dem Wums moderner Turbomotoren in dieser Fahrzeugklasse ziemlich nahe. Und zwar ohne den mit einem stufenlosen Automatikgetriebe gekoppelten Dreizylinder ständig am Drehzahlbegrenzer entlangorgeln zu lassen. Der neue Motor fühlt sich in allen Lebenslagen etwas kraftvoller an. Allerdings lässt auch er die Passagiere stets hören und spüren, dass hier nur drei Zylinder unter der Haube arbeiten.
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Mit dem Modelljahr 2024 hat der Yaris die mittlerweile üblichen digitalen Instrumente bekommen. Sie lassen sich in diversen Ansichten einstellen und den Vorlieben des Fahrers anpassen. Auch das Multimediasystem wurde verbessert. Eine cloudbasierte Navigation samt Echtzeit-Verkehrsinformationen und Sprachsteuerung für die wichtigsten Fahrzeugfunktionen ist jetzt serienmäßig an Bord, und Updates von Multimediasystem sowie Fahrassistenten werden "over the Air" aufgespielt.
All das aber nur im 130-PS-Modell. Käufer der 116 PS starken Variante müssen grundsätzlich per Apple Carplay oder Android Auto navigieren und dazu das Smartphone altertümlich mit einem Kabel anschließen.
Ansonsten hat die Modellüberarbeitung ein paar neue Sicherheitsfunktionen gebracht, wie den proaktiven Fahrassistenten, der vor Kurven oder beim Auffahren auf ein langsameres Auto automatisch das Gas wegnimmt, oder den Tempomat, der nun automatisch Geschwindigkeitsbegrenzungen übernimmt.
Im Test: Der Yaris Hybrid mit 116 PS
Dass es nicht die neue, teure Version sein muss und die schwächere Version völlig ausreicht, hat der ADAC beim Test des Vor-Facelift-Modells 2021 festgestellt. Im ADAC Ecotest zeigte sich der Yaris Hybrid von seiner sparsamen Seite. Ein Durchschnittsverbrauch von 4,7 Litern Super auf 100 Kilometer kann sich schließlich sehen lassen. Besonders innerorts kann der Hybrid seine Vorteile ausspielen. Hier konsumiert der kleine Toyota lediglich 3,4, außerorts 4,3 und auf der Autobahn 6,4 Liter je 100 Kilometer. Auch die Schadstoffanteile im Abgas sind durchweg gering. Der Lohn: in der Summe volle fünf Sterne im ADAC Ecotest.
Sparsamer geht es kaum mit einem Benziner. Zudem können sich die Fahrleistungen durchaus sehen lassen. Das Anfahren mit dem Hybrid geht flott vonstatten, hier kommt der Vorteil des unmittelbar anstehenden Drehmoments des Elektromotors zum Tragen. Den simulierten Überholvorgang (Beschleunigung unter Volllast von 60 auf 100 km/h) schließt der Kleinwagen nach 7,8 Sekunden ab. Laut Hersteller vergehen aus dem Stand auf Landstraßentempo 9,7 Sekunden, bei 175 km/h ist mit dem Vortrieb Schluss.
Der Benziner schaltet im normalen Fahrbetrieb oft ab, in vielen Fahrsituationen übernimmt der Elektromotor. Mehr als zwei bis drei Kilometer rein elektrisch kommt der Yaris zwar nicht, doch dafür ist der Hybrid auch nicht konstruiert. Toyota-typisch findet der automatische Wechsel bzw. das Zusammenspiel der Antriebe unmerklich statt, der Fahrer muss nur Gas geben und bremsen.
Toyota Yaris Cross: ADAC Test des SUV-Ablegers
Der Toyota Yaris hat ein Brüderchen bekommen: den Yaris Cross. Der folgt dem aktuellen SUV-Trend, ist deutlich länger als der normale Yaris und hat ebenfalls einen Hybridantrieb.
Yaris-Fahrer können 1,90 Meter groß sein
Nicht überragend, aber dennoch brauchbar fällt das Platzangebot aus. Der Fahrersitz lässt sich für Personen bis zu einer Größe von rund 1,90 Metern nach hinten schieben. Hinter 1,85 Meter großen Fahrerinnen oder Fahrern finden immerhin noch Passagiere bis zu einer Größe von rund 1,80 Metern genügend Beinfreiheit. Das Kofferraum-Volumen laut ADAC Messmethode: zwischen 245 und 915 Liter. Passabel, aber nicht allzu üppig.
Die Karosserie ist ordentlich verarbeitet, an den Materialien hat Toyota aber erkennbar gespart. So ist etwa der Kofferraum nicht mit Stoff oder Filz ausgeschlagen, sondern von kratzempfindlichen Kunststoffwänden umgeben. Innen das gleiche Bild: Zwar scheppert nichts, und das Lenkrad wirkt richtig hochwertig mit dem unten geteilten Kranz, der deutlichen Schüsselung und der kleinen Airbag-Abdeckung, aber: Die Materialien sind quasi durchgehend hart, dabei dominieren großflächige Kunststoffflächen.
ADAC Ausweichtest: Nicht perfekt
Das Fahrwerk des 2021 getesteten Yaris war im Grenzbereich agil ausgelegt, was sich beim ADAC Ausweichtest in einem deutlich übersteuernden Fahrverhalten geäußert hat – ungewöhnlich für einen Kleinwagen mit Frontantrieb. Das elektronische Stabilitätsprogramm unterstützt recht spät, man muss schon auch selbst gegenlenken. Ob das beim überarbeiteten Modell auch noch so ist, muss ein aktueller Test zeigen.
Ansonsten ist der Yaris im Alltag ein entspannter Begleiter, auch Spurrinnen stören den Geradeauslauf kaum. Für einen Kleinwagen ohne besonders sportliche Ambitionen lenkt er trotz der auf dem Testwagen montierten Spritsparreifen willig ein und ermöglicht eine hohe Geschwindigkeit im Parcours des ADAC Ausweichtests.
Fazit
Bisher hatte Toyota im Kleinwagensegment kaum Hybrid-Konkurrenz zu fürchten. Doch inzwischen sind auch der Honda Jazz und der Renault Clio als Vollhybride zu haben. Den Vergleich muss der Toyota aber nicht fürchten. Denn beim Verbrauch legt er die Messlatte schon mal sehr hoch, allerdings auch beim Preis. Übrigens: Auch Mazda verkauft den Yaris Hybrid als baugleiches Modell Mazda 2 Hybrid. Hier wurden quasi nur die Logos ausgetauscht. Ein Besuch beim Mazda-Händler lohnt also – vielleicht hat er das bessere Angebot.
Toyota Yaris Hybrid: Daten, Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | Toyota Yaris 1.5 Hybrid 116 Comfort CVT (ab 01/24) | Toyota Yaris 1.5 Hybrid 130 Style CVT (ab 01/24) |
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Motorart | Voll-Hybrid | Voll-Hybrid |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.490 ccm | 1.490 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 85 | 96 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 116 | 130 |
Drehmoment (Systemleistung) | n.b. | n.b. |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.500 U/min | 5.500 U/min |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 9,7 s | 9,2 s |
Höchstgeschwindigkeit | 175 km/h | 175 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 87 g/km | 95 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 3,8 l/100 km | 4,2 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 286 l | 286 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 935 l | 935 l |
Leergewicht (EU) | 1.090 kg | 1.090 kg |
Zuladung | 525 kg | 525 kg |
Anhängelast ungebremst | 450 kg | 450 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 450 kg | 450 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 3 Jahre oder 100.000 km | 3 Jahre oder 100.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 3.940 mm x 1.745 mm x 1.500 mm | 3.940 mm x 1.745 mm x 1.500 mm |
Grundpreis | 25.500 Euro | 31.900 Euro |
ADAC Messwerte*
ADAC Messwerte (Auszug) | Toyota Yaris 1.5 Hybrid Style CVT |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 7,8 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 35,6 m |
Wendekreis | 11,1 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 4,7 l Super/100 km, 131 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | ***** |
Reichweite | 765 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 71,8 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1156 / 459 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 245 / 560 / 915 l |
ADAC Testergebnis*
ADAC Testergebnis | Toyota Yaris 1.5 Hybrid 116 Style CVT (09/20 - 01/24) |
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Karosserie/Kofferraum | 3,2 |
Innenraum | 2,9 |
Komfort | 3,1 |
Motor/Antrieb | 2,1 |
Fahreigenschaften | 2,7 |
Sicherheit | 2,0 |
Umwelt/EcoTest | 1,5 |
Gesamtnote | 2,3 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
* Messwerte und Testergebnis beziehen sich auf das Vor-Facelift-Modell mit 116 PS
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Text: Hanno Boblenz/SP-X, Jochen Wieler