Macan E: Testfahrt mit dem ersten Elektro-SUV von Porsche

Macan Elektro: Porsche bringt 2024 den Macan mit vollelektrischem Antrieb. Daten, Infos, Fotos und ein erster Fahreindruck des dynamischen Elektro-SUV aus Zuffenhausen.
Langer Radstand, mehr Platz
600 PS, 500 km Reichweite
800 Volt, innovative Ladetechnik
Es wird Zeit! Zeit für neue Autos mit Elektroantrieb. Wer sie nicht rechtzeitig entwickelt, hat das Nachsehen im internationalen Wettbewerb der Autohersteller. Und so atmen die Verantwortlichen bei Porsche jetzt mal kurz durch. Denn der vollelektrische Macan steht – nach langen Querelen wegen der neuen Software – endlich in den Startlöchern. In einigen Monaten soll das Elektro-SUV dann auch beim Händler stehen, wenn alles Weitere nach Plan geht.
Ziel 2030: 80 Prozent Elektro-Porsche
Schon bis 2030 will Porsche auf einen Elektro-Anteil von 80 Prozent kommen. Das kann der Taycan alleine natürlich nicht schaffen. Mit dem Macan E aber hat man nun eine deutlich breitere Kundengruppe im Visier. Das nächste vollelektrische Modell wird vermutlich die Zweisitzer-Baureihe 718. Ob das Ziel damit zu erreichen ist, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.
Im Vergleich zum bisherigen Macan wirkt das Design des Neuen etwas aerodynamischer. Außerdem wird der Batterie sowie den Hinterbänklern aufgrund eines gestreckten Radstands ein wenig mehr Platz eingeräumt. Ansonsten bleibt der Macan vom spitzen Bug über die breiten Hüften bis zum schrägen Heck unverkennbar. Der Antrieb hingegen kommt fühlbar frisch aus dem Fitness-Studio - und bietet in jeder Disziplin deutlich mehr als früher.
Elektro Macan: 612 PS und über 1000 Nm

"Wir setzen dort an, wo wir beim Vorgänger aufgehört haben", sagt Baureihenleiter Jörg Kerner. Schon das Basismodell beschleunigt deshalb besser und geht schneller ums Eck. Von der neuen Top-Version, die ironischerweise wohl wieder Turbo heißen wird, ganz zu schweigen. Die beiden Motoren leisten hier nach alter Währung mehr als 600 PS und reißen mit über 1000 Nm an allen vier Rädern. Und weil das wie immer bei E-Motoren fast schon mit explosivem Elan passiert, dauert es kaum mehr als drei Sekunden, bis der Tacho auf Tempo 100 schnellt. Nur bei der Höchstgeschwindigkeit gibt es Abstriche. Aber zumindest das Topmodell wird mehr als 250 km/h schaffen, stellt Kerner in Aussicht.
Neben der schieren Leistung ist es das Set-Up, das den Macan auszeichnet. Vorne die wahrscheinlich beste Lenkung am Markt mit der größten Präzision und der direktesten Rückmeldung und hinten nicht nur etwas mehr Last auf der Achse, sondern erstmals auch aktiv lenkende Räder: Das macht den Geländewagen zum König der Kurven und wirft einmal mehr die Frage auf, ob man hier noch ein SUV fährt oder schon in einem Sportwagen sitzt – erst recht, weil man trotz der Batterie im Boden auch noch fast zwei Zentimeter tiefer hockt als im bisherigen Macan.
100 kWh-Akku, 500 km Reichweite

Aber natürlich will der Macan nicht nur eine Spaßgranate für die Generation E, sondern auch ein prima Alltagsauto sein. Das heißt: Ein großzügiges Platzangebot samt einem soliden Frunk, eine Mittelkonsole mit viel Stauraum, vor allem aber große Reichweite und entspanntes Reisen.
Baureihenleiter Kerner hat deshalb nicht nur einen 100 kWh großen Akku aus dem Regal gegriffen, der in der Theorie mehr als 500 Kilometer Reichweite ermöglicht. Er hat vom Luft- bis zum Rollwiderstand auch viel für die Effizienz getan sowie das Laden optimiert. Zu den standesgemäßen 800 Volt für bis zu 270 kW Ladeleistung kommt das sogenannte "Bank-Laden" dazu.
Dafür wird der Akku virtuell halbiert, sodass er den Strom noch schneller lädt. Auf diese Weise sollen rund vier Minuten Ladezeit für zusätzliche 100 Kilometer Reichweite sorgen. Das genügt beim Boxenstopp des Fahrers nur noch für einen Espresso. Dabei wird der Akku in zwei 400-Volt-Bänke aufgeteilt, was ein parallel schnelleres Laden beider erlaubt. Zunächst erfolgt eine Angleichung des Ladestands beider Hälften und anschließend simultanes Laden.
Ausstattungsseitig gibt es künftig ein Head-Up-Display mit Augmented-Reality-Technik, doppelt verglaste Scheiben sorgen für eine himmlische Ruhe und wie in den großen Modellen zieht sich das digitale Cockpit nun über die gesamte Breite – einen Bildschirm für den Beifahrer inklusive.
Preis des Macan E: Wohl um 90.000 Euro

All das hat natürlich seinen Preis, den Kerner bislang genauso wenig nennt wie den exakten Termin der Markteinführung. Nur, dass der Neue mehr als der Vorgänger kosten wird, daran lässt er keinen Zweifel – und dass es irgendwann 2024 soweit sein soll, "lieber früher als später natürlich". Aber wer mit dem ersten Halbjahr kalkuliert und den Einstiegspreis irgendwo zwischen den rund 70.000 Euro des bisherigen Macan und den etwa 95.000 Euro für den billigsten Taycan schätzt, der erntet von Kerner zumindest keine schrägen Blicke.
Zwar ist sich der Macan auch beim Wechsel von Generation und Antrieb treu geblieben. Doch hat er mit dem Vorgänger, der für den Rest der Welt übrigens noch ein paar Jahre weitergebaut wird, nicht mehr viel mehr gemein als den Namen. Selbst das Logo ist nicht mehr das alte. Als eines der ersten Modelle bekommt der neue Macan das frisch geliftete Porsche-Wappen.
Porsche Macan E 2024: Die wichtigsten Fakten





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Porsche hat erste Details zu Antriebs-, Lade- und Fahrwerkstechnik des künftigen Macan E verraten. Das Elektro-SUV wird auf der neuen PPE-Plattform mit 800-Volt-Architektur aufsetzen, die sich für Heck- und Allradantriebe in verschiedenen Leistungsstufen eignet. Wie beim Taycan werden beim Macan E ein oder zwei permanenterregte Synchron-Elektromaschinen (PSM) mit Wasserkühlung zum Einsatz kommen. Als zweimotorige Allradversion soll der Macan bis zu 450 kW/612 PS leisten. Später dürften schwächere, einmotorige Antriebsvarianten folgen.
Als Batteriegröße werden 100 kWh brutto genannt, der nutzbare Nettowert dürfte also etwas kleiner ausfallen. Dank 800-Volt-Technik soll ein Aufladen der Batterie bis 80 Prozent in unter 25 Minuten möglich sein, dabei sollen mehr als die derzeit beim Taycan maximal nutzbaren 270 kW Ladeleistung abrufbar sein ("Bankladen" siehe oben).
Porsche verspricht für den Macan E ein betont dynamisches sowie heckbetontes Fahrverhalten. Dazu sollen unter anderem eine heckbetonte Gewichtsbalance von 48 zu 52 Prozent sowie dynamische Momentenverteilung zwischen den Motoren der Vorder- und Hinterachse im Zusammenspiel mit Hinterachslenkung sorgen. Die Topversionen werden zudem über Torque Vectoring Plus mit elektronisch geregelter Quersperre an der Hinterachse verfügen.
Dank elektronischer Dämpferregelung PASM und Luftfederung sollen Unterschiede zwischen verschiedenen Fahrprogrammen besser erlebbar sein. Abhängig vom Tempo ist ein Absenken der Karosserie möglich, was für bessere Aerodynamik und damit einhergehend höhere Reichweiten sorgen dürfte.
Text: Thomas Geiger mit Material von SP-X