Dauertest Peugeot e-208: Kann der Elektrokleinwagen überzeugen?

Frontansicht eines stehenden Peugeot e-208
Mit dem Peugeot e-208 auf Testfahrt in Österreich© ADAC/Jochen Wieler

Eineinhalb Jahre war der elektrische Peugeot 208 zu Gast in der ADAC Redaktion und sollte seine Alltagsqualitäten beweisen. Wir wollten wissen: Wie steht es um Reichweite, Winter- und Langstreckentauglichkeit? Nicht in allen Punkten konnte der Kleinwagen überzeugen.

  • Peugeot e-208 als GT für 36.750 Euro im Langzeittest

  • Werksangaben im Winter und auf der Autobahn nicht zu erreichen

  • Guter Antrieb: 100 kW sind völlig ausreichend

Es ist schon erstaunlich, wie sich Elektroautos in den letzten Jahren weiterentwickelt haben. Den ersten Stromern ging oft schon (mit Ausnahme von Tesla) nach 100 bis 150 Kilometern der Saft aus. Lange Ladezeiten und eine schlechte Infrastruktur an Schnellladesäulen kamen hinzu, sodass sich nur wahre E-Auto-Fans mit Pioniergeist und Leidensfähigkeit an längere Touren gewagt haben.

Über die Jahre wurden die Batterien leistungsfähiger, die Reichweiten besser. Sogar bei Kleinwagen, die wegen ihrer kleineren Grundfläche konstruktiv bedingt keine riesigen Akkus unterbringen können. Bestes Beispiel: Der Peugeot e-208 mit 50-kWh-Batterie (nutzbar 46 kWh), bei dem der Hersteller eine Reichweite nach WLTP von bis zu 362 Kilometern nennt. Zudem ist der Franzose schnellladefähig. Was spricht also gegen die Langstrecke?

Leider noch einiges, wie die Redaktion erfahren musste. Zum einen ist der Herstellerwert ein „Bis-zu-Wert“ und setzt beste Bedingungen voraus. Im realistischeren ADAC Ecotest, dem sich alle Testwagen auf dem ADAC-eigenen Prüfstand stellen müssen, schaffte der Peugeot schon mal nur 280 Kilometer. Dem Ecotest liegt ein gemischtes Fahrprofil (Stadt, über Land, Autobahn bis 130 km/h) zugrunde, bei einer Temperatur von 22 Grad Celsius. Im Dauertest-Alltag ließ sich der Wert durchaus erreichen – aber nur bei Fahrten, die einem E-Auto entgegenkommen. Also bei angenehmen Temperaturen im Frühling oder Sommer und bei niedrigem Tempo in der Stadt und auf der Landstraße.

Relativ hoher Stromverbrauch auf der Autobahn

Heck und Seitenansicht eines stehenden Peugeot e-208
Im e-208 auf Tour vor Schloss Hohenschwangau: Auf König Ludwigs Spuren© ADAC/Jochen Wieler

Aber was bringt eine große Reichweite in der Stadt? Nichts, denn dort ist sie unerheblich. Auf der Autobahn muss sie passen. Und das ist der Knackpunk: Sparsam fährt der Peugeot dort nämlich nicht. Man muss noch nicht einmal die Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h ausnutzen, um die Reichweitenanzeige drastisch fallen zu sehen. Schon wer sich bei 120 bis maximal 130 km/h einrichtet, erntet Verbrauchswerte zwischen 20 und 22 kWh auf 100 Kilometer. Für einen Kleinwagen ist das relativ viel, zumal der Verbrauch im Winter nochmals ansteigt. Bei Minusgraden lassen sich noch 2 bis 3 kWh drauflegen.

Rein rechnerisch schafft der Peugeot auf der Autobahn somit zwischen 230 (bei 20 kWh Verbrauch) und 190 Kilometer (bei 24 kWh). Was immer noch passabel klingt, gestaltet sich in der Praxis aber ziemlich unentspannt. Zum einen fährt keiner den Akku bis zum nächsten Ladestopp ganz leer. Selbst die wagemutigsten Kollegen haben ihre Touren so geplant, dass sie mit wenigstens 20 Prozent im Akku eine passende Schnellladesäule erreichen konnten.

Den Puffer braucht es, um Unwägbarkeiten wie Stau oder Umwege etwa bei Straßensperrungen einzukalkulieren oder um gegebenenfalls eine alternative Ladesäule ansteuern zu können, falls die eingeplante belegt oder defekt ist. Was immer wieder der Fall war: Die Kollegen berichten von der ein oder anderen Zitterpartie – zu einem Liegenbleiber kam es aber zum Glück nicht.

Wie schnell lädt der e-208 an der Autobahn?

Der Peugeot e-208 an einer Ladesäule
An Schnellladesäulen zieht der e-208 maximal 100 kW Leistung© ADAC/Jochen Wieler

Und wenn alles passt: Lädt der Peugeot an CCS-Schnellladesäulen wenigstens flott wieder nach? Geht so. Zwar liegt die maximale Ladeleistung bei passablen 100 kW, doch auch das ist nur ein Papierwert. Bereits ab einem Ladezustand von circa 20 Prozent wird die Ladeleistung in mehreren Stufen deutlich reduziert. Das leere Batteriesystem ist daher erst nach rund 45 Minuten zu 80 Prozent geladen. Weil bei mehr als 80 Prozent Ladezustand der Strom noch langsamer fließt (wie auch bei anderen E-Autos), macht es Sinn, nicht noch länger an zugigen Raststätten zu warten, sondern wieder aufzubrechen.

Machen wir die Rechnung noch einmal auf: Die 80-Prozent-Ladung reicht im Winter für 150 Kilometer. Mit dem notwendigen 20-Prozent-Puffer (siehe oben) bleiben davon noch rund 110 Kilometer übrig. Viel ist das nicht. Um eine gute Vorbereitung kommt man also nicht herum, auch weil das Navi nicht in der Lage ist, Ladesäulen bei der Routenplanung einzubeziehen. Bei Tesla und einigen anderen Herstellern ist das mittlerweile Standard.

Langstrecke nervt also mit dem e-208. Und so ist es nicht verwunderlich, dass der Franzose bei längeren Dienstreisen nie die erste Wahl war. In der Stadt, zum Pendeln ins Büro, auf überschaubaren Überlandtouren aber sehr wohl. Denn der 208 macht eigentlich richtig Spaß! Sein 100 kW starker Elektromotor ist stark genug, um auf der Landstraße flott und sicher überholen zu können. Ein kurzer Druck auf das Gaspedal genügt, und der e-208 sirrt verzögerungsfrei und leichtfüßig davon. Nach 8,1 Sekunden ist bereits Tempo 100 erreicht – mehr Leistung braucht es nicht. Der E-Antrieb ist kaum wahrnehmbar, aber stets zur Stelle.

Tolles, futuristisches Cockpit

Toll auch das stylishe Cockpit mit Instrumenten im 3-D-Effekt, das sich wohltuend von anderen Kleinwagen abhebt. Nicht von jedem Kollegen wurde das sehr kleine Lenkrad für gut befunden, das den 208 zwar sehr handlich macht, doch immer irgendwie zu weit unten und fast schon auf dem Schoß liegt und nicht für jede Statur perfekt einzustellen ist. Und auch ein separates Staufach für die Ladekabel hätte man sich gewünscht, anstatt der kleinen und daher kaum benutzten Tasche, die dem Kofferraum Platz raubt.

So zuverlässig war der Peugeot e-208

Kabelaufbewahrung im Peugeot e-208
Im Alltag pfriemelt keiner die störrischen Ladekabel in die Tasche. Ergo: Sie liegen im Kofferraum© ADAC/Jochen Wieler

Und wie zuverlässig war der e-208? Beim Aufladen an innerstädtischen AC-Säulen gab es schon mal einen unvorhergesehenen Ladeabbruch – was umso ärgerlicher ist, wenn man nach drei Stunden wieder ans Auto kommt und eine vollgeladene Batterie erwartet, der Ladevorgang aber nach zehn Minuten zu Ende war. Einen handfesten Defekt gab es leider auch. Das Ladegerät im Auto ging kaputt, sodass sich die Batterie überhaupt nicht mehr laden ließ – weder AC, DC noch über den Schukostecker. Die Folge war ein siebenwöchiger (!) Werkstattaufenthalt, weil aufgrund der Lieferengpässe bei Mikrochips das entsprechende Ersatzteil nicht zu bekommen war. Ärgerlich.

Peugeot hat die Wärmepumpe verbessert

Der Peugeot e-208 an einer Ladesäule
Noch selten, aber auch auf dem Land gibt es CCS-Schnellladesäulen© ADAC/Jochen Wieler

Und noch etwas sorgte für Unmut: Weil im Winter die Antriebsbatterie auf Temperatur gebracht und somit geheizt werden muss (wie bei jedem E-Auto), leidet nicht nur die Reichweite an sich. Auch jeder Zwischenstopp, bei dem die Batterie wieder abkühlt, rächt sich, und der Bordcomputer zieht bei einem erneuten Start schon mal 20 Kilometer von der Reichweite ab, die noch vor dem Abstellen im Display zu lesen war. Das schafft kein großes Vertrauen.

Das Defizit beim Thermomanagement hat aber auch Peugeot erkannt und dem e-208 wie dem e-2008 mittlerweile eine neue Wärmepumpe spendiert, die die Reichweite im Winter erhöhen soll. Wie wirksam die Maßnahme ist, bleibt abzuwarten. Und zu hoffen bleibt, dass auch andere Stellantis-Modelle dahingehend verbessert werden. Den identischen Antrieb mit allen Vor- und Nachteilen gibt es schließlich in vielen Modellen, unter anderem auch im Citroën Berlingo, Opel Corsa-e und Opel Mokka-e.

Fazit

Unter dem Strich wurde der e-208 von der Redaktion dennoch gern genutzt, wenn auch nicht auf langen Strecken. Das knuffige Design, die parkfreundlichen Maße, der angenehm leise und flotte Antrieb und nicht zuletzt die tolle Farbe brachten dem Franzosen eine ganze Menge Sympathiepunkte ein. Für Stadt und Landstraße und überschaubare Autobahnstrecken ist er empfehlenswert, und seine Qualitäten bestätigte der Autotest des ADAC mit einer Gesamtnote von 2,3. In Sachen Langstreckentauglichkeit müssen wir aber wohl auf die nächste Generation warten.

Für weitere Details können Sie den ausführlichen Autotest zum Peugeot e-208 nachlesen.

Peugeot e-208: Technische Überarbeitung 2023

Rund drei Jahre nach Marktstart erhält die Elektrovariante des Peugeot 208 ein umfassendes Upgrade. Für den Antrieb übernimmt der Kleinwagen die Technik des großen Bruders 308, wodurch sich die Leistung von bislang 100 kW/136 PS auf 115 kW/156 PS erhöht. Der Verbrauch soll von 15,4 auf 12 kWh je 100 Kilometer gesunken sein, die Normreichweite erhöht sich dadurch um knapp 11 Prozent auf 400 Kilometer. Die 50 kWh große Batterie bleibt unverändert. Die Markteinführung ist für 2023 angesetzt.

Peugeot e-208 GT: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Peugeot e-208 136 GT (01/20 - 01/23)

Motorart

Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

100

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

136

Drehmoment (Systemleistung)

260 Nm

Antriebsart

Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

8,1 s

Höchstgeschwindigkeit

150 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

362 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

15,5 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

50,0

Batteriekapazität (Netto) in kWh

46,0

Ladeleistung (kW)

AC:1,8-11,0 DC:100,0

Kofferraumvolumen normal

265 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

960 l

Leergewicht (EU)

1.530 kg

Zuladung

380 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.055 mm x 1.745 mm x 1.430 mm

Grundpreis

37.800 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)Peugeot e-208

Überholvorgang 60 – 100 km/h

4,9 s

Bremsweg aus 100 km/h

35,4 m

Wendekreis

10,9 m

Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

18,7 kWh/100 km, 103 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

Reichweite

280 km

Innengeräusch bei 130 km/h

68,7 dB (A)

Leergewicht / Zuladung

1510 / 400 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

250 / 570 / 940 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Peugeot e-208 136 GT (01/20 - 01/23)

Karosserie/Kofferraum

3,2

Innenraum

3,0

Komfort

3,0

Motor/Antrieb

1,3

Fahreigenschaften

2,6

Sicherheit

2,2

Umwelt/EcoTest

1,6

Gesamtnote

2,3
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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