Neuer Opel Frontera: Mehr Auto braucht niemand

Video: Motorjournalist Lars Hönkhaus ist den neuen Opel Frontera Electric für den ADAC gefahren ∙ Bild: © news to do GmbH + ADAC/David Klein, Video: © ADAC e.V.

Im März 2025 rollt der neue Opel Frontera als Elektroauto und Benziner mit Hybridtechnik zu den Händlern. Er ist nicht nur die Zwischengröße zwischen Mokka und Grandland, sondern könnte eine Trendwende einleiten – bei der Technik und beim Preis. Testfahrt, Daten, Bilder.

  • Opel Frontera konkurriert mit Dacia Duster und Škoda Karoq

  • Antriebe: Mit Elektromotor oder als Benzin-Hybrid

  • Moderner Innenraum, günstige Preise

So richtig nachvollziehen konnte man eigentlich nie, warum sich Opel gleich zwei Mini-SUVs in etwa derselben Größe leistet. Klar, der Crossland war der eher nutzwertigere und etwas konservativere und der Mokka der lifestyligere der beiden höhergelegten Kleinwagen. Aber prinzipiell zielten beide Modelle auf die gleiche Zielgruppe.

Kompakt-SUV Opel Frontera 2025

Der grüne fahrende Opel Frontera von der Seite
Schick: Weiße Stahlfelgen in Verbindung mit weißem Dach kosten bei der Basisversion des Frontera 450 Euro extra© Opel

Das ändert sich jetzt. Opel hat die Palette neu sortiert und bringt mehr Differenzierung in die Welt der Rüsselsheimer SUVs. Der Crossland wurde eingestellt und so dem Mokka allein das Feld der Mini-SUVs überlassen. Und weil der neue Grandland größer als sein Vorgänger wurde, entstand eine Lücke: In die stößt der neue Frontera.

Das neue Modell mit altem Namen (zwischen 1992 und 2004 gab es schon einmal einen Frontera) misst 4,39 Meter in der Länge, zählt daher nicht mehr zu den Kleinwagen-SUVs, sondern zu den Kompakt-SUVs und zielt damit exakt auf den Škoda Karoq, den elektrischen Elroq und auch den beliebten Dacia Duster ab.

Von hinten sieht der neue Frontera dem Karoq auch ein bisschen ähnlich, seitlich ist ein Schuss Land-Rover-Optik mit drin, und von vorn outet sich der Frontera mit seinem typischen "Opel-Vizor", also dem durchgehend schwarzen Paneel als Bruder von Astra, Corsa und Co. Auffällig ist aber, dass der Frontera optisch viel mehr in Richtung SUV geht als noch der Crossland. Was dem aktuellen Geschmack der Käufer sicher entgegenkommt.

Opel besinnt sich auf das Wesentliche

Das Cockpit des Opel Frontera
Übersichtliches Cockpit und erst ab GS bzw. bei der Basis Edition gegen Aufpreis mit rechtem Bildschirm© Opel

Und noch etwas dürfte gut ankommen: Im Gegensatz zu vielen aktuellen Modellen, die immer mehr rollenden Computern gleichen und sich durch ihre Komplexität kaum noch ablenkungsfrei bedienen lassen, geht Opel beim Frontera einen Schritt zurück und besinnt sich auf das Wesentliche.

Es gibt zum Beispiel kein Keyless-Go, gestartet wird immer mit einem konventionellen Schlüssel. Das Basismodell rollt mit Stahlfelgen vom Hof.

Der Frontera hat auch keinen Riesen-Bildschirm, sondern wie der Astra ein übersichtliches, reduziert gestaltetes Cockpit mit zwei 10-Zoll-Widescreens. Bei der Basisversion namens Edition geht Opel sogar so weit, den rechten Monitor zu streichen.

Und nicht einmal ein einfaches Radio ist dann an Bord. In diesem Fall muss dann das Smartphone die Funktionen von Navigation und Entertainment übernehmen. Nur für die Beschallung ist gesorgt: Zwei Lautsprecher sind serienmäßig, sechs Schallboxen sind erst beim teureren GS-Modell an Bord, der zweiten Ausstattungsstufe.

Laut Opel wird das Smartphone über eine eigene App mit dem Auto verknüpft. Wie gut oder schlecht das funktioniert, konnte Opel beim ersten Fahrtermin nicht demonstrieren. Gegen 1000 Euro extra gibt es für die Basisversion "Edition" ein "Tech-Paket". Dann ist der Touchscreen an Bord und auch eine Rückfahrkamera, eine Mittelarmlehne mit Ablagefach vorn und eine kabellose Auflademöglichkeit fürs Telefon. So viel Luxus sollte es zumindest sein.

Der Touchscreen per se ist übrigens sehr übersichtlich aufgebaut, hier findet sich wirklich jeder zurecht. Die Einstellmöglichkeiten sind sehr überschaubar, die reduzierte Menüstruktur erklärt sich von selbst. Wann haben wir das zuletzt von einem neuen Fahrzeug behaupten können?

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Assistenzsysteme halten sich zurück

Die Materialien im Innenraum fallen nicht sonderlich hochwertig aus, und in der einen oder anderen Ecke stimmt die Verarbeitungsqualität noch nicht ganz: Herunterhängende Papp-Verkleidungen im Fahrer-Fußraum sollten bis zur Markteinführung jedenfalls nicht mehr zu sehen sein. Qualität und Anmutung lassen fraglos noch einen gewissen Abstand zum teureren Grandland.

Selbstredend sind moderne Assistenzsysteme wie eine Müdigkeitserkennung, ein Frontkollisionswarner mit Fußgängererkennung und auch ein Spurhalteassistent serienmäßig an Bord. Letzterer hält sich aber so vornehm zurück, dass er nicht so übergriffig wirkt wie in manch anderem Fahrzeug, wo er an der Lenkung reißt oder durch frühzeitiges Gebimmel die Insassen nervt.

Das kann im Frontera höchstens noch bei der Tempolimiterkennung passieren, die aber eine gewisse Toleranz zulässt und nicht schon beim ersten km/h zu viel Alarm schlägt. Immerhin: Mit einem simplen Knopfdruck lässt sich das System abschalten.

Viel Platz im Innenraum des Frontera

Die Sitze sollen durch eine Vertiefung in der Sitzmitte steißbeinfreundlich ausfallen und lange Strecken angenehmer machen. Auf den ersten Testfahrten ist der Sitzkomfort tatsächlich positiv aufgefallen. Was auch für die Platzverhältnisse gilt. Die sind richtig gut. Auch auf der Rückbank sind die Passagiere luftig untergebracht. Die Beinfreiheit ist sehr ordentlich, über den Köpfen bleibt noch genügend Raum. Selbst den Vergleich zum wuchtigeren Grandland muss der Frontera nicht scheuen.

Der Kofferraum fasst laut Opel zwischen 460 und 1600 Liter, ein zweiter Ladeboden ist serienmäßig. Und auch hier gilt: Der Stauraum wirkt auf den ersten Blick ziemlich familientauglich. Mehr SUV braucht es eigentlich nicht. Eine verschiebbare Rückbank ist allerdings nicht vorgesehen. 2025 soll es den Frontera auch als Siebensitzer (nur für den Hybrid) geben. Die hintersten Plätze dürften allerdings nur für Kinder taugen.

Testfahrt im Frontera Benzin-Hybrid

Der Opel Frontera von hinten fahrend auf einer Landstraße
Auch von hinten kann sich der neue Frontera sehen lassen. Beim Opel-Zeichen spart man sich nun das Chrom© Opel

Sehr überschaubar ist die Antriebspalette des Frontera. Es gibt einen 48-Volt-Mildhybrid-Benziner mit 1,2 Liter Hubraum und wahlweise 74 kW/100 PS oder 100 kW/136 PS. Und einen Elektroantrieb mit 83 kW/113 PS. Die reinen Leistungsdaten zeigen es bereits: Auch hier bleibt Opel äußerst bodenständig und macht das PS-Wettrüsten der Konkurrenz mit teils wahnwitzigen Leistungen nicht mit. Gut so, denn ausreichend motorisiert ist der Frontera in seiner Rolle als praktisches Familienauto allemal.

Mit dem 100-PS-Basisbenziner braucht der Opel 11,0 Sekunden aus dem Stand bis Tempo 100. Eine Handschaltung ist für den Frontera nicht erhältlich, selbst die Basis hat ein Doppelkupplungsgetriebe. Die stärkere Variante mit 136 PS sei allen empfohlen, die öfter mit der ganzen Familie auf längeren Strecken unterwegs ist. Sie beschleunigt in 9,0 Sekunden auf Tempo 100 und geht gefühlt sogar sehr flott zu Werke.

Durch die 48-Volt-Technik fährt der Frontera sanft elektrisch an, bis sich nach den ersten Metern der Dreizylinder hinzuknurrt. Ja, man merkt, dass es ein Dreizylinder ist, aber ein kultivierter, der nicht allzu laut wird. Mit so viel Kraft hat, wie im Alltag nötig.

Den Verbrauch gibt Opel mit 5,2 Litern auf 100 Kilometer an. Bei den ersten Testfahrten bewegten wir den Frontera Hybrid laut Bordcomputer mit Werten zwischen 5,3 und 6,1 Litern Super auf 100 Kilometer.

So fährt der elektrische Frontera

Der rote fahrend auf einer kurvigen Landstraße Opel Frontera
Überraschend komfortabel: Die Federung des neuen Frontera© Opel

Und der Elektroantrieb? Auch er wuchert mit seinen 83 kW/113 PS nicht gerade mit Leistung, braucht sogar 12,1 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100. Die Spitze liegt bei mageren 143 km/h. Ist das schlimm? Nicht sehr, nur bei Steigungen müht sich der Antrieb etwas mehr, ansonsten erfreut er durch seine gleichmäßige, ruckfreie und sehr leise Beschleunigung. Letzteres hat er dem Verbrenner voraus – gechillter fährt es sich zweifellos mit dem Stromer.

Als E-Auto-Fahrer beschränkt man sich ohnehin gern auf 130 km/h, der Reichweite wegen. Die ist nicht rekordverdächtig: Opel gibt für die überschaubar große 44-kWh-Batterie 300 Kilometer Reichweite an. Real sollte man hier mit 250 rechnen, auf der Autobahn mit 200, im Winter mit noch weniger.

Langstreckentauglich ist das nicht gerade, aber das ist natürlich dem Preis geschuldet: Nur so konnte Opel unter 30.000 Euro bleiben und den Elektro-Frontera für 28.990 Euro anbieten. Für das Jahr 2025 hat Opel allerdings noch eine größere Batterie mit 400 Kilometer Reichweite in Aussicht gestellt.

ADAC Reichweitenrechner

Opel Frontera Electric Edition 83 kW (113 PS)

-10

30

50

130

Berechnete Reichweite

296km

(Reichweite laut Hersteller: 305 km)

AC-Ladeleistung: Nur 7,4 kW Serie

Dass serienmäßig nur ein 7,4-kW-Ladegerät an Bord ist, muss sich Opel ankreiden lassen – wie die Tatsache, dass die Routenplanung übers Bord-Navi keine Ladestopps einplant. Will man mit akzeptablen Ladezeiten an der AC-Ladesäule in der Stadt kalkulieren, bleibt nichts anderes übrig als 400 Euro in den 3-phasigen 11-kW-Lader zu investieren. An DC-Schnelladesäulen kann der Frontera mit bis zu 100 kW schnellladen – auch das kein Spitzenwert.

Und warum hat der Elektro-Frontera keine Anzeige für den Stromverbrauch, der Hybrid aber eine für den Benzinverbrauch? Auch E-Fahrer wüssten gern, wie effizient der Wagen mit dem Strom umgeht – für die Berechnung der Reichweite ist das ebenfalls hilfreich, will man sich nicht auf die bloße Reichweitenanzeige im Cockpit verlassen.

Der Frontera federt komfortabel

Der rote fahrende Opel Frontera von der Seite
Mit 4,39 Metern Länge zählt der Frontera zur kompakten SUV-Klasse© Opel Automobile GmbH

Egal, ob man sich für den Frontera Elektro oder den Benzin-Hybrid entscheidet: Überraschend komfortabel fahren beide. So werden Unebenheiten im Straßenbelag erstaunlich gut weggebügelt. Auch hier schwimmt der Frontera gegen den Strom der pseudo-sportlichen Fahrzeuge, die Fahrdynamik mit einem harten Fahrwerk verwechseln.

Angenehm ist, dass sich der Aufbau auch in schnellen Kurven kaum zur Seite neigt und der Opel unbeirrt seine Bahn zieht. Wenn jetzt auch noch die Lenkung etwas direkter wäre, könnte durchaus so etwas wie Fahrspaß aufkommen.

Wer den Ur-Frontera noch als Arbeits- und Zugfahrzeug im Sinn hat, muss beim neuen Modell umdenken. Die Elektro-Version kommt auf kaum brauchbare 350 Kilo Anhängelast, sodass auf dessen Anhängerkupplung wohl eher Fahrräder transportiert werden. Der Hybrid-Frontera darf wenigstens 1250 Kilo ziehen.

Fazit

Der Frontera ist kein Fahrzeug ohne Schwächen, doch die Reduzierung auf das Wesentliche dürfte vielen Kunden aus der Seele sprechen. Ob der Frontera einen Trend zu mehr Einfachheit anstelle von Komplexität auslöst bei neuen Modellen, wird sich zeigen.

Der große Vorteil: Die Preise des Opel Frontera sind bodenständig. Der Hybrid mit 100 PS startet bei fairen 23.900 Euro, die 136-PS-Version kommt auf 25.700 Euro.

Und der elektrische Frontera kostet 28.990 Euro in der Basisversion. Damit gehört der Opel zu den wenigen E-Fahrzeugen unter 30.000 Euro. Selbst ein Elektro-Corsa kommt mit 29.900 Euro Basispreis teurer. Der Marktstart des neuen Frontera erfolgt im März 2025, bestellbar ist er bereits jetzt.

Opel Frontera: Technische Daten und Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

Opel Frontera 1.2 DI Turbo Hybrid 48V Edition eDCT (ab 10/24)

Opel Frontera 1.2 DI Turbo Hybrid 48V Edition eDCT (ab 10/24)

Opel Frontera Electric Edition (ab 10/24)

Motorart

Otto (Mild-Hybrid)
Otto (Mild-Hybrid)
Elektro

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.199 ccm
1.199 ccm
-

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

74
100
83

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

100
136
113

Drehmoment (Systemleistung)

205 Nm
230 Nm
125 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

5.500 U/min
5.500 U/min
-

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

11,0 s
9,0 s
12,1 s

Höchstgeschwindigkeit

180 km/h
190 km/h
143 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

-
-
305 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

122 g/km
118 g/km
0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

5,5 l/100 km
5,2 l/100 km
18,2 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

-
-
44,0

Ladeleistung (kW)

-
-
AC:7,4-11,0 DC:100,0

Kofferraumvolumen normal

460 l
460 l
460 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.600 l
1.600 l
1.600 l

Leergewicht (EU)

1.344 kg
1.344 kg
1.514 kg

Zuladung

486 kg
486 kg
516 kg

Anhängelast ungebremst

610 kg
610 kg
350 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.250 kg
1.250 kg
350 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre
2 Jahre
2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.385 mm x 1.795 mm x 1.635 mm
4.385 mm x 1.795 mm x 1.635 mm
4.385 mm x 1.795 mm x 1.635 mm

Grundpreis

23.900 Euro
25.700 Euro
28.990 Euro

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