MG3: Testfahrt im günstigen Hybrid-Kleinwagen
In Großbritannien ist MGs Kleinwagen MG3 ein Erfolgsmodell. Nun ist die neue Generation auch im Rest Europas erhältlich – mit leistungsstarkem Hybridantrieb. Ist der MG3 empfehlenswert? Infos, Daten, Preis und der ADAC Test.
Seit Mai 2024 ist der MG3 Hybrid+ zu haben
Vorerst ausschließlich mit Hybridantrieb im Angebot
Preise ab 19.990 Euro
Mit dem "Dreier" hat MG den Massenmarkt im Visier. Im Portfolio der Chinesen ist der Neue das Einstiegsmodell unterhalb der Kompaktmodelle MG4 und MG5. Am anderen Ende der Modellpalette steht der Cyberster, ein spektakulärer Elektro-Roadster mit Flügeltüren, der 2025 auf den Markt kommen wird. Insgesamt umfasst das Angebot der Marke in Deutschland dann sieben Modelle.
Mit seinem Vollhybridantrieb tritt der MG3 unter anderem gegen Toyota Yaris, Mitsubishi Colt, Renault Clio sowie VW Polo und Opel Corsa an.
MG3: Auch in Europa ein Erfolg?
Hierzulande ist der kleinste MG ein kompletter Neustarter, in China und anderen asiatischen Ländern gab es seit 2008 bereits zwei Vorgänger-Generationen. Im Vereinigten Königreich war die zweite Auflage zuletzt das erfolgreichste chinesische Auto überhaupt. Die dritte Generation will nun das Gleiche auf dem Kontinent schaffen.
Dabei soll auch das Design helfen: Mit dynamisch geschnittener Front und keckem Heckschwung passt sich der Kleinwagen an den aktuellen Auftritt der Marke an, übernimmt etwa Elemente vom eine Klasse größeren MG4. Der ADAC hat den MG3 nun getestet. Kann er überzeugen?
Der Innenraum im Detail
Innen kombiniert der MG3 klassische Schalter und Knöpfe mit einem 10,25 Zoll großen Touchscreen, der bereits in der Basis kabelgebunden über Apple CarPlay und Android Auto Smartphones einbinden kann. Ein weiteres Display stellt hinter dem Lenkrad die Instrumente digital dar.
Bei der Auswahl der Materialien setzt MG überwiegend auf Hartplastik, von ein paar aufgepolsterten Elementen in der gefahrenen Luxury-Line einmal abgesehen. Wer nun denkt, dass sich der Innenraum dadurch weniger wertig anfühlt, täuscht sich! Durch eine gelungene Texturierung der Flächen gelingt es den Chinesen, den Kunststoffen ein angenehmes Fingergefühl zu verleihen. Die Verarbeitung geht im weitesten Sinne in Ordnung, trotzdem lassen sich schlecht entgratete Stellen in Bereichen feststellen, die man nicht tagtäglich berührt.
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Die Bedienung geht flüssig, wirkt aber durch die umfangreichen Untermenüs anfangs etwas unübersichtlich. Es gibt noch haptische Schnellwahltasten für die Lautstärkeregelung oder den Sprung ins Klimabedienmenü. Tasten für die Temperaturregelung fehlen allerdings. Diese muss ebenso wie die Sitzheizung per Touch bedient werden. Immerhin gibt es die Möglichkeit, die rechten Tasten am Lenkrad mit der Bedienung der Klimaanlage zu belegen.
In der höchsten Ausstattungsvariante "Luxury" gibt es sogar eine 360-Grad-Außenkamera, die beim Manövrieren auf engem Raum von Vorteil ist.
Dringend nachbessern sollte MG beim Navigationssystem. Die Routenführung wurde auf der ersten Testfahrt an Kreuzungen regelmäßig neu berechnet, obwohl man in die richtige Straße abgebogen ist. Ständig glaubte das Auto, die Abzweigung verpasst zu haben. Gleichzeitig verlieren sich die Entwickler in 3D-Modellen wichtiger Gebäude. Hier stand wohl mehr die Optik als die Funktion im Vordergrund.
Die Suche nach der perfekten Sitzposition braucht ein paar Anläufe, denn leider lässt sich das Lenkrad nur in der Höhe, nicht aber in der Tiefe verstellen.
Hinten eng, aber großer Kofferraum
Das Lenkrad liegt gut in der Hand, darauf befinden sich Tasten für die Bedienung der Assistenten und der Multimediafunktionen. Pfiffig: Über eine Kurzwahltaste lässt sich die Klimaanlage vom Lenkrad aus bedienen, alternativ geht das nämlich nur über den Zentralbildschirm.
Die Sitze sind für das Segment in Ordnung, bieten aber wenig Verstellmöglichkeiten. Dass der Sitzkomfort auf längeren Strecken eher mäßig ausfällt, liegt nicht zuletzt daran, dass das Sitzpolster im Übergang zur Lehne eine leichte Keilform hat.
Im Fond bekommen großgewachsene Menschen wenig Freiraum zugesprochen. Selbst bei 1,80 Metern Körpergröße kommt der Kopf dem Dachhimmel ziemliche nahe und auch die Knie- sowie Fußfreiheit zum Sitz ist nicht gerade üppig. Im ADAC Test zeigt sich, dass die zweite Reihe für Menschen über 1,90 Meter nicht geeignet ist.
Im Fond gibt es die klassenüblichen zwei Außenplätze mit ausgeformten Bänken und einen etwas engeren in der Mitte. Der Kofferraum schluckt im Normalzustand im Test 240 Liter und liegt damit im Wettbewerbsvergleich eher im oberen Bereich. Gleiches gilt für die Länge des MG3 von 4,11 Metern. Zum Vergleich: Ein VW Polo ist 4,07 Meter lang.
Wirklich unglücklich ist allerdings die Tatsache, dass sich die Rückbank nur komplett umlegen und sich nicht teilen lässt. Wer etwas größere Dinge transportieren will, fährt daher maximal zu zweit.
So fährt der MG3 Hybrid
Und wie fährt sich der MG3? Die ersten Meter in der Stadt zeigt schon mal eine Stärke des MG3: Der Kleinwagen fährt sehr zügig an. Zwar ist beim Beschleunigen aus dem Stand ein leichtes Rupfen im Antrieb zu vernehmen, das aber nach den ersten Metern verschwindet. Doch beim Ampelstart sprintet der Kleinwagen regelrecht los! Dabei nutzt der Antrieb in erster Linie den Elektromotor, erst bei etwas mehr Druck auf das Gaspedal schaltet sich der Benziner dazu.
Der elektrische Fahranteil im Stadtverkehr ist angenehm hoch. Solange genug Strom in der 1,83 kWh großen Batterie ist, hat der Verbrenner eine längere Pause. Ist der Akku aber leer, wird dem Antrieb spürbar der Elan genommen.
Federung zum Teil holprig
Der sportlichen Gangart entsprechend haben die Ingenieure auf ein recht straffes, aber teilweise ungeschliffenes Fahrwerk gesetzt. Im Stadtverkehr federt der MG zwar grundsätzlich ordentlich, kurz aufeinanderfolgende Einzelhindernisse gibt der MG aber direkt an die Insassen weiter und poltert selbst über kleinste Fahrbahnreparaturen hörbar hinweg. Das ist schade, denn gerade in urbanen Regionen, wo sich Schlaglöcher und andere Straßenschäden besonders häufig finden, sollte der Kleinwagen besonders gut zurechtkommen.
Anders sieht es auf der Landstraße aus. Liegen die Unebenheiten weiter auseinander, arbeiten Federn und Dämpfer geschmeidiger. Zusammen mit dem kräftigen Antrieb und der angenehm direkten Lenkung werden die sportlichen Ambitionen des Hybriden deutlich.
Das Handling ist in Ordnung, allerdings neigt der MG3 Hybrid+ in engen Kurven zum Untersteuern. Mit Wankbewegungen in Kurven hält sich der Chinese angenehm zurück, aber schnelle Lastwechsel lassen ihn spürbar aufschaukeln.
Das macht sich auch beim ADAC Ausweichtest bemerkbar. Die indifferente und gefühllose Lenkung erschwert dem MG3 den Ausweichweichvorgang, immerhin verhärtet sie nicht. Das Heck bleibt beim Ausweichen stabil, das ESP regelt zielgerichtet, bremst aber deutlich ein.
An Dämmung gespart
Beim Zwischenspurt entfaltet der Antrieb seine Kraft richtig flott. Zwar heult der 1,5-Liter-Benziner hörbar auf, was aber im Vergleich zu anderen Hybriden nicht als unangenehm empfunden wird. Sobald die Dreigangautomatik den nächsten Gang einlegt, folgt allerdings eine spürbare Zugkraftunterbrechung. Im Alltag ist die kurze Pause kein Thema, anfangs findet man sie aber ungewohnt.
Das Geräuschniveau des MG3 ist für einen Kleinwagen angemessen, obwohl an der Dämmung gespart wurde, wie die bei zunehmender Geschwindigkeit hörbar zeigt. Im Stadtverkehr spielt das aber keine Rolle. Die Windgeräusche auf der Autobahn sind ähnlich einzustufen. Sie sind zwar vorhanden, sollten aber den größten Teil der Kundschaft nicht sonderlich stören.
Assistenzsysteme nicht perfekt
Schon in der Basisversion rollt der Kleinwagen mit einer Vielzahl von Assistenzsystemen vom Band. Leider funktionieren diese nicht immer wie gewünscht. Alle Helfer sind unter dem Menüpunkt "MG Pilot" zusammengefasst und im Prinzip auch aus dem MG4 bekannt.
Viele der Systeme lassen sich in Abstufungen aktivieren, so auch der Spurhalteassistent. Der reagiert in der stärksten Einstellung recht nervös, wenn der Kleinwagen auf der Landstraße in Richtung Fahrbahnrand zieht. Bei der ersten Testfahrt drängte der Assistent den MG3 bei Gegenverkehr einmal sogar gefährlich weit in die Mitte, bei mittlerer Einstellung war ein Lenkmoment zu spüren, der Lenkeingriff selbst fiel aber deutlich sanfter und damit angenehmer aus.
Auch die adaptive Tempomatfunktion inklusive Spurhalteassistent erwies sich als ungeschliffen. Auf der Autobahn pendelt der Kleinwagen innerhalb der Fahrspur und findet keinen geraden Kurs.
Der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug ist mehr als vorsichtig gewählt und bei wechselndem Vordermann kommt der Assistent gerne mal durcheinander. Erst registriert die Sensorik, dass das vorausfahrende Fahrzeug ausgeschert ist, gibt leicht Gas, bremst dann wegen des geringen Abstands zum nächsten Fahrzeug ab, um dann aus dem Nichts stark zu beschleunigen.
Ohne den Bremseingriff des Redakteurs wäre der MG3 wohl auf den Vordermann aufgefahren. Ein No-Go. Beim MG3 sollte der Fahrer oder die Fahrerin also immer auf der Hut sein und sich nicht zu sehr auf die Elektronik verlassen.
MG-Kleinwagen: Hybrid statt Elektro
Beim Antrieb verzichtet der MG3 Hybrid+, wie das Modell vollständig heißt, auf den von seinen größeren Modellen bekannten reinen Elektroantrieb. Stattdessen gibt es zunächst einen Vollhybrid, bestehend aus einem 1,5-Liter-Benziner mit 75 kW/102 PS und einem 100 kW/136 PS starken E-Motor, der auf kurzen Strecken auch allein den Vortrieb übernehmen kann. Die 1,83 kWh große Batterie reicht aber nur für wenige Kilometer rein elektrische Fahrt.
Hauptaufgabe des E-Motors ist die des Sparhelfers für den Verbrenner – und die eines Fahrleistungs-Boosters, schließlich stehen in Kombination für einen Kleinwagen sehr üppige 143 kW/194 PS zur Verfügung.
Rund acht Sekunden sollen bei der Beschleunigung aus dem Stand vergehen, bis Tempo 100 erreicht ist. Für den Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h – wichtig beim Überholen – schafft der Chinese im ADAC Test in 5,8 Sekunden. Dabei genehmigt sich der Kleinwagen 5,3 Liter Super auf 100 Kilometer im ADAC Ecotest. Neben dem Hybrid soll es später auch einen reinen Benziner geben.
Preise beginnen unter 20.000 Euro
MG bietet den MG3 Hybrid+ in Deutschland ab 19.990 Euro an. Dafür gibt es serienmäßig eine Rückfahrkamera, DAB+ Radio und die bereits erwähnten Smartphone-Schnittstellen. Ab 21.490 Euro bekommt der MG3 in der Ausstattung "Comfort" 16-Zoll-Leichtmetallräder, ein besseres Audiosystem und Luftausströmer für den Fond. Sitzheizung vorne gibt es erst ab der Topversion "Luxury". Für 23.990 Euro ziehen LED-Scheinwerfer, beheizbares Lenkrad, Keyless Entry und 360-Grad-Rundumsicht ein.
Einziger Aufpreisposten für alle Ausstattungen ist eine andere Farbe. Serienmäßig ist der Chinese immer weiß, andere Farben kosten jeweils 650 Euro Aufpreis.
Fazit
Der MG3 ist eine günstige Alternative zu den Hybridmodellen von Toyota, Renault und Co., ist aber nicht frei von Schwächen. Der Antrieb und vor allem die Assistenzsysteme bräuchten noch Feinschliff.
Das gefällt im Test: Für Kleinwagen hohe Sitzposition, recht großer Kofferraum, kräftige Fahrleistungen, attraktiver Preis.
Hier ist noch Luft nach oben: Einfache Materialqualität, schlechte Innenraumvariabilität, ungeschliffene Fahrassistenzsysteme, teils unharmonischer Antrieb, kein zuverlässiger Einklemmschutz der elektrischen Fensterheber.
Lesen Sie hier den ausführlichen ADAC Test zum MG3 Hybrid+ Luxury als PDF
MG3 Hybrid+: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | MG MG3 1.5 Hybrid+ Luxury Automatik (ab 05/24) |
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Motorart | Voll-Hybrid |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.490 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 143 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 194 |
Drehmoment (Systemleistung) | n.b. |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 6.000 U/min |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 8,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 100 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 4,4 l/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 1,8 |
Kofferraumvolumen normal | 293 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | n.b. |
Leergewicht (EU) | 1.285 kg |
Zuladung | 448 kg |
Anhängelast ungebremst | 500 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 500 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 7 Jahre oder 150.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.113 mm x 1.797 mm x 1.502 mm |
Grundpreis | 23.990 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | MG3 Hybrid+ Luxury |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 3,9 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 37,6 m |
Wendekreis | 10,9 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 5,3 l Super/100 km, 146 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** |
Reichweite | 675 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 68,8 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1306 / 460 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 240 / 605 / 1025 l |
ADAC Testergebnisse
ADAC Testergebnis | MG MG3 1.5 Hybrid+ Luxury Automatik (ab 05/24) |
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Karosserie/Kofferraum | 3,2 |
Innenraum | 3,2 |
Komfort | 3,2 |
Motor/Antrieb | 2,2 |
Fahreigenschaften | 3,3 |
Sicherheit | 2,6 |
Umwelt/EcoTest | 1,8 |
Gesamtnote | 2,6 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
Text mit Material von SP-X.
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