Immer mehr Autofahrer entscheiden sich für Ganzjahresreifen. Doch ist das wirklich eine gute Idee? Nicht in jedem Fall, wie der aktuelle ADAC Ganzjahresreifentest in der Größe 225/45 R17 zeigt. Neben einigen Durchfallern gibt es aber auch sehr erfreuliche Ergebnisse. 16 Reifen im Sommer- und Wintertest Vier Ganzjahresreifen mit "gut" bewertet Große Unterschiede beim Bremsweg 16 Ganzjahresreifen im Test Versprechen sollte man halten. Was im Zwischenmenschlichen gilt, trifft auch auf Produkte zu. Wird ein Reifen als "Ganzjahresreifen" verkauft, suggeriert er, unter allen Bedingungen gute Dienste zu leisten. Reicht es also, einfach irgendeinen Reifen dieser Gattung zu kaufen und man ist stets sicher unterwegs? Können Ganzjahresreifen ihr Produktversprechen halten? Leider nicht immer. Die Streuung ist groß, wie der aktuelle ADAC Test in der Dimension 225/45 R17 zeigt. Von 16 getesteten Reifenmodellen fallen vier mit "mangelhaft" komplett durch, weitere vier schneiden nur mit "ausreichend" ab und sind daher ebenfalls nicht zu empfehlen. Aber, und das ist die gute Nachricht: Wurde beim Ganzjahresreifentest vor einem Jahr (2024) erstmals (nur) ein Reifen mit "gut" bewertet, sind es diesmal sogar vier. Das zeigt, dass man sich nicht mehr wie früher zwingend auf einen rollenden Kompromiss einlassen muss, sondern es durchaus auch Alleskönner gibt. Hier sind die Ergebnisse. Testergebnisse Ganzjahresreifen 225/45 R17 16 Reifen wurden unter sommerlichen und winterlichen Bedingungen und auch bei Nässe auf verschiedenen Prüfgeländen getestet. Klicken Sie auf das gewünschte Modell in der Tabelle und Sie erhalten die Detailbewertungen. Goodyear und Continental vorn Mit einer Gesamtnote von 2,3 liegen der Goodyear Vector 4Seasons Gen-3 sowie der Continental AllSeasonContact 2 vorn, gefolgt von zwei weiteren guten Reifen, dem Pirelli Cinturato All Season SF 3 und dem Bridgestone Turanza All Season 6 (jeweils Note 2,5). Was alle vier eint: Sie schaffen es, den grundsätzlichen Zielkonflikt zwischen gutem Grip im Sommer bei hohen Temperaturen und dem im Winter auf Eis und Schnee bei niedrigen Temperaturen gut aufzulösen. Dem Conti gelingt es als einzigem Reifen im Test sowohl bei der Bewertung zur Fahrsicherheit als auch zur Umweltbilanz – das sind die beiden großen Säulen des ADAC Reifentests – ein "gut" zu erzielen. Schwächen leistet er sich weder auf trockener noch auf nasser Fahrbahn, und auch seine Wintertauglichkeit konnte die ADAC Tester überzeugen. Der Reifen von Goodyear liegt zwar im Endergebnis gleichauf mit dem Conti-Pneu, wirkt bei sommerlichen Temperaturen aber nicht ganz so präzise. Genügend Sicherheitsreserven hat aber auch er und punktet besonders beim Bremsen und Handling auf nasser Straße sowie bei der Umweltbilanz (Note 1,6). Aber auch mit dem Pirelli Cinturato und dem Bridgestone Turanza ist man sicher unterwegs, leicht Federn lassen beide lediglich auf winterlicher Fahrbahn. Nasse Fahrbahn oft ein Problem Dass es nicht alle Hersteller hinbekommen, so ausgewogene Ganzjahresreifen herzustellen, zeigt der Blick auf die teils alarmierend langen Bremswege. In der folgenden Grafik wurde exemplarisch der Bremsweg aus 80 km/h bis zum Stillstand dargestellt. Zwischen dem besten Reifen (Continental) und dem schlechtesten (Arivo Carlorful A/S) liegen stolze 11,3 Meter! Heißt: Steht das mit dem Conti bereifte Fahrzeug bereits, prallt das mit dem Arivo-Reifen bestückte Auto noch mit "flotten" 41 km/h auf ein potentielles Hindernis. Mit entsprechenden Folgen. No-Name-Reifen schneiden schlecht ab Der preiswerte, in China produzierte Arivo Carlorful A/S gesellt sich zu einer ganzen Reihe weiterer No-Name-Reifen im Testfeld. Doch ganz gleich ob sie so klingende Namen wie Petlas Multi Action PT565, CST Medalion All Season ACP1 oder technische wie APlus AS909 haben – merken braucht man sich die vornehmlich im Internet kaufbaren Billigreifen wirklich nicht. Alle vier sind "mangelhaft" und daher nicht zu empfehlen. Schlechte Bremswege sind zwar schon Grund genug, von diesen Reifen abzuraten. Doch auch andere Anforderungen an einen guten Reifen erfüllen sie nicht annähernd. Wenn auf winterlicher Fahrbahn (CST und Petlas) oder auf nasser Straße (Arivo und APlus) der Halt fehlt, sind sie als "Ganzjahresreifen" schlicht ungeeignet. Auch Markenreifen teils nur "ausreichend" Eine bekannte Marke alleine ist trotz allem kein Garant dafür, ein gutes Produkt zu bekommen. Mit lediglich "ausreichend" schneidet Continentals Budget-Marke Barum mit dem Quartaris 5 ab (Note 3,9) und ist damit nicht empfehlenswert. Fließt in den Preiswert-Ableger nicht so viel Entwicklungsgeld wie für die Premium-Marke Continental? Offensichtlich, sonst könnte man sich die schlechte Performance besonders auf trockener Fahrbahn nicht erklären. Doch auch der Vredestein Quatrac Pro+ sowie der Nexen N'Blue 4Season 2 enttäuschen – und sie sind schließlich keine No-Names wie der ebenfalls nur ausreichend getestete Superia Ecoblue2 4S. Von ihnen hätte man sich mehr erwartet. Die empfehlenswerten Reifen Neben den vier "gut" getesteten Reifen (siehe oben), können vier "befriedigende" Reifen empfohlen werden: Michelin Crossclimate 2 (Note 2,7), Dunlop All Season 2 (Note 2,9), BFGoodrich Advantage All-Season (Note 2,9) und Viking FourTech Plus (Note 3,0) haben ihre spezifischen Stärken und Schwächen. Bei der Wahl des Reifens kommt es darauf an, auf was man am meisten Wert legt. Michelin, Dunlop und BFGoodrich haben ihre Stärken auf winterlicher Fahrbahn, der Dunlop ist zudem noch bei den Umwelteigenschaften top. Der Viking ist in keinem Bereich besonders gut oder schlecht, so dass bei ihm der Preis entscheiden könnte. Große Unterschiede bei der Laufleistung Große Differenzen zeigen sich bei der Laufleistung. So hält der Goodyear voraussichtlich rund 68.000 Kilometer, bis sein Profil abgefahren ist und schlägt damit alle anderen Testkandidaten deutlich. Um diese Laufleistung zu erreichen, bräuchte man zwei Sätze vom Superia Ecoblue2 4S – billig gekauft heißt also noch lange nicht, dass man auch wirklich spart. Fazit Es gibt gute Nachrichten für alle, die sich das lästige Räderwechseln im Frühjahr und im Herbst ersparen und auf Ganzjahresreifen umstellen wollen: Die Auswahl an guten Reifen und damit an echten Alternativen zu den Winter- und Sommerspezialisten wird größer. Dass gleich vier Modelle mit gut bewertet werden und vier weitere mit "befriedigend" ebenfalls zu empfehlen sind, war noch vor einigen Jahren nicht denkbar. Offensichtlich haben auch die Hersteller den Trend zum Ganzjahresreifen erkannt und stecken mehr Aufwand in die Entwicklung. Für alle Modelle gilt das leider nicht: 50 Prozent der getesteten Reifen sind immer noch nicht empfehlenswert. Auf diese Autos passt 225/45 R17 Die getestete Reifengröße 225/45 R17 passt auf eine Vielzahl von Modellen vornehmlich aus der Kompaktklasse. Das Spektrum reicht von der Mercedes A-Klasse über den Hyundai i30, den Peugeot 308 und den Seat Leon bis zum Opel Meriva, Škoda Octavia und Toyota Corolla. Und natürlich ist sie auch für den VW Golf geeignet, auf dem die Ganzjahresreifen getestet wurden. Welche Größe für Ihr Fahrzeug zugelassen ist, lässt sich in Ihrer Zulassungsbescheinigung Teil I (ehemals Fahrzeugschein) und im CoC-Papier ersehen. Lieber doch einen Sommer- oder Winterreifen oder Sie benötigen eine andere Größe? Hier können Sie die aktuellen Testergebnisse nachlesen: ADAC Sommerreifentests ADAC Winterreifentests ADAC Ganzjahresreifentests ADAC Empfehlungen Achten Sie auf Ihr Fahrprofil. Fahren Sie häufig und viel auf der Autobahn und/oder bei hohen Temperaturen und hoher Beladung (z.B. Sommerurlaub), sind Sie mit klassischen Sommer- und Winterreifen in der Regel besser beraten. Fahren Sie dagegen hauptsächlich auf Bundesstraßen und nur gelegentlich Autobahn und legen nicht allergrößten Wert auf Präzision und Rückmeldung am Lenkrad, finden sich auch geeignete und empfehlenswerte Ganzjahresreifen. Verwenden Sie immer vier Reifen des gleichen Modells und Typs. Überprüfen Sie regelmäßig den Reifendruck. Erhöhen Sie bei schwerer Ladung den Reifendruck entsprechend den Vorgaben des Fahrzeugherstellers in der Bedienungsanleitung. Montieren Sie bei unterschiedlicher Profiltiefe die besseren Reifen auf die Hinterachse, da diese durch ihr Seitenführungspotenzial die Fahrstabilität insbesondere bei Kurvenfahrt bestimmt. Winterreifen und Ganzjahresreifen sollten ab einer Profiltiefe von weniger als 4 Millimeter zugunsten der Fahrsicherheit getauscht werden, damit Sie im Falle von Aquaplaning noch eine Sicherheitsreserve haben. Verlassen Sie sich beim Kauf nicht auf das EU-Reifenlabel – die Tests zeigen, dass das Label nicht die Gesamtperformance auf Nässe widerspiegeln muss. Kaufen Sie keine neuen Reifen, die älter als drei Jahre sind. Auskunft über das Herstellungsdatum der Reifen gibt Ihnen die DOT-Angabe. Gewichtung, Testkriterien, Methodik Umweltschutz ist auch bei der Mobilität ein wichtiges Thema. Deshalb spielen bei den ADAC Reifentests nicht nur Fahrsicherheit und Wirtschaftlichkeit, sondern auch Nachhaltigkeits-Gesichtspunkte eine Rolle. Die Details zum Bewertungsschema werden in den Klappelementen erklärt. Test und fachliche Beratung: Martin Brand, Andreas Müller, ADAC Technik Zentrum Hier finden Sie alle aktuellen Reifentests des ADAC.