Ganzjahresreifen 225/45 R17 im Test: Von gut bis miserabel

ein VW Golf fährt neben einer aufgereihten Reihe von Reifen
Die vom ADAC getesteten Ganzjahresreifen müssen sich im Sommer (Bild auf Teststrecke) wie im Winter bewähren© ADAC/Marc Wittkowski

Immer mehr Autofahrer entscheiden sich für Ganzjahresreifen. Doch ist das wirklich eine gute Idee? Nicht in jedem Fall, wie der aktuelle ADAC Ganzjahresreifentest in der Größe 225/45 R17 zeigt. Neben einigen Durchfallern gibt es aber auch sehr erfreuliche Ergebnisse.

  • 16 Reifen im Sommer- und Wintertest

  • Vier Ganzjahresreifen mit "gut" bewertet

  • Große Unterschiede beim Bremsweg

16 Ganzjahresreifen im Test

Frontansicht eines VW Golfs während dem Winterreifentest in Ivalo, Finnland
Tests im verschneiten Finnland: Auch unter diesen Bedingungen muss ein Ganzjahresreifen funktionieren© ADAC/Marc Wittkowski

Versprechen sollte man halten. Was im Zwischenmenschlichen gilt, trifft auch auf Produkte zu. Wird ein Reifen als "Ganzjahresreifen" verkauft, suggeriert er, unter allen Bedingungen gute Dienste zu leisten. Reicht es also, einfach irgendeinen Reifen dieser Gattung zu kaufen und man ist stets sicher unterwegs? Können Ganzjahresreifen ihr Produktversprechen halten?

Leider nicht immer. Die Streuung ist groß, wie der aktuelle ADAC Test in der Dimension 225/45 R17 zeigt. Von 16 getesteten Reifenmodellen fallen vier mit "mangelhaft" komplett durch, weitere vier schneiden nur mit "ausreichend" ab und sind daher ebenfalls nicht zu empfehlen.

Aber, und das ist die gute Nachricht: Wurde beim Ganzjahresreifentest vor einem Jahr (2024) erstmals (nur) ein Reifen mit "gut" bewertet, sind es diesmal sogar vier. Das zeigt, dass man sich nicht mehr wie früher zwingend auf einen rollenden Kompromiss einlassen muss, sondern es durchaus auch Alleskönner gibt. Hier sind die Ergebnisse.

Testergebnisse Ganzjahresreifen 225/45 R17

16 Reifen wurden unter sommerlichen und winterlichen Bedingungen und auch bei Nässe auf verschiedenen Prüfgeländen getestet. Klicken Sie auf das gewünschte Modell in der Tabelle und Sie erhalten die Detailbewertungen.

Hersteller/ModellPreis in EuroADAC UrteilFahrsicherheitUmweltbilanzzum Vergleich hinzufügen
Goodyear Vector 4Seasons Gen-3
135
2,3
2,6
1,6
Continental AllSeasonContact 2
135
2,3
2,4
2,2
Pirelli Cinturato All Season SF3
127
2,5
2,6
2,2
Bridgestone Turanza All Season 6
126
2,5
2,6
2,4
Michelin Crossclimate 2
145
2,7
3,0
2,1
Dunlop All Season 2
123
2,9
3,4
1,6
BFGoodrich Advantage All-Season
129
2,9
3,0
2,6
Viking FourTech Plus
k.A.
3,0
3,3
2,3
Vredestein Quatrac Pro+
121
3,8
3,8
2,7
Barum Quartaris 5
107
3,9
3,9
2,4
Nexen N´Blue 4Season 2
104
3,9
3,9
2,6
Superia Ecoblue2 4S
83
3,9
3,9
3,2
CST Medallion All Season ACP1
81
4,8
4,81
2,8
APlus AS909
84
4,9
4,91
1,9
Arivo Carlorful A/S
72
5,5
5,51
2,4
Petlas Multi Action PT565
97
5,5
5,51
2,5
  1. 1 · Note führt zur Abwertung der Gesamtnote

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

© ADAC e.V.

Goodyear und Continental vorn

Ein VW Golf fährt während einem Reifentest in einer Steilkurve
Fahrt in der Steilkurve: Ein Teil der Tests findet auf dem Contidrom in Hannover statt© ADAC/Marc Wittkowski

Mit einer Gesamtnote von 2,3 liegen der Goodyear Vector 4Seasons Gen-3 sowie der Continental AllSeasonContact 2 vorn, gefolgt von zwei weiteren guten Reifen, dem Pirelli Cinturato All Season SF 3 und dem Bridgestone Turanza All Season 6 (jeweils Note 2,5).

Was alle vier eint: Sie schaffen es, den grundsätzlichen Zielkonflikt zwischen gutem Grip im Sommer bei hohen Temperaturen und dem im Winter auf Eis und Schnee bei niedrigen Temperaturen gut aufzulösen.

Dem Conti gelingt es als einzigem Reifen im Test sowohl bei der Bewertung zur Fahrsicherheit als auch zur Umweltbilanz – das sind die beiden großen Säulen des ADAC Reifentests – ein "gut" zu erzielen. Schwächen leistet er sich weder auf trockener noch auf nasser Fahrbahn, und auch seine Wintertauglichkeit konnte die ADAC Tester überzeugen.

Der Reifen von Goodyear liegt zwar im Endergebnis gleichauf mit dem Conti-Pneu, wirkt bei sommerlichen Temperaturen aber nicht ganz so präzise. Genügend Sicherheitsreserven hat aber auch er und punktet besonders beim Bremsen und Handling auf nasser Straße sowie bei der Umweltbilanz (Note 1,6). Aber auch mit dem Pirelli Cinturato und dem Bridgestone Turanza ist man sicher unterwegs, leicht Federn lassen beide lediglich auf winterlicher Fahrbahn.

Nasse Fahrbahn oft ein Problem

Ein VW Golf fährt auf einer nassen Fahrbahn während einem Reifentest im Contidrom in Hannover
Tests auf nasser Fahrbahn: Für einige Reifen ein Problem© ADAC/Marc Wittkowski

Dass es nicht alle Hersteller hinbekommen, so ausgewogene Ganzjahresreifen herzustellen, zeigt der Blick auf die teils alarmierend langen Bremswege. In der folgenden Grafik wurde exemplarisch der Bremsweg aus 80 km/h bis zum Stillstand dargestellt.

Zwischen dem besten Reifen (Continental) und dem schlechtesten (Arivo Carlorful A/S) liegen stolze 11,3 Meter! Heißt: Steht das mit dem Conti bereifte Fahrzeug bereits, prallt das mit dem Arivo-Reifen bestückte Auto noch mit "flotten" 41 km/h auf ein potentielles Hindernis. Mit entsprechenden Folgen.

No-Name-Reifen schneiden schlecht ab

Hecktansicht eines VW Golf der bei einem Reifentest vor einer Garage steht
Rund und schwarz sind sie alle – aber nicht gleich gut. Ganzjahresreifen im Test© ADAC/Marc Wittkowski

Der preiswerte, in China produzierte Arivo gesellt sich zu einer ganzen Reihe weiterer No-Name-Reifen im Testfeld. Doch ganz gleich ob sie so klingende Namen wie Petlas Multi Action PT565, CST Medalion All Season ACP1 oder technische wie APlus AS909 haben – merken braucht man sich die vornehmlich im Internet kaufbaren Billigreifen wirklich nicht. Alle vier sind "mangelhaft" und daher nicht zu empfehlen.

Schlechte Bremswege sind zwar schon Grund genug, von diesen Reifen abzuraten. Doch auch andere Anforderungen an einen guten Reifen erfüllen sie nicht annähernd. Wenn auf winterlicher Fahrbahn (CST und Petlas) oder auf nasser Straße (Arivo und APlus) der Halt fehlt, sind sie als "Ganzjahresreifen" schlicht ungeeignet.

Auch Markenreifen teils nur "ausreichend"

Eine bekannte Marke alleine ist trotz allem kein Garant dafür, ein gutes Produkt zu bekommen. Mit lediglich "ausreichend" schneidet Continentals Budget-Marke Barum mit dem Quartaris 5 ab (Note 3,9) und ist damit nicht empfehlenswert. Fließt in den Preiswert-Ableger nicht so viel Entwicklungsgeld wie für die Premium-Marke Continental? Offensichtlich, sonst könnte man sich die schlechte Performance besonders auf trockener Fahrbahn nicht erklären.

Doch auch der Vredestein Quatrac Pro+ sowie der Nexen N'Blue 4Season 2 enttäuschen – und sie sind schließlich keine No-Names wie der ebenfalls nur ausreichend getestete Superia Ecoblue2 4S. Von ihnen hätte man sich mehr erwartet.

Die empfehlenswerten Reifen

Ein ADAC Testingenieur sitzt in einem VW Golf und wertet Daten auf einem Tablet aus
ADAC Testingenieur Andreas Müller wertet die Ergebnisse aus© ADAC/Marc Wittkowski

Neben den vier "gut" getesteten Reifen (siehe oben), können vier "befriedigende" Reifen empfohlen werden: Michelin Crossclimate 2 (Note 2,7), Dunlop All Season 2 (Note 2,9), BFGoodrich Advantage All-Season (Note 2,9) und Viking FourTech Plus (Note 3,0) haben ihre spezifischen Stärken und Schwächen.

Bei der Wahl des Reifens kommt es darauf an, auf was man am meisten Wert legt. Michelin, Dunlop und BFGoodrich haben ihre Stärken auf winterlicher Fahrbahn, der Dunlop ist zudem noch bei den Umwelteigenschaften top. Der Viking ist in keinem Bereich besonders gut oder schlecht, so dass bei ihm der Preis entscheiden könnte.

Große Unterschiede bei der Laufleistung

Große Differenzen zeigen sich bei der Laufleistung. So hält der Goodyear voraussichtlich rund 68.000 Kilometer, bis sein Profil abgefahren ist und schlägt damit alle anderen Testkandidaten deutlich. Um diese Laufleistung zu erreichen, bräuchte man zwei Sätze vom Superia Ecoblue2 4S – billig gekauft heißt also noch lange nicht, dass man auch wirklich spart.

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Fazit

Es gibt gute Nachrichten für alle, die sich das lästige Räderwechseln im Frühjahr und im Herbst ersparen und auf Ganzjahresreifen umstellen wollen: Die Auswahl an guten Reifen und damit an echten Alternativen zu den Winter- und Sommerspezialisten wird größer. Dass gleich vier Modelle mit gut bewertet werden und vier weitere mit "befriedigend" ebenfalls zu empfehlen sind, war noch vor einigen Jahren nicht denkbar.

Offensichtlich haben auch die Hersteller den Trend zum Ganzjahresreifen erkannt und stecken mehr Aufwand in die Entwicklung. Für alle Modelle gilt das leider nicht: 50 Prozent der getesteten Reifen sind immer noch nicht empfehlenswert.

Auf diese Autos passt 225/45 R17 

Ein Mechaniker beim Reifenwechsel während eines Reifentests
Die getestete Dimension passt auf den VW Golf und auf viele weitere Modelle der Kompakt- und Mittelklasse© ADAC/Marc Wittkowski

Die getestete Reifengröße 225/45 R17 passt auf eine Vielzahl von Modellen vornehmlich aus der Kompaktklasse. Das Spektrum reicht von der Mercedes A-Klasse über den Hyundai i30, den Peugeot 308 und den Seat Leon bis zum Opel Meriva, Škoda Octavia und Toyota Corolla.

Und natürlich ist sie auch für den VW Golf geeignet, auf dem die Ganzjahresreifen getestet wurden. Welche Größe für Ihr Fahrzeug zugelassen ist, lässt sich in Ihrer Zulassungsbescheinigung Teil I (ehemals Fahrzeugschein) und im CoC-Papier ersehen.

Lieber doch einen Sommer- oder Winterreifen oder Sie benötigen eine andere Größe? Hier können Sie die aktuellen Testergebnisse nachlesen:

ADAC Empfehlungen

  • Achten Sie auf Ihr Fahrprofil. Fahren Sie häufig und viel auf der Autobahn und/oder bei hohen Temperaturen und hoher Beladung (z.B. Sommerurlaub), sind Sie mit klassischen Sommer- und Winterreifen in der Regel besser beraten. Fahren Sie dagegen hauptsächlich auf Bundesstraßen und nur gelegentlich Autobahn und legen nicht allergrößten Wert auf Präzision und Rückmeldung am Lenkrad, finden sich auch geeignete und empfehlenswerte Ganzjahresreifen.

  • Verwenden Sie immer vier Reifen des gleichen Modells und Typs.

  • Überprüfen Sie regelmäßig den Reifendruck.

  • Erhöhen Sie bei schwerer Ladung den Reifendruck entsprechend den Vorgaben des Fahrzeugherstellers in der Bedienungsanleitung.

  • Montieren Sie bei unterschiedlicher Profiltiefe die besseren Reifen auf die Hinterachse, da diese durch ihr Seitenführungspotenzial die Fahrstabilität insbesondere bei Kurvenfahrt bestimmt.

  • Winterreifen und Ganzjahresreifen sollten ab einer Profiliefe von weniger als 4 Millimeter zugunsten der Fahrsicherheit getauscht werden, damit Sie im Falle von Aquaplaning noch eine Sicherheitsreserve haben.

  • Verlassen Sie sich beim Kauf nicht auf das EU-Reifenlabel – die Tests zeigen, dass das Label nicht die Gesamtperformance auf Nässe widerspiegeln muss.

  • Kaufen Sie keine neuen Reifen, die älter als drei Jahre sind. Auskunft über das Herstellungsdatum der Reifen gibt Ihnen die DOT-Angabe.

Gewichtung, Testkriterien, Methodik

Umweltschutz ist auch bei der Mobilität ein wichtiges Thema. Deshalb spielen bei den ADAC Reifentests nicht nur Fahrsicherheit und Wirtschaftlichkeit, sondern auch Nachhaltigkeits-Gesichtspunkte eine Rolle. Die Details zum Bewertungsschema werden in den Klappelementen erklärt.

Seit 2023 bildet sich das Gesamturteil zu 70 Prozent aus der Note für die Fahrsicherheit und zu 30 Prozent aus der Note für die Umweltbilanz. Damit werden neben den bislang schon relevanten Sicherheitseigenschaften auch die Reifeneigenschaften bewertet, die die Wirtschaftlichkeit und umfassend die Umwelt betreffen – inklusive der Aspekte der Nachhaltigkeit.

Sommerreifen:
Hauptkriterium Fahrsicherheit trockene Fahrbahn (40 %)
: Fahrkomfort, Fahrverhalten im Grenzbereich (jeweils 40 %), Bremsweg (20 %). Nasse Fahrbahn (60 %): Bremsweg (30 %), Aquaplaning längs (20 %), Aquaplaning quer (10 %), Handling (30 %), Kreis/Seitenführung (10 %)

Winterreifen:
Hauptkriterium Fahrsicherheit trockene Fahrbahn (30 %): Fahrverhalten, Fahrverhalten im Grenzbereich (jeweils 40 %), Bremsweg (20 %). Nasse Fahrbahn (40 %): Bremsweg (30 %), Aquaplaning längs (20 %), Aquaplaning quer (10 %), Handling (30 %), Kreis/Seitenführung (10 %). Winterliche Fahrbahn (30 %): Schnee: Bremsen (25 %), Traktion (15 %), Handling (40 %), Eis: Bremsen (20 %)

Ganzjahresreifen:
Hauptkriterium Fahrsicherheit trockene Fahrbahn (35 %): Fahrverhalten, Fahrverhalten im Grenzbereich (jeweils 40 %), Bremsweg (20 %). Nasse Fahrbahn (45 %): Bremsweg (30 %), Aquaplaning längs (20 %), Aquaplaning quer (10 %), Handling (30 %), Kreis/Seitenführung (10 %). Winterliche Fahrbahn (20 %): Schnee: Bremsen (25 %), Traktion (15 %), Handling (40 %), Eis: Bremsen (20 %)

Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen:
Hauptkriterium Umweltbilanz
: Laufleistung (40 %), Reifenabrieb (20 %), Effizienz 20 %: Reifengewicht, Kraftstoffverbrauch (jeweils 50 %), Geräusch (10 %): Innen- und Außengeräusch (jeweils 50 %). Die Note für Nachhaltigkeit (10 %) ergibt sich aus einem Bonus-/Malus-System für aktuell zehn Umweltaspekte (siehe "Testkriterien").

Bei Reifenmodellen, deren Noten in den einzelnen Kriterien wegen ausgeprägter Stärken und Schwächen stark unterschiedlich ausfallen, könnten sich trotz der schlechten Einzelbewertungen gute oder befriedigende Endbewertungen ergeben, wenn diese Endurteile allein aus den gewichteten Einzelnoten errechnet werden würden. Damit könnten Reifenmodelle trotz relevanter Schwächen im Ranking nach vorne gelangen. Wegen der Schwächen sind diese Reifen aus Sicht des ADAC allerdings nicht empfehlenswert.

Um diesen Effekt des Notenausgleichs zu begrenzen, hat der ADAC bei verschiedenen Kriterien sogenannte Durchschlageffekte eingeführt. Damit soll der erwähnten Ausgewogenheit Rechnung getragen werden. Erreicht ein Reifenmodell in dem jeweiligen Kriterium nicht eine festgelegte Mindestnote, so erhält dieses Kriterium eine Gewichtung von 100 Prozent, während alle anderen Kriterien in dieser Kriteriengruppe eine Gewichtung von 0 Prozent erhalten. Der Durchschlageffekt wird in einer Kriteriengruppe auf das Einzelkriterium mit der schlechtesten Bewertung angewendet.

  • Bei den beiden Hauptbewertungssäulen Fahrsicherheit und Umweltbilanz gilt: Ist mindestens eine der Noten in diesen Überkriterien 3,6 oder schlechter, so bildet die schlechteste Note das Endurteil.

  • In dem Hauptkriterium Fahrsicherheit gilt: Ist mindestens eine Note in den Kriterien "Trocken", "Nass", "Winter" (Winterreifentest) 2,6 oder schlechter, so gilt die schlechteste Note für das Überkriterium Fahrsicherheit.

  • In den Kriterien "Trocken", "Nass", evtl. "Winter" gilt: Ist mindestens eine Note in einem der Einzelkriterien 4,6 oder schlechter, also mangelhaft, so wird die schlechteste Note für das jeweils übergeordnete Kriterium (also "Trocken", "Nass", "Winter") übernommen. Damit schlägt dieses Urteil auch auf die Note für "Fahrsicherheit" durch.

  • In dem Hauptkriterium Umweltbilanz gilt für die Kriterien Laufleistung, Reifenabrieb und Effizienz: Sind eine oder mehrere Noten in diesen Kriterien 2,6 oder schlechter, also befriedigend, so gilt die schlechteste Note für das Überkriterium Umweltbilanz.

Fahrsicherheit

Trockene Fahrbahn

Fahrkomfort: allgemeines Fahrverhalten der Reifen unterhalb des kritischen Grenzbereichs wie z.B. Geradeauslauf, Lenkansprechverhalten, Seitenführung.

Fahrverhalten im Grenzbereich: Fahrverhalten im Grenzbereich wie z.B. Fahrspurwechsel, Kurvenstabilität.

Bremsweg: Bewertung des Bremswegs mit ABS aus 100 km/h.

Nasse Fahrbahn

Bremsweg: Bewertung des Bremswegs mit ABS aus 80 km/h auf Asphalt- und Betonfahrbahn.

Aquaplaning längs und quer: Beurteilung der Aufschwimmgeschwindigkeit bzw. des Seitenkraftaufbaus beim Auftreten von Aquaplaning. Wassertiefe: 7 bzw. 5 Millimeter.

Handling: schnellstmögliches Befahren (im Grenzbereich) eines dauerberegneten, kurvenreichen Handlingkurses durch zwei Testfahrer bzw. Testfahrerinnen. Messgröße: Rundenzeit und subjektive Beurteilung des Fahrverhaltens.

Kreisfahrt: schnellstmögliches Befahren einer dauerberegneten Kreisbahn auf Zeit.

Winterliche Fahrbahn (ausgenommen Sommerreifen)

Bremsweg Schnee: Bewertung des Bremswegs mit ABS aus 30 km/h auf festgefahrenem Schnee.

Beschleunigung: Bewertung der Traktionskraft bei niedrigen Geschwindigkeiten auf festgefahrenem Schnee.

Handling: schnellstmögliches Befahren (im Grenzbereich) eines schneebedeckten Handlingkurses durch zwei Testfahrer bzw. Testfahrerinnen. Messgröße: Rundenzeit und subjektive Beurteilung des Fahrverhaltens.

Bremsweg Eis: Bewertung des Bremswegs mit ABS aus 20 km/h auf einer polierten Eisbahn.

Umweltbilanz

Laufleistung

Konvoifahrten: Mit identischen Fahrzeugen über eine Strecke von ca. 15.000 Kilometer pro Reifen. Alle 2500 Kilometer Durchführung einer lasergestützten Vermessung der Profiltiefe über den gesamten Umfang des Reifens.

Prüfstandmessungen: Simulation der Konvoifahrt über eine Strecke von 5000 Kilometer. Laservermessung der Restprofiltiefe alle 1250 Kilometer.

Auswertung: Hochrechnung der verbleibenden Laufleistung bis zum Erreichen der gesetzlichen Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter.

Reifenabrieb

Gravimetrische Bestimmung der Menge des Gummiabriebs in mg/km/to (Milligramm pro Kilometer pro Fahrzeuggewicht in Tonnen) als Mittel eines Reifensatzes.

Effizienz

Reifengewicht: Fahrdynamischer Einfluss des Reifengewichtes im Sinne des Trägheitsmomentes der Räder beim Beschleunigen.

Kraftstoffverbrauch: Bestimmung der tatsächlichen Kraftstoffzuführung bei Fahrt mit konstanter Geschwindigkeit von 100 km/h (CAN-Bus-Abgriff).

Geräusche

Innengeräusch: Subjektive Beurteilung durch zwei Personen bei Ausrollversuchen eines Fahrzeugs zwischen 130 und 30 km/h auf Asphalt und Betonfahrbahn.

Außengeräusch: Geräuschmessung nach ISO 362 auf Asphalt gemäß ISO 10844 beim Vorbeirollen mit 80 km/h mit abgeschaltetem Motor.

Nachhaltigkeit

Ausgehend von einer Basisnote von 4,5 werden überwiegend Boni vergeben für folgende Kriterien:

  • Herstellungsland der Testreifen: Dies hat Auswirkungen auf die Länge der Lieferwege, Unterscheidung nach Europa und außerhalb von Europa

  • Zertifiziertes Umweltmanagement gemäß ISO 14001

  • Zertifiziertes Ökobilanz gemäß ISO 14025 und ISO 14040/44

  • Beteiligung an UN Global Compact

  • Mehrstufige Nachhaltigkeitszertifizierung entsprechend Ecovadis

  • Produktionsrückstände am Neureifen, die mit Beginn der Nutzung unkontrolliert in die Umwelt gelangen

  • Reifengewicht im Sinn des Materialeinsatzes

  • Testreifen wurde runderneuert

  • Hersteller bietet für Testreifen Rücknahmesystem an

  • Testreifen ermöglicht eine moderne berührungslose Identifikation an (Bsp. RFID)

Über die Auswahl der Produkte entscheidet das Testkonsortium. Die Reifenhersteller haben hierauf keinen Einfluss. Die zu testenden Reifendimensionen werden gemeinsam ausgewählt und festgelegt. Dabei spielen Kriterien wie Marktstärke oder Aktualität früherer Tests eine wichtige Rolle. Die Entscheidung basiert auf Mehrheitsbeschluss aller Testpartner. 

Auch die Auswahl der Reifenmodelle richtet sich nach den Verhältnissen am Markt. Ziel ist es, die gesamte Preisspanne von der Premiummarke bis zum günstigen Preissegment abzubilden. Da der Reifenmarkt zwischenzeitlich viele, teilweise wenig bekannte Marken umfasst, wird auch versucht, diese "neuen" Marken zu berücksichtigen. Bei begrenzten Testkapazitäten ergibt dies den Wegfall anderer, meist bekannterer Marken.

Bei der Produktauswahl werden nur Reifenmodelle berücksichtigt, deren EU-Reifenlabel in dem Kriterium "Nasshaftung" die Klasse "C" oder besser trägt. Damit soll vermieden werden, dass Reifen an dem Vergleichstest teilnehmen, die dem Anschein nach Mindestanforderung in diesem wichtigen Kriterium nicht erfüllen.

Durch den Einkaufsprozess wird sichergestellt, dass die getesteten Reifen dem Serienstand entsprechen. Es werden insgesamt 28 Reifen je Modell im freien Handel in kleineren Mengen bei bis zu fünf verschiedenen Händlern eingekauft. Durch die Verwendung mehrerer Reifensätze für dasselbe Testkriterium (z.B. Nassbremsen), die bei unterschiedlichen Händlern und teilweise zu unterschiedlichen Zeitpunkten gekauft wurden, kann überprüft werden, ob die Qualität einheitlich der Serie entspricht. Bestehen nur geringste Zweifel an einer einheitlichen Qualität einzelner Reifenmodelle, werden weitere Reifen verdeckt gekauft und Zusatztests durchgeführt.

In einem dritten Einkaufsschritt können kurz vor Veröffentlichung zusätzlich stichprobenweise Reifen gekauft und in den entscheidenden aussagekräftigen Kriterien nachgetestet werden. Wären Reifen für den Test gesondert gefertigt worden, würde dies auch durch diese Maßnahme sichtbar werden. Spätestens dann würden diese Reifenmodelle aus dem Test genommen werden. 

Es werden grundsätzlich nur Reifenmodelle getestet, die zum Einkaufszeitpunkt flächendeckend und allgemein erhältlich sind. Neue Reifenmodelle, die während der laufenden Tests am Markt eingeführt werden, können nicht berücksichtigt werden. 

Zu Beginn werden die Reifen einer Eingangsprüfung unterzogen. Hierbei werden die genauen Modellspezifikationen, die DOT- und/oder Produktionsnummern sowie die EU-Reifenlabeldaten erfasst. Den verschiedenen Reifenmodellen werden per Zufallsverfahren Produktzahlen zugeordnet, über die sie bis zum Testende identifiziert werden. Damit treten die Marken und Modellbezeichnungen für die weiteren Beurteilungen in den Hintergrund. Die Testreifen werden vor den eigentlichen Tests über Strecken von jeweils ca. 400 Kilometern eingefahren, um die endgültigen Produkteigenschaften zu gewährleisten. Dabei werden die Radpositionen der Reifen gewechselt.

  • Die Reifeneigenschaften auf trockenem Untergrund werden auf einem Testgelände der Firma Bridgestone in Italien und auf dem ADAC Prüfgelände in Penzing/Bayern durchgeführt.

  • Die Reifeneigenschaften auf nassen Untergründen sowie der Kraftstoffverbrauch und das Geräuschverhalten (beide auf trockenem Untergrund) werden derzeit auf einem Testgelände der Firma Continental in Deutschland durchgeführt.

  • Das Verschleißverhalten der Reifen wird mittels Straßenkonvoifahrten mit mehreren identischen Fahrzeugen in der Umgebung von Landsberg am Lech durchgeführt. Zudem erfolgen Tests auf einem Verschleißprüfstand der Firma Bridgestone. Diese Tests werden durch Quervergleiche in Straßenkonvoifahrten abgesichert.

  • Die Schneeprüfungen des Winter- und Ganzjahresreifentests werden auf einem herstellerunabhängigen Testgelände der Firma Testworld in Finnland durchgeführt.

  • Die Eisprüfungen des Winter- und Ganzjahresreifentests werden auf einer Eisteststrecke des Herstellers Continental durchgeführt.

Der ADAC unterstützt als eine der ersten Organisationen die Selbstverpflichtung "Gutes Testen" des Bundesministeriums der Justiz.

Umfassende Transparenz und Nachvollziehbarkeit sind bei den Testaktivitäten des Automobilclubs weiterhin von oberster Priorität. Deswegen gehört der ADAC zu den ersten Organisationen, die sich an einer neuen Initiative des Bundesministeriums der Justiz (BMJ) für mehr Transparenz bei Produkttests beteiligen. Der ADAC hat sich per Unterschrift verpflichtet, die vom damals noch als BMJV bezeichneten Justizministerium vorgelegten Regeln der guten fachlichen Praxis des Testens einzuhalten.

Testaktivitäten werden auch künftig unabhängig durchgeführt, die angewandte Methodik unter Bezug auf wissenschaftliche und rechtliche Grundlagen werden öffentlich gemacht. Den Anbietern der getesteten Produkte wird die Veröffentlichung vorab angekündigt. Schon heute informiert der ADAC als anerkannte Verbraucherschutzorganisation interessierte Bürgerinnen und Bürger zu jedem seiner unabhängigen Tests umfänglich und nachvollziehbar. Neben der Methodik werden beispielsweise Institute aufgeführt, mit denen der jeweilige Test durchgeführt wurde – ebenso wie Informationen zur doppelten externen Qualitätssicherung.

Das Testkonsortium entscheidet über die Produkte und die Testmethodik. Dieses Konsortium besteht aus vielen europäischen Automobilclubs und Verbraucherschutzorganisationen. Die Reifenhersteller sind nicht in diesem Konsortium. Die zu testenden Reifendimensionen werden im Konsortium diskutiert und festgelegt. Dabei spielen Kriterien wie Marktstärke oder Aktualität eines früheren Tests eine wichtige Rolle. Die Entscheidung fällt mit Mehrheitsbeschluss aller anwesenden Testpartner.

Die Testmethoden basieren auf jahrelangem Fach-Know-how des ADAC im Dienst der Sicherheit. Für Änderungen in der Testmethodik gibt es eine langfristige Zeitplanung, die ebenfalls bei jedem Meeting vorgestellt und besprochen wird. Auch hier entscheiden alle anwesenden Testpartner gemeinsam. Durch den Einkaufsprozess an verschiedenen Orten und ein Qualitätsmanagement wird sichergestellt, dass die getesteten Reifen dem Serienstand entsprechen. Es werden insgesamt 28 Reifen je Modell im öffentlichen Handel eingekauft.

Für den Reifentest gibt es einen Fachbeirat, in dem neben Expertinnen und Experten aus Universitäten, Forschungseinrichtungen und weiteren Organisationen auch Hersteller anwesend sind. Hier werden auch Testdesign und Kriterien vorgestellt. Ziel ist es, sich zum aktuellen Stand der Technik (Produktentwicklungen) und zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auszutauschen.

Zur Qualitätssicherung werden sowohl Subjektiv- als auch Objektivbewertungen mehrfach und unabhängig voneinander durch unterschiedliche Testfahrer und -fahrerinnen durchgeführt. Diese stimmen sich regelmäßig in diversen Trainings untereinander und mit anderen Experten und Expertinnen ab. Sämtliche Bewertungsmaßstäbe und Prüfmethoden werden durch Diskussionen mit weiteren Testpartnern (z.B. ICRT, ÖAMTC, TCS) abgesichert. Zusätzlich wird die Messmethodik durch jährliche Fachbeiräte mit Vertretern aus der Reifenindustrie besprochen.

Vor Veröffentlichung des Tests wird jeder teilnehmende Reifenhersteller im Rahmen der Herstellervorabinformation über die Ergebnisse seiner Produkte in Relation zum verwendeten und benannten Kontrollreifen informiert.

Übersicht der Prüf- und Qualitätssicherungsverfahren im Rahmen des Tests

  • Schnelllaufprüfung nach DIN 78 051

  • Anonymisierung der Testmuster

  • Lasermessungen der Profiltiefe

  • Mehrfachbewertungen durch unabhängige Testfahrer

  • Korrektur der temperaturbedingten Streckeneinflüsse durch Referenzreifen

  • Mathematische Fehlerbetrachtungen

  • Plausibilitätsprüfung von Mehrfachtests

  • Fahrversuche auf zertifiziertem Asphalt (ECE-R 117)

  • Geräuschmessung nach ISO 362

Vorgehensweise und Angemessenheit der Testverfahren wurden durch den vereidigten Sachverständigen Prof. Dr.-Ing. Günter Willmerding im Jahr 2011 bestätigt.

Die Preise der einzelnen Reifenmodelle werden zu einem festgelegten Stichtag vom Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV) bei 25 repräsentativ ausgewählten Reifenfachhändlern erhoben. Bei der Auswahl der Betriebe werden alle Regionen des Landes sowie ländliche und städtische Regionen berücksichtigt. Die Betriebe sind teils unabhängig, teils zu Handelsketten bzw. Kooperationen zugehörig. Aus allen Angaben wird ein mittlerer Preis für ganz Deutschland gebildet. 

Abweichungen von den angegebenen mittleren Preisen sind nicht nur regional, sondern auch zeitlich möglich. Die Preisangaben dienen vorrangig der Orientierung vor der Recherche bei örtlichen Anbietern. 

Bei der Suche nach einem für Sie günstigen Angebot sollten neben Online-Angeboten auch verschiedene regionale Händler bezüglich des Reifenpreises und der sonstigen Dienstleistungskosten abgefragt werden.

HauptkriteriumSommerreifenGanzjahresreifenWinterreifen

Fahrsicherheit

70 %

70 %

70 %

Trockene Fahrbahn

40 %

35 %

30 %

Nasse Fahrbahn

60 %

45 %

40 %

Winterliche Fahrbahn


20 %

30 %

Umweltbilanz

30 %

30 %

30 %

Laufleistung

40 %

40 %

40 %

Reifenabrieb

20 %

20 %

20 %

Effizienz

20 %

20 %

20 %

Geräusch

10 %

10 %

10 %

Nachhaltigkeit

10 %

10 %

10 %

Test und fachliche Beratung: Martin Brand, Andreas Müller, ADAC Technik Zentrum

Hier finden Sie alle aktuellen Reifentests des ADAC.