Sturz aus Baumhaus: ADAC Ambulanz-Service fliegt Bali-Urlauberin nach Hause

ADAC Blog

Das bekannte Baumhaus auf Bali Nusa Penida nahe der Atuh beach
Mit dem Sturz von diesem Baumhaus wurde der Traumurlaub zum Alptraum© privat

Annette B. zog sich im Urlaub auf Bali schwere Rückenverletzungen zu. Die 61-jährige Ergotherapeutin erzählt, wie der ADAC Ambulanz-Service ihr half.

"Ich war mit meinem Mann in Bali unterwegs. Für den neunten Tag hatten wir ein traumhaftes Baumhaus gemietet. Mein Mann Helmut genoss oben den Blick über den Dschungel, ich folgte ihm die Treppe hinauf und schaute dabei auf den unglaublich schönen Urwald. Das war ein so beeindruckender Ausblick!

Durch diese fantastische Sicht war ich einen Moment abgelenkt und unachtsam – ich verlor das Gleichgewicht. Ich versuchte noch, mit der Hand nach der Treppe zu greifen, um mich festzuhalten. Doch im nächsten Moment stürzte ich drei Meter auf eine Plattform und von dort zwei weitere Meter bis auf den Boden des Dschungels.

Sofort setzen starke Schmerzen ein. Es gelang mir, vom Rücken auf die Knie zu kommen, ich konnte mich aber kaum bewegen. Die Schmerzen waren so heftig, dass ich schrie. In den Füßen bemerkte ich ein bitzelndes Gefühl, während ich auf die Oberarme gestützt auf dem blättrigen Boden kniete. Da ich Ergotherapeutin bin, wusste ich sofort, dass ich mir massive Verletzungen zugezogen hatte.

Auf dem Rücken zur Straße getragen

Mein Mann rief um Hilfe, und der Vermieter kam sofort mit zwei Freunden angelaufen. Gemeinsam richteten sie mich vorsichtig auf und stützten mich mit einem Kissen. Da hofften wir noch, dass sich meine Situation bald bessern würde. Das geschah aber nicht.

Deshalb nahm mich der Vermieter, gestützt von den beiden Freunden, vorsichtig auf seinen Rücken und trug mich etwa 300 Meter durch den Dschungel zu einer Straße. Dort setzten sie mich behutsam und mit Kissen gestützt in ein Auto, mit dem ich unter großen Schmerzen ins nächste Krankenhaus gefahren wurde.

Dort wurde ich nach der Aufnahme geröntgt und bekam starke Schmerzmittel. Voller Angst lag ich in der Klinik, in der die Betten nur durch Vorhänge voneinander getrennt waren. Die erschreckende Diagnose erhielt ich noch in der Nacht: Der zwölfte Brustwirbel war gebrochen, ein Teil des Knochens abgesplittert. Ein Transport nach Deutschland war unmöglich. Der behandelnde Arzt empfahl die Verlegung in eine Privatklinik, dort arbeiteten Spezialisten für Rückenverletzungen.

Schnelle Operation nötig

In den Morgenstunden wurde ich ins Krankenhaus BIMC Bali International verlegt. Nach weiterer Diagnostik bestätigte der Arzt, dass ich großes Glück gehabt hätte, am Leben und nicht querschnittgelähmt zu sein. Dennoch war meine Lage sehr gefährlich, und ich musste schnellstmöglich operiert werden. Bei dieser Operation wurde der Brustwirbel mit einer Titanplatte und sechs Schrauben fixiert. Nach der gelungenen OP lag ich erschöpft zwei Tage auf der Intensivstation. Zum Glück durfte mein Mann mich besuchen.

Ein Anruf vom ADAC macht Mut

Helmut hatte inzwischen den ADAC informiert. Im Krankenhaus galt die erste Frage unserer Versicherung, und mein Mann hatte daraufhin meinen Kindern ein Foto unserer ADAC Mitgliedskarte geschickt. Die wandten sich an den ADAC Ambulanz-Service. Die Ärzte aus München kümmerten sich schnell und mit viel Zeit um mich, nahmen Kontakt mit der Klinik auf und sicherten die Kostenübernahme zu.

Vor allem aber telefonierten sie vor der Operation mit mir. Das machte mir so viel Mut! Die ADAC Ärzte fragten mich, wie es mir gehe, und vermittelten mir, dass ich nicht allein war. Dazu versicherten sie mir, dass sie auch beim Rückflug helfen würden. Das alles hat mich sehr berührt, und sie nahmen mir damit einen Teil meiner Ängste.

Das Team vom Ambulanz-Service tauschte sich dazu fortlaufend mit der Klinik aus. Meine beiden erwachsenen Kinder und viele Freunde unterstützten mich zusätzlich über WhatsApp. Das half mir, mit meinen Ängsten besser umzugehen. Denn ich fürchtete, dass etwas verrutschte und ich gelähmt sein könnte.

Lage verschlechtert sich: Lungenembolie droht

In der Klinik nach einem Unfall
Annette B. konnte auf Bali auf Unterstützung bauen© privat

Dann verschlimmerte sich meine Lage. Ich bekam erst eine Lungenentzündung. Außerdem war Blut zwischen Lunge und Rippen geraten, es drohte eine Thrombose. Mögliche Folgen – eine Lungenembolie mit folgendem Hirnschlag – waren mir sehr bewusst. Ich war sehr froh, dass sich das zugewandte Personal in der Klinik gut um mich kümmerte und meinem Mann eine zusätzliche Liege in mein Zimmer stellte. So konnte er mir großartig zur Seite stehen.

Dann wirkten die starken Schmerzmittel, und es ging mir besser. Nach drei Tagen bekam ich ein Korsett zur Stabilisierung des Rückens für zunächst drei Monate. Bereits einen Tag später saß ich – ermutigt von den Physiotherapeuten – auf der Bettkante. Dann folgten die ersten vorsichtigen Schritte. Anfangs dauerte es eine halbe Stunde, das Korsett anzulegen, inzwischen ist das Routine.

Jeder Schritt ein kleines Wunder

Die ersten Tage war ich sehr kraftlos. Medikamente und Schmerzmittel sorgten für Übelkeit und verdarben den Appetit. Es kam mir zugute, dass ich sehr sportlich bin. Ich wurde immer mobiler, bewegte mich täglich besser, und die Genesung setzte unmerklich ein. Erst machte ich nur wenige Schritte im Zimmer, später eroberte ich den Gang, dann schaffte ich sogar die Treppen. Jede Steigerung erschien mir wie ein kleines Wunder. Nach fast drei Wochen wurde ich entlassen.

Organisierter Flug

Eine Frau sitzt im Rollstuhl
Auf dem Heimflug wurde Annette B. an jedem Flughafen erwartet und betreut© privat

In einem Hotel unweit der Klinik waren wir weitere zehn Tage untergebracht. Diese Zeit nutze ich, um weiter mobil zu werden. Vor dem vom ADAC Ambulanz-Service organisierten Rückflug erklärte mir die Ambulanz-Ärztin, dass ich zu Start und Landung sitzen müsste. Wenn ich diese Belastung für 45 Minuten aushielte, würde mir die Klinik die nötige Unbedenklichkeits-Bescheinigung "Fit-to-Fly" ausstellen. Die restlichen rund 16 Stunden Flugzeit würde ich liegen können.

Ein Krankentransport brachte uns schließlich vom Hotel zum Flughafen. Bei den Zwischenlandungen warteten bereits vom ADAC organisierte Begleiter samt Rollstuhl. Mein Mann betreute mich beim gut vorbereiteten Flug, die Thrombose-Spritzen konnte ich mir selbst geben. Am Zielflughafen in Frankfurt stand schon das Rote Kreuz mit einem Krankenwagen, um uns nach Hause in den Schwarzwald zu bringen.

Alles wird wieder gut!

Ein Ehepaar auf einem Berg auf den Lofoten
Sportlich und viel unterwegs: Annette B. mit ihrem Mann Helmut© privat

Dort anzukommen, war ein gutes Gefühl, trotz des Temperaturunterschieds von gut 30 Grad und meiner Erschöpfung. Heute komme ich allmählich wieder zu Kräften, habe Physiotherapie, gehe zum Orthopäden und Neurologen und nehme Schmerzmittel. Später steht eine Reha an. Das Halt gebende Korsett trage ich täglich, und Spazierengehen ist schon wieder 30 Minuten am Stück möglich. Die Ärzte versichern mir, dass alles wieder gut werden wird, und ich künftig wieder Sport machen kann. Dafür trainiere ich.

Über den nächsten Urlaub denken wir auch schon nach: Wir wollen mit dem Wohnmobil durch Europa. Ich bin dem ADAC sehr dankbar für die in dieser Zeit geleistete Hilfe."