Frühgeburt: "Es ging um zwei Leben"

Über diesen dramatischen Fall berichtete vor 25 Jahren die ADAC Motorwelt: Viel zu früh kam die Tochter von Pia B. im Urlaub in Pisa zur Welt. Die beiden Münchener erzählen, was sie damals erlebten und warum sie bis heute eine Freundschaft zu einem ADAC Mitarbeiter pflegen.
Im Juni 1999 brach Harald B. mit seiner schwangeren Ehefrau Pia zu einem Italien-Urlaub auf. Der betreuende Frauenarzt hatte keine Einwände, die Tochter sollte erst drei Monate später geboren werden.
Doch in Italien schwand die gelöste Urlaubsatmosphäre von einem Tag auf den anderen: Wie sich später herausstellte, hatte Pia eine unerkannte Unterleibs-Infektion. Erst wurde ihr nur übel, später spitzte sich ihr Zustand dramatisch zu. Pia kam stationär in das Uni-Klinikum in Pisa. Die Situation wurde noch komplizierter, weil die Verständigung mit den behandelnden Ärzten in einem englisch-italienischen Kauderwelsch voller Fachbegriffe schwierig war.
Harald B. verstand aber, dass es um das Leben seiner Frau und der ungeborenen Tochter ging. "Von 0 auf 100 in eine absolute Krisensituation, ich fürchtete, dass meine Frau und mein Kind sterben!“
ADAC Notrufstation hilft
In seiner Verzweiflung wandte er sich an die ADAC Notrufstation in Mailand und bekam sofort Kontakt zu dem Leiter der ADAC Einrichtung, Dr. Mimmo Pistone. Als zweisprachiger Italiener und Doktor übernahm er umgehend den Austausch mit den Ärzten und übersetzte für die Münchner Eheleute - jede Diagnose, täglich. "Dr. Pistone hat uns jeden Tag angerufen, ständig informiert und geholfen. Ohne ihn und den ADAC hätten wir das nicht geschafft!“, sagt Harald B. heute. Pias Zustand verschlechterte sich inzwischen so stark, dass eine Frühgeburt unausweichlich war: Ihre Tochter wurde gut drei Monate zu früh geboren.
Der Kampf ums Leben
Mit 560 Gramm kam Chiara Anna am 18. Juni 1999 in Pisa auf die Welt – und kämpfte um ihr Leben. Eigentlich sollte das Mädchen Lilly heißen, aber in der Toscana entschieden die Eltern anders: "‚Chiara Anna‘ erinnerte an die ungewöhnlichen Umstände der Geburt in Italien und sollte gleichzeitig an die Schutzpatronin der Kinder, die heilige Anna, appellieren.“
Zu schwach für Transport
Die nächste Zeit war hart für die Münchener Familie: Das Mädchen war zu schwach für einen Transport nach Hause. Also verbrachten Harald und Pia Woche um Woche voller Bangen in Pisa.
Das Deutsch-Italienische Institut vermittelte ihnen ein WG-Zimmer, in dem sie leben konnten. Harald B.: "Heute würde ich sagen: ‚ein Traum-Zimmer direkt am Arno‘, damals nutzte ich es nur zum Schlafen."
Ihre Tochter konnten die Eltern täglich, aber nur kurz im Krankenhaus besuchen: Chiara Anna lag isoliert im Brutkasten. Dr. Pistone vom ADAC hielt weiter den Kontakt, kümmerte sich um Chiara Anna und die Eltern: "Dr. Pistone hat uns viel Leid erspart und immer wieder Mut gemacht“, beschreibt Pia die bis heute anhaltende Verbindung zu dem Arzt, der für die Münchener ein echter "Gelber Engel“ war.
Im Ambulanz-Jet nach München
Erst nach drei Monaten gaben die Ärzte in Pisa ‚Grünes Licht‘ für den erlösenden Rücktransport mit einem ADAC Ambulanz-Jet. Chiara Anna konnte in eine Klinik in München verlegt werden – mit an Bord eine lange Liste an Diagnosen. In München kämpfte das kleine, geschwächte Mädchen weiter.
"Jeder hat uns geholfen!"
In den ersten Monaten war Chiara Anna schwer krank und fast taub. „Unsere Tochter hat sich von vielen Erkrankungen erholt, es wurde langsam besser“, sagt Pia B. „Unser Leben war nicht immer leicht, aber … es ist ein Wunder! Wir erlebten so viel, lernten so viele Menschen kennen, jeder hat uns geholfen.“ Ganz vorne mit dabei: Dr. Pistone, der ADAC Arzt. Da die deutschen Kliniken damals nicht so viel Erfahrung mit Frühchen hatten wie die Italiener, so erzählt die Familie es heute, war Dr. Pistones Rat und Zuversicht weiter gefragt.
Lebensrettende Starthilfe

Dr. Pistone und dem ADAC ist die ganze Familie heute noch dankbar für die rettende ‚Starthilfe‘. Heute ist Chiara Anna längst entgegen manch damaliger Einschätzung und mancher Rückschläge im Leben angekommen. Zwar ist Chiara Anna durch die frühe Geburt und den schweren Start im Vergleich zu Gleichaltrigen leicht eingeschränkt. Aber sie hat einen Arbeitsplatz bei der Caritas: "Eine tolle, positive Geschichte“, sagen Harald und Pia B. heute.