Beckenfraktur im Baltikum: ADAC holt Motorradfahrerin nach Hause
Fast am Ende einer Reise stürzt die 31-jährige Lisa R. mit dem Motorrad und verletzt sich schwer. Sie erzählt, wie der ADAC sie aus Litauen holte.
"Ich war mit meinem Partner auf einer für fünf Wochen geplanten Tour durch Skandinavien und das Baltikum. An dem verhängnisvollen Morgen starteten wir im lettischen Riga und waren auf dem Weg zu einem Wallfahrtsort in Litauen, dem 'Berg der Kreuze'.
Beim Ausweichen passiert es
Als wir nach der Besichtigung losfuhren, passierte es: Plötzlich musste ich meinem vor mir fahrenden Partner ausweichen. Ich bin eine erfahrene Fahrerin und saß schon rund 50.000 Kilometer auf dem Bock. Dennoch reichte das Ausweichmanöver nicht aus, und unsere Koffersysteme kollidierten. Mein Motorrad kam ins Schlingern, und am Ende stürzte ich mit ungefähr 80 km/h auf die Straße.
Große Schmerzen nach dem Sturz
Ich spürte sofort starke Schmerzen in der Hüfte. Mein Glück war, dass ich nicht unter dem Motorrad lag. Aufstehen konnte ich dennoch nicht mehr. Die Straße war an der Unfallstelle durch eine mittige Sperrfläche geteilt. Deshalb konnten nachfolgende Autos gut ausweichen.
Ein Autofahrer hielt und rief den Rettungsdienst. Inzwischen nahm mir mein Partner vorsichtig den Helm ab und half mir auf die Verkehrsinsel. Vor Schmerzen wurde mir erst heiß und kalt, dann übel. Der Rettungsdienst erreichte uns nach wenigen Minuten, das war großartig. Die Sanitäter befragten mich nach Schmerzen und legten mir eine Halskrause an. Dann schnürten sie mich auf einer Trage fest, um mich in eine Klinik zu fahren.
Medikament beruhigt zunächst
Mein Partner wartete inzwischen an der Unfallstelle auf die Polizei. Die Beamten versuchten, den Unfallhergang zu klären, und mein Partner hinterließ unsere Daten. Später holte er dann mein halbwegs intaktes Motorrad ab. Ich muss sagen, es waren alle sehr nett und hilfsbereit, egal wie gut oder schlecht wir uns verständigen konnten.
Inzwischen untersuchten mich die Ärzte im Krankenhaus: Röntgen, CT, Ultraschall, Blutdruck. Dazu bekam ich gegen die Schmerzen etwas gespritzt. Ich lag die ganze Zeit auf der Trage und hatte vor allem nach der wohltuenden Spritze das Gefühl, nur meine Hand sei etwas geschwollen. Außerdem glaubte ich noch, ich könnte bald aufstehen und nach Hause fahren. Dieses irrige Gefühl verursachte wohl das verabreichte Medikament.
Operation in Litauen?
Aber die Diagnose war erschreckend: Beckenfraktur, eine Heimfahrt unmöglich. Die Ärzte erklärten mir gleich, dass ich in Litauen operiert werden würde, in einer anderen, spezialisierten Klinik. Sie sagten zudem, dass die Verletzung in Deutschland eventuell ohne Operation behandelt würde.
Auch wenn man sich wünscht, dass der Versicherungsfall nie eintritt, hatte ich im letzten Jahr vor unserer ersten gemeinsamen großen Motorradreise vorgesorgt und eine ADAC Plus-Mitgliedschaft abgeschlossen. So fiel mir gleich der ADAC ein, um meine Rückholung zu ermöglichen. Beim ADAC Ambulanz-Service erreichte ich sofort einen sehr netten Mitarbeiter. Nach einem Telefonat schickte ich ihm alle nötigen Daten, damit ein Krankenrücktransport geprüft werden konnte.
Ständiger Austausch mit dem ADAC
Der Ambulanz-Service informierte mich laufend telefonisch über den aktuellen Planungsstand, sagte mir, welche nächsten Schritte anstünden, und teilte mir die Zwischenstände mit. Es musste ja mit den Ärzten in Litauen geklärt werden, ob ich transportfähig war und welche Medikamente oder medizinische Betreuung nötig waren. Ich fühlte mich jederzeit auf dem neusten Stand, was in dieser ungewissen Situation eine beruhigende Sicherheit vermittelte.
Schneller Heimflug
Am nächsten Tag kam schon die gute Nachricht, dass ich am übernächsten Tag nach Hause fliegen könnte. Diese Information erleichterte mich sehr. Morgens brachte mich ein Sanitätsdienst zum Flughafen, wo mich eine ADAC Ärztin erwartete. Sie prüfte meinen Gesundheitszustand, Blutdruck und Sauerstoffgehalt und hatte Medikamente dabei. Außerdem brachte sie eine Vakuummatratze mit, die zur Stabilisierung um meinen Körper gelegt wurde. Dann hob mich das Sanitäter-Team mühevoll in die Linienmaschine.
Hier hatte das Team der Airline bereits eine Liege über den Sitzen installiert, auf der ich samt der Matratze befestigt wurde. Von den später einsteigenden Passagieren war ich mit einem Vorhang abgetrennt, das schuf etwas Privatsphäre.
Erste Schritte in der Klinik
Der Flug ging direkt nach Frankfurt am Main. Die begleitende Ärztin prüfte regelmäßig die Vitalwerte und erkundigte sich nach meinem Wohlergehen. In Frankfurt gelandet, wurde ich mit einer Hebebühne aus dem Flugzeug 'ausgeladen' und zu einem Extraausgang gefahren, an dem mich ein Krankenwagen des Roten Kreuzes erwartete. Der brachte mich in eine Klinik in Gießen, wo ich wohne. Über die Notaufnahme kam ich fast direkt auf die Station. Nach einer erneuten Untersuchung bestätigten die Ärzte, dass ich nicht operiert werden müsste. Kurze Zeit später lief ich mit einem Physiotherapeuten die ersten vorsichtigen Schritte in einem Gerüst, wenig später auf Krücken.
Motorrad zurückgebracht
Insgesamt muss ich sechs bis acht Wochen zu Hause ruhen, üben und warten, dass alles gut zusammenwächst, dann kann ich wieder arbeiten und Motorrad fahren. Mein Motorrad holte der ADAC übrigens auch aus Litauen. Das dauerte ein bisschen länger als mein Flug, aber inzwischen steht es wieder in der Garage und wartet auf mich. Mein Partner war einen Tag vor mir aufgebrochen. Die lange Strecke nach Hause bewältigte er unfallfrei in zwei Tagen.
Wer Lisa R. und ihrem Partner auf ihren Abenteuern begleiten will, hat dazu hier die Möglichkeit. Sie reisen mit dem Motorrad durch Europa und wollen mit ihren Blog-Beiträgen Menschen mit Krankheiten Mut machen.