Herzinfarkt in Marokko: ADAC Ambulanz-Service fliegt Bremer nach Hause

ADAC Blog

Ein Mann liegt in Marokko im Krankenhaus
Auf Station in Marokko: Michael F. nach seinem Herzinfarkt im modernen Herzzentrum in Fes© privat

Michael F. (65) deutete im Fahrrad-Urlaub in Marokko die Warnzeichen für einen Herzinfarkt richtig. Er erzählt, wie er mit schneller Hilfe des ADAC Ambulanz-Service nach Hause kam.

"Ausgerechnet an einem Tag ohne Fahrrad-Tour spürte ich beim Mittagessen in Fes in der Medina Druck in der Brust und Kribbeln im Arm. Erst wollte ich mich im Hotel nur etwas erholen. Aber im Hotelzimmer kam noch ein Schmerz wie bei einer Mandel-Entzündung dazu. Ich habe lange in der Medizin-Branche gearbeitet, und wusste: Das sind alles Warnzeichen, die auf einen Herzinfarkt hinweisen.

Arterie verstopft

Also bat ich meine Frau, einen Krankenwagen zu rufen, der uns gemeinsam in eine Klinik brachte. In Fes gibt es ein modernes Krankenhaus. Ich hatte absolutes Glück, dass diese internationale Klinik über ein Kardio-Zentrum verfügte. In Fes wurde ich sofort operiert. Meine Herz-Arterie war komplett verstopft, die Behandlung kam gerade rechtzeitig, bevor da etwas platzte, oder das Herz nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wurde. Das wäre fatal gewesen.

Medikamente nach der Stechuhr

Ein Krankenwagen in Marokko
Der marokkanische Krankenwagen ist innen etwas beengt.© privat

Die Versorgung nach der professionellen OP klappte wirklich toll. Ich bekam wie nach der Stechuhr Medikamente, Blutdruck und Sauerstoffgehalt etwa wurden genauestens überwacht. Die Verständigung klappt ebenfalls. In Marokko ist französisch gebräuchlicher als englisch, aber mein Schul-Französisch reichte, den Rest erledigten Apps.

Anruf beim ADAC

Nach der Operation überlegte ich, wie ich nach Hause kommen könnte. Ein Flug mit den reduzierten Sauerstoffgehalt im Flugzeug und den Druckveränderungen ist ja für Patienten wie mich nicht ohne Risiko. Mein erster Gedanke galt meiner Auslands-Krankenversicherung, die es aber im Lauf einer Woche nicht einmal schaffte, einen französisch sprechenden Mitarbeiter aufzutreiben. Dann rief ich den ADAC Ambulanz-Service in München an.

Ärzte klären fit-to-fly

Und ich war völlig überrascht, dass 48 Stunden nach dem Anruf alles erledigt war: Die Ärzte vom Ambulanz-Service hatten sofort mit meinem Hausarzt Kontakt aufgenommen, mit den Ärzten in Fes gesprochen und sich überzeugt, ob ich „fit-to-fly“ war. Dann sprachen sie mit der Fluglinie, und buchten den Rückflug.

Dr. Julian Sterr, leitender Arzt des ADAC Ambulanz-Service, zum Lufttransfer von Patienten

Bedeutung des Fit-to-fly (F2F)

"Das Fit-to-fly (F2F) ist eine ärztliche Bescheinigung, die bestätigt, dass ein Patient aus medizinischer Sicht flugtauglich ist. Es enthält Informationen zur Lagerung des Patienten (sitzend, liegend etc.) sowie zur notwendigen medizinischen Begleitung und Ausstattung (z.B. Sauerstoff). Diese Bescheinigung ist für den Transport von Patienten auf Linienflügen erforderlich, da Fluggesellschaften ohne ein solches Dokument in der Regel keinen Transport von erkrankten oder verletzten Passagieren erlauben. Idealerweise wird das F2F vom behandelnden Arzt vor Ort ausgestellt, es kann aber auch von einem ADAC Arzt nach gründlicher medizinischer Abklärung erstellt werden, wenn der behandelnde Arzt nicht über die nötige flugmedizinische Erfahrung verfügt."

Transportfähigkeit und medizinische Abklärung

"Für Ambulanzflüge ist ein F2F nicht notwendig, da dort der Transport erst nach einer gründlichen medizinischen Abklärung erfolgt. Diese umfassende medizinische Abklärung erfolgt unabhängig vom Transportmittel immer, auch bei Linienflügen und bei bodengebundenen Transporten. Die Transportfähigkeit des Patienten wird von ADAC Ärzten beurteilt, wobei das Wohl des Patienten oberste Priorität hat. Ein Transport wird nur durchgeführt, wenn er medizinisch sinnvoll und vertretbar ist. Dies bedeutet, dass der Patient von einer Weiterbehandlung in Deutschland profitieren muss und der Transport kein unverhältnismäßig hohes Risiko darstellt. Jeder Fall wird individuell bewertet, abhängig von der Erkrankung, der Versorgungssituation vor Ort und der Transportstrecke."

Herausforderungen der Flugmedizin

"Die Flugmedizin stellt besondere Herausforderungen dar, wie begrenzte Ressourcen bei Zwischenfällen, beengte Platzverhältnisse und die physikalischen Besonderheiten des Fliegens, wie der abnehmende atmosphärische Druck. Diese Faktoren können die Transportfähigkeit von Patienten beeinflussen, insbesondere bei bestimmten Erkrankungen wie Schädelverletzungen, Mittelohrproblemen oder Darmverschluss. In solchen Fällen kann ein Flug nur unter speziellen Bedingungen oder gar nicht durchgeführt werden."

Ins Flugzeug gehoben

Der klappte perfekt; ich wurde im zugegebenermaßen etwas engen Krankenwagen zum Flughafen nach Casablanca transportiert, dort an der Sicherheitsschleuse von geschultem Personal empfangen und zum Flugzeug aufs Rollfeld gefahren. Dort wartete eine Hebebühne, die mich und den Rollstuhl ins Flugzeug hob. Die Maschine flog nach Paris, wo ich erneut von Profis begleitet zum Flugzeug nach Hannover gebracht wurde. In Hannover wartete ein Krankenwagen, der mich nach Hause nach Bremen fuhr. Meine Frau war inzwischen von Marrakesch über München nach Hause geflogen und traf fast gleichzeitig in Bremen ein. Wie ein Uhrwerk.

ADAC versteht sein Handwerk

Diese Organisation hat mich wirklich beeindruckt: Der ADAC Ambulanz-Service versteht sein Handwerk! Ich habe ja jetzt den direkten Vergleich.

Reise nachholen

Ein Mann steht neben seinem Fahrrad
Radtouren wird es weiter für Michael F. geben.© privat

Heute erhole ich mich nach einer Reha weiter, und schaue was geht: Früher bin ich Marathons gelaufen, Rad gefahren, gelaufen und geschwommen. Nach unseren eigentlich sehr guten Erfahrungen in Marokko überlegen wir, ob wir den zweiten Teil der jäh unterbrochenen Reise nachholen. Oder ob ich mir solche Strapazen besser nicht mehr zumute.“