Elektroauto kaufen? 10 Tipps für Einsteiger

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Das erste Elektroauto: Die zehn wichtigsten Tipps für Neulinge © ADAC e.V.

Wer ein Elektroauto kaufen möchte, muss einiges beachten. Gerade als Einsteiger. Der ADAC hat Antworten auf die zehn wichtigsten Fragen.

  • Die Krux mit den Reichweitenangaben

  • Was ein E-Auto mindestens können sollte

  • Tipps und Tricks rund ums Laden

Was es mit Ladeleistung, kWh, Ladekarten oder der Rekuperation auf sich hat, weiß nicht jeder, der sich ein Elektroauto zulegen möchte. Sich vor dem Kauf mit einigen grundlegenden Aspekten zu beschäftigen ist jedoch sinnvoll. Die wichtigsten Punkte hat der ADAC für Sie zusammengetragen.

Inhaltsverzeichnis

1. Nicht am falschen Ende sparen

Beim Kauf eines Autos ist natürlich der Preis ein entscheidendes Kriterium. Sie sollten aber vor allem am Akku nicht knausern, wenn Sie auch mal Langstrecken zurücklegen wollen. Sind also zwei Akkugrößen im Angebot, ist es womöglich sinnvoller (aber teurer), den größeren Energiespeicher zu nehmen.

Genau ansehen sollte man sich auch, ob das infrage kommende Angebot alle Ausstattungsdetails enthält, die für ein E-Auto besonders wichtig sind. Dazu zählen die Sitz- und vielleicht auch eine Lenkradheizung, ein Navi mit automatischer Ladeplanung, eine Wärmepumpe und eine hohe Ladeleistung. Sie entscheidet darüber, wie schnell die Batterie wieder aufgeladen wird.

2. Sich zur Technik im E-Auto schlau machen

Damit man weiß, worauf es beim Elektroauto ankommt, verschafft man sich am besten Einblick in die Antriebstechnik. Für die erzielbare Reichweite mit einem E-Auto ist vor allem die Fahrweise verantwortlich, und die hat jeder selbst in der Hand.

Aber auch die saisonal bedingten Außentemperaturen üben einen Einfluss aus. Auf die können Sie sich jedoch einstellen: im Winter die Heizung nicht unnötig weit hochdrehen und auf den Fahrerplatz beschränken, wenn Sie allein im Auto sitzen. Außerdem die Sitzheizung nutzen. Wenn es nötig ist, den Eco-Fahrmodus wählen, der die Motorleistung begrenzt.

Ebenfalls wichtig zu wissen: Schwankungen beim Schnellladen an der DC-Säule sind normal. Und eine optimale Schnellladung funktioniert nur, wenn der Akku vortemperiert wurde. Das funktioniert teils automatisch, wenn eine Schnellladesäule als Ziel im Navi eingegeben wurde, oder manuell. Für all das sollte ein E-Auto idealerweise technisch ausgerüstet sein.

3. Den Standort der Wohnung berücksichtigen

Wer ein Elektroauto fährt, für den bekommen die Unterschiede zwischen dem Wohnen in einer Stadt oder auf dem Land eine neue Bedeutung. Auf dem Land gibt es meistens einen Stellplatz vor der Tür, wo das E-Auto mit Strom versorgt werden kann – bestenfalls im Carport bzw. in der Garage.

Wer in einer Stadt ohne eigenen Pkw-Stellplatz wohnt, sollte genau überlegen, wo und wie das Auto adäquat abgestellt und aufgeladen werden kann. An der öffentlichen Säule in der Stadt zu laden ist teurer – und vor der Haustür, wenn überhaupt, oft nur schwer zu realisieren. Denn es gibt nur wenige Ladepunkte, um die alle Anwohnerinnen und Anwohner mit E-Auto konkurrieren. Außerdem sind die Standzeiten an der Säule (seitens der Kommune) oder die Ladezeiten (seitens Ihres Providers) oft limitiert.

4. Wichtig: Die Wallbox für zu Hause

Per eigener Wallbox Strom zu tanken ist auf jeden Fall die bequemste und auch die kostengünstigste Art, den Akku Ihres Autos aufzuladen. Nicht nur wegen des niedrigen Strompreises für private Haushalte. Sondern auch, weil an der Wallbox nur halb so große Ladeverluste anfallen, als wenn an der normalen Schuko-Steckdose geladen wird, die auch viel zu lange Ladezeiten nach sich ziehen würde.

Eine Wallbox ist jedoch allein schon aus Gründen der Sicherheit ein Muss. Sie muss vom Fachelektriker installiert werden, der sich gegebenenfalls auch um die Zuleitung kümmert (niemals selbst machen!).

Existiert bereits eine PV-Anlage am Haus, macht sich die Anschaffung durch die Stromnutzung im Auto noch besser bezahlt. Wichtig: Dafür braucht es eine geeignete Wallbox und ein passendes Energiemanagement.

5. Die Krux mit der versprochenen Reichweite

Die Reichweiten-Angaben der Hersteller sind in der Praxis mit Vorsicht zu genießen. Denn die WLTP-Messprozedur, nach der die Werte ermittelt werden, geht von quasi idealen Randbedingungen und vergleichsweise niedrigen Geschwindigkeiten beim Fahren aus. Der Prospektwert ist nur zu erreichen, wenn man genau wie im Messzyklus unterwegs ist. Das ist jedoch meist nicht der Fall.

Schon wenn der Akku des Autos kalt ist (im Winter), reduziert sich die Reichweite spürbar. Im eisigen Winter kann die Differenz zur Reichweitenangabe des Herstellers daher allein aufgrund der Minustemperaturen enorm sein. Und bei Tempo 130 oder schneller auf der Autobahn schwindet die Reichweite ebenfalls mit großen Schritten. Darauf sollten Sie immer eingestellt sein.

6. Warum man Ladestopps planen sollte

Während das Aufladen des Autos zu Hause quasi nebenbei passiert und keinen zeitlichen Aufwand bedeutet, kann es auch manchmal Probleme beim Laden geben (z.B. Säule defekt oder belegt). Mit etwas Erfahrung ist das aber alles kein Problem mehr. Wichtig ist, dass Sie einen Plan haben, was zu tun ist, wenn der Strom im Akku zur Neige geht.

Vorausschauend einen Ladestopp zu planen ist grundsätzlich besser, als von der Notwendigkeit eines Stopps überrascht zu werden. Sie müssen sich nur daran gewöhnen, vielleicht nicht den direkten Weg zum Ziel fahren zu können, sondern zum Laden eventuell einen Umweg zu machen.

7. Auf die App und Ladekarte kommt es an

Es gibt eine ganze Reihe von Apps und Ladekarten, mit denen die Ladeplanung, das Autorisieren an der Säule inklusive Bezahlen und Abrechnen gut funktioniert. Eine davon bietet der ADAC. Man installiert die App auf dem Smartphone, registriert sich als Nutzerin bzw. Nutzer und hinterlegt ein Bezahlkonto – fertig.

Über die Landkarte der App lässt sich die nächstgelegene Ladestation finden. Idealerweise zeigt die App an, wie viele Ladepunkte aktuell belegt bzw. frei sind, welche Ladeleistung der Ladepunkt (AC/DC) hergibt und was der Strom dort kostet. Am besten sind Apps, die ein Filtern hinsichtlich der Ladekriterien bietet. Wenn Ihr Auto mit bis zu 200 kW laden kann, wird eine DC-Säule mit 50 kW Sie nicht unbedingt glücklich machen. Mit so einer App können Sie gezielt eine passende Ladestation aussuchen.

Das Suchen und Finden einer passenden Ladestation inklusive Routenführung ist oft auch über das bordeigene Navigationssystem möglich. Die Bezahlfunktion ist hier allerdings meist nicht hinterlegt. Löbliche Ausnahme von Anfang an: Tesla.

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8. Keine Angst vor Ladepausen

Auf langen Strecken eine Ladepause einzulegen ist meist überhaupt kein Problem. Zumal Sie den Akku unterwegs immer nur so weit aufladen müssen wie unbedingt nötig, um das Ziel zu erreichen. Bei 80 Prozent Akkufüllstand sollte man das Schnellladen sowieso beenden. Die letzten 20 Prozent dauern an der DC-Schnellladesäule relativ lange, das Warten lohnt sich nicht.

So reduziert man den Ladestopp in der Regel auf 15 bis 25 Minuten. Das ist genug Zeit, um auf die Toilette zu gehen, sich ein bisschen die Beine zu vertreten und/oder einen Kaffee zu trinken. Viele E-Autofahrerinnen und -fahrer nutzen die Zeit auch, um E-Mails zu lesen oder um ein Telefonat zu erledigen.

Langstreckentaugliche Autos laden übrigens innerhalb von 20 Minuten genug Strom für 200 Kilometer und mehr. Aber Obacht: Bei Termindruck und Losfahrt in letzter Minute ist stressfreies Laden kaum möglich. Die Zeit zum Laden sollte vorab einkalkuliert werden.

An gewöhnlichen AC-Säulen in der Stadt dauert das Laden länger als an DC-Schnellladesäulen (meist an der Autobahn). Sie geben maximal 22 kW ab, die meisten Autos können aber nur 11 kW ziehen. Heißt dort: einige Stunden Wartezeit.

9. Ein Notladekabel als Beruhigungspille

Für den Fall, dass Sie in eine Region fahren, wo weit und breit keine öffentliche Ladestation zu existieren scheint, ist es beruhigend, ein Notladekabel an Bord zu haben. Hier kommt prinzipiell ein Mode-3-Kabel mit Schukostecker und Überspannungsschutz infrage, das man an jede x-beliebige 230-Volt-Steckdose anschließen kann. Dieses Kabel ist beim Kauf eines E-Autos oft im Lieferumfang enthalten. Mit dem Mode-3-Ladekabel sind aber nur Ladeleistungen von 1,8 bis 2,3 kW möglich. Das bedeutet: Der Ladevorgang dauert extrem lang.

Abhilfe schafft eine mobile Ladestation mit verschiedenen Steckeradaptern und einstellbarer Ladeleistung im Auto – bekannt unter dem Namen Juice-Booster. Der Juice-Booster kann an eine rote CCE-Steckdose angesteckt werden, wie es sie in Handwerksbetrieben, auf Bauernhöfen und teils auch in Privatgaragen gibt. Vorausgesetzt, das Auto ist mit einem dreiphasigen Bordladegerät ausgestattet, ist Strom laden mit bis zu 22 kW möglich. Dann reicht eine Stunde laden locker für 100 Kilometer.

Bei guter Planung vorab sollte man in Deutschland aber nicht mehr in solche Notsituationen kommen. Dafür ist das Ladenetz (trotz Lücken) schon zu engmaschig gestrickt.

10. Segeln geht vor Rekuperieren

Letzter Tipp: Um den vorhandenen Strom des Akkus bestmöglich in Reichweite umzusetzen, empfiehlt sich eine vorausschauende Fahrweise, bei der das Auto häufig frei rollt, ohne Strom in den Antrieb zu geben. Antriebsfreies Rollen nennt man Segeln. Segeln ist bei Überlandfahrten (Berufspendeln!) empfehlenswert, weil es hier die effizienteste Fahrweise ist.

Auf der Autobahn ist Segeln nur eingeschränkt möglich, in der Stadt schlicht nicht sinnvoll. Im städtischen Verkehr wird ja ständig beschleunigt und gebremst (Ampeln, Kreuzungen etc.), sodass Rekuperieren – also Bremsenergie zurückgewinnen – mehr zur Effizienz beiträgt.

Ideal ist, wenn die Stärke der Brems-Rekuperation (Energierückgewinnung, der E-Motor wird zum "Ladegerät") eingestellt und situativ beeinflusst werden kann. Per Schaltwippen am Lenkrad ist damit für geübte Fahrerinnen und Fahrer erstaunlich viel Reichweite herauszuholen. Die Paddles sind kein Muss, aber nice to have.

Weiterführende Artikel des ADAC

Der Reichweitenrechner zum Ausprobieren

Hier kann man am Beispiel Tesla Model 3 ausprobieren, wie sich Außentemperatur und Geschwindigkeit auf Ihren Aktionsradius mit dem Auto auswirken. Beide Parameter können über die Schieberegler variiert werden, sodass eine entsprechende Reichweite berechnet wird.

ADAC Reichweitenrechner

Tesla Model 3 208 kW (283 PS)

-10

30

50

130

Berechnete Reichweite

497km

(Reichweite laut Hersteller: 513 km)

Bei anderen E-Autos ist die Relation sehr ähnlich, ein Auto mit kleinerer Batterie hat aber grundsätzlich natürlich eine kürzere Reichweite als eines mit einer größeren.