Test Renault Kadjar: Was kann der Bruder des Nissan Qashqai?
Der Renault Kadjar ist eine interessante Alternative zum VW Tiguan. Nach einer Überarbeitung 2019 wurde Anfang 2021 auch die Motorenpalette modifiziert. 2022 läuft das Modell allerdings aus. ADAC Test, Daten, Preis
Motoren: Zwei Benziner und ein Diesel
158-PS-Benziner im ADAC Test
Gutes Platzangebot, sonst wenig herausragende Stärken
Im Frühjahr 2022 kommt der Nachfolger namens Austral
Der Renault Kadjar ist in der SUV-Palette der Franzosen genau zwischen dem kleineren Captur und dem größeren Koleos angesiedelt. Schick in Schale kann sich der technische Bruder des Nissan Qashqai durchaus sehen lassen. 2019 wurde er überarbeitet und bekam unter anderem neue WLTP-Motoren und ein kleines Facelift.
Die Änderungen am Design des mindestens 28.600 Euro teuren 4,5-Meter-Renault fielen allerdings äußerst gering aus. Der Kühlergrill ist etwas breiter und in der Top-Ausstattung mit Chromzierrat geschmückt, die Stoßfänger erstrahlen dezent überschminkt und auch die optionalen Voll-LED-Scheinwerfer wurden angefasst.
Gute Platzverhältnisse im Innenraum
Ähnlich marginal sind die Änderungen im Innenraum: Neue Getränkehalter zwischen den Sitzen, Ambiente-Licht, eine überarbeitete Klimabedienung und der jetzt bündig in die Mittelkonsole eingelassene 7-Zoll-Infotainment-Touchscreen – mit dem der klassische Lautstärkeregler entfällt – kennzeichnen die Facelift-Version. Zusätzliche Lüftungsdüsen und zwei USB-Anschlüsse im Fond versüßen zudem auch den Hinterbänklern die Reise.
Der Kadjar bietet mit seiner höher bauenden Karosserie Vorteile gegenüber einem Kompaktauto, wenn es um das Ein- und Aussteigen geht. Denn die vorderen Sitzflächen befinden sich mit knapp 56 Zentimeter über der Straße in idealer Höhe. Vorn reicht das Platzangebot für 1,90 Meter große Personen. Wobei nur die Beinfreiheit limitierend ist, die Kopffreiheit würde auch für knapp 2,10 Meter große Menschen ausreichen.
Der Innenraum ist breit genug und seiner Klasse angemessen, so empfindet man das Raumangebot als großzügig. Sind die Vordersitze für 1,85 Meter große Menschen eingestellt, haben auf den Rücksitzen knapp 1,90 Meter große Passagiere genügend Platz. Verschiebbare Sitze hinten oder neigungseinstellbare Lehnen gibt es leider nicht.
Der Kofferraum ist mit vom ADAC gemessenen 390 Litern Fassungsvermögen groß genug für das Urlaubsgepäck einer Familie. Klappt man die Sitze um, können sogar bis zu 1330 Liter verstaut werden.
Kadjar mit unharmonischer Automatik
Im Mittelpunkt der Modell-Überarbeitung stand die Motorenpalette, die Euro-6d-tauglich gemacht werden musste. Als Motoren kommen 1,3-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 140 und 158 PS zum Einsatz und ein Diesel mit 115 PS. Der vom ADAC getestete Turbobenziner namens TCe 160 mit 158 PS ist mit Sechsgang- Handschaltung oder mit dem im Testwagen verbauten Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe erhältlich. Dessen Schaltstrategie kann bei gemütlicher Fahrweise durchaus überzeugen, wenngleich die unteren Gänge immer etwas mehr als eigentlich nötig ausgedreht werden.
Bei sportlicher Fahrweise bringt sie unnötige Hektik ins Geschehen. Das Anfahrverhalten ist ebenfalls nicht optimal: Gibt man etwas mehr Gas, kuppelt das Getriebe abrupt ein, und das Fahrzeug setzt sich mit einem Ruck in Bewegung.
7,1 l Testverbrauch beim TCe 160
Gute Noten gibt es dagegen für den Motor an sich. Er ist ein munterer Geselle, ermöglicht überaus flotte Fahrleistungen und arbeitet sich zügig durch das Drehzahlband. Zudem läuft er vibrationsfrei und wird nicht zu laut, vorausgesetzt, man meidet Drehzahlen über 4000 Umdrehungen.
Dass ein Benziner in einem SUV ohne Hybridisierung keine Verbrauchsrekorde abliefert, ist kein Wunder. So konnte der ADAC im Ecotest einen Durchschnittverbrauch von 7,1 Litern Super auf 100 Kilometer ermitteln. Beim Schadstoffausstoß hat der Kadjar die größten Fortschritte gemacht. Unter allen Testbedingungen ist der mit Partikelfilter ausgestattete Benziner sehr sauber unterwegs.
Ein Notbremsassistent kostet extra
Recht sparsam zeigt sich Renault speziell in den unteren Ausstattungsvarianten bei den Sicherheitshelfern. So sind etwa die Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeitswarner oder der Adaptive Tempopilot in der Basis namens Zen nur in Verbindung mit Ausstattungspaketen zu haben, den Spurhalte-Warner gibt es im Zen gar nicht. Und ein Hightech-Feature wie ein Staupilot ist dem Kadjar völlig fremd. Das ist umso erstaunlicher, wo doch sein technisch eng verwandter Konzernbruder Nissan Qashqai damit aufwarten kann.
Und die Fahrsicherheit? In schnell durchfahrenen Kurven tritt das ESP dem einsetzenden Übersteuern recht spät entgegen. Lupft man in der Kurve kurz das Gas oder bremst, führt das zu einer spürbaren Lastwechselreaktion, die dem geübten und engagierten Fahrer gefallen mag, dem weniger Versierten jedoch eher Unwohlsein beschert; das ESP greift hier spät und rigide ein.
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Fazit – und eine Namensänderung
Unter dem Strich bietet der hübsch gestaltete Kadjar nur automobile Durchschnittskost. Die Preisliste startet bei 28.600 Euro für die Basisversion und die getestete Top-Motorisierung ist gut ausgestattet ab 36.300 Euro zu haben. Ob sein Nachfolger mehr als Durchschnittskost bietet? Der hört auf den Namen Austral. Mit ihm soll laut Renault "die Präsenz der französischen Marke im Segment der kompakten SUVs" verstärkt werden. Hier finden Sie ausführliche Infos zum neuen Renault Austral.
Renault Kadjar: Technische Daten
Technische Daten (Herstellerangaben) | Renault Kadjar TCe 160 GPF Black Edition EDC (10/20 - 12/21) |
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Motorart | Otto |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.332 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 116 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 158 |
Drehmoment (Systemleistung) | 270 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.500 U/min |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 9,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 205 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 140 g/km |
Verbrauch Gesamt (NEFZ) | 5,4 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 472 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.478 l |
Leergewicht (EU) | 1.416 kg |
Zuladung | 504 kg |
Anhängelast ungebremst | 705 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.500 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.489 mm x 1.836 mm x 1.617 mm |
Grundpreis | 39.600 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Renault Kadjar TCe 160 EDC |
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Überholvorgang 60-100 km/h | 4,8 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 33,6 m |
Wendekreis | 11,5 m |
Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 7,1 l Super/100 km, 195 g CO₂/km (well-to-wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | *** |
Reichweite | 775 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 68,6 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1430 / 488 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 390 / 770 / 1330 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Renault Kadjar TCe 160 EDC |
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Karosserie/Kofferraum | 2,6 |
Innenraum | 2,4 |
Komfort | 2,9 |
Motor/Antrieb | 2,0 |
Fahreigenschaften | 2,6 |
Sicherheit | 2,7 |
Umwelt/Ecotest | 2,7 |
Gesamtnote | 2,6 |
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Text: Michael Gebhardt, Jochen Wieler