Testfahrt Renault Austral: Neuer Name, neues Konzept

Renault Austral heißt der Nachfolger des bisherigen Modells Kadjar. Der 4,51 Meter lange Fünftürer orientiert sich optisch am Elektromodell Mégane E-Tech, setzt technisch auf Mild- und Vollhybrid-Motoren. Testfahrt mit allen Daten, Infos, Preisen.
Der Renault Austral ersetzt den Kadjar
Marktstart ab 29.900 Euro im Dezember 2022
Motoren: Zwei Benziner mit 140 und 160 PS, ein Vollhybrid mit 200 PS
R4, R5, R16: Was waren das für innovative Fahrzeugkonzepte, mit denen Renault Automobilgeschichte schrieb. Und heute? Avantime, Vel Satis, Safrane, Latitude oder Fluence – das sind nur einige Renault-Modellnamen aus jüngerer Vergangenheit, die schon weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Ein Schicksal, das jetzt auch das SUV-Modell Kadjar ereilt: Da es ihm nicht gelang, am Bestseller VW Tiguan anzuknüpfen, wandert der Name jetzt ins Firmenarchiv – und macht Platz für den "Austral".
Das Design des Renault Austral wirkt dynamisch

Nein, aus Australien kommt das neue Elektro-SUV nicht. "Austral" ist ein heute kaum noch genutztes Wort für "südlich" – und das soll laut Renault "bei den Kunden die Bilder grenzenloser Weite des Südens erwecken und deren endlose Möglichkeiten symbolisieren". Na ja, gefallen soll er den Käufern halt. Und da macht es einem der Austral mit seiner ansprechenden Linienführung mit einem sanft nach hinten abfallenden Dach, das in einem Heckspoiler im oberen Drittel der Rückscheibe endet, kurzen Überhängen und der hohen Fensterlinie wirklich leicht.
Die Frontpartie wirkt wuchtiger und ähnelt dem elektrischen Mégane E-Tech, trägt aber als Benziner einen markanten Kühlergrill ober- und unterhalb des Stoßfängers. Typisch für einen Austral ist die C-förmige Signatur des LED-Tagfahrlichts, deren Leiste über den Scheinwerfern beginnt und dann schwungvoll gen Zentrum der Front abbiegt. Hinten verläuft über nahezu die gesamte Fahrzeugbreite ein LED-Rückleuchtenband.
Austral: Innenraum ähnelt dem des Elektro-Mégane

Größer sind die Ähnlichkeiten zwischen Austral und Elektro-Mégane im Innenraum. Die beiden 12-Zoll-Monitore vor dem Fahrer und im Zentrum des Armaturenbretts (ab Ausstattung Techno) verschmelzen zu einem großen Ganzen. Inklusive des Head-up-Displays (600 Euro Aufpreis) kommt da eine Menge Anzeigefläche zusammen.
Bedient werden die Funktionen bevorzugt über das Touchpad, für die wichtigsten Befehle stehen aber noch Schalter zur Verfügung – gut so. Doch noch besser ist die Sprachbedienung über den Google-Assist, der dank Online-Anbindung voll auf Höhe der Zeit ist. Immer mit dem Internet verbunden, kann er diverse Google-Apps nutzen, Updates empfangen und einige Einstellungen mit Sprachbefehl steuern. Funktioniert prima!
Etwas irritierend ist zunächst der große Hebel auf der Mittelkonsole, der an einen Schubhebel im Flugzeug erinnert. Er dient nämlich nicht zur Bedienung der 15-stufigen Multi-Mode-Automatik, sondern lediglich als Handauflage über der Becher- und Handyablage. Hier lässt sich auch der Fahrzeugschlüssel verstecken, während das Fahrtprogramm am kleinen Lenkstockhebel rechts gewählt wird.
Je nach Ausstattung und Aufpreis glänzt der Austral mit ansehnlichen Materialien in Holz- oder Karbonoptik, gesteppten Sitzbezügen und manchem mehr, was in dieser Klasse nicht überall zu finden ist. Wie inzwischen üblich, orientiert sich die Materialauswahl an der Sicht- und Griffachse der Insassen: oben wertig und geschäumt, doch je weiter man nach unten geht, umso härter wird das Plastik. In den Ablagen der Türen reicht's dann nicht mal mehr für eine lärmmindernde Filzschicht.






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Austral: Hervorragendes Platzangebot

Der Austral baut mit 4,51 Meter Länge, 1,62 Meter Höhe und 1,83 Meter Breite auf der jüngsten Generation der Renault-Nissan-Mitsubishi-Plattform CMF-CD auf. Mit ihr ist das Platzangebot für Fahrer, Passagiere und Gepäck enorm, es gehört im Fond zu den besten in der Klasse: Die Kniefreiheit beträgt fast 28 Zentimeter, und die Kopffreiheit liegt bei 92 Zentimetern. Weit öffnende Türen erleichtern zusätzlich den Einstieg. Ab der Version Techno ist der Austral mit einer im Verhältnis 1 zu 2 geteilten Rückbank ausgestattet, deren Segmente sich unabhängig voneinander um jeweils 16 Zentimeter längs verschieben lassen.
Je nachdem, ob maximale Beinfreiheit oder größtmögliche Ladekapazität benötigt werden, stehen dann zwischen 500 und 575 Liter Kofferraumvolumen zur Verfügung (beim Hybrid: 430 bis 550 Liter). Wird die Sitzbank umgeklappt, steigt die Kofferraumgröße sogar auf bis zu 1525 Liter (Hybrid: 1.455 Liter).
Motoren: Kein Diesel und auch kein Plug-in-Hybrid

Wesentliche Neuerungen im Vergleich zum Kadjar finden sich im Motorraum. Ein Diesel, der in dieser Fahrzeugklasse lange die erste Wahl war, wird nicht mehr angeboten. Beim Antrieb setzt Renault im Austral konsequent auf Hybridisierung. Für das SUV-Modell stehen die Turbobenzinvarianten Mild Hybrid 140 (103 kW) und 160 Automatik (116 kW) sowie die neu entwickelte Vollhybridversion E-Tech Full Hybrid 200 (146 kW) zur Wahl.
Die technische Basis für die Mildhybrid-Antriebsvarianten ist ein Vierzylinder-Turbobenzinmotor mit 1,3 Liter Hubraum, der durch einen Riemenstarter-Generator und einen unterhalb des Beifahrersitzes angeordneten 12-Volt-Lithium-Ionen-Akku beim Starten und Beschleunigen unterstützt wird und beim Verzögern rekuperiert. Das soll laut Renault Sprit sparen: Im Schnitt verbraucht der 140er 6,2 l/100 km, der 160er mit obligatorischem CVT-Getriebe 6,3 l/100 km.
Ausprobieren konnten wir beide Motoren bei der ersten Fahrpräsentation leider noch nicht, dafür ausführlich die Vollhybridvariante E-Tech Full Hybrid 200. Neben dem 1,2-Liter-Turbobenziner mit drei Zylindern (96 kW/131 PS) sind zwei Elektromotoren an Bord (zusammen 50 kW/68 PS), die sich aus einer 1,7-kWh-Batterie bedienen und sich am Antrieb beteiligen. Gemeinsam kommt das Duo auf 146 kW/200 PS. Ein Plug-in-Hybrid ist für den Austral übrigens nicht vorgesehen.
360-Grad-Blick in den Innenraum des Austral
Renault Austral: Der Vollhybrid fährt mühelos
Wie bei einem Vollhybrid üblich, wird die Batterie über den Verbrenner und via Rekuperation beim Bremsen nachgeladen. Laut Renault reichen drei starke Bremsungen aus, um den Akku wieder zu 80 Prozent zu füllen. Im Stadtverkehr soll der Austral zu gut 80 Prozent elektrisch unterwegs und so 40 Prozent sparsamer sein als ein klassischer Verbrenner. Im Gegensatz zu einem Plug-in-Hybrid hat er keinen Stecker und wird nicht extern geladen, kann aber auch höchstens zwei Kilometer ohne den Verbrennungsmotor auskommen.
Je nach Energiebedarf, Leistungsabgabe, Ladestand des Akkus und aktiviertem Fahrprogramm ermöglicht das Renault-System den Betrieb im vollelektrischen Modus sowie im seriellen Hybridmodus (Motor treibt nur Generator zur Batterieladung an) oder parallelen Modus (Motor unterstützt auch Antriebsstrang). Unabhängig vom Fahrprogramm startet der Austral-Hybrid immer im Elektromodus.
Für den Fahrer geschieht der Wechsel der Antriebsmodi völlig unbemerkt. Der Dreizylinder hält sich akustisch angenehm zurück, und die Gangstufen schalten angenehm fließend – in der Regel ohne das lästige Aufheulen des Motors, wie man es von stufenlosen Getrieben kennt. Mithilfe von Paddels am Lenkrad wählt man zwischen vier Rekuperationsstufen von Stufe 0 (kein rekuperatives Bremsen) bis hin zur Stufe 3 (maximale Rekuperation).
Auf Wunsch fährt das SUV mit Allradlenkung

Das Fahrwerk ist ausgesprochen komfortabel abgestimmt und schlägt auch bei fiesen Querfugen nicht unangenehm durch. Bei engen und schnell gefahrenen Kurven kommt dagegen das ESP schnell in den Regelbereich, zieht den 200 PS also etwas die Zähne. Doch der Drehmomentverlauf ist insgesamt sehr stimmig, und wer im Fahrzeugmenü den "Lenkaufwand" dauerhaft auf "hoch" einstellt, wird auch mit der zu leichtgängigen und gefühllosen Lenkung versöhnt. Auch die Bremse fühlt sich etwas künstlich an, bietet trotzdem einen spürbaren Druckpunkt.
Und ein Extra sollte man sich trotz 1500 Euro Aufpreis unbedingt leisten: Die dynamische Allradlenkung 4Control advanced. Bei Fahrgeschwindigkeiten über 50 km/h steuern die Hinterräder mit bis zu einem Grad in dieselbe Richtung wie die Vorderräder – das wirkt der Fliehkraft entgegen.
Doch der Clou geschieht bei niedrigen Geschwindigkeiten im Stadtverkehr. Dann schlagen die Hinterräder mit maximal fünf Grad in entgegengesetzter Richtung zur Vorderachse ein. Damit ist der Austral äußerst agil unterwegs: Sein Wendekreis innen beträgt lediglich 10,1 Meter und liegt damit auf dem Niveau des Kleinwagens Renault Clio.
Preis für den Renault Austral: Ab rund 30.000 Euro
Der neue Renault Austral startet mit dem Mildhybrid 140 ab 29.990 Euro, dann allerdings in der etwas kärglich ausgestatteten Equilibre-Ausstattung ohne Fahrprogramme, nicht verschieb- und klappbarer Rückbank (die Lehnen sind aber umklappbar) und nur einem kleinen 9-Zoll-Mittendisplay. Für den Mildhybrid 160 mit obligatorischem CVT-Getriebe werden schon mindestens 35.400 Euro fällig, für den Vollhybrid 40.400 Euro.
Renault Austral: Technische Daten und Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | Renault Austral Mild Hybrid 140 Equilibre (ab 09/22) | Renault Austral Mild Hybrid 160 Techno Automatik (ab 09/22) | Renault Austral E-Tech Full Hybrid 200 Techno Automatik (ab 09/22) |
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Motorart | Otto (Mild-Hybrid) | Otto (Mild-Hybrid) | Voll-Hybrid |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.332 ccm | 1.332 ccm | 1.199 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 103 | 116 | 147 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 140 | 158 | 200 |
Drehmoment (Systemleistung) | 260 Nm | 270 Nm | 205 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 4.500 U/min | 5.250 U/min | 4.500 U/min |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 10,7 s | 9,7 s | 8,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 174 km/h | 174 km/h | 174 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 139 g/km | 141 g/km | 105 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 6,2 l/100 km | 6,2 l/100 km | 4,7 l/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | - | - | 1,7 |
Kofferraumvolumen normal | 500 l | 500 l | 430 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.525 l | 1.525 l | 1.455 l |
Leergewicht (EU) | 1.448 kg | 1.539 kg | 1.517 kg |
Zuladung | 499 kg | 464 kg | 584 kg |
Anhängelast ungebremst | 720 kg | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.350 kg | 1.800 kg | 1.500 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre | 2 Jahre | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.510 mm x 1.825 mm x 1.618 mm | 4.510 mm x 1.825 mm x 1.618 mm | 4.510 mm x 1.825 mm x 1.618 mm |
Grundpreis | 30.450 Euro | 35.950 Euro | 40.950 Euro |
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