Jaguar E-Pace: Das kann der britische Kompakt-SUV
Mit dem nur 4,40 Meter langen Kompakt-SUV E-Pace will Jaguar Kunden von Audi Q3 und BMW X1 überzeugen. Ob das gelingt? Preis: ab 49.310 Euro. Plus: Crashtest-Ergebnisse
Kompakter SUV mit noblem Anspruch
Jetzt auch mit Plug-in-Hybrid-Antrieb
Federung sportlich statt komfortabel
Auch Jaguar reitet voll auf der SUV-Welle. Neben dem größeren F-Pace und dem elektrischen I-Pace gibt es auch den kompakten E-Pace. Ein logischer Schritt, schließlich müssen die Briten Modellen wie BMW X1, Audi Q3 und Volvo XC40 Paroli bieten. Sie setzen auf eine Klientel, die für einen Premium-Hersteller besonders wichtig ist: Kunden, die bisher einen Ford Kuga oder Nissan Qashqai gefahren sind, sich nun etwas gönnen wollen und zum ersten Mal zu einer nobleren Marke greifen.
E-Pace: Mildhybrid-Diesel, Benziner, Plug-in-Hybrid
Das nötige Kleingeld vorausgesetzt. Schon der Einstiegspreis von 49.310 Euro klingt ambitioniert, muss man sich dafür doch mit einem Dreizylinder-Benziner mit 160 PS, Frontantrieb und Stoffsitzen begnügen. Soll der Wagen aber standesgemäß ausgestattet und besser motorisiert sein, muss man deutlich mehr als 55.000 Euro kalkulieren. Aktuell sind zwei Diesel (163 und 204 PS), vier Benziner (160, 200, 249 und 300 PS) und ein 309 PS starker Plug-in-Hybrid namens P300e AWD zu haben. Lobenswert: Alle herkömmlichen Aggregate sind verbrauchsmindernd mild hybridisiert.
Der kompakte SUV ist kein Leichtgewicht
Der stärkste und mit mindestens 58.380 Euro auch teuerste E-Pace P300e ist trotz seiner 2,2 Tonnen unter dem Einsatz beider Triebwerke eine wahre Sportskanone. Nicht nur, dass man dem Kompakten seine Masse nicht anmerkt und er behände durch Kurven läuft. Unter schwerem Gasfuß legt er mit beachtlicher Vehemenz an Tempo zu und drückt seine Passagiere in die kommoden Stühle. Sechseinhalb Sekunden genügen zum Erreichen des Landstraßen-Höchsttempos und auch darüber lässt der Vorwärtsdrang keineswegs nach. Dass sich der Otto als platzsparendes Dreizylinder-Aggregat unter die Komponenten-Riege mischt, bleibt dank ordentlicher Dämmung akustisch verborgen.
Die Koordination der beiden Kraftquellen und der Übersetzungen der obligatorischen Achtgang-Automatik will nicht immer völlig ansatzlos gelingen und so muss man gelegentliche Zugkraftunterbrechungen mit einkalkulieren. Die offizielle Verbrauchsangabe von 1,6 Litern Super pro 100 Kilometer ist wie immer bei Plug-in-Hybriden ein reichlich theoretischer Wert.
Eine Stromfüllung ist gut für 55 Kilometer nach WLTP-Maßstab. Die gut zwölf kWh (netto) große Batterie lässt sich binnen dreißig Minuten von null auf achtzig Prozent ihrer Kapazität bringen. Fleißiges Nachladen an externen Stromquellen ist Voraussetzung für die emissionsarme Nutzung über den Lebenszeitraum des Fahrzeugs. Mit der entsprechenden Disziplin geht es.
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Bezüglich des Fahrkomforts gilt: Der E-Pace bietet im Verhältnis zu den Außenabmessungen einen erwachsenen Innenraum und ist sich mitnichten zu fein, um selbst viele hundert Kilometer am Stück solide Dienste zu leisten. Am Infotainment indessen haben die Techniker gearbeitet und die Bedienung im Lauf des E-Pace-Daseins drastisch simplifiziert.
Einfacher ans (Bedienungs-)Ziel
Auf reichlich Display-Fläche – ausladender, gestochen scharfer Monitor in der Mittelkonsole plus Kombiinstrument – kommt der User nun einfacher zum (Bedienungs-)Ziel. Optional (1168 Euro) unterstützt das Head-up-Display bei der Vermittlung von Informationen. Sämtliche Wunschziele landen jetzt schneller im Navigationssystem, das sich übrigens häufig gefahrene Routen merkt. Grundsolide Materialverarbeitung verströmt mehr Premium-Gefühl als früher, das gilt sowieso, wenn der Kunde die belederte Armaturentafel wählt. Mit dem auf die hochglänzende schwarze Dekor-Fläche aufgebrachten Schriftzug „est. 1935“ gibt der Hersteller einen dezenten Hinweis auf die lange Historie der Marke Jaguar.
Wer den sparsamsten E-Pace, also den Plug-in-Hybrid, kauft, belastet das Portemonnaie am stärksten. Verfügt man nicht über die nötige Ladeinfrastruktur und kann mit solch hoher Antriebsleistung wenig anfangen, wird man definitiv auch mit einem der günstigeren und schwächer motorisierten E-Pace glücklich.
Genügend Platz – auch hinten
Obwohl der E-Pace nur 4,40 Meter lang ist – und damit einen Opel Astra nur um drei Zentimeter übertrifft –, herrschen keine beengten Platzverhältnisse. Kopf- und Beinfreiheit fallen hinten für Personen bis 1,90 Meter Größe überraschend gut aus. Der Kofferraum ist mit einem Fassungsvermögen von gemessenen 330 bis 1215 Liter zwar nicht annähernd so üppig wie von Jaguar versprochen (577 bis 1234 Liter), doch für die Fahrzeuggröße ist das noch ok. Zumal sich das gut zugeschnittene Gepäckabteil auch gut nutzen lässt. So fehlt es Jaguars günstigstem Modell auch nicht an praktischem Nutzwert.
Ist der E-Pace also der Jaguar fürs Volk? Nach Jaguar-Maßstäben auf jeden Fall, denn der E-Pace ist in Deutschland das meistverkaufte Modell der Briten. Jeder dritte Jaguar-Kunde nimmt einen E-Pace.
Jaguar E-Pace: Daten und Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Jaguar E-Pace P300e R-Dynamic S AWD Automatik (05/22 - 10/23) |
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Motorart | PlugIn-Hybrid |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.498 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 227 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 309 |
Drehmoment (Systemleistung) | 540 Nm |
Antriebsart | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 6,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 216 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 58 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 35 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 1,6 l/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 15,5 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 11,6 |
Ladeleistung (kW) | AC:2,3-22,0 DC:32,0 |
Kofferraumvolumen normal | 494 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.170 l |
Leergewicht (EU) | 2.173 kg |
Zuladung | 497 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.600 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 3 Jahre oder 100.000 km, ab 7/2.022: 5 Jahre oder 150.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.395 mm x 1.984 mm x 1.648 mm |
Grundpreis | 61.300 Euro |
5 Sterne im Euro-NCAP-Crashtest
Der Jaguar E-Pace erreicht volle 5 Sterne. Er ist mit Gurtkraftbegrenzern, Gurtstraffern, Kopfairbags sowie optischen und akustischen Gurtwarnern vorne und hinten ausgestattet. Vorne sind zusätzlich Seitenairbags verbaut. Der Insassenschutz ist gut, das Verletzungsrisiko ist für Erwachsene und Kinder überwiegend gering bis sehr gering. Allerdings ist der Oberkörper des Fahrers im Offsetcrash einem mittleren Verletzungsrisiko ausgesetzt, die Belastungen auf das linke Schienbein sind hoch.
Hinten sind Isofix-Halter montiert mit i-Size-Kennzeichnung. Der Frontairbag auf der Beifahrerseite ist deaktivierbar, Isofix-Anbindungen sind für den Beifahrersitz nicht erhältlich. Der E-Pace ist mit einem einfachen Assistenzpaket mit automatischem Notbremsassistenten serienmäßig ausgestattet.
Text mit Material von SP-X.
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