Hyundai Ioniq 6 Facelift: Das ist neu bei dem sparsamen E-Auto

Der stromlinienförmige Hyundai Ioniq 6 war beim ADAC Test überaus sparsam. Doch nicht jedem gefiel die Optik. Die wurde nun überarbeitet. Alle Infos zum Facelift, ADAC Test des ersten Ioniq 6, Reichweite, Preis.
Mit Heckantrieb gut 550 km Reichweite im ADAC Test
800-Volt-Schnelllade- und Vehicle-to-Load-Technologie
April 2025: Facelift für den Hyundai Ioniq 6
Dass eine gute Aerodynamik besonders bei Elektroautos ihre Wirkung entfaltet und den Verbrauch bei höherem Tempo senkt, hat nicht nur Mercedes erkannt und den extrem aerodynamischen EQXX auf die Räder gestellt. Und auch Hyundai – wie der als sehr sparsam getestet Ioniq 6 bewiesen hat. Im April 2025 haben die Koreaner dem Elektro-Modell ein Facelift gegönnt, mit dem auch eine Ioniq 6 N Sportversion für das laufende Jahr in Aussicht gestellt wurde.
Ioniq 6 mit aerodynamischer Karosserie

Optisch war das zweite Modell der Ioniq-Baureihe bereits vor dem Facelift erheblich windschlüpfiger als der kastenförmige Ioniq 5. Spritsparende Aerodynamik hat im Elektro-Zeitalter einen neuen Stellenwert. Im Gegensatz zum Ioniq 5 mit seiner praktischen Heckklappe ein Stufenheckmodell mit 4,86 Metern Länge erinnert er formal stark an den mittlerweile eingestellten Mercedes CLS.
Zum Facelift erhält der Ioniq 6 neue Scheinwerfer und ein angepasstes Heck. Ob sich das auf den bislang hervorragenden Luftwiderstandsbeiwert auswirkt, verrät Hyundai aktuell nicht. Vor dem Facelift lag er bei 0,21.
Ermöglicht wurde er unter anderem durch die sehr flache Frontpartie, im Stoßfänger integrierte aktive Luftklappen und die optionalen digitalen Außenspiegel in schlanker Ausführung, die auch nach der Modellüberarbeitung verfügbar sind.
Zu den aerodynamischen Eigenschaften des Hyundai Ioniq 6 tragen auch der Heckspoiler und das sanft auslaufende Heck bei, das Hyundai grundlegend überarbeitet hat. Künftig verzichtet Hyundai auf den Spoiler unter der Heckscheibe und passt die Positionierung der Leuchten an.
Leichte Anpassungen beim Cockpit

Die Anpassungen des Innenraums sind zum Facelift des Ioniq 6 eher kosmetischer Natur, weshalb sich an den Platzverhältnissen und dem Raumgefühl nicht viel ändern dürfte. Bislang bewertete der ADAC den Ioniq 6 folgendermaßen: In der ersten Reihe lassen sich die Sitze für Personen bis zu einer Größe von 1,95 Meter zurückschieben. Die Kopffreiheit reicht für bis zu zwei Meter große Fahrer.
Sind die Vordersitze für 1,85 Meter große Menschen eingestellt, hätten auf den Rücksitzen theoretisch selbst 2,20 Meter große Personen Platz: Die Beinfreiheit ist dank des großen Radstands wirklich immens. Die Kopffreiheit fällt allerdings wegen der nach hinten stark abfallenden Dachlinie mau aus: Bereits 1,80 Meter große Mitfahrer nehmen Kontakt mit dem Dachhimmel auf. Hier wirkt sich die ausgezeichnete Aerodynamik negativ aus.
Das Standardvolumen des Ladeabteils beträgt 405 Liter, ein ordentlicher Wert für eine Stufenhecklimousine der Mittelklasse. Klappt man die Rücksitzlehnen um und belädt den Kofferraum bis zur Fensterunterkante (höher ist aus Sicherheitsgründen nicht empfehlenswert), lassen sich bis 760 Liter verstauen. Unter dem Kofferraumboden stehen weitere 15 Liter Volumen zur Verfügung, im Frunk unter der Fronthaube findet man nochmals rund 40 Liter Stauraum vor.
Bei Bedarf kann beim Ioniq 6 mit Heck- und mit Allradantieb ein 1500 Kilo schwerer Anhänger an den Haken. Elektroautos mit Anhängelast? Das ist noch nicht die Regel.

Innen sah der Ioniq 6 bereits vor dem Facelift sehr modern aus. Hyundai schärft hier aber nochmals nach. Eine ergonomisch gestaltete und zentral angeordnete Bedieneinheit reduziert Ablenkungen des Fahrers, und es gibt noch echte Tasten etwa für die Bedienung der Klimaanlage. Der modulare Armaturenträger integriert neben dem 12,25-Zoll-Infotainment-Display ein ebenso großes digitales Cockpit.
In der brückenartig gestalteten Mittelkonsole finden sich zahlreiche praktische und großzügige Ablagemöglichkeiten. Sie wurde zur Modellüberarbeitung angepasst und fasst nun alle wichtigen Schalter und Knöpfe im vorderen Bereich der Konsole zusammen. Auch das Lenkrad ist neu, es erhält im unteren Bereich eine Speiche.
Vorn gibt es "Relax-Sitze", die für ein Nickerchen beim Ladestopp auf Knopfdruck in eine Liegeposition surren. Nur in der teuersten Ausstattung sind die digitalen Außenspiegel, wo – wie beim Schwestermodell Genesis GV60 – Bildschirme in den Türen den rückwärtigen Verkehr zeigen. Das ist aber extrem gewöhnungsbedürftig und bringt – ähnlich wie bei den Audi-Modellen – keinen Mehrwert.
Bei den Materialien setzt Hyundai weiterhin auf eine nachhaltige und hochwertige Materialauswahl, beispielsweise auf recycelte Pigmentfarbe aus Altreifen für Verkleidungen und Bambuskohle-Pigmentfarbe für die Karosserie.
Im Innenraum verwendet Hyundai je nach Ausstattungsniveau ökologisch behandeltes Leder und recyceltes PET-Gewebe für die Sitze, eine Bio-Kautschuk-Mischung für das Armaturenbrett, Bio-PET-Gewebe für den Dachhimmel, Bio-Lack aus Pflanzenölen für die Türverkleidungen und recycelte Fischernetze für den Teppich.
Aus Sicht der ADAC Testingenieure fiel die Materialqualität des Vorfacelifts im Innenraum nicht nur in Anbetracht des stattlichen Kaufpreises mäßig aus, auch im Vergleich zum gleich teuren Ioniq 5 schneidet der 6er hier schlechter ab. So findet man fast ausschließlich harten und kratzempfindlichen Kunststoff vor, lediglich auf der Oberseite des Armaturenbretts können die Fingerkuppen eine weiche Schäumung ertasten.
Bildergalerie: Der Ioniq 6 im Detail

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Elektroauto mit 800-V-Technik
Bei all den Aerodynamikmaßnahmen ist es folgerichtig, dass der glatt geschliffene Ioniq 6 mit der Energie sparsam umgeht. Schließlich haben die Koreaner schon mit dem mittlerweile eingestellten Ioniq und dem Kona Elektro bewiesen, dass sie sehr sparsame E-Autos bauen können.
Für den zunächst vom ADAC getesteten Heckantriebs-Ioniq 6 vor dem Facelift mit 18-Zoll-Felgen und einer Leistung von 168 kW verspricht Hyundai einen WLTP-Verbrauch von 14,3 kWh/100 km. Und tatsächlich kommt der Kandidat beinahe auf diesen Wert. Ermittelt wurde ein durchschnittlicher Stromverbrauch von 15,5 kWh pro 100 Kilometer inklusive Ladeverlusten, sparsamer war bislang kein E-Auto im ADAC Ecotest nach aktuellem Messverfahren!
Der ebenfalls getestete 239-kW-Allradler soll laut Hyundai mit 15,1 kWh/100 km auskommen, im ADAC Ecotest ermittelten die Ingenieure einen Wert von 18,2 kWh pro 100 Kilometer inklusive Ladeverlusten. Mit seiner 77-kWh-Batterie kann der Heckgetriebene-Ioniq 6 daher rund 555 Kilometer und sein Allrad-Bruder 465 Kilometer weit bis zum nächsten Ladestopp fahren. Wem eine möglichst hohe Reichweite wichtig ist, sollte daher auf Allradantrieb verzichten.
Das Nachladen auf der Langstrecke fällt an entsprechend munitionierten DC-Schnellladesäulen kurz aus: Wie schon Ioniq 5 und Kia EV6 verfügt auch der Ioniq 6 über 800-Volt-Technik, die kurze Ladezeiten ermöglicht. In beiden ADAC Tests des Hyundai-Sechsers waren Ladeleistungen bis knapp 236 kW möglich. So kann in rund 20 Minuten Strom für mehr als 400 und beim Allradler für 355 Kilometer Fahrt gezapft werden.
Video: Ioniq 6 im ADAC (vor Facelift)
Mit der Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) können Ioniq-6-Fahrer beliebige elektrische Geräte aufladen – ideal für die Stromversorgung beim Camping, bei Outdoor-Projekten oder bei Stromausfällen. Dafür stehen insgesamt zwei Steckdosen zur Verfügung, eine davon außen am Fahrzeug in der Ladeklappe (Adapter als Zubehör) und eine im Interieur unterhalb der Rückbank, um Notebooks, Handys und andere Geräte aufzuladen. Die Funktion ist sowohl nutzbar, wenn das Fahrzeug steht, als auch wenn es fährt.
Ioniq 6: Sehr gute Fahrleistungen

In der Heckantriebsvariante mit großer Batterie leistet der Motor an der Hinterachse bis zu 168 kW/229 PS und liefert ein maximales Drehmoment von 350 Nm. Schon die Zwischenspurts zeigen, dass der Stromer damit mehr als ausreichend motorisiert ist. Von 60 auf 100 km/h geht es in 3,6 Sekunden, von 80 auf 120 km/h in 4,7 Sekunden. Hyundai verspricht für den Sprint von 0 auf 100 km/h 7,4 Sekunden, erst bei vergleichsweise flotten 185 km/h wird abgeregelt.
In der Allradantriebsvariante mit dem großen Akku leisten die beiden Motoren an der Vorder- und Hinterachse zusammen bis zu 239 kW/325 PS und liefern ein maximales Drehmoment von mächtigen 605 Nm. Auch hier gilt der Satz von der mehr als ausreichenden Motorisierung. Von 60 auf 100 km/h geht es in 2,8 Sekunden, von 80 auf 120 km/h in 3,6 Sekunden. Den Sprint von 0 auf 100 km/h soll der Allradler in 5,1 Sekunden schaffen, Schluss ist ebenso bei 185 km/h.
Das Fahrwerk des Ioniq 6 ist dabei insgesamt gut abgestimmt, straff, aber nicht unkomfortabel. Die Rekuperation lässt sich per Wahlhebel links und rechts am Lenkrad je nach Gusto und Fahrsituation in Stufen einstellen. Läuft das Auto auf ein langsames Auto auf, bremst es vorausschauend ab und trägt damit zum sparsamen Einsatz der Energie bei.
Der Elektrowagen liegt in beiden Versionen sehr souverän auf der Straße und lässt sich weder von engen Kurven, noch von schnellen Lenkmanövern aus dem Konzept bringen. Beim ADAC Ausweichtest zeigt sich der Koreaner agil, man spürt den niedrigen Schwerpunkt. Insgesamt ergibt sich ein sicheres Fahrverhalten mit wenig Untersteuern, das nur bei deutlich zu hoher Geschwindigkeit auftritt. Der Geradeauslauf ist einwandfrei, der vergleichsweise lange Radstand dabei hilfreich.
Die Bremsen fühlen sich nicht zu künstlich an, und an die etwas gefühllose, aber leichtgängige Lenkung hat man sich schnell gewöhnt.
Preise: Vor dem Facelift ab 43.900 Euro
Der Hyundai Ioniq 6 startete vor dem Facelift in der Basisversion mit 53-kWh-Batterie und 111 kW/151 PS Leistung zu Preisen ab 43.900 Euro. Nach der Modellüberarbeitung dürfte der Preis etwas anziehen. Allerdings fehlen in der Basis wichtige Features wie die Wärmepumpe, der aktive Totwinkelassistent, der Querverkehrswarner hinten mit Notbremsfunktion, der Ausstiegswarner und der elektrisch einstellbare Fahrersitz.
Dafür gewährt Hyundai Motor Deutschland jedem Ioniq 6 eine Fahrzeuggarantie von acht Jahren ohne Kilometerbegrenzung, acht Jahre Mobilitätsgarantie und fünf Sicherheits-Checks in den ersten fünf Jahren. Für die Hochvoltbatterie gilt eine Garantie von acht Jahren oder bis zu 160.000 Kilometern.
Lesen Sie hier den ausführlichen Test des Hyundai Ioniq 6 mit Uniq-Paket 2WD als PDF
Lesen Sie hier den ausführlichen Test des Hyundai Ioniq 6 mit Uniq-Paket 4WD als PDF
Ioniq 6: Technische Daten und Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | Hyundai IONIQ 6 (77,4 kWh) UNIQ-Paket 2WD (ab 12/22) | Hyundai IONIQ 6 (77,4 kWh) UNIQ-Paket 4WD (ab 12/22) |
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Motorart | Elektro | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 168 | 239 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 229 | 325 |
Drehmoment (Systemleistung) | 350 Nm | 605 Nm |
Antriebsart | Hinterrad | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 7,4 s | 5,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 185 km/h | 185 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 614 km | 583 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 14,3 kWh/100 km | 15,1 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 77,4 | 77,4 |
Ladeleistung (kW) | AC:2,3-11,0 DC:50,0-240,0 | AC:2,3-11,0 DC:50,0-240,0 |
Kofferraumvolumen normal | 401 l | 401 l |
Leergewicht (EU) | 1.985 kg | 2.095 kg |
Zuladung | 425 kg | 425 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.500 kg | 1.500 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 5 Jahre | 5 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.855 mm x 1.880 mm x 1.495 mm | 4.855 mm x 1.880 mm x 1.495 mm |
Grundpreis | 60.200 Euro | 64.200 Euro |
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