Hyundai i20 im Test: Klein, praktisch, aber mit einem unerklärlichen Manko
Veraltet oder unverändert gut: Die Koreaner haben ihren vier Jahre alten Hyundai i20 nur sehr zaghaft angepasst. Hält der schnittige Kleinwagen trotzdem noch mit VW Polo, Peugeot 208 und Opel Corsa mit? Der ADAC Test hat die Antwort.
Basispreis ab 19.900 Euro für die 79-PS-Version
Auch mit 48-Volt-Hybridtechnik zu haben
Viele Assistenzsysteme, doch mangelhaft umgesetzt
Gerade kleinere Autos stehen nicht unbedingt im Verdacht, für Design-Highlights verantwortlich zu sein. Zu oft führen Praktikabilität und Kosteneffizienz den Bleistift. Doch beim Hyundai i20 der dritten Generation ist das anders: Das Heck des Kleinwagens kommt mit einem durchgehenden Leuchtenband sehr eigenständig daher, und vorn geht es schnittig und angriffslustig zu.
Von seinem mittlerweile eingestellten Konzernbruder Kia Rio hebt sich der i20 deutlich ab, und im Vergleich zum VW Polo sieht der Koreaner allemal wie das spannendere Fahrzeug aus.
Dass sich mit dem aktuellen Facelift also nicht viel an der Optik geändert hat, ist nicht weiter verwunderlich. Dass auch die technischen Neuerungen an einem der meistverkauften Hyundai-Modelle in Europa auf einen Bierdeckel passen, ist da schon eher überraschend. Der ADAC Test soll zeigen, ob der Kleinwagen 2024 noch mithalten kann.
Hyundai i20: Optisch nur leicht verändert
Neben etwas schmaleren Leuchten läuft nun vor allem die Front, die weiter als Gitter gestaltet ist, spitzer zu. Das H-Logo wandert dadurch von der Niere auf das Frontblech. Das Heck ist in seiner Gestaltung nahezu unverändert, allerdings gibt es den i20 nun mit neuer dynamischer Lichtsignatur. Ein Highlight bleibt der Tankdeckel, der von den umlaufenden Rückleuchten eingerahmt wird. Ein ziemlich einzigartiges Detail.
An den Abmessungen ändert sich ebenfalls nichts: 4,10 Meter Gesamtlänge verleihen dem Koreaner typische Kleinwagen-Proportionen à la Škoda Fabia, Renault Clio und Opel Corsa. Das erleichtert naturgemäß den Überblick vor allem über das Verkehrsgeschehen vorn, hinten raus ist die Sicht wegen der breiten Dachsäulen allerdings nur mittelmäßig.
Auf den vorderen Sitzplätzen ist das Platzangebot für ein Fahrzeug dieser Klasse top, auch Personen über 1,95 Meter Körpergröße haben es bequem. Auf der Rückbank geht es enger, aber für einen Kleinwagen immer noch überraschend geräumig zu. Im Kofferraum haben 315 Liter (dachhoch) oder fünf handelsübliche Getränkekisten Platz.
Innenraum: Leicht angestaubt
Zur Einführung der dritten Generation machte vor allem das Infotainment einen merklichen Satz: Das 10,25 Zoll große Display (Kombiinstrument) nebst 8-Zoll-Zentraltouchscreen und eine Smartphone-Anbindung via Android Auto und Apple CarPlay gibt es nun sogar in Serie, die Einstiegsversion erfährt dadurch ein merkliches Upgrade. Smartphones lassen sich kabellos laden, "Live Services" informieren über freie Parkplätze oder das Wetter. Gerade für einen Kleinwagen ist diese Serienausstattung erfreulich üppig.
Mit dem Facelift hat sich am Innenraum äußerst wenig geändert. Dafür klappt's mit der Bedienung auch noch weitgehend problemlos und intuitiv, was vor allem daran liegt, dass etwa zur Klimasteuerung noch viele haptische Tasten zur Verfügung stehen. Der Touchscreen-Steuerung merkt man allerdings die Jahre an, oft reagiert das System auf Befehle verzögert, und grafisch sind die Menüs wahrlich keine Pracht.
Da hilft auch nicht, dass das Display ziemlich weit vom Fahrer oder der Fahrerin entfernt ist, für die oft (zu) langen Menütexte muss man die Augen öfter mal zusammenkneifen. Größere und intuitivere Icons wie etwa im Fiat 500 wären eine Hilfe.
Motoren Hyundai i20: Gar nicht sportlich
In Sachen Motorisierung gibt sich der i20 weiter eher bodenständig denn allzu sportiv. Los geht es mit dem 1,2-Vierzylinder, der auf 58 kW/79 PS kommt. An der Spitze des Motorenprogramms steht ein 1.0-T-GDI-Benzin-Direkteinspritzer, der in zwei Leistungsstufen mit 74 kW/100 PS und 88 kW/120 PS angeboten wird.
Beide Motoren gibt es mit 48-Volt-Mildhybridsystem, das Sprit (etwa 0,1 Liter auf 100 km) sparen und spontaneres Anfahren ermöglichen soll. Gerade für regelmäßigen Betrieb in der Stadt ist dieses Set-up eine gute Option, aber auch auf der Autobahn macht es dank Segelfunktion eine gute Figur. Beide Mildhybriden sind wahlweise mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe oder Sechsgang-Getriebe mit elektronischer Kupplung erhältlich.
Vom sportlichen i20 N fehlt im Sortiment seit dem Facelift noch jede Spur. Der Konkurrent des Polo GTI hatte aber ohnehin schon das veränderte Design des nun neuen regulären i20 und steht unverändert zur Verfügung. An den Motoren und der Ausstattung hat sich allerdings nichts getan.
Im Test: Hyundai i20 1.0 T-GDI Trend
Im ausführlichen ADAC Test musste sich der 1.0 T-GDI in der Trendausstattung und mit Handschaltung beweisen, allerdings ohne die Mildhybridisierung, die für diesen Motor auch verfügbar wäre.
Besonders, da Handschaltungen mehr und mehr zur Rarität werden, ist es erfreulich, dass sich das manuelle Sechsgang-Getriebe außerordentlich gut bedienen lässt. Kupplungspedal und Schaltung reagieren direkt, beim Gangwechsel hakt und ruckelt nichts, und so bewegt man sich flüssig durch Stop-and-go von Autobahn und Stadtverkehr.
Wer sich nach flottem Fahrgefühl sehnt, findet im i20 allerdings keine Erfüllung. Zwar brummt der Motor auf hohen Touren, als freue er sich auf die 24 Stunden von Le Mans, der Zwischenspurt von 15 auf 30 km/h dauert dann allerdings bummelige 3,0 Sekunden – selbst im Stadtverkehr fühlt sich das oft träge an. Für den Alltag ausreichend ist das natürlich allemal, das Motto "Rightsizing" wurde konsequent befolgt.
Ansonsten präsentiert sich der Kleinwagen beim Fahrverhalten stets sicher und agil. Trotz leichter Tendenz zum Übersteuern kommt der i20 im ADAC Ausweichtest absolut sicher durch die Parcours.
Im ADAC Ecotest schlägt sich das Fahrzeug ordentlich: 5,6 Liter auf 100 Kilometer sind für einen Kleinwagen sehr solide, und auch die Schadstoffreinigung arbeitet zufriedenstellend. In der Endabrechnung reicht es zu vier von fünf Sternen.
Hier finden Sie den ausführlichen Testbericht des Hyundai i20 mit umfangreichen Bewertungen in allen Kategorien.
Hilfe, ein Assistenzsystem
Eigentlich ist das Facelift, bezogen auf die verfügbaren Assistenzsysteme, ein Gewinn: denn durch den Wegfall der Ausstattungsvariante "Pure" sind nun in der Basis deutlich mehr Systeme verbaut, darunter eine Einparkhilfe hinten mit Rückfahrkamera. Bei "Trend", der Ausstattung des Testwagens, sind ein kamerabasierter Notbremsassistent mit Kollisionswarnung, Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer, Verkehrszeichenerkennung sowie ein Müdigkeitswarner dabei.
Seit Juli 2024 für Neuwagen verpflichtend ist ein intelligenter Geschwindigkeitsassistent (ISA). Er weist Fahrerinnen und Fahrer auf das geltende Tempolimit hin und gibt eine visuelle und/oder akustische Warnung zum Besten, sollte man zu schnell unterwegs sein. Wie Hyundai den ISA im neuen i20 implementiert hat, ist allerdings in vielerlei Hinsicht ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte.
Da wäre zum einen die hohe Sensibilität der Geschwindigkeitswarnung. Denn es piept und blinkt schon, wenn das Limit zum Beispiel im fließenden Stadtverkehr minimal überschritten wird. Man selbst kann keinen Toleranzbereich einstellen, die Warnung ist daher lästig und nicht hilfreich, weil sie nicht praxisnah funktioniert.
Andere Hersteller – und sogar andere Hyundai-Modelle – erlauben die temporäre Deaktivierung zumindest der akustischen Warnung. Beim i20 schaltet man damit aber zwangsläufig auch die Verkehrszeichenerkennung mit aus, es wird nun also gar kein geltendes Limit mehr angezeigt. Diese unsinnige Kopplung untergräbt die eigentlich äußerst sinnvolle Funktion des ISA vollends.
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Preis: Nicht niedrig, aber gerechtfertigt
Auf den ersten Blick macht der i20 bei den Kosten einen kräftigen Satz: War die Einstiegsversion 2020 noch für 14.400 Euro zu haben, beginnt die Preisliste nun bei 19.900 Euro. Doch zum einen ist das Preisgefüge von heute nicht mehr mit dem von vor vier Jahren vergleichbar, Hyundai lässt auch seinem schnittigen Kleinwagen die generelle Teuerung angedeihen.
Zum anderen ist das Einstiegsmodell nun viel besser ausgestattet. Die spartanische Basisversion "Pure", für die Hyundai nicht einmal eine Klimaanlage vorsah, gibt es nicht mehr. Nun erhält man mit "Select" sogar schon eine Einparkhilfe hinten mit Kameraunterstützung. Es lohnt sich aber, die Varianten und Pakete genau zu studieren, LED-Leuchten und Abstandswarner für die Front sind nämlich erst für einen Aufpreis erhältlich.
Hyundai i20: Technische Daten
Technische Daten (Herstellerangaben) | Hyundai i20 1.2 Select (ab 05/24) | Hyundai i20 1.0 T-GDI Trend (ab 05/24) | Hyundai i20 1.0 T-GDI 48V-Hybrid Trend DCT (ab 05/24) |
---|---|---|---|
Motorart | Otto | Otto | Otto (Mild-Hybrid) |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.197 ccm | 998 ccm | 998 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 58 | 74 | 74 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 79 | 100 | 100 |
Drehmoment (Systemleistung) | 113 Nm | 172 Nm | 200 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 6.000 U/min | 6.000 U/min | 6.000 U/min |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 13,7 s | 11,1 s | 12,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 166 km/h | 183 km/h | 182 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 120 g/km | 117 g/km | 120 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 5,3 l/100 km | 5,1 l/100 km | 5,3 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 352 l | 352 l | 352 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.165 l | 1.165 l | 1.165 l |
Leergewicht (EU) | 1.088 kg | 1.140 kg | 1.190 kg |
Zuladung | 472 kg | 470 kg | 450 kg |
Anhängelast ungebremst | 450 kg | 450 kg | 450 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 610 kg | 910 kg | 910 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 5 Jahre | 5 Jahre | 5 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.065 mm x 1.775 mm x 1.450 mm | 4.065 mm x 1.775 mm x 1.450 mm | 4.065 mm x 1.775 mm x 1.450 mm |
Grundpreis | 19.900 Euro | 22.900 Euro | 24.700 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Hyundai i20 1.0 T-GDI Trend |
---|---|
Überholvorgang 60 – 100 km/h | 6,4 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 36,7 m |
Wendekreis | 11,1 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 5,6 l Super/100 km, 152 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** |
Reichweite | 710 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 69,6 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1140/ 470 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 255 / 645 / 1055 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Hyundai i20 1.0 T-GDI Trend (10/23 - 05/24) |
---|---|
Karosserie/Kofferraum | 3,2 |
Innenraum | 2,6 |
Komfort | 3,3 |
Motor/Antrieb | 2,7 |
Fahreigenschaften | 2,6 |
Sicherheit | 3,1 |
Umwelt/EcoTest | 2,1 |
Gesamtnote | 2,7 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
Tests der Vor-Facelift-Modelle
Natürlich können auch die Fahrzeuge der vorherigen Modellgeneration beim Händler stehen oder als junge Gebrauchte eine Option sein. Zwei davon hat der ADAC schon getestet:
Lesen Sie hier den ausführlichen Testbericht des Hyundai i20 1.0 T-GDI 48V Hybrid Trend DCT als PDF.
Lesen Sie hier den ausführlichen Testbericht des Hyundai i20 1.0 T-GDI 48V-Hybrid N Line iMT als PDF.
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